Abenteuer Baltikum [Buch]

Abenteuer Baltikum Mein Lauf 2000km an der Ostseeküste - Guido Lange

Mehrfach gelesen:

Nein

Autor(in):

Guido Lange

Titel:

  • Abenteuer Baltikum – Mein Lauf 2.000km an der Ostseeküste (185 Seiten – Print Ausgabe lt. Amazon, ich hatte zur Rezension ein PDF Exemplar mit 148 Seiten)

Gelesenes Format:

Pdf Rezensionsexemplar

Rezension und Inhalt:

“Denn ich bin ja eigentlich Ingenieur, auch wenn ich nach fünf Jahren Studium nur acht Tage in diesem Beruf gearbeitet habe.”

In dem Buch geht es anders als zum Beispiel in meiner Langstreckenwanderung auf dem PCT nicht um das Hiken, sondern um das Laufen (ist die deutsche Sprache an der Stelle nicht herrlich ungenau, Laufen kann sowohl gehen als eben auch schneller fortbewegen im Sinne von Rennen bedeuten, letzteres ist aber eher für kurze Strecken gedacht). Der Autor hat in den letzten Jahren 22.000km zurückgelegt.

Auf dem PCT gab es sehr wenige Läufer, sondern fast nur Wanderer. Wenn dann aber ausnahmsweise mal einer vorbei kam, war ich immer ein wenig neidisch. Oft werden das einfach Leute gewesen sein, die eine kurze Etappe zurückgelegt haben aber rein logistisch hat Laufen auch Vorteile. Man hat weniger Essen / Trinken dabei und somit muss man weniger Gewicht schleppen.

“Wenn du ein Reiseziel hast, dann kann das Fernweh so richtig groß werden.”

Man hat öfter ein Bett, weil man einfach schneller voran kommt. Gerade wenn man in dünn besiedelten Gebieten unterwegs ist. Wenn man im Bett schlafen kann, braucht man auch kein Zelt und keine Matratze und der Rucksack wird wieder erheblich leichter. Aber zurück zu diesem Buch: Ich kann die Motivation für das Laufen also eher aus logistischen Gründen nachvollziehen. 😉

Im Buch geht es ganz konkret um einen 2000km langen lauf an der Ostsee entlang. Dabei ging es dem Autor nicht nur darum zu laufen, sondern auch Menschen kennenzulernen (nur zum Vergleich, er hat in 107 Tagen ca. 2000km laufend zurückgelegt), Wanderer schaffen mindestens die gleiche Distanz in der Zeit, eher mehr (beim Wandern sind selbst mit +/-1000 Höhenmetern pro Tag über 30km pro Tag drin).

“Ich hatte es getan. Erst hatte ich es beschlossen, dann geplant und dann hatte ich meine Reise begonnen. Das war eigentlich sehr einfach und doch irgendwie sensationell.”

Es ging nicht darum neue Rekorde aufzustellen. Das ist auch gut so, denn somit bleibt mehr Zeit für das Erlebnis.

Mir kam beim Lesen mir einiges bekannt vor. Die Planung eines derartigen Unterfangens, die Abstimmung mit dem Arbeitgeber usw.

Das Buch liest sich besonders anfangs flüssig weg. Da geht es um den Lauf an sich, der Teil beginnt detailliert für den ersten Teil der Strecke, der weitere Verlauf wird dann aber sehr flott abgehandelt. Nebenher geht es auch etwas um Gesundheit und Essen.

Gut gelungen sind die vielen Fotos über das ganze Buch verteilt. Das ist oft nicht so, vermutlich aus Kostengründen befinden sich die Fotos oft am Ende.

Insgesamt ist der Textteil auch aufgrund der vielen Fotos überschaubarer als in anderen Reisebüchern. Ich finde es aber so ganz gut, in ein Reisebuch gehören meiner Meinung nach auch eine Reihe Fotos und das sollten schon mehr als 10 oder 20 sein.

“Aus einem Weg wurde eine Treckerspur, dann ein einspuriger Trampelpfad, dann ein Wildwechsel und dann einfach nichts mehr.”

Nach dem ersten Teil geht der Autor auf einzelne Aspekte ein: Faszination des Laufens, gesundheitliche Auswirkungen und Dehnübungen, das Essen in den einzelnen Ländern, die verschiedenen Untergründe und Wegtypen beim Laufen. Das geht manchmal so tief, dass es weniger der Unterhaltung dient, als primär jemanden, der den Lauf selber machen möchte.

Ab der Mitte geht es dann um Menschen und Kulturen. Das ist neben dem Anfang aus meiner Sicht der interessantere Teil des Buches.

Wie sich zeigt, unterscheidet sich ein PCT Hike, die Wanderung an der Ostsee entlang oder andere Varianten davon nicht so großartig. Ein wesentlicher Unterschied bei dieser Reise ist allerdings, dass sie nicht von vielen gemacht wird, während z.B. auf dem PCT jedes Jahr tausende wandern.

Fazit:

Aufgrund der überschaubaren Dicke und der vielen Fotos habe ich das Buch als kurzweilige Reiselektüre empfunden. Das Buch bewegt sich zwischen Unterhaltung und Ideen Tipps wie man selbst so eine Reise angehen kann.

Gerade im ersten Teil legt das Buch nach der Einleitung eher den Fokus auf Planung und Tipps, der zweite Teil dient eher der Unterhaltung.

Die Aufteilung in die Kapitel finde ich gewöhnungsbedürftig. Ich fand das Buch dadurch ziemlich sprunghaft. Das liegt auch daran, dass manche Themen in mehreren Kapiteln vorkommen, manchmal angerissen, manchmal tiefer behandelt. Durch die Inhaltliche Trennung nach verschiedenen Themen ergibt sich auch nicht das Gefühl einer durchgängigen Reise. Man ist quasi am Anfang schon mal angekommen und bewegt sich dann entlang der Kapitel immer wieder sprunghaft bis zum Ziel.

Es zeigt sich wieder was eh schon klar war. Wenn einer eine Reise macht, dann kann er was erleben. Zwei bis drei Wochen Urlaub reichen dafür definitiv nicht. Um wirklich etwas zu erleben, muss man schon mehr aus seinem Alltag ausbrechen.

Das trauen sich nach wie vor die wenigsten Menschen (gut, man muss es sich auch erlauben können). Am besten macht man derartige Reisen, wenn man noch gesund ist, und in der Lage die Strapazen auf sich zu nehmen und das ist eben nicht erst im Rentenalter, weil man es dann eben oft nicht mehr will oder kann. Ich kann also jedem nur empfehlen, lest Bücher wie dieses und macht dann selbst solche Reisen. Ob nun diese oder eine andere.

Bewertung:

4 out of 5 stars 4/5

Vergleichbare Bücher / Serien:

Verwandte Bücher / Serien:

Offene Fragen / Ideen / Diskussionsstoff (Spoilerwarnung):

  • Wie ist denn die Ostseezeitung auf den Autor aufmerksam geworden? Ein Interview wird zumindest nicht erwähnt. Später macht es den Eindruck, als wenn der Autor in jedem Land versucht hat seine Geschichte bei Zeitungen zu platzieren. Was war die Motivation dafür?

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Wasteland [Serie]

Wasteland 1 Tag des Neubeginns - Emily Bähr  Wasteland 2 Zeit der Rebellion - Emily Bahr  Wasteland 3 Moment der Entscheidung - Emily Bähr

Mehrfach gelesen:

Nein

Autor(in):

Emily Bähr

Teile der Serie:

  • Wasteland 1 – Tag des Neubeginns (383 Seiten)
  • Wasteland 2 – Zeit der Rebellion (393 Seiten)
  • Wasteland 3 – Moment der Entscheidung (412 Seiten)

Gelesenes Format:

eBook

Rezension und Inhalt:

Band 1:

Das klingt überraschend versöhnlich. Zumindest glaube ich, dass ich, wenn er wirklich ein Problem mit meinem Vorschlag hätte, schon längst tot wäre.

Lys lebt in einer Welt, die Endzeitfilmen wie Mad Max gleicht. Es gibt sogenannte Zombies, das sind Menschen, die von einem Virus infiziert wurden und noch noch primitiven Trieben nachgehen. D.h. sie greifen andere Menschen an und fressen sie, wenn sie können. Wenn man ihnen entkommt und angesteckt wird, dann ist die Chance selbst zum Zombie zu werden sehr hoch. Nachdem ihre Mutter vor einigen Jahren bei einem Schrottsammeleinsatz getötet wurde, hat Lys die schützende Stadt daher nicht mehr verlassen.

Der Einzige, dem ich heute Nacht wohlgesonnen bin, ist J.S., weil er einfach eine so wundervolle Konstante in meinem Leben bildet. Er ist vielleicht nur am Saufen, ungeduldig und macht ständig irgendwelchen selbstmörderischen Mist, aber wenn man das erst mal weiß, kann man sich diesbezüglich eigentlich immer auf ihn verlassen.

Nun bleibt ihr aber nichts anderes mehr übrig, da auch ihr Vater verletzt ist und die Vorräte zur Neige gehen. Als sie nach dem Sammeleinsatz zurückkehrt ist die Stadt von Zombies überrannt worden. Sie ist allein und ohne Schutz in einer sehr feindlichen Welt.

Anfangs ist die Schreibweise etwas gewöhnungsbedürftig. Die Sätze sind teilweise lang und verschachtelt. Das findet man in der Art in nicht oft – zumindest nicht in den Unterhaltungsbüchern, die ich lese. Nach kurzer Zeit ist das aber vorbei.

Danach überzeugt die Geschichte vor allem durch schrullige Charaktere. Die anfangs “behütete” Lys, soweit man das in der Welt sagen kann, der Säufer, der Söldner, der Kopfgeldjäger und die Spengstoffexpertin, mit rauer Schale.

Die Handlung ist spannend und am Ende geht alles den Bach runter. Cliffhanger ist schon fast eine übertriebene Bezeichnung. Ich kann also nicht empfehlen nur Band 1 zu lesen.

Band 2:

Leute, die Zeit haben, sich so viele Gedanken über ihre Sprache zu machen, nutzen sie eindeutig nicht für wichtigere Dinge.

Lys wurde bei der Sabotageaktion im Labor gefangen genommen und wird nun als politische Gefangene behandelt, was nichts anderes bedeutet als Folter (übrigens fast das ganze Buch lang). Sie weiß nicht, ob ihre ehemaligen Kameraden noch leben.

Wer sollte sie jetzt noch retten und wo ist sie überhaupt?

Der Einstieg ist interessant und sehr kreativ. Die Charaktere stellen sich am Anfang des Buches alle selber vor und einige davon sind mutmaßlich gestorben. Das ist auf jeden Fall eine sehr interessante Rückblende, die stark von etwas langatmigen Widerholen abweicht, die es oft am Anfang von Büchern gibt.

»Ich mache euch vieren ein Angebot.« Aus Erfahrung weiß ich, dass Dinge, die mit diesen Worten anfangen, nie auf etwas Gutes hinauslaufen.

Die Folter finde ich mal wieder (das scheint bei Dystopien unterdessen gängig zu sein) ziemlich heftig und das Buch disqualifiziert sich damit als Jugendbuch. Was ich bei derartigen Folterbeschreibungen auch immer etwas seltsam finde, dass die Autoren nachher so tun, als wenn solche Erlebnisse mehr oder weniger spurlos an den Charakteren vorbei geht. Ich denke, dass die meisten Menschen danach bleibende Schäden hätten, ob nun körperlich oder salisch und mehr oder weniger ein Wrack sind.

Im krassen Gegensatz zu den schon ziemlich heftigen Foltermethoden steht der Humor und die schrulligen Charaktere. Das Team erinnert mich an den Film Suicide Squad.

Im Gegensatz zum ersten Teil, der ausschließlich aus Lys Perspektive geschrieben ist, wechselt sie Perspektive im zweiten Teil öfter hin und her. Z ist geradezu ein Quell der Glückseligkeit – also nicht.

Band 3:

Wenn wir behaupten, ›seit wir Christen sind, haben wir nie mehr Unrecht getan‹, entfernen wir uns nicht nur von der Wahrheit, sondern auch von Gott.«

Lys wurde von ihrer Truppe aus der Raumstation befreit, die sie bei der Gelegenheit auch gleich gesprengt haben. Aber das eigentliche Problem – die Invasion der Welt durch die Zombies – besteht nach wie vor.

Können die Rebellen etwas gegen die mit High Tech ausgerüsteten Pangäaner ausrichten?

Die Geschichte im letzten Teil ist mir teilweise zu vorhersehbar. Das Finale ist auch sehr schnell vorbei. Da fragt man sich wieso die Vorbereitung auf diesen Kampf überhaupt so lange gedauert hat.

Normalerweise dauert es immer ein paar Tage, bis er Leute so sehr hasst, dass er offen zugibt sie umbringen zu wollen, ohne einen für die Allgemeinheit nachvollziehbaren Grund zu haben.

Davon ab gibt es mehr vom gleichen. Die Bunte Truppe ist nach wie vor witzig und verrückt. Auch im dritten Teil wechselt die Perspektive regelmäßig.

Das Ende ist recht abrupt. Wer also auf eher lange Enden steht, wird nicht bedient.

Fazit:

Gelungene Endzeitserie, die besonders durch ihre skurrilen Charaktere auffällt. Die Kommentare Sprüche und Aktionen sind immer wieder witzig.

Den letzten Teil fand ich nicht ganz so stark oder auch schlicht zu kurz.

Aus meiner Sicht ist die Serie aufgrund der Folterdarstellung nur bedingt für jugendliche geeignet.

Bewertung:

4 out of 5 stars 4/5

Vergleichbare Bücher / Serien:

Verwandte Bücher / Serien:

Offene Fragen / Ideen / Diskussionsstoff (Spoilerwarnung):

    • Wieso sollte Frank Calvin gehen lassen, wenn der doch angeblich sein Druckmittel ist.
    • Wie ist Z entkommen, wenn Lys neben ihm lag und wieso wurde nur Lys mitgenommen?
    • Sie sind gegen Gewalt, aber züchten Zombies und wollen damit die Welt überrennen?
    • Die Regierung stellt Leute für ihre Raumstation ein und die halten sich danach direkt bei den Rebellen auf und treten dort sogar in offenen frei zugänglichen Runden als Pokerspieler auf? Werden die Leute nicht überprüft?
    • Im zweiten Teil steht, dass der Erdkern auskühlt. Im dritten Teil wird erwähnt, dass der Kern sich aufheizt. Das sollte einem als Autor schon auffallen, spätestens aber beim Korrekturlesen.
    • Wie soll Cain Lys “lieben” nach dem was er gemacht hat. So schräg kann man doch überhaupt nicht drauf sein.
    • Wieso kommt nicht schon eher jemand auf die Idee Regan bzgl. der Probleme von Z zu befragen? Das ist doch absolut naheliegend.
    • Die Auslieferung von Lys ergibt keinerlei Sinn. Warum sollte das den Krieg stoppen? Warum sollte der Kanzler daran interessiert sein Lys in die Finger zu bekommen?
    • Eine Maschine, die perfekt sein soll, mit dem Kern eines Menschen. Das ist ein Widerspruch in sich, wenn gerade die Art wie Menschen Denken das Problem ist. Davon mal abgesehen? Was ist überhaupt perfekt? Emotionslos? Ohne Antrieb? Ohne Neid? Ohne Neugier?
    • Landesweite Vernetzung? Klar, kein Problem. Es hat Krieg gegeben, die Zivilisation ist seit Jahrhunderten ausgelöscht aber Hauptsache eine Maschine ist landesweit vernetzt. Mit was auch immer die Vernetzung erfolgen soll, wenn keine Infrastruktur mehr vorhanden ist. Hört sich zumindest toll an, auch wenn es wenig Sinn ergibt.
    • “Der Puls der Granate muss sämtliche Festplatten im Raum radikal formatiert haben” – kein Kommentar. Das beste an der Beschreibung ist, dass nach dem EMP puls “Festplatten” formatiert wurden, aber die Server normal laufen. Vielleicht sollte die Autorin recherchieren welche Effekte ein EMP hat. Bei den Festplatten wäre ggf. die Elektronik zerstört, die Daten aber noch vorhanden. Die Computer wären nach einem EMP wahrscheinlich dauerhaft zerstört, die würden definitiv nicht mehr laufen. Das ist genau der Sinn eines EMP. Festplatten löscht man mit Magnetismus. Formatieren wiederum löscht in der Regel nur das Inhaltsverzeichnis, während die Daten noch vorhanden sind. Das hat aber mit einem EMP überhaupt nichts zu tun.

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Wächter der Magie [Serie]

Wächter der Magie Der Weiße Stein Lara Lorenz  Wächter der Magie Der Blaue Stein - Lara Lorenz  

Mehrfach gelesen:

Nein

Autor(in):

Lara Lorenz

Teile der Serie:

  • Wächter der Magie 1 – Der weiße Stein (481 Seiten)
  • Wächter der Magie 2 – Der blaue Stein (610 Seiten)

Gelesenes Format:

eBook

Rezension und Inhalt:

Band 1:

Mein Taschengeld ist gut angelegt und vermehrt sich kräftig, ich habe ein Händchen für sichere und gewinnbringende Anlagen. Brüste wären mir zwar lieber, aber auf lange Sicht sollte ich mich wohl nicht beklagen.

Mel lebt bei ihren Adoptiveltern. Sie ist zynisch, etwas arrogant und intelligent. So ist so schlau und fleißig, dass sie sogar Schulklassen übersprungen hat.

Ihre Eltern eröffnen ihr, dass Sie einen neuen Job haben, bei dem sie rund um die Welt reisen werden, die beiden sind Ärzte. Mel wird vor vollendete Tatsachen gestellt.

Mel hat nur noch ein Jahr bis zu ihrem Schulabschluss und beschließt zu Ihrem Opa zu ziehen, um den Schulabschluss machen zu können.

Als ob meine einmalige Haarpracht etwas daran ändern könnte, dass mein Exfreund der größte Armleuchter im Sonnensystem ist! Ach, was sag ich, in der ganzen verdammten Galaxie! Und mich ausgetrickst hat, damit ich ihm ein paar Eier lege! Wer bin ich denn? Der Osterhase?

Aber Mel ist kein Mensch, nur weiß sie das noch nicht. Mit 16 wird ihr eine magische Welt eröffnet werden. Das passt ihr überhaupt nicht in den Kram, weil ihre Welt bisher rational war und auf Wissenschaft und Naturgesetzen basiert.

Die Grundstory ist nicht sonderlich spannend und in der Art schon 100x gelesen aber was das Buch besonders macht ist nicht die Hauptgeschichte, sondern der Humor und das World Building. Mels sarkastische, zynische Art ist ziemlich witzig. Das wird später im Buch sogar noch mal gesteigert, weil sie dann eine zweite Stimme im Kopf hat (nein, sie wird nicht verrückt). Spätestens ab da kommt man sich teilweise vor, wie bei einem alten Ehepaar aber auch mit den anderen Charakteren gibt es einiges an Konfliktpotenzial.

Gewürze? Ich habe meine Mom nie sagen hören: Mel, reichst du mir mal den Katzenurin, die Lasagne ist noch etwas fade.

Natürlich gibt es auch besondere Charaktere, die in so einer Buchserie dazugehören (ich sage nur Bart und Neun).

Der zweite Aspekt, der das Buch besonders macht ist das World Building. Die Protagonisten und magischen Wesen sind von der Art grundsätzlich bekannt, werden aber unheimlich detailliert ausgeschmückt. Die Autorin hat eine erstaunliche und scheinbar sehr bildliche Fantasie.

Was auch eher ungewöhnlich ist für heute Jugendbücher ist die weitgehende Gewaltfreiheit (ja, eine kleine Keilerei gibt es schon mal). Es stirbt niemand, es wird keiner gefoltert, schwer verletzt oder sonstiges. Leider ist die Spannung aber auch nicht auf top Niveau.

Die klassische Dreiecksbeziehung gibt es auch, die wird aber eher unkonventionell aufgelöst.

Band 2:

Ein wenig neidisch bin ich schon und im Moment ziemlich beunruhigt. Nicht, dass sie mich versehentlich vaporisiert. Ups, entschuldige, der Zauber ist schief gegangen. Ich ruf mal die Putzfrau, die macht den Aschehaufen weg. Wird schon keiner merken …

Mel ist zum Drachen geworden. Nachdem sie das halbwegs gut überstanden hat, stehen schon die nächsten Probleme ins Haus. Der nächste Drache taucht auf und obwohl sie dachte, dass die High School endlich hinter ihr liegt und sie studieren kann, soll sie den Menschen aufklären, dass er sich bald wandeln wird.

Zusätzlich taucht noch einer von den verschollenen alten Drachen auf.

Teil zwei ist etwas schwungvoller und spannender als Teil 1 und auch etwas kompakter. Auch in Teil 2 ist der Detailreichtum der Welt wieder ziemlich beeindruckend. Genauso wie der erste Teil ist auch der zweite in sich abgeschlossen.

Nachdem aber ein alter Drache aufgetaucht ist und der letzte Stein (also Drache) noch nicht aktiv ist, kann man sich schon denken in welche Richtung der dritte Teil geht.

Bei der bisherigen Schreibgeschwindigkeit muss man sich bis zum Erscheinen vermutlich noch etwas gedulden.

Teil zwei bringt noch mehr schrullige Charaktere hervor, die dafür sorgen, dass die Serie einzigartig ist.

Fazit:

Seufzend betrete ich das Wohnzimmer, in dem meine Eltern auf mich warten. Ich liebe sie, aber wir leben nicht auf dem gleichen Planeten.

Das besondere an dieser Serie ist das World Building und die unheimlich detailreiche Welt. Die Autorin benutzt die klassischen High Fantasy Völker, lässt sich aber dadurch keineswegs einschränken. Sie bricht aus den vorgegebenen Standards aus.

Weiterhin ist die Serie sehr gewaltfrei. Es gibt Kämpfe aber über zwei Bücher nicht einen Toten. Ich wüsste gerade überhaupt keine andere Fantasyserie, die so gewaltfrei ist, selbst in Narnia läuft das anders ab.

Immer noch heimelig. Wie aus dem Einrichtungskatalog für Serienkiller. Schöner Töten mit schwarzem Stein – richten Sie Ihre Horrorhöhle günstig und mit Ratenzahlung ein!

Eigentlich wäre die Serie also prädestiniert für Kinder aber die Art sarkastischer Humor, den die Hauptakteurin an den Tag legt, setzt meiner Meinung nach schon eher voraus, dass der Leser im jugendlichen Alter ist.

Die Hauptgeschichte ist relativ stark am Mainstream orientiert, sogar eine Dreiecksbeziehung ist vorhanden, die aber zum Glück etwas interessanter aufgelöst wird. Dem ersten Teil fehlte für meinen Geschmack teilweise die Spannung, im zweiten Teil geht es etwas straffer zu.

Etwas Liebesgeschichte gibt es auch aber die ist kaum erwähnenswert und so keusch, dass sie für jedes Alter geeignet ist. Mehr als mal zusammen essen und ein Kuss passiert nicht.

Bewertung:

4 out of 5 stars 4/5 (Zwischenfazit, da die Serie noch nicht beendet ist)

Vergleichbare Bücher / Serien:

Verwandte Bücher / Serien:

Offene Fragen / Ideen / Diskussionsstoff (Spoilerwarnung):

    • Olivgrünes Telefon mit Wählscheibe? Das hört sich ziemlich deutsch und nicht nach USA an. Aber vielleicht gibt es das dort auch. Sagrotan ist mir in den USA auch noch nicht begegnet.
    • Wieso warten die Wächter schon Wochen vorher auf Mel, obwohl sie nicht damit rechnen, dass sie eher auftaucht.
    • Sonderlich groß können Drachen ja nicht sein, wenn sie nur 4 Tonnen wiegen. An anderer Stelle werden sie aber als Haushoch beschrieben und reißen allein mit dem Schwanz Wände ein. Nur mal zum Vergleich: Ein Elefant wiegt schon bis zu 6 Tonnen. Ein Drache mit den beschriebenen Dimensionen würde wohl das mehrfache wiegen.
    • Die Versicherung, die einen Drachenangriff für eine Windhose hält und das bezahlt, möchte ich sehen. Andersrum: So richtig gut kann man als Versicherung wohl nicht argumentieren was es denn sonst gewesen sein könnte. Auto platt getreten, Scheune explodiert, Kuhstall mit Schwanz eingeschlagen. Mit Dinosauriern können sie ja auch schlecht argumentieren.
    • Nachwuchs muss doch auch erzogen werden? Ich dachte dafür sind Drachen und somit Wächter eh nicht zuständig.
    • Wieso sind die Wächter so unentbehrlich, wenn es vorher seit Ewigkeiten ohne ging?
    • Mit Celeste ins untere Viertel zu gehen ist sehr schlau, wenn man bedenkt wessen Beraterin die dortige Ansprechpartnerin ist.
    • Aha erst ist der Drache in Mel dafür das Haar abzugeben (für eher nutzlose Informationen) und dann muss es zurück erobert werden, weil der Drache weiß was für Zauber damit durchgeführt werden können. Und nein der Drache hat 0 Grund wütend zu sein, da der Drache Mel geraten hat die Haarsträhnen abzugeben. Die ganze Aktion ist unlogisch.

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PUR Das Leben ist eine Reise, kein Ziel [Buch]

PUR Das Leben ist reine Reise, kein Ziel - Kerstin Foell, Robert Stolle

Mehrfach gelesen:

Nein

Autor(in):

Kerstin Foell, Robert Stolle

Titel:

  • PUR Das Leben ist eine Reise, kein Ziel (288 Seiten)

Gelesenes Format:

Gebundene Ausgabe

Rezension und Inhalt:

“Doch was passiert, wenn du beschließt, dein Leben radikal zu ändern?” … “Bei dieser Entscheidung helfen keine Ratschläge von Familie oder Freunden. Sie sind in ihren eigenen Konventionen und Wertvorstellungen verhaftet. Kaum einer bricht da aus. Im Gegenteil. Für die meisten ist es eine Bedrohung, zu sehen, dass jemand rauswill.”

Das Mantra des Buches ist mehr Erkenntnisse der Reise aufzuzeigen als die Reise an sich. So viel wird einem direkt am Anfang vom Buch vom Lektor erklärt. Wenn man also ein Reisebuch erwartet, bei dem die Abenteuer im Mittelpunkt stehen ist man bei dem Buch eher falsch aufgehoben. Glücklicherweise bewahrheitet sich das aber nicht vollständig.

Einer der beiden Autoren (Robert) ist krank und ich denke man muss erst selbst mal eine gravierende Krankheit gehabt haben, um nachvollziehen zu können wie sehr das die Perspektive ändert.

Viele Dinge, über die man sich täglich den Kopf zerbricht werden schlagartig vollkommen unwichtig. Man fragt sich plötzlich warum man seine Zeit überhaupt mit so vielen Banalitäten verschwendet und 10 Stunden im Büro sitzt.

“Das Leben ist reicher und lebenswerter als vor der düsteren Diagnose. Bewusstsein für die Begrenztheit der Zeit intensiviert das Erleben.”

Plötzlich lernt man Dinge zu genießen, die sonst selbstverständlich waren. Man braucht sich nicht der Illusion hingeben, dass das ein Dauerzustand ist. Sobald man doch wieder Gesund wird, oder die Krankheit wieder zurück weicht, fällt man nach einer Zeit wieder in seine normalen Muster. Aber manchmal führt eine dearartige Erkenntnis eben auch dazu, dass man sein Leben verändert.

Bei den beiden Autoren wird schnell klar, dass der finanzielle Möglichkeiten haben, die >99% der Bevölkerung nicht haben. Das ist nun nicht gerade das Optimalbeispiel für “wie macht man es im Leben”, da eben nur sehr wenige die gleiche Situation haben.

Mann kann keine neuen Ozeane entdecken, wenn man nicht den Mut hat die Küste aus den Augen zu verlieren.

Abgesehen habe ich bei den Autoren eher den Eindruck von Luxusproblemen. Beiden macht der Job Spaß, Geld ist im Überfluss vorhanden aber irgendwie haben sie beide das Gefühl den Sinn des Lebens noch nicht gefunden zu haben. Zugegeben sind in Deutschland viele Probleme Luxusprobleme. Wir kämpfen bei der Arbeit selten ums Überleben uns müssen uns auch meist keine Sorgen darüber machen, ob wir Lebend von der Arbeit kommen oder Essen auf dem Teller haben.

“Wir haben nur dieses eine Leben. Was, wenn das plötzlich vorbei ist, ohne das wir einen Bruchteil unserer Herzenswünsche in Angriff genommen haben? Es gibt unzählige Geschichten von passionierten Menschen, die viele Jahre ihren Traum vom Segeln, Motorradfahren oder Fahrradtour bis ins kleinste Detail planen und ihn dann nie verwirklichen konnten.”

Das Abenteuer in das sich die beiden dann stürzen hat es aber in sich. Sie kaufen sich ein Segelboot für eine Weltumsegelung. Nicht irgendwelchen Kleinkram, sondern ein Unikat vollgestopft mit Technik und so ziemlich alles was kaputt gehen kann, geht auch kaputt. Ob das neue Leben weniger stressig als der der Berufsalltag ist, wage ich etwas zu bezweifeln.

Aber es gibt auch bessere Zeiten, in denen Sie die Bootsfahrt vollends genießen (meistens irgendwo vor Anker). Aber wenn man Monate Traumstände und Trauminseln besucht erschöpft selbst das irgendwann. Ist das was man anfangs als Paradies empfindet auch nicht mehr toll, wenn man ständig dort ist? Genau diese Erkenntnis machen viele Reisende, wenn sie länger Reisen.

“Glücksexperten raten zu Perioden des Entzugs, um das Bewusstsein für Freuden zu schärfen. Dinge, die rar sind, schätzen wir mehr.”

Die Fotoauswahl gibt nur Meer und Wetter wieder. Wer irgendwelche schönen Traumstrände oder andere Landschaft erwartet, liegt mit diesem Buch definitiv falsch. Wenn man sich das Cover anschaut, dann kann man sich in etwa Vorstellen, was einen auf den Fotos im Buch erwartet.

Ob das Lektorat dem Buch einen gefallen getan hat, weiß ich ehrlich gesagt nicht so genau. Der Abenteuerteil hat mir deutlich besser gefallen und der wäre wohl auch deutlich ausführlicher geworden ohne das “strenge” Lektorat.

Nicht selten trafen Robert und ich Aussteiger, die dachten, an ihrer Sehnsuchtsdestination sei alles besser als zu Hause. Weit gefehlt. Auch im Paradies kehr irgendwann der Alltag ein.

Nach etwa der Mitte des Buches geht das Buch vom Reisebericht oder man könnte aus Sagen von Murphys Law zum Erkenntnisteil über. Der erste Teil ist von Robert geschrieben, der zweite von Kerstin.

Im zweiten Teil dreht sich alles um Lebensweisheiten, die die Autoren an den Leser weitergeben möchten. Nimm die Dinge selbst in die Hand, sei deines Glückes Schmied, habe Mut zur Veränderung, Gib deinen Ängsten nicht nach, Now is the time und viele andere. Durchaus aber auch typisches Motivations- und Resilienzcoaching (das machen die Autoren jetzt übrigens auch beruflich).

Das ist eigentlich der Hauptfokus des Buches (zumindest lt. Vorwort – nimmt aber etwas weniger Platz ein und liest sich auch eher wie ein Sachbuch. Wenn man all die Tipps verinnerlicht hat man ggf. wirklich ein glücklicheres Leben. Ganz einfach ist das aber nicht, denn viel hängst mit einem selbst zusammen.

Fazit:

Nachdem ich nun diverse Weltreisebücher gelesen habe, bei denen auch immer mal wieder kurze Schiffsreisen vorkamen, ist der erste Teil dieses Buches eine angenehme Abwechslung, denn in diesem Buch steht die Schiffsreise im Mittelpunkt.

“Wir sollten den Mut haben, bequeme Sicherheiten und überholte Vorstellungen loszulassen und Neues anzupacken. Je mehr Sicherheit wir haben, desto unfreier und unkreativer werden wir. Wirkliches Leben gibt es vielleicht nur auf Messers Schneide.”

Bei den beiden Autoren geht auf der Reise wirklich unglaublich viel schief. Das Schiff ist eine Heimwerkerhochburg. Manche umrunden mit Schiffen gemütlich in zwei Jahren die Welt ohne auch nur Ansatzweise so viel Zeit und Geld in Reparaturen zu stecken.

Der zweite Teil des Buches ist für meinen Geschmack etwas losgelöst vom ersten Teil, denn abseits von einer recht großen Beharrlichkeit erkenne ich nur bedingt, dass die Autoren im ersten Teil all das gelebt haben, was sie im zweiten Teil der Lebensweisheiten vermitteln möchten.

Sie haben Höhen und Tiefen wie jeder Mensch. Ich habe generell den Eindruck, dass Menschen, die besondere Situationen gemeistert haben, pauschal als kompetent für derartige Bücher und Coachings angesehen werden. Weltreisende, Extremsportler und andere. Das hat vermutlich den Reiz, dass diese Menschen ggf. Dinge gemacht haben, die man sich selbst nicht trauen würde.

Allerdings gibt Kerstin im zweiten Teil auch unumwunden zu, dass viele “Erkenntnisse” auch erst nach der Reise bzw. bei der Recherche entstanden sind.

Es gibt einige Gedankenanstöße im Buch, die durchaus lesenswert sind, viele sind für meinen Geschmack aber auch sehr allgemein. Der zweite Teil Buches basiert zu guten Teilen auf Recherche. Einige der Weisheiten haben die Autoren gelebt, andere verknüpfen sie im zweiten Teil mit ihren Erlebnissen (frei nach dem Motto wir hätten so und so reagieren müssen). Bewiesen haben sie zum Beispiel Mut zur Veränderung und zwar besser heute als Morgen und sie haben sich auch eher ungeplant ihren Ängsten gestellt.

Bewertung:

4 out of 5 stars 4/5

Vergleichbare Bücher / Serien:

Verwandte Bücher / Serien:

Offene Fragen / Ideen / Diskussionsstoff (Spoilerwarnung):

  • Ich bin genau 20 Seiten weit gekommen, dann habe ich recherchiert was ein Boot kostet, dass sich für eine Weltumseglung eignet und wie groß das sein muss. Nachdem ich zuerst auf irgendein günstiges Boot aus Poolen gestoßen bin, kamen dann recht schnell die erwarteten Preisregionen. Nein, dass wird nie meine Reiseart. Viel zu teuer und alleine ziemlich gefährlich und sehr anstrengend.
  • Ein Hostel hätte ich bei den beiden nach der Anfangsbeschreibung nicht erwartet. Allerdings ist es dann direkt danach ein Hotel, vielleicht auch nur ein Vertipper (das vermute ich).
  • Ich bin ja kein Fachmann aber ich hätte mir für eine Weltumsegelung nie ein Boot gekauft, bei dem die Segel hydraulisch gesetzt werden. Handbetrieb mit optionaler elektrischer Unterstützung wäre für mich das Maximum (am liebsten nur Handbetrieb). Und ja, ich habe das geschrieben, bevor alles ausgefallen ist. 😉
  • Irgendwann war doch mal von zwei Generatoren die Rede? Einer fällt aus, und nichts geht mehr. Oder war mit dem zweiten der Hauptmotor mit Lichtmaschine gemeint? Bei so viel Technik ist es recht abenteuerlich nur eine echte Option zu haben.
  • Bei den ganzen Fehlern stellt man sich als Leser mitunter die Frage was die beiden überhaupt mal getestet haben, bevor sie sich darauf verlassen, dass es funktioniert.
  • Die Coast Guard war ja mal richtig hilfreich bei der Ankeraktion. Aber ich hätte auch nichts anderes erwartet. Die Retten einen vom Boot, wenn es drauf ankommt aber mehr ist nicht deren Aufgabe.
  • Wenn man so die Reparatur und Bastelorgie liest, fragt man sich ernsthaft, ob das bei Schiffsreisen normal ist oder die beiden extrem viel Pech hatten.
  • Ein guter Teil der Probleme scheint auch daher zu kommen, dass die beiden von vermeintlichen Experten immer nur veräppelt werden.
  • Ist es nicht etwas scheinheilig, wenn man für eine sehr nachhaltige Lebensweise wirbt, aber vorher 50 Jahre einem anderen Kredo gelebt hat und mit mit einer ziemlich großen Yacht über Jahre um die Welt geschippert ist? Reisen ist selten nachhaltig und für die Mehrheit der Weltbevölkerung nicht Ansatzweise so denkbar, wie die wenigen Reichen (und da schließe ich mich ein) es praktizieren. Die Natur würde das überhaupt nicht aushalten.

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Leaving the Frame Eine Weltreise ohne Drehbuch [Buch]

Leaving the Frame Eine Weltreise ohne Drehbuch - Maria Ehrlich

Mehrfach gelesen:

Nein

Autor(in):

Maria Ehrlich

Titel:

  • Leaving the frame Eine Weltreise ohne Drehbuch (288 Seiten)

Gelesenes Format:

eBook

Rezension und Inhalt:

Denn wenn du das Universum so hartnäckig rufst, dann kommt es. Nur meistens haut es dir beim Landeanflug erst mal ordentlich eins gegen die Melone.

Was ist eine Weltreise? Wie lange dauert die eigentlich? Wieviel Geld braucht man dafür?

Das sind alles Fragen, die sich nicht eindeutig beantworten lassen. Manche reisen 8 Jahre um die Welt, einige ein paar Monate und beide nennen es Weltreise. Aus meiner Sicht entspricht die erste Variante eher einer Weltreise. Zumal man nach einer Weile Reisen am Stück nicht mehr besonders aufnahmefähig ist und Pausen benötigt.

Stimmt. Niemals ist irgendjemand irgendwann ein Risiko eingegangen, ohne vorher Bedenken, Zweifel oder Furcht gehabt zu haben.

Für eine Weltreise gibt es wohl keine richtige Definition. Ich habe einige Bücher gelesen, in denen Leute mit wenig Geld durch wirklich viele Länder gereist sind. Das dauert oft ziemlich lange.

Mir war bewusst, dass dieses Buch wahrscheinlich nicht in die Kategorie fällt und dass die Autorin als erfolgreiche Schauspielerin vermutlich deutlich bessere Voraussetzungen hat als andere Weltreisende. Das betrifft sowohl die Möglichkeit die Reise anschließend zu Geld zu machen, als auch das finanzielle Polster für die Reise.

«Ja«, stimmte Govinda zu, »geht mir auch so. Ich selbst bin auch erst seit fünf Monaten hier und war bis jetzt nicht einmal am Strand!« Oh. Ich dachte erst, ich hätte mich verhört. »… weil du so viel zu tun hattest?«, mutmaßte ich. «Ganz genau. Ich musste einen Baum pflanzen«, sagte er.

Somit war meine Erwartung an den Reiseteil nicht so wahnsinnig groß. Allerdings hat mich in der Leseprobe der Humor angesprochen.

Die Reise sollte auch nur 4 Monate dauern (es wurden dann 7). Für eine Weltreise ist die Zeit viel zu kurz. Die verhältnismäßig kurze Dauer hat aber auch Vorteile, denn für eine mehrjährige Weltreise ist ein Buch mit 300 Seiten viel zu kurz. Der Fokus liegt in dem Buch auf den Personen entlang des Weges und einigen Erlebnissen.

Einerseits gefällt mir der Schreibstil, andererseits finde ich ihn Anfangs teilweise zu professionell. Es kommt mir dann doch eher wie ein Drehbuch vor. Die Reise ist auch nicht ohne Drehbuch, wie der Titel suggeriert, sondern es sind sogar Interviews und Gesprächspartner vor Ort geplant.

Aber das Heimweh geht wieder weg, das verspreche ich dir. Nur, was nicht wieder weggehen wird, ist das Gefühl, zu Hause zu sein und sich zu fragen, ob man nicht gerade eine Wahnsinnschance verpasst hat, weißt du?«

Bezahlte Interviews sind aus meiner Sicht nicht gerade der Weg um Menschen kennenzulernen. Das geht im Buch auch deutlich daneben.

Glücklicherweise kommen bereits in Afrika einige ungeplante Begegnungen dazu, die auch viel interessanter sind.

Das Buch liest sich eher wie ein Arbeitsurlaub, der ein paar Monate andauert und nicht wie eine Weltreise.

Grob die ersten 35% drehen sich um Afrika. Anschließend kommen ca. 15% Hawaii. Dort passiert aber eher wenig. Dann beginnt die eigentliche Reise in Mexiko, wo die beiden sich einen VW Käfer kaufen und richtig beginnen zu Reisen. Dann folgen ca. 20% Mexiko mit einem Kurztrip nach Belize. Bei rund 70% geht es in die USA und bei knapp 90% nach Neufundland.

Ja, das mit dem Wetter war blöd, und ja, nur drinnen zu sitzen stank zum Himmel, aber am Ende ist es immer deine eigene Einstellung, die deine Welt erschafft, und sobald wir das begriffen hatten, schien die Sonne nur für uns, auch wenn es draußen nass war.

Aus meiner Sicht das interessanteste am Buch ist der Schreibstil. Die Autorin nimmt sich selbst nicht zu ernst und ein paar gute Erkenntnisse findet man auch.

Fazit:

Ich bin bei dem Buch ziemlich zwiegespalten. Der Schreibstil ist toll. Das Buch ist meiner Meinung nach keine Weltreise (stellenweise nimmt es den Charakter an), sondern ein langer Arbeitsurlaub. Was das “vielerwähnte” Projekt sein soll ist mir im ganzen Buch nicht klar geworden (ich vermute schlicht und ergreifend die Reisereportage und das Buch – das ist eher der Ansatz wie minimiere ich den finanziellen Schaden durch eine Weltreise).

Nicht das wir uns falsch verstehen, ich finde es ist eine tolle Leistung einen Buch zu schreiben und einen Film zu drehen. Aber im Buch wird es immer wieder so dargestellt, als wenn das Projekt die Welt verändern würde.

Bei den Reportagen erkenne ich keinen roten Faden außer Menschen in den Mittelpunkt zu rücken.

»Wollt ihr reinspringen?« … »Das ist doch bestimmt voller Krokodile, oder nicht?« … »Ja!«, war die Antwort. Gefolgt von einem Schulterzucken. »Aber ihr seid ja nur einmal hier.«

Das Angebot ein Buch zu schreiben, wäre wohl nicht gekommen, wenn die Autorin nicht vorher schon so bekannt gewesen wäre. Reisebücher gibt es viele und manche Autoren machen viel mehr eine Weltreise, als das bei den beiden Protagonisten hier der Fall ist. Somit ist der Ansatz im Buch wohl kaum auf Menschen übertragbar, die nicht bereits entsprechend vernetzt sind.

Es bleibt der tolle Schreibstil. Das Buch ist recht unterhaltsam geschrieben. Wer gedanklich noch eher bei Urlaub als bei Weltreise ist und eine Überleitung zu einer Langstreckenreise möchte, ist mit dem Buch ganz gut aufgehoben. Wer über eine Weltreiseerfahrung sucht oder über eine durchgängige Reise wie z.B. die Panamericana lesen möchte, ist mir anderen Büchern besser aufgehoben.

Bewertung:

4 out of 5 stars 4/5

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Offene Fragen / Ideen / Diskussionsstoff (Spoilerwarnung):

  • Schon krass wie schnell man bei der Einreise / Ausreise suspekt für die Security Leute wird. Bei mir hat ein Backpack zum Hiken gereicht, um in Frankfurt bei der Ausreise einer Kontrolle unterzogen zu werden, die ich so noch nicht hatte (Campingausrüstung für einen Langzeithike ist offenbar sehr suspekt). Die Gleiche Reise mit Standardrucksack und Standardinhalt wäre vollkommen unproblematisch gewesen. Im Buch reicht es schon keine Adresse auf dem Einreiseformular bei der Einreise in die USA anzugeben – was lustig ist, da man sich in der Regel eh nur einen Tag an der Adresse aufhält, wenn man Rundreisen macht und ich vermute auch nicht, dass die Adresse gegen den Buchung geprüft wird.
  • Übernachtung im Tempel und um 4:00 aus dem Bett gebombt werden. Bei mir hätten sie wohl keinen Erfolg gehabt mich aus dem Bett zu bekommen und nach einer Nacht hätte ich woanders gewohnt. 😉
  • Immer wieder interessant, dass Reisende mit besonderen Autos (meist besonders alt) oft besser mit Leuten ins Gespräch kommen und es teilweise einfacher haben.
  • Die Aussage, dass man Yosemite zu Fuß nur über Wanderwege erkunden kann, die von Menschen geflutet sind ist totaler Quatsch und gerade wenn man die Welt entdecken will, ist so eine Aussage schon als ziemlich ignorant einzustufen.
  • Yosemite ist weder überlaufen, noch stressig, wenn man sich mal ein paar Kilometer zu Fuß bewegt ist man weitgehend allein (zumindest im Frühjahr, wenn Yosemite eh am besten ist). Wenn man natürlich nur Spots mit dem Auto anfährt, dann ist Yosemite wirklich nichts für einen Besuch. Dann braucht man sich aber auch nicht wundern. Das ist einer der meistbesuchten Nationalparks der Welt.
  • Die Beschreibung von Vegas ist total daneben. Man kann dort auch ohne Klimaanlage entlang laufen. Wie alt sind die beiden denn? 70?! Ach nein 25 und 30. Ich bin mehrfach den kompletten Strip entlang gelaufen der aber auch nur 15km lang ist (und da hat man dann schon die Außenbereiche abdeckt, die normalerweise eh >95% der Leute nie besuchen). Besondere Kleider braucht man da auch nicht. Ich bin durch Vegas zuletzt mit PCT Wanderklamotten gelaufen. Das interessiert dort niemanden, auch nicht im Kasino, Hauptsache man lässt Geld da.
  • Yellowstone scheint irgendwie immer ein Beispiel für maximale Dummheit von vielen Leuten zu sein. Scheinbar legen es dort jeden Tag welche darauf an zwischen Bison und Auto eingeklemmt zu werden (ich hatte genau die gleichen Erlebnisse, wie sie im Buch beschrieben werden)
  • Die Karten am Broadway in New York sind unbezahlbar? Das entspricht nicht meiner Erfahrung und passt auch nicht so ganz zu der Art wie die beiden sonst gereist sind. So günstig war das oftmals nicht. Da kann man sich auch mal eine Karte am Broadway leisten, die vor den Veranstaltungen auch teilweise deutlich günstiger werden, wenn sie nicht ausgebucht sind.

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