Leselaunen Urlaub schon vorbei

Die Aktion „Leselaunen“ ist ein wöchentlicher Bericht und Austausch unter Buchbloggern über das aktuell gelesene Buch, die Lesemotivation und andere Kleinigkeiten im Leben eines Buchbloggers. Der Leselaunen Bericht erscheint wöchentlich am Sonntag um 20:00 und jeder darf jederzeit mitmachen und seinen Link dann bei Letterheart verlinken. Einfach einen Leselaunen-Beitrag schreiben, verlinken, andere Teilnehmer besuchen/kommentieren und genießen!

Da ich unten ggf. einige Markennamen erwähne, kennzeichne ich den Beitrag hiermit als Werbung.

Aktuelles Buch:

Noch habe ich nicht wieder ausgesucht. Ich habe noch ein Rezensionsexemplar rumliegen, dass ich eigentlich angehen müsste so langsam. Da es sich um Teil zwei einer Serie handelt, hatte ich darum gebeten, dass ich auch Teil 1 bekomme. Das wurde mir auch zugesagt, bevor ich das Rezensionsexemplar bekommen habe. Auf dreifache Rückfrage mit mehreren Wochen Abstand habe ich Teil 1 aber nie erhalten. Die Motivation mit Teil 2 zu beginnen hält sich sehr in Grenzen. Mit Teil 2 einer Serie beginnen ist aber etwas was ich noch nie gemacht habe.

Aktuelle Lesestimmung:

Die Legenden von Karinth - C.M. Spoerri

Journeys North The Pacific Crest Trail - Barney Scout Mann

Dafür, dass seit den letzten Leselaunen drei Wochen vergangen sind ist die Ausbeute eher mau. Ich habe den zweiten Teil von den Legenden von Karinth beendet und Journeys North gelesen. Letzteres war absolut klasse und ist mal ein Buch über den Pacific Crest Trail, dass ich auch nicht Wanderern absolut empfehlen kann. Es geht auch um den Trail aber auch viel um die Menschen auf dem Trail.

Zitat der Woche:

»Verlasst die Stadt!«, brüllte Peavey. »Frauen und Bürgermeister zuerst!« Philip Reeve, Mortal Engines

Und sonst so:

Ich habe mich nach fast einem Jahr zum ersten Mal wieder mit dem Pacific Crest Trail (PCT) beschäftigt.

Zuerst habe ich das Buch Journeys North gelesen und wieder richtig Lust auf den Trail bekommen. Das hat eine ganze Reihe Erinnerungen geweckt. Die Trail Community, wie sie in diesem und einigen anderen Büchern beschrieben wird, habe ich nie so erlebt. Allerdings muss man auch bedenken, dass heute (abseits dieses Jahres) viel mehr Leute den Trail hiken. Die Autor Barney Scout Mann und seine Frau sind außergewöhnliche Menschen und allein weil Sie im Buch eine Rolle spielen hat man schon Lust auf diesen Hike. Der beschriebene Hike hat 2007 stattgefunden. Damals war nur ein Bruchteil der Hiker unterwegs.

Bei den beiden handelt es sich um ein Ehepaar, dass die Elternrolle verkörpert. Daher hat sich ganz automatisch eine Gruppe Hiker um die beiden gebildet. Da ich auch wegen der diversen Zeros die anderen Hiker nur unregelmäßig gesehen habe, kann man natürlich auch keine Wunder erwarten. Jeder Hike ist anders.

Anschließend habe ich meine Reiseberichte vom PCT gelesen, was mich dann wieder etwas geerdet hat. Ich konnte mich an ziemlich viele Situationen lebhaft erinnern. Ich hatte schon viele gesundheitliche Probleme auf dem Trail. Heute könnte ich einige davon vermeiden durch Erfahrung mit einem long distance Trail aber das Problem des Trailfoods habe ich noch nicht gelöst. Insgesamt hören sich meine Berichte rückblickend und mit Abstand betrachtet aber deutlich negativer an, als das gefühlte Erlebnis war. Der PCT Hike ist toll, trotz der gesundheitlichen Probleme und ich möchte die Erfahrung nicht missen.

Bis Jacinto und auch in der kompletten Sierra / Yosemite Section war es zwar anstrengend aber hat auch sehr viel Spaß gemacht und das gleiche gilt auch für die Sierra Sektion, soweit ich sie gewandert bin. Ich habe dementsprechend ein paar Updates in die Wochenberichte eingebaut und einige Kommentare aus heutiger Sicht bzw. mit heutigen Erkenntnissen ergänzt.

Weiterhin habe ich mir angeschaut was dieses Jahr um den PCT so passiert ist. Die ausländischen PCT Hiker wurden dieses Jahr durch den Reisebann weitgehend abgefangen (einige waren schon auf dem Trail – ausgehend von den Permits und Logeinträgen in den Trailbüchern wohl um die 550 Hiker). Anschließend ist in der Facebookgruppe ein regelrechter Krieg ausgebrochen, der zum Gesamtbild der USA passt. Das ging so weit, dass sogar Morddrohungen an andere Hiker oder an ehrenamtliche gingen, die auf Sozialen Medien moderiert haben.

Daher habe ich einen Beitrag zum Thema PCT und Covid 19 geschrieben. So wie es aussieht wird es nächstes Jahr keine oder nur kurzfristig Permits geben. Das sind sehr ungleiche Maßstäbe, wenn man bedenkt, dass ansonsten unterdessen trotz Spitzenzahlen fast alles in den USA wieder offen ist (sogar die Freizeitparks). Will mir ernsthaft jemand erzählen, dass 6000 Hiker, die relativ stationär sind und sich langsam fortbewegen schlimmer sind als geöffnete Freizeitparks in Forida, wo zehntausende Menschen jeden Tag sind, die sich ständig in unterschiedlichen Gruppierungen treffen oder volle Flugzeuge? Das sind ganze andere Maßstäbe. Der Unterschied: Die einen haben eine Lobby, die anderen nicht.

Neben dem obigen nostalgischen Rückfall, nachdem ich Journeys North gelesen habe, habe ich auch noch etwas weiter Prime geschaut.

Die Serie Seal Team habe ich diese Woche bis zur dritten Staffel geschaut (mehr gibt es aktuell nicht, der Dreh wurde kurz vor Staffel-Schluss wegen Corona gestoppt). Offenbar wird es nächstes Jahr noch eine 4. Staffel geben.

Da Staffel zwei und Staffel drei nicht in Deutschland verfügbar waren, habe ich die über Amazon USA geschaut. Es ist unglaublich wie viel Werbung man in den USA bei Amazon zu sehen bekommt. Ich musste Prime + CBS abonieren um die Serie schauen zu können. Beides war im Testmonat kostenlos aber wenn ich da wirklich abonnieren wollte, wären die 3-4$ pro Monat extra die Werbefreiheit auf jeden Fall wert. Zusätzlich benötigt man einen VPN Anbieter, der Amazon wirksam vorgaukelt, dass man sich in den USA befindet und nicht in Europa. Sonst blockt Amazon aus Lizenzgründen die Möglichkeit zum Abspielen.

Von Miami Vice habe ich mir auch ein paar Folgen angesehen, weil in den deutschen Versionen teilweise heftig geschnitten wurde. Viel von der Handlung verpasst man aber in den deutschen Versionen nicht. Allein im Vorspann, Abspann wurde einiges rausgeschnitten. Ich glaube es lohnt nicht für die real entgangenen Szenen noch mal die Serie anzusehen.

Weiterhin habe ich den letzen Wochen etwas aufgeräumt, im Garten gearbeitet und Computer gespielt. Bei letzterem ist ein recht interessanter Post über den neuen Flight Simulator 2020 entstanden, der in Zeiten von Corona eine der wenigen Möglichkeiten ist in der Welt zu reisen. Ich habe mir einige Spots der Welt angesehen, die ich in der Vergangenheit besucht habe. Fotorealistisch ist der Flight Simulator nicht aber wenn man echte Fotos nachstellt, erkennt man die Welt schon wieder. Das ist ja schon mal was. Die Möglichkeit hätte ich beim letzten USA Aufenthalt haben müssen. Dann hätte ich mich 2x anders entschieden und meine Wege fortgesetzt. Aber nachher ist man bekanntlich immer schlauer.

Das geht sogar so weit, dass man sogar Fotospots im Grand Canyon darauf prüfen kann was man von dort sieht. Das fand ich schon recht beeindruckend, auch wenn noch viel Verbesserungspotenzial vorhanden ist.

Weiterhin habe ich noch Stellaris (das ist wie Civilization im Weltall) und Two Point Hospital gespielt.

Montag geht es wieder zurück an die Arbeit (juhu). So langsam könnte Corona mal vorbei ziehen. Mich zieht es wieder vom Einheitstrott in die Welt. Und aktuell sehe ich nicht, dass nächstes Jahr reisetechnisch wieder was geht. Aktuell ist ja quasi nichts planbar. Zugegeben es könnte viel schlimmer sein, wenn man Corona hat zum Beispiel. Insofern jammern auf hohem Niveau aber zwei entgangene Jahre sind zwei entgangene Jahre und das Leben ist eh schon zu kurz.

Weitere Leselaunen

* Japanisch lernen bei Andersleser *  Familienzeit, Freunde & Geocatching bei Taya’s crazy WorldUrlaubsende bei Letterheart *

Pacific Crest Trail (PCT) – Lessions learned

Nachdem ich ein Jahr nach meinem Hike noch mal alle meine Reiseberichte vom PCT Hike gelesen habe, fasse ich hier kurz die Erkenntnisse zusammen, die meinen Hike angenehmer gemacht hätten. Viele davon sind individuell, aber vielleicht helfen ein paar davon auch jemand anderem seinen Hike angenehmer zu gestalten.

  • Das Fertigessen von Knorr und Co aus dem Supermarkt ist nach meiner Erfahrung nicht essbar. In der Regel sind die Packungen auch nicht vollständig. Beispielsweise muss Milchpulver dazu gegeben werden oder Gemüse und Fleisch. Ich weiß nicht wie es mit den Zugaben schmeckt. Ohne ist es zumindest ekelig. Überspringt das Zeug und nutzt freeze dried food (Moutain House oder vergleichbar), wenn ihr euch das leisten könnt. Wenn nicht müssen es andere Sachen wie Ramen usw. tun. Das gibt es in der Regel nicht im Supermarkt aber in Sportgeschäften, wenn vorhanden. Manche Supermärkte oder kleine Läden haben es auch. Das sind die, die das Angebot auf Hiker angepasst haben.
  • Aufkommende shint splints / Schmerzen der Muskeln im Schienbeinbereich können zum Teil behoben werden durch hohe Socken (bei mir hat die halbe Knniehöhe gereicht und ich habe auch nachts immer Socken getragen mit der selben Höhe aber nur zum Schlafen). Es gab auch Hiker, die Socken bis zum Knie hatten. Am Anfang fand ich das seltsam (hohes Gewicht + Wüstenhitze) aber habe auch nicht direkt nachgefragt warum. Die meisten Hiker haben extrem kurze Socken, um Gewicht zu sparen. Sobald ich hohen Socken hatte, wurden die Schmerzen uns Schwellungen im Kniebereich durch die Kompression und bessere Durchblutung weniger. Leider hat es eine ganze Weile gedauert, bis ich das rausgefunden habe. Einige Wochen mit echt üblen Schmerzen und viel Ibu.
  • Wenn euch eurer Rucksack (Höhe) schon beim Training zu klein vorkommt oder so gerade grenzwertig, dann nehmt den für die nächsthöhere Körpergröße. Ihr merkt das am Verlauf der Gurte über den Schultern. Die Schultergurte sollten noch ein gutes Stück Reserve haben und der Gurt um die Lage des Rucksacks zu ändern (enger am Rücken oder weiter weg), sollte nach oben gehen und nicht gerade laufen. Mit dem Gurt könnt ihr, wenn er nach oben läuft Gewicht von den Schultern nehmen. Wenn er gerade läuft geht das nicht. Zpacks verkauft die Rucksäcke eher zu klein, weil sich sonst offenbar viele Hiker beschweren, dass sie mit dem Kopf an den Rucksack stoßen, wenn sie den Kopf in den Nacken legen. Wenn ihr die oben geschriebenen Reserven nicht habt hat das mehrere Nachteile: Erstens müsst ihr den Hüftgurt sehr eng ziehen, damit ihr die Schultern nicht überlastet und mit den Schultergurten bereits am Ende der Einstellung seid (der Hauptteil des Gewichtes liegt im Optimalfall auf den Hüften). Wenn der Hüftgurt zu eng ist, kann dann zu Problemen mit Magensäure und Essen führen. Anders als über den Hüftgurt bekommt ihr den Rucksack aber nicht hoch, ohne sehr viel Last auf die Schultern zu geben. Magenprobleme könnt ihr euch auf dem PCT und besonders in den Sierras nicht leisten. Da habt ihr ggf. ganz andere Sorgen Spätestens in den Sierras läuft man mit 16-24kg und dann braucht man jede Reserve bei der Rucksackverstellung, die man vorher ggf. nie gebraucht hat. Zusätzlich hat man bis dahin in der Regel deutlich abgenommen was dazu führt, dass man den Hüftgurt eh schon enger ziehen muss.
  • Blasen kann man, wenn sie klein bleiben einfach weglaufen ohne sie auskurieren zu müssen. Wenn sie größer werden oder wandern, können die Hike bedrohlich werden. D.h. ab einem bestimmten Punkt hilft nur Pflege und auskurieren. Ja es nervt, wenn man sich innerhalb des Tages wo man eigentlich weiter kommen will um Blasen kümmern muss aber manchmal ist es besser sich direkt darum zu kümmern als bis Abends zu warten. Gerade wenn viel Flüssigkeit drin ist, muss die raus. Ob nun mit aufstechen (kann sich entzünden) oder Blasenpflaster (kann ich der Wüste durch den Schweiß die Situation sogar schlimmer machen) aber man muss was tun.
  • Ich habe durchgängig Zehensocken genutzt und zumindest im Zehenbereich hatte ich keine Probleme. Ich habe keinen Nagel verloren und auch wenig Blasen im Zehenbereich. Hey, irgendwas muss ja auch gut laufen, oder?
  • Kauft die Schuhe anfangs eher etwas zu groß als zu klein aber das steht eh in jedem Blog zum PCT (die Füße schwellen etwas an durch die hohe Beanspruchung / Durchblutung / Wasser whatever). Diesbezüglich hatte ich keine Probleme, weil ich das beherzigt habe. Es gab aber genügend Hiker, die sich beim ersten Shop erst mal neue Schuhe kaufen mussten.
  • Manche Schmerzen lassen sich anfangs ignorieren. Bei mir lag der Bearcan, den ich im Rucksack hatte in der Sierra Sektion auf dem Steißbein auf. Anfangs war das nicht mal schmerzhaft, irgendwann absolut unerträglich. Nutz was ihr habt. Es kann schon die Socke sein, die ihr Bearcan und Steißbein stopft. Steuert bei Schmerzen frühzeitig gegen. Ab einem gewissen Punkt hilft sonst auch kein Schmerzmittel mehr und dann verschwinden die Schmerzen auch nach Gegensteuern kaum noch.
  • Eine Bounce Box würde ich nach wie vor für nicht US Amerikaner empfehlen aber nutzt Sie nicht zu oft. Ich habe versucht sie alle paar Wochen im Zugriff zu haben, weil ich auch einen Rasierer drin hatte. Heute würde sie wirklich so weit möglich voraus bouncen. Ansonsten hält die Box einen nur auf (einsammeln, umpacken, wieder los schicken). Übrigens seit ihr auch beim Senden an Privatadressen keineswegs sicher, dass ihr später besser dran kommt. Ich hatte zum Beispiel den Fall, dass ein Motelmanagement gewechselt hat, das Paket nicht angenommen wurde und USPS das Paket nach Deutschland zurück geschickt hat, weil ich nicht sofort auf die Mail reagiert habe (man hat nur wenige Tage Zeit und ich war in den Sierras). In den Billigsupermärkten gibt es teilweise für 10$ Elektrorasierer, wenn man meint der Bart müsste runter. Allein die geringeren Kosten durch das seltenere weiterbouncen heben das auf. Generell muss man damit rechnen, dass die Bounce Box untergeht. Wenn bei USPS was verschwindet taucht es in der Regel nie oder Wochen / Monate später wieder auf. Es sollte nichts so wichtig sein, dass ihr ohne nicht weiter könnt. Das habe ich auf die harte Tour gelernt. Meine Magentabletten (Magensäuresenker – Omeprazol) waren in den Sierras somit weg. Auch diverse andere Dinge, die teilweise nicht leicht zu ersetzen waren. Vieles kann man vor Ort mit anderem Namen und ggf. geringerer Dosis kaufen aber in der Regel lässt es sich ersetzen. Ich hatte zum Beispiel auch das Permit für die Einreise nach Kanda in der Bounce Box. Das sind alles so Sachen, die eigentlich erst mal unwichtig sind aber das spielt für die Psyche alles eine Rolle (nach Kanada komme ich ja nun eh nicht mehr). Nehmt möglichst wenig Ballast mit auf den Trail. Die Bounce Box kann beides sein. Zusätzlicher Aufwand und Rettung in der Not.
  • Wenn man aufkommende Schmerzen in der Achillessehne hat (bzw. die Sehne selbst schmerzt nicht, sondern die Muskeln und alles andere in dem Bereich), muss man sofort gegensteuern. Entweder muss man die Schuhe im Fersenbereich weiter auspolstern oder den oberen Teil des Schuhs wegschneiden, auch wenn das bei neuen Schuhen weh tut. Ich habe gepolstert aber das hält durch Schweiß / Flussquerungen immer nur bedingt.
  • Lasst euch nicht einreden, dass ihr irgendwelche Klamotten nicht braucht, weil andere die auf ihrem Hike nicht gebraucht haben und daraus generelle Regeln machen. Waren die in einem high oder einem low snow year unterwegs? Sind sie im März, April oder im Mai los gelaufen und wann waren sie wo? Wasserdichte Handschuhe können einem selbst bei einem Schneesturm in der Wüste (bei mir um LA rum) den Hintern oder in dem Fall die Hände retten. Meine Handmotorik war dort so eingeschränkt, dass ich fast nicht mal mehr die Gurte des Rucksacks schließen konnte. Ich würde auch niemanden empfehlen ohne Regenklamotten (mindestens eine Jacke) durch die Wüste zu hiken aus den gleichen Gründen. Das geht in 90% der Fälle gut aber sind die anderen 10% euch Erfrierungen wert?
  • Lasst euch nicht durch Berichte von anderen Hikern abschrecken. Manche haben Spaß daran andere zu erschrecken oder wollen ihre eigene Leistung hervorheben. Ja, man sollte die Berichte durchaus berücksichtigen aber sich immer ein eigenes Bild machen. Ob es um Bären geht, die angeblich in Wassertanks schwimmen oder unglaubliche Schneebedingungen. Lasst euch nicht aus eurem Hike quatschen. Es ist eure Entscheidung und euer Leben. Das gilt natürlich auch für meine Tipps. Nur weil ich irgendwelche Probleme hat, habt ihr die nicht zwangsweise auch.

Die obigen Tipps hätten meinen Hike ggf. um Wochen verlängert. Das lässt sich im Nachhinein nicht sagen. Ohne die Erfahrung des PCT wäre ich im vorbereitenden Training aber wohl kaum darauf gekommen (abseits vom Rucksack, an dem hatte ich von Anfang an Zweifel aber Zpacks hat mich dann überzeugt, dass der doch so gut ist wie er ist und in der Wüste ging er auch noch). Auch wären mir diverse Zeros erspart geblieben, die wiederum die Kosten hoch treiben und die Motivation senken.

Ja, das hört sich alles total schlimm an. Soll ich den PCT wirklich wandern, wenn es so schlimm ist?

Ich kann euch versichern: Ihr werdet Schmerzen haben. Wie stark ist aber je nach körperlichen Voraussetzungen / Glück / Pech ganz unterschiedlich. Es soll Leute geben, die fast ohne Schmerzen den PCT laufen. Ich glaube das nicht aber wenn ihr zu denen gehört. Herzlichen Glückwunsch! Lasst euch nicht von mir beirren.

Ich habe kürzlich eine schöne Aussage im Buch Journeys North von einer Thru-Hikerin gelesen. Wann gehen die Schmerzen weg? 3 Monate nach dem Hike. – Das kann ich grob so bestätigen. Bei mir hat es auch einige Monate gedauert, bis alle Blessuren verschwunden waren.

Trotzdem sind viele Erlebnisse auf dem PCT es wert! Wie heißt die Tour de France so schön: “Die Tour der Leiden”. Das gilt für den PCT auch, trotzdem solltet ihr euch davon nicht vom Hike abhalten lassen! Steuert so früh wie möglich gegen. Das kann den Unterschied zwischen einem vollständigen Thru-Hike und einem abgebrochenen machen.

Denn anders als es viele Bücher vermitteln wollen, kann man nicht alles ignorieren. Es gibt erstaunlich taffe Leute auf dem Trail aber manche haben auch einfach weniger Probleme. Zeros sind für manche Dinge keine Lösung (in meinem Fall das Shint Splints Thema oder die Probleme mit der Achillessehne) für andere Dinge (wandernde / große Blasen) kann es aber sogar die einzige funktionierende Lösung sein.

Der beste Tipp für den Trail lautet: Treffe weise Entscheidungen. Mann wird den Thru-Hike nicht schaffen, wenn  man sich zu schnell abschrecken lässt egal ob von Schmerzen oder Situationen wie Flussquerungen, Schnee oder anderen Dingen. Andersrum bringt es auch nichts, wenn man sich direkt die Knochen bricht und seinen Hike damit beendet.

Für viele ist ein Thru-Hike oder auch nur der Versuch eines Thru-Hike das Abenteuer des Lebens. Ein geringer Anteil schafft den Thru-Hike und noch viel weniger schaffen alle drei großen US Hikes. So oder so seid ihr aus dem Hamsterrad raus. Ihr habt ein halbes Jahr zur eurer freien Verfügung und werdet vielleicht bis zur Rente nie wieder in dieser Situation sein. Nutzt die Zeit.

2019 sind trotz des High Snow Years ca. 900 Hiker von vermutlich grob 6000 (90 Tage x 50 NOBO Starter + SOBO Hiker + evtl. ein paar ohne Permit) angekommen. Die Statistik zählt die Hiker, die selbst behaupten einen vollständigen Thru Hike durchgeführt zu haben. Ob die wirklich den Trail vollständig gelaufen sind, wird nicht geprüft und da man sich auf der Seite melden muss, können auch viele angekommen sein, die sich nicht gemeldet haben. D.h. die Zahl ist relativ unzuverlässig. Trotzdem ist das eine recht beachtliche Zahl.

Alle Informationen zum PCT Hike

PCT Thru-Hike vs Covid 19 [Kommentar]

Pacific Crest Trail PCT San Jacinto

Die Langstreckenhiker als die Wurzel allen Übels

Ich habe mir nach einem Jahr mehr oder weniger PCT Abstinenz angeschaut was dieses Jahr um den PCT so passiert ist. Die ausländischen PCT Hiker wurden dieses Jahr durch den Reisebann weitgehend unterbunden (einige waren schon auf dem Trail – ausgehend von den Permits und Logeinträgen in den Trailbüchern wohl um die 550, als der Weltweite Shutdown begonnen hat).

Anschließend ist offenbar in der PCT-Facebookgruppe ein regelrechter Krieg ausgebrochen, der zum Gesamtbild der USA passt. Das ging so weit, dass sogar Morddrohungen an andere Hiker oder an ehrenamtliche Helfer, die auf Sozialen Medien moderiert haben, gingen.

Es sind offenbar sogar radikale Leute auf dem PCT hiken gegangen um mutmaßliche PCT Thru-Hiker zu dissen oder schlimmeres. Unglaublich sowas. Der PCT ist gefährlich genug, da braucht es nicht noch irgendwelche radikale selbsternannte Hilfspolizisten.

Faktisch hat sich die PCTA (Pacific Crest Trail Association) genötigt gesehen vom Hike abzuraten und die Permits zu widerrufen. Offiziell hat das aber keine rechtliche Wirkung, da nur staatliche Organisationen denen das Land gehört einzelne Teile vom Trail sperren können.

In der Facebook PCT Class 2020 wurde das Klima offenbar so vergiftet, dass sich eine neue Gruppe “still hiking” gegründet hat. Auch bei den Helfern gab es offenbar zwei Lager. Das eine Lager hat seine Unterstützung eingestellt (vollkommen nachvollziehbar) und das andere war wohl eher nach dem Motto jetzt erst recht unterwegs (nach dem Motto ich lasse mir doch nichts verbieten).

Argumente von beiden Seiten

Beide Seiten hatten valide Argumente. Im ersten Moment und als der Ausbruch primär in den Großstädten stattgefunden hat war meine erste Reaktion: Es gibt doch nichts besseres als dieses Jahr den PCT zu Hiken (irgendwo im Hinterland in der Natur ist die Ansteckungsgefahr qausi nicht vorhanden).

Ein paar Argumente für das fortführen des Hikes:

  • Die PCT Hike Vorbereitung ist keine Kleinigkeit. In einem Artikel wurde es mit der Vorbereitung auf olympische Spiele verglichen. Die Leute haben teilweise ihre Wohnung vermietet, ihr Auto verkauft und ihren Jop gekündigt. Nichts was man in einer Phase wo auch noch zig Leute ihren Job verlieren mal eben zurückdrehen kann -> Aus meiner Sicht ziemlich starkes Argument
  • Die lokalen Geschäftsläute sind auf die Hiker angewiesen -> Teilweise sicher wahr. 6000+ Langstrecken Hiker im Jahr mehr oder weniger dürften sich schon deutlich bemerkbar machen
  • Ohne Nutzung verkommt der Trail -> Wie bei jeder Straße gerade am PCT wird sich die Natur den Trail schnell zurück holen
  • Die Hiker sind auch keine größere Gefahr für die kleinen Städte, die teilweise vom Tourismus leben als jeder andere Besucher -> Aus meiner Sicht valide.
  • Jeder Hiker der seinen Hike abbricht reist quer durch das Land -> Wenn man angst vor Hiker in kleinen Orten hat ist das genauso ein valides Argument wie das der Ansteckung von Einwohnern
  • Wenn die Hiker nach Hause zurückkehren sind deren Familien in Gefahr -> Das ist kein Argument. Wenn man in dieser Richtung argumentiert gefährdet man auch alle entlang des Trails.
  • Die Ansteckungsgefahr auf dem Trail ist viel geringer als in Großstädten

Ein paar Argumente gegen das fortführen des Hikes:

  • Wenn man sich bei einem Resupply Stopp mit Covid ansteckt und dann auf dem Trail einen schnellen Verlauf mit starken Symptomen hat, kann das Lebensdrohlich sein und das ist dann definitiv eine Zusatzbelastung für die Ersthelfer -> Aus meiner Sicht valides Argument, ich kann nicht einschätzen wie die Risiken sind. Das hängt auch vom Alter des Hikers ab.
  • Man belastet Ersthelfer zusätzlich und setzt sie einer Ansteckung aus, wenn der Hiker Covid hat -> Partiell mit Sicherheit. Es müssen jedes Jahr einige Hiker “gerettet” werden. Da es dieses Jahr ein low snow Year war wäre der Aufwand vermutlich überschaubar gewesen. Ich bin mir auch nicht so sicher, ob die Search & Rescue Teams auch im Covid Kontext eingesetzt werden. Aber ja, valides Argument. Das mit der Ansteckungsgefahr trifft aber nicht nur auf Hiker zu, sondern auch bei jedem anderen Patienten. Wenn man sich US Notfallsendungen ansieht wäre es wohl viel hilfreicher, wenn die Leute nicht auf sich schießen würden. Die Anzahl der Notfälle am PCT ist verhältnismäßig überschaubar.
  • Auf dem PCT sind primär junge Leute unterwegs. Somit ist die Gefahr groß, dass diese Überträger sind und selbst nur milde Symptome zeigen. -> Möglich, wenn sie Masken nutzen in den Städten ist die Übertragungsgefahr aber nicht größer als bei anderen mit Maske (sofern die in den USA überhaupt benutzt werden).
  • Die PCT Hiker erhöhen die Gefahr der Übertragung in den kleinen Örtchen extrem, da sie den Virus entlang des PCT verbreiten -> Aus meiner Sicht schwaches Argument. Da eh viele US Amerikaner nichts von Masken halten, behaupte ich dass normale Reisende viel mehr zur Verbreitung beigetragen haben als Hiker das je könnten. Die Orte entlang des PCT sind überwiegend Tourismusorte oder Durchfahrtsorte. Die erhöhte Gefahr ergibt sich primär für Orte die beides nicht sind.
  • In den Orten entlang des PCT gibt es nur sehr rudimentäre Gesundheitsversorung. -> Aus meiner Sicht eher schwaches Argument. So oder so muss man in ein entsprechend ausgestattetes Krankenhaus, wenn man Covid und schwere Symptome hat. Die lokale Versorgung ist da eher irrelevant.
  • Hiker haben eine hohe Gefahr sich gegenseitig anzustecken -> Das Argument ist aus meiner Sicht valide. Manche hiken in Gruppen und beim Wandern wird wohl kaum jemand ein Mundtuch tragen (ja auch davon ist die Wirkung nach wie vor umstritten), genauso wenig wie beim Campen. Die Distancing Richtlinien sind auf dem Trail schlicht nicht einhaltbar. Wenn man sich überholt kann man die Abstände meist nicht einhalten. Damit das ein Problem wird, muss aber erst mal ein Hiker angesteckt sein und die Gefahr ist in der Kirche, im Restaurant oder sonst wo ohne Schutzmaßnahmen auch nicht geringer. So viele Leute sind auf dem Trail eher selten zusammen. Von Flugzeugen, wo die Leute auf engstem Raum zusammen sitzen will ich überhaupt nicht anfangen.
  • Der Support auf dem Trail ist eher gering -> Das dürfte gerade für nicht US-Bürger ein Problem sein. US-Bürger können sich ja per Post über bekannte alles liefern lassen. Den Service bieten auch einige kommerzielle Anbieter an. Das gut zu planen ist mit Sicherheit schwer aber ein normaler hike läuft ja auch runder als meiner und somit halbwegs planbar. Somit auch kein hartes Argument, so lange man nicht aus dem Ausland kommt.
  • Die Rückreise ist ungewiss -> Primär für Ausländer relevant, die schon vor dem Reisebann unterwegs waren
  • Die einheimische Meinung könnte Kippen (Stichwort Bauern mit Mitgabeln) -> Das ist partiell passiert. In Idyllwild / Big Bear gab es sogar Initiativen gegen Hiker. Total verrückt aus meiner Sicht, wenn es sich um Orte handelt, die vom Tourismus leben. Lokale Geschäftsleute, die von den Hikern leben haben das logischerweise teilweise genau andersrum gesehen.

Heiße Luft um nichts

Um es kurz zu machen meiner Meinung nach viel heiße Luft um nichts. Ich würde behaupten, dass die long distance hiker sehr geringen Einfluss auf das Covid Geschehen in den USA hatten bzw. mann muss eher sagen gehabt hätten, denn es waren ja kaum welche unterwegs. Mittlerweile ist fast alles wieder geöffnet trotz Höchstzahlen bei den Infektionen aber die PCTA vergibt weiter keine Permits.

Viel schlimmer dürften jegliche Art von Kurztrips egal wo hin sein. Mit den Hikern hat man nur eine Opfergruppe gefunden, die man verantwortlich machen kann.

Wie so viele Regelungen auch in Deutschland ist das inkonsequent. Für Ausländer ist aktuell wegen dem Reisebann gegen Europäer eh nichts planbar (auch der macht wenig Sinn, denn andersrum wäre die Gefahr der Ansteckung ja viel größer).

Unklare Situation für 2021 – Bewerbungsverfahren ausgesetzt

Die PCT-Bewerbungsphase für das nächste Jahr wurde komplett ausgesetzt (es gibt keine Lotterie im Oktober und vorerst auf Januar verschoben und auch dann ist es fraglich, ob es long distance permits gibt). Ob dann wirklich PCT Permits vergeben werden ist fraglich. Wer sicher planen will muss wohl bis 2022 warten (falls Donald bis dahin noch Präsident ist weiß man auch noch nicht so genau, ob bis dahin noch Ausländer auf den Trail dürfen. In der Richtung hat er sich auch schon mal geäußert – Stichwort “lauft doch eure eigenen Trails”).

Nicht, dass wir uns falsch verstehen. Gerade von den Kurzurlauben in Risikogebiete halte ich überhaupt nichts, vor allem nicht wenn das Gebiet vor dem Buchen des Urlaubs schon als Risikogebiet feststeht (wenn die Reihenfolge andersrum ist müsste eher der Staat eine Reisewarnung aussprechen, damit man die Reise absagen kann).

Gerade die PCT Langstreckenhiker bewegen sich aber in einem Low Snow Year relativ kontinuierlich und langsam in form einer Blase durch das Land. Da sind Kurzstreckenurlauber, die ggf. noch Rundreisen machen eine ganz andere Hausnummer was die Ansteckungsgefahr angeht.

Andersrum wird Covid auch nicht plötzlich verschwinden wie das anfangs wohl alle gehofft haben. Die Wiederansteckung von Einzelnen und die geringe absolute Ansteckungsquote + steigende Infektionszahlen weltweit belegen dies recht deutlich.

Aktuell entsteht meiner Meinung nach dauerhafter Schaden, sowohl durch die sich anfeindenden Hikergruppen (das entspricht leider dem von Donald Trump geschürten Gesamtklima in den USA), als auch durch die ausbleibenden Einnahmen der Geschäftsleute entlang des Trails. Auch die Anfeindungen von Leuten, die um den Trail arbeiten sind nicht hilfreich.

Die PCTA macht sich aktuell mit ihren Statements wohl auch kaum Freunde, wird aber vermutlich selbst politischer Spielball sein.

Das generelle Bewerbungsverfahren bzw. den Bewerbungsprozess habe ich in der Vergangenheit bereits beschrieben.

Generelle Infos zum PCT befinden sind verlinkt.

Journeys North – The Pacific Crest Trail [Buch]

Journeys North The Pacific Crest Trail - Barney Scout Mann

Mehrfach gelesen:

Nein

Autor(in):

Barney Scout Mann

Titel:

  • Journeys North – The Pacific Crest Trail (320 Seiten)

Gelesenes Format:

Taschenbuch

Rezension und Inhalt:

Normalerweise kaufe ich ein Buch, weil mich die Beschreibung anspricht oder es im Durchschnitt gute Rezensionen hat. Bei diesem Buch liegt der Fall anders.

Shamus, the doctor, saw through her immediately. With a glance, Shamus delivered his professional diagnosis: “You look like shit”.

Ich habe bei dem Autor vor meinem PCT Hike übernachtet (wie vermutlich mehr als 75% der PCT Hiker). Er und seine Frau + viele freiwillige Helfer hosten Hiker schon seit vielen Jahren kostenlos. Nachdem er sein Buch geschrieben hat, hat er wohl alle Kontaktadressen von ehemaligen Übernachtungsgästen angeschrieben und um den Kauf gebeten (was würde wohl der deutsche Datenschutzbeauftrage dazu sagen? 😉 ).

Abseits davon, dass es um einen Pacific Crest Trail Hike geht, wusste ich nicht was mich erwartet, als ich mit dem Buch gekauft und anschließend mit dem Lesen begonnen habe. So viel sei vorab gesagt: Das Buch ist anders als ich es erwartet habe.

Der Autor beschreibt über weite Teile nicht primär seine Erlebnisse auf dem PCT Hike, sondern betrachtet den Hike auch aus den Augen verschiedener Mithiker. Dabei wird bei allen Personen auch deren Lebensgeschichte, Kindheit, Eltern usw. betrachtet. Auch die Gedanken in einzelnen Situationen, in denen der Autor nicht anwesend war. Gerade am Anfang ist das oft gewöhnungsbedürftig, weil der Autor selbst als Akteur kaum in Erscheinung trifft.

Wie weit das alles Fiktion oder Realität entspricht kann man als Leser nicht nachvollziehen. Die Art über den PCT Hike zu schreiben ist auf jeden Fall anders als alle bisherigen Bücher, die ich über den Trail gelesen habe. In der Regel findet man Bücher, die ausschließlich aus der Perspektive desjenigen geschrieben sind, der den Hike gemacht hat.

“You have to really want to” (hike the Pacific Crest Trail otherwise you will quit sooner or later)

Bei Journeys North ging es mir anfangs oft so, dass ich gedacht habe “hey, wen interessiert denn die komplette (traumatische) Lebensgeschichte von x y z”. Später wechselt das Buch immer wieder zwischen Vergangenheitserlebnissen und aktuellem PCT Geschehen hin und her und springt auch ab und an in der Zeit, während sich das Ende quasi primär auf die PCT Erlebnisse der Akteure konzentriert.

Die Hauptlesemotivation waren für mich die Situationen und Anekdoten entlang des Trails, die man aber vermutlich erst nachvollziehen kann, wenn man diesen oder einen anderen Langstreckenwanderweg selbst gelaufen ist. Oft finden sich die handelnden Akteure in Situationen wieder, die man selbst nur zu gut kennt, wenn man mal auf dem PCT war.

Sei es die extrem unzugängliche Wasserquelle, für sich man sich selbst komplett zerkratzt oder gar verletzt um sie erreichen zu können und ein paar hundert Meter weiter wäre es ganz leicht gewesen an den Trail zu kommen, sei es die Entscheidung, ob man im Schneeregen bleibt oder im stinkenden Toilettenhaus sein Essen zu sich nimmt. Der Autor beschreibt derartige Situationen immer mit einer Prise Humor. Auf dem Hike sind derartige Entscheidungen Alltag, für Außenstehende mag einiges davon schwer nachvollziehbar oder befremdlich sein.

Auch einige Ortsbeschreibungen wecken lebhafte Erinnerungen.

Als Leser bekommt man auch ein wenig Einblick in das Leben in den USA, wenn man keine reichen Eltern hat. Einige der Mitwanderer von Scout (Trailname des Autors) hatten keine reichen Eltern oder ein behütetes Leben. Es hilft es nichts, wenn einen die Unis wie Havard oder Princeton akzeptieren, wenn man nicht das Geld dafür hat. Am Falle von Scout und seiner Frau, die eher die Oberklasse darstellen wird wieder deutlich wie groß die Unterschiede in den USA sind.

“You folks don’t give up. You’re all crazy, but if there is ever a World War III, I want you on my side”

Auch Sex und Drogen in der Vergangenheit von einer Hikerin spielen eine Rolle. Diesbezüglich fühlt man sich sehr stark an das Buch Wild von Cheryl Strayed. Was dieses Buch unterscheidet ist, dass der Autor ein erfolgreicher Tripple Crowner ist, er halt also den PCT und auch die beiden anderen großen Trails beendet. Cheryl ist absolut planlos in ihren Hike gestartet. Allerdings liegen zwischen Cheryls Hike und dem Hike von Scout diverse Jahre und das macht besonders bei Ausrüstung und Informationsquellen einen riesigen Unterschied.

Es geht um verschollene Hiker, Liebesbeziehungen und andere Erlebnisse auf dem Trail. Nach meiner Erfahrung kann das alles passieren aber das macht sich primär gut in Büchern (Drama) und die Wahrscheinlichkeit ist eher gering. Allerdings muss ich auch sagen, dass ich nicht weiß wie viele von den zig Pärchen die ich entlang des Trails getroffen habe schon vorher zusammen waren. Vielleicht ist also spontan doch mehr gegangen als ich mitbekommen habe.

Die Trailfreundschaften, die besonders am Ende beschrieben werden sind heute eher außergewöhnlich. Die wenigsten Hiker laufen für andere zurück oder warten längere Zeit und von denen die das machen kommen die meisten nicht in Kanada an. Trotzdem lösen sich nach dem Trail viele Freundschaften so schnell wieder auf wie sie auf dem Trail entstanden sind und andere überdauern die Jahre.

Was ich selbst erlebt habe ist die außergewöhnliche Hilfsbereitschaft mancher Amerikaner. Sei es um Trail Angel zu sein, einem Hiker von A nach B zu bringen oder bei irgendwelchen Problemen zu unterstützen.

Es wird sehr deutlich wird wie klein die Unterschiede zwischen “jemand bricht den Trail ab” und “man läuft bis zu Ende” sein können. Ein falsches paar Schuhe, die richtigen Worte zur richtigen Zeit oder ob man die Blasen gleich öffnen oder erst am Abend. Jede Entscheidung beeinflusst das Endergebnis. Das sollte man besonders auf dem ersten Trailstück beachten. Einige (wie ich) sind dort übermotiviert (nein mann kann nicht alle Schmerzen weghiken und am Anfang vom Trail von eine 2000er Tagesdosis Schmerzmittel ist überhaupt nicht gut) und einige bereits zu relaxt.

On the PCT, we all lived on such a slender thread. Sometimes it could be a pay phone in the State of Jefferson.

Ein noch deutlicheres Beispiel: Quert man den Fluss direkt oder sucht sich einen Baumstamm? Je nach Fluss ist beides gefährlich. Im günstigen Fall bekommt man bei der Flussdurchquerung nur nasse und kalte Füße. Wenn man direkt weiter Läuft ggf. auch Blasen- Im ungünstigen Fall kann man ins Wasser fallen oder mitgerissen werden. Eine Querung über einen Baum ist auch nicht ungefährlich (je nach Höhe) kann das leicht zu einem gebrochenen Körperteil führen, wenn man abstürzt. Solche Situationen findet man auch im Buch und auch auf dem PCT. Wenn ich durch 20 Flüsse laufe kann das genauso den Trail deutlich verzögern oder beenden, wie vom Baumstamm abrutschen.

Selbst ein paar Tage früher oder später zu starten kann in Washington zu riesigen Unterschieden führen.

Ohne mehr zu Verraten gerade am Ende des Buches wird es wirklich spannend und das Buch entwickelt sich zum unterhaltsamsten PCT Buch.

Fazit:

Das Buch liest sich recht locker weg und ist mehr ein Unterhaltungsbuch als eines, dass man primär zur Vorbereitung des Trails nutzt. Das Buch ist interessant, wenn man seine Vorbereitung weitgehend abgeschlossen hat und noch ein wenig mehr Trailluft schnuppern will, bevor es los geht oder andersrum, wenn man einfach wissen will wie es ist einen Langstreckentrail zu wandern (also noch überlegt selber zu wandern oder einfach nur mal in die Welt eines Thru-Hikers eintauchen will).

“It’s my mouth that hurts. It doesn’t affect my ability to hike” After falling with one splintered and one heavly damaged tooth.

Es wird mal mehr mal weniger deutlich erwähnt was einem auf einem Langstreckentrail erwartet. Als jemand der noch nicht auf dem Trail war überliest man derartige Sätze aber oft. Stürmisches Wetter und eisige Temperaturen? Das liest sich zu Hause bei angenehmer Temperatur im Sessel oder Bett ganz anders, als wenn man es gerade mehrere Tage erlebt mit nassen Klamotten und nassem Zelt. Dann können solche Erlebnisse sogar dazu führen, dass man das Unternehmen PCT Hike in Frage stellt oder abbricht. Genauso wie Sätze wie “heute hatten wir ein paar Moskitos” aus dem Buch in der Realität eher 30-50 Stichen pro Tag entsprechen können.

Die ansonsten beschriebenen Beziehungen auf dem Trail und das gegenseitige Miteinander hat es früher in der Form wohl stärker gegeben (oder ich habe es 2019 einfach nicht so stark erlebt). Das wird zum Teil an der sehr stark gestiegenen Anzahl der Hiker liegen. Früher kannte man noch alle auf dem Trail. Heute ist das quasi unmöglich, bei 50 Startern täglich, die alle in unterschiedlichen Geschwindigkeiten laufen.

Heute befinden sich die Hiker teilweise im Wettkampf um Zimmer, Wasser, Campspots. Klar sorgen sich Hiker immer noch umeinander, aber aufgrund der schieren Masse und der ständig wechselnden Bekanntschaften ist das – gefühlt – wesentlich weniger als früher der Fall. Es fällt heute wesentlich später oder überhaupt nicht auf, wenn jemand fehlt, wenn man nicht gerade in einer Gruppe wie z.B. in den Sierras unterwegs ist.

Die aktuell sehr positiven Rezensionen bzw. auch die Kommentare stammen vermutlich zum Großteil von Freunden / Bekannten des Autors, trotzdem sind sie berechtigt. Ich bin dankbar dafür, dass ich bei Scout und Frodo in San Diego übernachten durfte und auch in diesem Buch wird deutlich, dass der Autor (Scout) und seine Frau außergewöhnliche Menschen sind.

Eine andere Erkenntnis aus dem Buch ist. Vielleicht braucht es für viele wirklich eine Gruppe um den Trail bis zum Ende zu laufen. Ich habe an vielen Stellen die Freiheit bevorzugt, dass ich Zeros machen kann wann und wie ich mag, dass ich laufen kann wie weit ich möchte, dass ich morgens niemanden störe egal wann ich aufstehe und dass ich Pause machen kann wann und wie ich will ohne das jemand anderes davon betroffen ist. Andersrum sind in diesem Buch aber auch genügend Beispiele von Leuten, die alleine den Trail viel eher beendet hätten, als sie es Leuten um sich rum getan haben.

Für die 7000 Hiker, die bei Scout und Frodo übernachtet haben, sollte allein die Motivation etwas von dem zurück zu geben, was sie selbst vor Ort erhalten haben genügend Grund sein das Buch zu kaufen.

“When does it stop hurting? Three months. … Three months after you get off the trail”

Das einzige Problem an dem Buch ist: Danach hat man wieder Lust auf den PCT zu gehen. Jetzt, sofort und mit Covid weiß man aktuell nicht mal, ob das nächstes Jahr wieder möglich ist. Also Vorsicht als PCT Hiker wird man rückfällig. 😉 Das Buch ist etwas wie der Alkohol für einen Alkoholiker.

Bewertung:

4.5 out of 5 stars 4,5/5

Vergleichbare Bücher / Serien:

Verwandte Bücher / Serien:

Offene Fragen / Ideen / Diskussionsstoff (Spoilerwarnung):

  • Wer waren wohl die Sponsoren, die den Mario Brüdern für die Vollendung des Trails 4000$ zur Verfügung gestellt haben? Kommt ihr zum gleichen Schluss wie ich? Schade, dass man nachher nichts mehr von denen hört. Sind sie angekommen? Hat das Geld geholfen?
  • Das Ende ist wie so oft bei PCT Büchern sehr abrupt aber ich vermute so ist es für die meisten PCT Hiker. Irgendwann ist man vor Ort und zack ist die gemeinsame Zeit vorbei. Die Ausländer haben nur ein limitierte Visum und das Leben geht weiter. Man verliert sich sehr schnell aus den Augen. Der PCT ist eine temporäre Zeitblase in der man ein paar Monate in einer anderen Welt leben kann. Die Standardsorgen sind weggeblasen, dafür hat man ganz andere viel elementarere Probleme.
  • Entweder sind 2007 fast nur US Bürger auf dem Trail gewesen oder die Blase von Scout und Frodo bestand nur aus US-Bürgern. Es wird nicht ein Ausländer erwähnt. 2019 war die Zusammensetzung natürlich immer noch so, dass primär US-Bürger unterwegs waren aber auch Niederländer, Deutsche, Australier, Kanadier, Franzosen und von Leute von diversen anderen Ländern.
  • Ich finde es erstaunlich wie wichtig vielen PCT Hikern das Ziel Kanada ist (ich hatte das nie so sehr im Fokus) und wie sehr sie sich über das Ziel definieren / motivieren. Jeder der ein paar hundert Meilen auf dem PCT war hat bewiesen, dass er / sie hart ist. Der Rest (ob man wirklich in Kanada ankommt) ist auch viel Glück (wie man auch im Buch immer wieder erkennt). Als ich noch auf dem Zielstrahl Kanada war war mir zwar jede Meile wichtig (ich habe im Gegensatz zu vielen anderen Hikern kein Stück übersprungen, wenn sich die Gelegenheit bot) aber wie kann es einem so wichtig sein in Kanada anzukommen, wenn man vorher schon Teile des Trails ausgelassen hat? Dazu kommt, dass es primär für die Hiking Community und einen selbst relevant ist, ob man in Kanada angekommen ist. Der Rest der Welt interessiert sich nicht die Bohne dafür (so ist zumindest meine Erfahrung hier in Deutschland – die wenigsten Menschen haben derartige Träume oder sind daran interessiert).
  • Den Kommentar “Treffe weise Entscheidungen” sollte man eigentlich einrahmen und am South Terminus aufhängen. Nichts ist wichtiger für einen PCT Hiker als dieser Hinweis. Die Kunst ist zwischen weise, übervorsichtig und unverantwortlich zu unterscheiden. Jeden Tag und bei jeder Meile.

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Flight Simulator 2020 Top oder Flop? Review [Kommentar]

Nach dem Hype um den Flight Simulator 2020, den man in den letzten Tagen auf diversen Internetseiten gefunden hat, musste man meinen man verpasst das Spiel (pardon Simulation, ach was im Store nennt Microsoft es selbst Spiel, somit bleibe ich dabei) des Jahrhunderts, wenn man ihn nicht hat.

Gerade in Zeiten von Corona, wo das Reisen doch arg eingeschränkt ist oder man es den Unbelehrbaren überlässt die Infektionszahlen wieder deutlich nach oben zu treiben, reizt es natürlich sehr sich virtuell durch die Welt zu bewegen. Da ich zusätzlich auch noch Urlaub habe konnte auch ich mich nicht beherrschen.

Flight Simulator 2020 - High Sierras

Flight Simulator 2020 – High Sierras

Normalerweise kaufe ich keine Vollpreisspiele mehr, sondern warte ein paar Jahre bis sie deutlich günstiger und mit Patches versehen sind. So ändern sich die Zeiten. Beim FS 2020 hat die Neugierde aber gesiegt.

Der Weg ein langer zum FS 2020 es ist hätte Joda wohl gesagt

War es das Wert? Bedingt.

Flight Simulator 2020 - High Sierras

Flight Simulator 2020 – High Sierras

Zuerst mal ist die Größe des Spiels beachtlich. Für die Installation werden ca. 130GB benötigt (bitte auf SSD, sonst hat man graue Haare, bevor das Spiel geladen wurde). Ich hatte die DVD Version bestellt, wo man erst mal zum Disc Jockey wird. Ganze 10 DVDs bekommt man in dem Paket.

Problem eins: Im Notebook hatte ich kein DVD Laufwerk, optische Laufwerke hat man ja heute kaum noch. Also erst mal 10 DVDs zu Images verarbeiten, dann die Images vom einen Rechner auf den anderen Kopieren und dann noch installieren. Da ist man schnell mal drei Stunden älter.

Flight Simulator 2020 - Mount Whitney Bereich

Flight Simulator 2020 – Mount Whitney Bereich

Wenn man dann die Installation beendet hat, steht man erst mal etwas ratlos da. Denn installiert danach ist kein funktionsfähiges Programm, sondern nur die Weltdaten. Zusätzlich muss man noch die App auf dem Microsoft App Store installieren, also muss man zwangsweise erst mal eine Registrierung bei Microsoft durchführen. Danach wird dann zwangsweise noch ein XBox whatever Konto erstellt und dann darf man theoretisch downloaden.

Nicht so auf meinem Notebook. Dort kam nur die Meldung, dass aktuell ein Problem bei Microsoft vorliegt und ich es später versuchen soll. Ich dachte mir schon, dass das nichts temporäres ist und das die Fehlermeldung irreführend ist. Man kennt ja Microsoft so langsam…

Flight Simulator 2020 - Mount Whitney Bereich

Flight Simulator 2020 – Mount Whitney Bereich

Die Lösung war die Installation der neusten Windows Version (auf dem Notebook war 1909 installiert, also locker neu genug lt. FS Voraussetzungsliste). Das  Installieren der aktuellen Windows Version ging natürlich auch nicht problemlos. Erst mal gab es zwei Fehlversuche beim Upgrade bis es gelungen ist (für alle die es interessiert ich habe danach sämtliche alte Hardware im abgesicherten Modus entfernt und die Systemdatein per Kommando reparieren lassen), das waren glaube ich in Summe noch mal rund 5 Stunden und juchu danach ließ sich die App sogar installieren (ca. 1GB).

Flight Simulator 2020 - Mount Whitney

Flight Simulator 2020 – Mount Whitney

Anschließend stehen natürlich direkt mal 16GB Patches bereit (und das direkt in Version 1 – in einem Jahr darf man dann wahrscheinlich gleich 100GB neu laden).

Ihr merkt also schon – eine gute Internetverbindung ist Pflicht, auch aus anderen Gründen, wie man später noch erkennt.

Der erste Sturzflug

Zuerst habe ich für eine schnelle Proberunde versucht mit Maus und Tastatur zu spielen. OMG. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen. In einem Review stand, dass sich das Spiel mit Maus und Tastatur recht gut spielt. Das kann ich so nicht bestätigen. Das kann nur Wunschdenken gewesen sein. Ich bin nicht mal von der Landebahn weggekommen, da hatte ich den Flieger schon versenkt.

FS 2020 - Angebliche Schutzhütte auf Mount Whitney

FS 2020 – Angebliche Schutzhütte auf Mount Whitney (da steht eine aber die sieht etwas anders aus)

Flight Simulator 2020 - Mount Whitney

Flight Simulator 2020 – Mount Whitney

Zu Vergleichszwecken die Realität, die leider von Fotos auch nur unzureichend eingefangen wird (alles was oben grün ist sind blanker Fels und auch deutlich steiler als oben dargestellt und mit viel mehr Konturen):

Mount Whitney

Mount Whitney (der linke Teil von den beiden Seen entspricht dem oberen)

Mount Whitney

Mount Whitney

Mount Whitney

Mount Whitney

Also habe ich den Thrustmaster HOTAS entstaubt und angeschlossen und siehe da, easy going. Fliegen kann so einfach sein. Den Thrustmaster hatte ich eigentlich mal für Star Citzen gekauft. Das ein paar Jahre später den FS 2020 damit spiele noch bevor Star Citizen erscheint war auch nicht geplant. Die 4 Buttons und 4 Mehrwegeschalter (4-8 Wege je Schalter) bekommt man übrigens selbst mit einem Kleinflugzeug problemlos belegt.

Flight Simulator 2020 - Yosemite Valley?

Flight Simulator 2020 – Yosemite Valley?

Nach längerem Suchen bin ich dann doch noch fündig geworden (die Dronencam war die Lösung – die Dronencam erlaubt Bewegungen unabhängig vom Flugzeug und mit beliebiger Geschwindigkeit):

FS 2020 - Half Dome Rückseite

FS 2020 – Half Dome Rückseite

Half Dome Rückseite Original

Half Dome Rückseite Original

FS 2020 - Yosemite Valley

FS 2020 – Yosemite Valley

Original Yosemite Valley

Original Yosemite Valley

FS 2020 - Weichspülen von Bergen

FS 2020 – Weichspülen von Bergen

Yosemite Valley Original

Yosemite Valley Original

Ok, dann ab in die Flugschule und mit dem HOTAS (Hands on Throttle and Stick, wobei ich nur den Stick habe) spielen sich alle Flugmanöver sehr einfach, Start, Landen, Navigieren, alles kein Ding. Lediglich Seitenruderpedale wären noch hilfreich aber mit dem Thrustmaster und der Target Software bekommt man die Achse auch recht gut über Tasten abgebildet.

Ab in die Sierras

Nachdem ich die Flugschule durch hatte war ich heiß wieder in die High Serras zu kommen. Nach meinem PCT Besuch werde ich von den Sierras wohl nie wieder los kommen.

Flight Simulator 2020 - Epcot von oben mit 3D Modellen (nicht zu Tief gehen, dann sieht es klasse aus)

Flight Simulator 2020 – Epcot von oben mit 3D Modellen (nicht zu Tief gehen, dann sieht es klasse aus)

Nach dem Start in Lone Pine bin ich zuerst beeindruckt, sogar auf dem “Flughafen” irgendwo im nirgendwo sind Gebäude vorhanden, sogar mit Satellitenschüsseln auf dem 3D Modell. Der Anflug auf die Sierras lässt erste Ernüchterung aufkommen. Vom Fotorealismus, den einige Reviewer hinaus beschwören ist selbst in der Ultra Stufe rein gar nichts zu sehen.

Flight Simulator 2020 - Gelandet in Epcot - eher hässlich

Flight Simulator 2020 – Gelandet in Epcot – eher hässlich

Die ersten 3 Anläufe in die High Sierras zu fliegen sind an der Wahl des Flugzeugs gescheitert. 14500 Fuß sind offenbar eine Hausnummer. Schon beeindruckend, was der menschliche Körper so alles leisten kann, wenn nicht mal Flugzeuge für mehrere hundert tausend Dollar oder sogar im Millionenbereich dort ankommen.

Auch wenn die Flugzeuge eine Reiseflughöhe von bis zu 20.000 Fuß hatten sind sie alle kläglich gescheitert. Es wird also nicht nur bei Autos das Blaue vom Himmel versprochen. Klar, wenn man den Copiloten rausschmeißt, den Tank leer macht und die richtigen Windverhältnisse hat, dann kommt man ggf. auf die Höhe. Ggf. hätte ich auch das Gemisch noch anders einstellen können, die Idee ist mir aber erst später gekommen (dazu verliert die Flugschule natürlich auch kein Wort, genauso wie zum Autopiloten usw.).

Flight Simulator 2020 - Hollywood Studios - Toy Story fehlt, Star Wars fehlt, der Disney Hut ist noch vorhanden - Veraltet

Flight Simulator 2020 – Hollywood Studios – Toy Story fehlt, Star Wars fehlt, der Disney Hut ist noch vorhanden – veraltet um mindestens 3 Jahre

Mein Ziel war der Mount Whitney (der höchste Berg von den USA abseits von Alaska), den ich letzte Jahr erklettert hatte (zumindest fast bist oben, ein paar hundert Fuß fehlten noch, bevor mich die Übelkeit befiel – Höhenkrankheit, überanstrengt oder ggf. was anderes).

Ich habe mich übrigens direkt noch mal geärgert als ich nun im FS gesehen habe wo ich abgebrochen habe. Ich war vielleicht noch 500m vom Gipfel weg. 🙁 Vor Ort war das leider keineswegs so gut ersichtlich. Derartige Analysen gehen mit dem FS 2020 übrigens super. Mehr dazu auch im Grand Canyon.

Mit dem 4. Flugzeug (reichlich overpowered aber noch ohne Turbine) ging es dann endlich zum Whitney – auch das war recht ernüchternd. Auch wenn man zumindest den Zig Zag Weg hinauf erkennt, ist von der Schönheit der Landschaft rein gar nichts zu sehen.

Bei Mount Whitney lässt sich aufgrund des Sees und des Aufstiegsweges aber recht leicht erkennen, das ich an der richtigen Position ist. Es gibt bei Mount Whitney zwar auch kein gutes Modell der Schutzhütte auf dem Gipfel (da steht ein Haus aber mit Satellitenschüssel – das entspricht nicht ganz der Wahrheit), aber immerhin lässt sich die Position recht gut bestimmen. Das Konzept setzt sich überall fort wo keine manuellen eingriffe erfolgen, wenn ich das richtig sehe. Wer zum Beispiel das eigene Haus sucht wird feststellen, dass der Grundriss zwar dem Original entspricht aber die komplette Textur, Fenster, Türen, Treppen sind frei erfunden. Das dürfte für 99% der Gebäude im FS 2020 zutreffen. Gebäude wie zum Beispiel in Disney und Vegas sind manuell Designt, wenn sie realistisch aussehen. Bei Disney trifft das aber auch nur auf markante Strukturen zu (beispielsweise der World Show Case – mal mit mehr oder weniger Sorgfalt – oder die Epcot Weltkugel, nicht aber die Mainstreet.

Flight Simulator 2020 - Epcot Testtrack und ein Teil vom World Showcase

Flight Simulator 2020 – Epcot Testtrack und ein Teil vom World Showcase und Mexiko (das Gebäude unten – schon witzig, wenn man mal im Park war und wie beeindruckend das von vorne aussieht und wie simpel die Halle dahinter von oben aussieht), dahinter Norwegen und China

Bei Mount Whitney sind die Farben teilweise falsch und die Berge arg weichgespült (abgerundet). Somit wirkt die Darstellung nicht wirklich echt. Wegen der teilweise falschen Texturfarben stellt sich die Frage, ob wirklich alles auf Satellitenaufnahmen basiert, oder zum Teil generiert ist.

Die Höheninformationen scheinen nur in den Eckdaten zu passen. D.h. ich gehe davon aus, dass die Informationen eher Höhenlinien einer Karte entnommen wurden und nicht die realen Konturen abbilden.

Am eigenen Haus (das zu finden hat mich ganze 5 Minuten gekostet, da wir einen kleinen Flugplatz im Ort haben) lässt sich auch gut nachvollziehen, dass eben nicht überall Satellitenaufnahmen benutzt werden, wie ich schon in den Sierras vermutet habe. Ganze Wege neben Gebäuden sind um unser Haus einfach Grünflächen (das sind keine offiziellen Wege), Bäume stehen überall ums Haus, obwohl kein einziger da steht.

D.h. die komplette Textur ist um unser Haus generiert und hat nichts mit Satellitenaufnahmen zu tun (oder die generierten Grasflächen / Bäume / Sträucher überblenden in dem Fall einfach die Satellitenaufnahme). Auch der Baum und Strauchbewuchs ist generiert. Die hässlichen Bäume und Sträucher (siehe Epcot oder Florida Keys), die wie Felsen aussehen, findet man dort, wo sie nicht generiert wurden. Dort ist dann die Basis scheinbar eine Satellitenaufnahme.

Das Haus ist abseits der Grundrisses frei erfunden, das gilt auch für alle umstehenden.

Somit mussten die Entwickler sich offenbar zwischen Pest und Cholera entscheiden. Satellitenaufnahme = gibt die reale Umgebung wieder aber eben nur von oben. Diese Variante bildet zum Beispiel auch nicht offizielle Wege ab. Die Zweite Variante “manuelles Eingreifen” erfordert Aufwand (z.B. Vegas, wo sogar die Werbung wie zum Beispiel Beatles Musical usw. passt) oder eben Variante 3 “generierte Welt” was zwar zu schönen Bäumen, Sträuchern, Grasbewuchs führt und wenig Speicherplatz belegt, aber eben nur in den Grundrissen der Realität entspricht.

Letzte Variante kommt sowohl um Mount Whitney, dem Grand Canyon als auch in Yosemite zum Einsatz. Wie die Wanderwege dort aufgezeigt werden ist mir noch nicht ganz klar, aber ich vermute die sind auch generiert und basierend nicht auf Satellitenaufnahmen. Auch Wanderwege sind ja auf Karten verzeichnet. Auf Bergen wiederum sehen die Farbpatches teilweise nach Satellitenaufnahmen aus, die dann aber teilweise fälschlicherweise mit Rasentexturen oder Bäumen / Sträuchern angereichert werden, wo in der Realität keine sind.

Somit wechselt der FS 2020 ständig zwischen sehr hohem Realitätsgrad und vollständiger Fiktion.

Flight Simulator 2020 - Epcot Wold Showcase - Komische Bäume, oder?

Flight Simulator 2020 – Epcot Wold Showcase – Komische Bäume, oder? Typisches Beispiel für aus einer Satellitenaufnahme entstandene 3 Baum Modelle

Weiter nach Yosemite Valley. Im ersten Anlauf war ich mir nicht sicher, ob ich es gefunden habe bzw ob ich richtig bin. Mangels Koordinaten ist das nicht immer so einfach. In dem Kontext hilft die Satellitenkamera deutlich um Ziele zu finden. Im zweiten Anlauf konnte ich dann Half Dome, Visitor Center, Campigplatz vor dem Halfdome usw. bestimmen.

Flight Simulator 2020 - Epcot World Showcase

Flight Simulator 2020 – Epcot World Showcase (Japan, Marokko)

Navigation?

Abseits von drei vorgegeben Karten und vorgegeben Zielen kann man die Navigation quasi vergessen. Man kann nur sehr kompliziert Koordinaten eingeben (z.B. von Google ermitteln und dann im Suchfeld eingeben – nähe Mount Everest z.B. 27°58’57.0″N 86°54’59.0″E – da der FS aber gerne abstürzt, wenn man raustabt sollte man die Koordinaten vorher im Zwischenspeicher haben) und Landmarks wie Mt. Whitney oder Yosemite Valley gibt es schlicht nicht als Text oder Marker auf der Karte.

Somit muss man entweder mit vom Spiel vorgegeben Zielen navigieren oder auf Sicht (Straßen, Flüsse, Seen, Berge). Letzteres (Seen) habe ich sowohl für die Identifikation von Yosemite als auch Mount Whitney genutzt.

Flight Simulator 2020 - Magic Kingdom von oben ohne 3D Modelle

Flight Simulator 2020 – Magic Kingdom von oben ohne 3D Modelle

Man kann lediglich von (zugegebenermaßen) vielen vorgegeben Punkten zu vorgegebenen anderen Punkten fliegen (also A / B). Mehr geht nicht. Der ist erstaunlich wenig für einen Simulator. Zumal es sicher kein großer Aufwand gewesen wäre Koordinaten zu erlauben oder Punkte auf der Karte anzuklicken und Zwischenwegpunkte zu setzen. Somit wirkt der Flight Simulator 2020 recht schnell hingeschustert.

Grafikhype trifft auf Realität

Nachdem Yosemite und Mt. Whitney eher enttäuschend waren, kann ich schon mal ein Fazit ziehen: Dort wo es keine 3D Modelle gibt sollte man deutlich Abstand vom Boden halten. Sonst sieht die Grafik nicht gut aus. Das sorgt auch dafür, dass die weichgespülten Berge weit weniger auffallen.

Flight Simulator 2020 - Magic Kingdom von oben mit 3D Modellen

Flight Simulator 2020 – Magic Kingdom von oben mit 3D Modellen

Naturexpeditionen streiche ich also komplett von der Feature Liste des FS 2020.

Somit lag als nächstes ein Besuch in Disney World Florida nahe. Die Parks kenne ich gut und wenn es irgendwo 3D Objekte gibt, dann wohl in den meistbesuchten Freizeitparks der Welt, oder?

Für die 3D Objekte benötigt es übrigens die oben bereits erwähnte gute Internetverbindung. Ohne Internetstreaming kann man zwar um die ganze Welt fliegen! aber abseits von landschaftlichen Erhebungen ist die Welt flach. Gebäude sind nur eine Textur auf dem Boden.

Flight Simulator 2020 - Magic Kingdom

Flight Simulator 2020 – Magic Kingdom

Erst das Streaming versieht die Welt mit 3D Objekten. Der erste Flug über Epcot – durchaus beeindruckend. Zu nah ran gehen sollte man aber nicht. Selbst mit 3D Objekten empfiehlt sich eine Mindesthöhe von 1000 Fuß. Ansonsten wird es unschön. Das ist übrigens auch bei der Grafikeinstellung Ultra so, die sorgt zwar für schöneres Wasser und bessere Beleuchtung aber am Boden wird dadurch nichts besser. Die Qualität der Satellitenaufnahmen ist aber der größte Schwachpunkt in Bezug auf Tiefflug.

Flight Simulator 2020 - Magic Kingdom Main Street. Da schüttelt es einen, oder?

Flight Simulator 2020 – Magic Kingdom Main Street. Da schüttelt es einen, oder?

In Magic Kingdom hat die Internetverbindung zwischendurch nicht für die 3D Modelle gereicht und dann zeigt der FS 2020 sich von seiner richtig hässlichen Seite. Ich wusste, dass ich mich über Magic Kingdom befinde aber wirklich erkennen kann man es ohne 3D Modelle kaum.

Florida Keys

Im nächsten Schritt habe ich dann doch noch mal an anderer Stelle versucht, ob der FS 2020 Landschaft nicht doch kann und bin noch mal enttäuscht worden. Der Flug über die Florida Keys sollte eigentlich wunderschön sein. Abseits von matschigen Texturen und etwas Strandflair hielt sich die Schönheit aber in Grenzen. Die Anzahl der Fehler in dieser Region ist aber wirklich beeindruckend.

Flight Simulator 2020 - Florida Keys Der alte Highway versinkt im Meer (links neben dem neuen Highway)

Flight Simulator 2020 – Florida Keys Der alte Highway versinkt im Meer (links neben dem neuen Highway)

Der alte Highway an den Florida Keys wurde übrigens vollständig entfernt. Das Problem was die Entwickler hatten, war das Wasseraufnahmen vom Satelliten statisch sind und das bescheiden aussieht. Somit müssen sie Satellitenwasser durch Simulationswasser ersetzen. Dieser Ersetzung fällt eben allem zum Opfer was nicht Land ist. Den alten Highway sieht man nun immer wieder ins Wasser gehen und aus dem Wasser kommen aber als Straße existiert er nicht.

An einigen Stellen wurde das Wasser auch nicht ersetzt. Dort bekommt man dann statische Bote mit statischen Schaumkronen im Wasser zu sehen. Insgesamt war die Reise entlang der Keys eher ernüchternd (ganz im Gegensatz zum realen Erlebnis). Was ich allerdings auf dem Weg erfahren habe, dass es unterdessen Kreuzfahrtschiffanleger in Key West gibt, die es bei meinem letzten Besuch noch nicht gab.

Wasserfälle kann das Spiel übrigens überhaupt nicht darstellen. Die Niagara Fälle sehen einfach potthässlich aus. Zum Glück bin ich nicht selbst hin geflogen, sondern habe mir ein Video angesehen.

Flight Simulator 2020 - Florida Keys Generiert vs. Satellit

Flight Simulator 2020 – Florida Keys Generiert vs. Satellit

Da wären wir übrigens beim Punkt Aktualität. Wie auch bei Google sind die Satellitenaufnahmen teilweise mehrere Jahre alt. Wenn man Disney überfliegt bekommt man also einen mehrere Jahre alten Stand geboten. Sehr schön kann man das an den Hollywood Studios erkennen. Den Disney Hut im Park gibt es nicht mehr. Den Star Wars Bereich und auch den Toy Story Bereich gibt es im FS 2020 nicht. Beides ist aber schon seit mehreren Jahren im Bau oder beendet (Toy Story Land wurde 2018 eröffnet, die Aufnahmen sind also mindestens von 2017 oder älter).

Grand Canyon

In wenig bewaldeten Regionen lassen sich sogar Wanderwege bestimmen. Ich habe mir am Grand Canyon den Weg vom South Kaibab Trailhead zurück zum Bright Angel Trailhead angesehen auch da habe ich mich geärgert, dass ich letztes Jahr am Tip Off Point gestoppt habe. Es waren zwar 40°C und ich hatte nur noch begrenzt Wasser aber der Aufstieg war dann viel einfacher als befürchtet (ja, es war die vernünftige Entscheidung aber das ist ja nicht immer die beste).

FS 2020 - Grand Canyon Fotospotcheck

FS 2020 – Grand Canyon Fotospotcheck

Ich hätte ich mindestens zum Colorado runter gehen sollen oder im Optimalfall den zweiten Weg zum Bright Angel Trailhead wieder hoch. Wenn ich das richtig sehe, wäre ich wohl auch an das Wasser im Colorado ran gekommen und hätte auffüllen können (siehe Screenshot oben). Man muss allerdings vorsichtig sein, was im Flight Simulator wie flaches Terrain aussieht kann extrem felsig sein (Stichwort Weichspülen von Bergen). Das passiert selbst an Bergen wie dem Everest, die abseits ihrer Höhe aus der Nähe alle so gerundet aussehen, als wenn es sanfte Hügel wären. Davon sollte man sich nicht täuschen lassen.

FS 2020 - Grand Canyon Fotospotcheck

FS 2020 – Grand Canyon Fotospotcheck

Solche Dinge kann man sich mit dem FS 2020 super anschauen, vor allem in wenig bewaldeten Regionen. Es ist sogar möglich im Grand Canyon zu schauen welche Fotospots  gut sind (die Details und Schönheit der Landschaft kommt zwar nicht rüber aber zumindest was man von einem Ort in etwa sehen kann).

FS 2020 - Grand Canyon Wanderwegcheck Bright Angel Trail

FS 2020 – Grand Canyon Wanderwegcheck Bright Angel Trail

Im Grand Canyon klappt das hervorragend und hat mir gezeigt, dass ich da irgendwann noch mal hin muss. 😉 Dann mit zwei Tagen Zeit, dann geht es ganz gemütlich runter und wieder hoch. Das geht auch in einem Tag aber ist dann schon etwas anstrengender und man muss recht früh los.

FS 2020 - Grand Canyon Fotospotcheck - nicht so schlecht, oder? Kann man mal hinwandern

FS 2020 – Grand Canyon Fotospotcheck – nicht so schlecht, oder? Kann man mal hinwandern

Ich habe von Yosemite ein paar Beispiele von realem Foto und Screenshot in FS 2020 angefügt. Zumindest die Perspektive kann man damit ziemlich genau nachstellen.

Tops und Flops

Flight Simulator 2020 - Christo Statue von hinten - totaler fail - von vorne sieht sie übrigens top aus!

Flight Simulator 2020 – Christo Statue von hinten – totaler fail – von vorne sieht sie übrigens top aus! – Die Treppen oben sind alle frei schwebend in der Luft

Flight Simulator 2020 - New York die Freiheitsstatue top

Flight Simulator 2020 – New York die Freiheitsstatue top

Flight Simulator 2020 - New York Central Railroad of New Jersey Terminal eher flop (Ellis Island sieht übrigens noch schlimmer aus)

Flight Simulator 2020 – New York Central Railroad of New Jersey Terminal eher flop (Ellis Island sieht übrigens noch schlimmer aus)

Flight Simulator 2020 - New York One World Trade Center eher flop

Flight Simulator 2020 – New York One World Trade Center eher flop (die Form passt, die Textur ist schlecht)

Flight Simulator 2020 - New York Brooklyn Bridge eher top

Flight Simulator 2020 – New York Brooklyn Bridge eher top

Flight Simulator 2020 - New York New York Queensboro Bridge das spottet jeder Beschreibung fail

Flight Simulator 2020 – New York Queensboro Bridge das spottet jeder Beschreibung fail

Flight Simulator 2020 - New York das soll der Flugzeugträger sein. Ok, muss man wissen - flop

Flight Simulator 2020 – New York das soll der Flugzeugträger sein. Ok, muss man wissen – flop

Flight Simulator 2020 - Washington - Urks sieht das scheiße aus. Das soll der Obelisk in Washinton sein. Unten sieht man den echten Schatten aus der Satellitenaufnahme und das Hochhaus was drauf geworden ist - fail++

Flight Simulator 2020 – Washington – Urks sieht das gruselig aus. Das soll der Obelisk in Washington sein. Unten sieht man den echten Schatten aus der Satellitenaufnahme, das echte Objekt  und das Hochhaus was daraus geworden ist mit eigenem Schatten. Das passiert bei automatisch generierten Objekten – fail++

Flight Simulator 2020 - Washington - fail

Flight Simulator 2020 – Washington – fail

Flight Simulator 2020 - Washington Lincoln Memorial - top

Flight Simulator 2020 – Washington Lincoln Memorial – top

Flight Simulator 2020 - Washington Lincoln Memorial - top

Flight Simulator 2020 – Washington Lincoln Memorial – top

Flight Simulator 2020 - Washington White House - fail++

Flight Simulator 2020 – Washington White House – fail++

Flight Simulator 2020 - Sydney Opera House - Wow!

Flight Simulator 2020 – Sydney Opera House – Wow!

Flight Simulator 2020 - Sydney Harbour Bridge - Ernsthaft? Mega fail

Flight Simulator 2020 – Sydney Harbour Bridge – Ernsthaft? Mega fail

Flight Simulator 2020 - San Francisco Golden Gate - top

Flight Simulator 2020 – San Francisco Golden Gate – top

Flight Simulator 2020 - Sydney Lobard Street - eher top

Flight Simulator 2020 – Sydney Lobard Street – eher top

Flight Simulator 2020 - Istanbul - Hups, ist da wer nicht fotogen?

Flight Simulator 2020 – Istanbul – Hups, ist da wer nicht fotogen?

Flight Simulator 2020 - Istanbul Hagia Sophia - top

Flight Simulator 2020 – Istanbul Hagia Sophia – top

Flight Simulator 2020 - Sultan Ahmed Moschee - top

Flight Simulator 2020 – Sultan Ahmed Moschee – top

Flight Simulator 2020 - Kairo Pyramiden - top

Flight Simulator 2020 – Kairo Pyramiden – top zumindest optisch, da ich noch nicht dort war kann ich die Übereinstimmung mit der Realität nicht bewerten

Herausforderungen und Spielmodi

Was kann man denn im FS eigentlich machen? Nicht viel und doch alles lautet die Antwort. Nicht viel, weil es abseits der Flugschule (die übrigens rein das Fliegen betrachtet und nichts anderes. Keine Kommunikation, kein Auftanken, kein Navigieren auf dem Flugplatz) nur recht wenig Auswahl gibt.

Auch die diversen Möglichkeiten der Funktionen eines größeren Flugzeugs werden nicht erklärt. Wer also einen Airbus besteigt wird plötzlich mit massenhaft Funktionen konfrontiert, von denen er in der Flugschule im Kleinflugzeug nie etwas gehört hat. Auch Themen wie Treibstoffmix oder andere Einstellungen werden überhaupt nicht behandelt? Ein Nachtflug vergesst es. Ihr werdet schon selbst rausfinden was zu beachten ist.

Flight Simulator 2020 - Key West Versunkene Schiffe und Gebäude

Flight Simulator 2020 – Key West Versunkene Schiffe und Gebäude

Es gibt 3 vorgegeben Flüge durch die Landschaft (oben hatten ich bereits festgestellt, dass die Landschaftsflüge eher durchwachsen aussehen).

Ansonsten gibt es einige Landeherausforderungen auf einigen herausfordernden Flughäfen. Das hat man recht schnell abgearbeitet und ansonsten gibt es nur noch den Freiflugmodus, bei dem man sich um die ganze Welt bewegen kann. Es sind weltweit auch sehr sehr kleine Flugfelder vorhanden. Man kann im wahrsten Sinne irgendwo im nirgendwo starten.

Flight Simulator 2020 - Florida Keys

Flight Simulator 2020 – Florida Keys

Das eigentliche Potenzial das der FS zeigt ist die ganze Welt auf verhältnismäßig hohem Detaillevel zu simulieren (man stelle sich mal die ganze Welt mit Modellen wie dem Sydney Opera House oder dem Licoln Memorial vor).

An vielen Stellen wie z.B. bei Disney hat man Lust zu landen und mehr ins Detail zu gehen (wobei der FS dann gänzlich versagt, wenn die Modelle nicht manuell erzeugt wurden, gut dafür ist er auch nicht gemacht). Das wäre aber wirklich spannend. Wenn man sich in einem detaillierten Weltmodell bewegen kann und zwar egal ob mit Flugzeug, Auto, Zug oder wie auch immer.

Wie man sieht ist die Grundlage da, bis das aber wirklich auf “fotorealistischem” Niveau geht werden wohl noch einige Jahre (Jahrzehnte) ins Land gehen. Oder man muss Fotorealismus mit einem Mindestabstand von mehreren tausend Fuß definieren.

In so einem Weltmodell könnte man dann aber problemlos alle Arten von Simulationen abbilden. Vom Flight Simulator, über Truck, Train, Landwirtschafts- und sonstige Simulationen.

Die Technik

Die Engine ist schlicht nicht optimiert. Sie ist weder für Low Level Apis ausgelegt (nur DX11 statt 12 – DX11 ist 11 Jahre alt!) und auch ansonsten in jeder Hinsicht eher mau. Es werden maximal 6 Kerne unterstützt und die CPU stellt schnell das Limit dar in Auflösungen bis Full HD oder teilweise auch bis 2560 je nach Grafikkarte, obwohl die Kerne nicht mal voll ausgelastet sind. Erst bei hohen Auflösungen im Prinzip ab 4K läuft man mit modernen Grafikkarten ins CPU Limit. Das liegt allerdings daran, dass das die Engine nicht optimiert ist.

Es ist teilweise lustig wie andere Reviews das rechtfertigen. “Es wird die ganze Welt simuliert, da darf es doch etwas dauern / langsamer sein” So ein Quatsch. Jeder Simulator stellt nur den Bereich da, der gerade sichtbar ist und das auch noch in deutlich schlechterer Qualität, desto größer die Entfernung ist. Ob die ganze Welt oder nur eine kleine Region simuliert wird ist vollkommen irrelevant.

Viel relavanter ist zum Beispiel wie viele 3D Modelle z.B. in New York gleichzeitig sichtbar sind.

Die technische Umsetzung ist somit eher schwach und klar kann man das mit mehr Power richten. Man kann auch versuchen mit platten Reifen Auto zu fahren, mit viel PS geht viel. Mit der teuersten und am meisten Strom schluckenden Grafikkarte wird sogar der FS flott.

Der schnöde Mammon

Wo die Preisgestaltung hingeht zeigt Microsoft recht eindeutig. Es gibt bereits jetzt einige Downloadcontents, die alle maßlos überteuert sind. Ein Upgrade von der Standardversion auf die größeren Versionen? In etwa 100% teurer, als wenn man sie direkt erwirbt. Im Prinzip kann man das Spiel auch gleich neu kaufen, viel teurer ist es nicht. Ein weiteres Flugzeug 30€ oder ein Flughafen 20€ und mehr. Wohlgemerkt wir reden hier von EINEM Flughafen / Flugzeug.

Flight Simulator 2020 - Landen in Key West? Besser nicht. Haus und Baum sind unterhalb der Straße platziert

Flight Simulator 2020 – Landen in Key West? Besser nicht. Haus und Baum sind unterhalb der Straße platziert.

In Zukunft wird man also vermutlich von mittelmäßigem Content zu Unsummen von Geld überschwemmt werden. Das ist aus meiner Sicht besonders ein Thema weil die enthaltenen Flugmodi abseits des Freiflugs von einem vorgesehenen Punkt A zu einem vorgesehen Punkt B sehr überschaubar sind.

Das Werkzeug für Fotografen?

Ich prophezeie, dass der Flight Simulator 2020 ein unverzichtbares Werkzeug für Fotografen wird (vielleicht ein Geheimtip). Man kann schnell mal an die entlegensten Orte, an Fotospots reisen und schauen was man aus einer bestimmten Perspektive sieht (sogar mit simuliertem Sonnenstand zu einem bestimmten Tag / Uhrzeit). Ich glaube es gibt nichts was das bisher auch nur ansatzweise so bequem erledigt. Das ersetzt natürlich keineswegs das fotografische Auge aber man erkennt auch, dass sich manche Fotospots einfach viel eher anbieten als andere.

Ob nun Skylines, Luftaufnahmen oder an irgendwelchen Fotospots im Grand Canyon oder Yosemite. Man kann ruck zuck sehen was man aus der Perspektive in etwa sehen kann. Ggf. im weg stehende Bäume usw kann man natürlich nicht berücksichtigen aber Berge und andere Prägnante Objekte passen erstaunlich genau.

Lediglich die Navigation ist in dem Kontext wieder ein Problem. Manchmal dürfte es erst gelingen einen bestimmte Stelle zu finden, wenn man schon vor Ort war. Das ist natürlich ziemlich sinnlos. Oder man muss die Koordinaten direkt von z.B. Google kopieren.

Fazit:

Der FS 2020 sorgt für einige wow Erlebnisse. Die Möglichkeit sich weltweit an jeden Ort zu bewegen ist auf dem Detaillevel ziemlich beeindruckend (ich glaube Abseits von Google Earth ist das soweit ich weiß der erste Weltsimulator mit ansatzweise passablem Detaillevel). Anderseits stößt man sehr schnell an die Grenzen, wenn man zu sehr in das Detail geht.

Von kaputten Bäumen, die wir Felsen aussehen, versunkenen Häusern, fliegenden Autos, Baumkronen auf Straßenniveau ist alles dabei. Danach braucht man auch nicht suchen. Das springt einen überall an. Auch Landen ist an Orten mit 3D Objekten an vielen Stellen zum Scheitern verurteilt. Man bleibt an allem möglichen hängen. Das sind keine Einzelfälle. Die Ganze Region der Florida Keys / Key West kämpft mit falschen Höheninformationen (man sollte meinen, wenn sich alles fast auf Meereslevel befindet kann das nicht so schwer sein, aber weit gefehlt, oft stehen Gebäude im Wasser, sind Schiffe versunken oder von Bäumen ragt nur die Krone aus der Straße). Gut, evtl. hat man hier die Klimaerwärmung bereits berücksichtigt. 😉

Auch der Simulationsteil enttäuscht mich partiell. Dabei geht es nicht um die Simulation der Flieger (die kann ich eh nicht beurteilen). Die Flugzeugtypen fliegen sich deutlich unterschiedlich und man bekommt zumindest das Gefühl, dass einiges an Arbeit investiert wurde. Schlimmer finde ich, dass man offenbar nicht mal einen eigenen Kurs setzen kann. Man kann auch nicht extern einen Kurs erstellen und einlesen soweit ich das bisher beurteilen kann.

Ursprünglich hatte ich mal den Ansatz den Pacific Crest Trail (PCT) zu erfliegen aber da der FS 2020 Natur nicht wirklich schön darstellt und offenbar in Naturregionen oft einfach generierte Grafik genutzt wird, statt Satellitenbilder, macht das wenig Sinn, zumal man den Kurs eh nicht eingeben kann.

Flight Simulator 2020 - Airbus. Der Fliegt sich wie ein Panzer

Flight Simulator 2020 – Airbus. Der Fliegt sich wie ein Panzer

Punkten kann der FS 2020 besonders in bewohnten Gegenden mit vielen Häusern. Ein Flug über Disney, New York oder San Francisco. Da liegt die Stärke des FS 2020. Ein Flug über Landschaft kann je nach Wetter auch so seine Momente haben, wenn man jemals vor Ort war wird man davon aber eher enttäuscht sein. Die Schönheit der Landschaft kann der FS 2020 aufgrund der zermatschten Satellitenaufnahmen und teilweise generierten Welt  nicht ansatzweise wiedergeben, von Fotorealismus ist er meilenweit entfernt. Das fängt schon ganz simpel damit an, dass teilweise nicht mal die Texturfarben stimmen und die Struktur auch nicht detailliert ist. Berge sehen z.B. in den Sierras aus wie Hügel und haben weiche Konturen, das ist auch an anderen Stellen so.

Wenn man in großen Höhen fliegt, sieht es durchaus aus wie in einem echten Flugzeug, weil dann die Details keine große Rolle mehr spielen.

Der Hype um das Spiel eh Simulation ist aus meiner Sicht keineswegs berechtigt. Das Problem ist eher, dass es seit langem quasi keine Konkurrenz mehr in dem Genre gibt. Trotzdem ist der FS 2020 wohl der aktuell beste Flugsimulator und wird es mangels Konkurrenz wohl auch lange bleiben.

Um die Eingangsfrage aufzugreifen. Für mich ist der FS weder top noch flop aber er vergibt deutlich Potenzial. Dabei meine ich nicht mal die grafische Darstellung, die noch deutlich Luft nach oben hätte (DX11, ernsthaft in 2020?), sondern eher die nicht vorhandenen Navigationsmöglichkeiten mit GPS Koordinaten oder ganz simpel zum Anklicken auf der Karte, fehlenden Landmarkenbezeichnungen und sehr wenige Flugmodi.

Stand heute würde das Spiel aus meiner Sicht nur als Early Access durchgehen. Soweit ich das beurteilen kann wird sich Microsoft aber jeden weiteren Inhalt mit exorbitant hohen Preisen finanzieren lassen.

Ist das Spiel 65€ oder noch mehr wert? Meiner Meinung nach nein. Ich würde eher sagen 30€. Die ganzen Zusatzinhalte sind eh der reinste Wucher. Wenn sie den ganzen Sierra Nevada Bereich mal als DLC anbieten mit passender Textur und echten Konturen, dann schau ich es mir mal an. Aktuell passt teilweise nicht mal die Farbe. Dort ist nichts grün, das sind Steine und die Formen passen auch nur grob.

Ich bin übrigens gespannt, ob die Darstellung sich im Winter ändert, oder ob es dann bei der hochsommerlichen Darstellung der Sierras bleibt (ich vermute, dass letzteres der Fall ist, man kann aber manuell Schnee aktivieren. Der wird dann einfach über die Landschaft gelegt – dabei ist es egal, ob man gerade am Grand Canyon in der Wüste oder in den Sierras ist).

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