Wochenrückblick Lüneburger Heide, Heidschnuckenweg, Heidepark Soltau

Tja, wär hätte gedacht, dass meine USA Tour 2019 vorerst meine letzte Tour war und ich danach 2 Jahre überhaupt nicht mehr Reise – ich zumindest nicht, bis das Corona Chaos ausgebrochen ist.

Auch dieses Jahr hatte ich eigentlich etwas größer geplant, aber nachdem sich das alles zerschlagen hat, ist es nun eine zweigeteilte Deutschlandtour geworden.

02.08.2021 – Anfahrt Hamburg Neuengraben (3 km)

Die Bahn sorgt immer wieder für spannende Reisen! Mitte Juli – also nach den Überschwemmungen – konnte ich mein Ticket für die Fahrt nach Hamburg noch ohne Probleme und Warnungen buchen. Kurzfristig gab es sehr wohl Verspätungen und Warnungen.
Ich hatte fälschlicherweise angenommen, dass System dahinter steckt und die Warnungen und Sperrungen nur kurzfristiger Natur sind. Gut, es steckt wohl ein System dahinter aber eben nicht wie ich dachte, eher eins um die Kunden zu Ticketbuchungen zu verleiten, die die Bahn so nicht bieten kann (ich will keine betrügerischen Absichten unterstellen, so was würde die Bahn natürlich nicht machen, oder?).
Eine Woche vor der Reise hat mir die Bahn mitgeteilt: ihr Fahrplan hat sich geändert. Fahren sie eine Stunde eher los um zur gleichen Zeit anzukommen und ob der ICE überhaupt dort hält wo sie einsteigen wollen wissen wir nicht. Wir können Ihnen das auch nicht vor dem Abreisetag sagen…
Gestern haben sie den Fahrplan dann nochmal aktualisiert (den Schienenersatzverkehr so optimiert, dass man 50 Minuten auf den ICE Warten kann, der eh zu Spät kommt) und heute haben sie mir bisher 10 Mails geschickt. “Sie bekommen ihren Anschluss”, “sie bekommen ihren Anschluss nicht” usw. – irgendwann sind wohl die Klebletter, Glaskugeln oder was auch immer sie für die Prognosen nutzen ausgegangen. In Hamburg war der Zug dann fast pünktlich, pardon – nach Bahnzeitrechnung war er pünktlich. Alle Verspätungen im 5 Minuten Bereich sind ja lt. Bahn keine Veerspätungen.
Die Anzeigen im Bahnhof waren auch optimal: Man braucht nicht denken, dass ein synchroner Zustand zwischen den Monitoren zu den Gleisen und an den Gleisen besteht. Zu den Gleisen gab es den ICE nicht, an den Gleisen schon. Das ist für einen ITler nicht so richtig einleuchtend wie man sowas hinbekommt. Das geht nur mit nicht synchronisierten Systemen aber ok, von der Telekom hört man auch immer wieder solche Geschichten.

03.08.2021 – Von Fischbeck nach Buchholz (ca. 30km von Hotel zu Hotel)

Der erste Tag auf dem Heidschnuckenweg hat recht gut begonnen. Von Hamburg Neugegraben ist man  schnell in der Heide, was besonders Hundebesitzer und Radfahrer aus der lokalem Anwohnerschaft nutzen. Allerdings ist der Heideabschnitt relativ kurz, wenn man dem Heidschnuckenweg folgt. Es geht recht flott in den Wald, der aufgrund des feuchten Sommers angenehm grün ist.

Der zweite Teil der Strecke zieht sich ordentlich, weil man teilweise an Bundesstraßen, Autobahnen und über befestigte und Schotterwege läuft. Dabei wird man schnell daran erinnert, dass es Fluch und Segen ist in eng besiedelten Gebieten zu wandern. Ja, man kann jeden Tag einkehren und die Strecke notfalls mit dem Bus oder anderen Fortbewegungsmitteln verkürzen aber dafür ist man eben auch nur stückchenweise in der Natur.

Das Wetter war Wanderwetter, die Sonne kam eher selten durch aber es war trocken. Ziemlich angenehm zum Wandern aber eben kein optimales Fotowetter. Die ersten Blütenansätze bei der Heide sind zu sehen aber eine Flächenblüte ist wohl noch ein paar Tage weg. Mal sehen wie viel ich davon aus der Tour erlebe. Ich bin gespannt wie viel Heide es morgen zu sehen gibt.

Im Prinzip hätte man die komplette Stecke auch per Rad fahren können. Gerade der erste Teil des Weges wurde auch stark von Mountainbikern genutzt.

Ansonsten stecken mit die ca. 26km (vermutlich war es etwas mehr, da ich auch noch locker 2km zum Weg laufen musste und dann auch noch ein Stück zurück gelaufen bin um wirklich vom Startpunkt zu beginnen) doch ziemlich in den Muskeln heute. Ich bin den Weg recht schnell angegangen und hatte auch vermutlich ca. 8kg auf dem Rücken (ca. 5l Wasser – 2 davon aus reinen Trainingszwecken, den Rucksack, Proviant und diverser Kleinkram  – da merkt man die 2 Jahre Corona Pause doch recht deutlich.

Weiterhin bin ich heute ohne Hikingstöcke gelaufen. Der häufige Wechsel zwischen Wiese, Straße, Schotter und Waldwege ist für die Stöcke nicht wirklich hilfreich. Ich war zwar vor 15:00 am Ziel und offenbar der erste (die Rezeption war verweist) aber viel weiter hätte es heute auch nicht sein dürfen. Ich hoffe auf die Regenerationsfähigkeiten des Körpers. Die haben mich auf dem PCT auch immer wieder erstaunt.

Meine Garmin Fenix 6 hat mal wieder versagt. Der Track wurde nicht aufgezeichnet und somit fehlen fast alle Daten (zu Hause ging es mit identischen Einstellungen in der Woche davor noch). Schon ein Witz, das Garmin die Software ständig verbessert aber die wirklich wichtigen Sachen noch genauso beschissen laufen wie 2019. Die GPS Trackaufzeichnung ist offenbar noch genauso Glückssache wie 2019 schon. Dafür werden ständig irgendwelche komplett sinnlosen Funktionen für gefühlt 323 Nischensportarten eingebaut. Das verkauft sich halt besser als nach x Jahren haben wir die Grundfunktion mal so eingebaut, dass sie läuft.

Bravo Garmin. Die Basics funktionieren offenbar nie. Die Softwareentwicklung reagiert auch noch genauso arrogant wie vor ein paar Jahren. Kundenwünsche oder Funktionalität sind egal, die haben ihr eigenes Programm und wenn etwas nicht funktioniert, dann benutzt der Kunde das Produkt einfach nicht wie vorgesehen.

Der Gepäcktransport hat gut geklappt, wobei ich aktuell weniger transportieren lasse, als ich trage. Aber da bestünde ja Luft zu Verbesserungen, wenn ich weniger Wasser mitnehmen würde. Der Vorteil ist, dass ich auch eher sinnlose Luxussachen wie z.B. ein Notebook dabei haben kann. Das ist schon angenehmer, gerade wenn man früh im Hotel ist.

Somit habe ich an Tag 1 eine der längsten oder die längste Etappe gelaufen. Das hängt etwas davon ab wie viele Zusatzwege bei den anderen Etappen hinzukommen.

04.08.2021 Von Buchholz nach Wesel (ca. 25km)

Nach dem Frühstück wollte ich im 8:00 starten aber da die Luftfeuchtigkeit recht hoch war, habe ich mir das noch mal anders überlegt. Zum Nass werden hätte der Fisselregen gereicht. Glücklicherweise ging es dann um 8:15 besser. Der Weg hat sich heute vergleichbar zu gestern gezeigt. Zuerst ging es über mehrere Kilometer an der Bahn lang und dann in den Wald. Es gab auch heute kurze Heidetappen aber weitgehend ging es durch den Wald.

Heute war ich schon um kurz vor 14:00 am Ziel. So um drei Wurde es dann immer dunkler und gab ein Gewitter mit ordentlich Regen. Das war aber recht schnell durchgezogen. Zum richtig nass werden hätte es aber Gereicht.
Die Unterkunft ist heute etwas rustikaler und mein Zimmer liegt offenbar direkt über der Küche. Zumindest riecht es hier ständig nach irgendwelchem Essen. Interessant finde, ich dass bisher jedes Kaff gut mit Internet versorgt ist. Da kann man bei uns nur von träumen.

Insgesamt bin ich etwas erstaunt wie wenig Heide ich auf dem Heidschnuckenweg bisher gesehen habe. Wenn man sich die Karte zum Einstieg in den Wanderweg anschaut ist es allerdings nicht so überraschend. Faktisch streift der Weg die Heide immer nur. Und man muss sich auch klar machen, dass die “Lüneburger Heide” eben keine zusammenhängende Fläche ist, durch die man tagelang laufen kann.

Der Weg selbst ist recht wechselhaft. Mal ist er landschaftlich schön, oft wirkt er aber auch bemüht und macht eher den Eindruck, dass den Weg keiner so richtig will und er irgendwo zwischen Bahnstrecke, Autobahn und Grundstücken eingequetscht ist. Mal sehen wie es die nächsten Tage weitergeht.

Ach so, noch zu dem Garmin Schrottprodukt das sich Fenix 6 nennt (wobei die Hardware gut ist, die Software ist das Problem). Trotz mehrfachem Neustart und dem Löschen aller Daten lies sie sich nicht wieder zur Zusammenarbeit überreden. Der Fehler steckt schon seit Jahren in der Software.

Scheinbar hat der Ortswechsel das Problem verursacht. Aber gut, vielleicht ist die Erwartungshaltung auch zu hoch, wenn man eine Uhr knapp 150km entfernt vom eigenen Wohnort nutzt, die explizit für Expeditionen vermarktet wird. Wenn sich jemand währen einer Expedition auf die Garmin verlässt ist das wohl eher ein Selbstmordkandidat. Denn ein Reset erfordert z.B. im Nachgang eine Internetanbindung. Nach meiner Erfahrung hat man die auf Expeditionen oft nicht und selbst wenn auch nicht unbedingt eine Stunde Zeit dafür.

Somit blieb dann Nachmittags nur der vollständige Reset. Das war zumindest früher zuverlässig. Danach darf man dann nur wieder alle Einstellungen setzten + Pairing mit dem Telefon – da ist man auch gern eine Stunde älter.

Das hat Garmin aber offenbar auch optimiert aber zugegeben das kann auch an Apple liegen. Ich nach diversen Versuchen und dem manuellen Entfernen der Uhr im iPhone ging es dann wieder. Ob morgen dann auch wieder irgend eine Aufzeichnung von Tracks, höhen usw. funktioniert? Lassen wir uns überraschen.

Nach klassischer Etappenkunde für den Heidschnuckenweg habe ich heute übrigens Etappe 2,5 abgeschlossen. Morgen geht es dann bis Etappe 4.

05.08.2021 Wesel nach Oberhaverbeck (ca. 28km mit Rundwanderung im Totengrund)

In der aktuellen Unterkunft gibt es Frühstück leider erst ab 8:00 (mit Italienischem Eigner, also eher um 8:10, wobei der auch andere Klischees erfüllt hat, ich hab den nur rumstehen sehen, während seine deutsche Frau gearbeitet hat).

Somit komme ich später los als an den beiden ersten Tagen. Ok, dafür soll die Strecke lt. Reiseunterlagen auch nicht so lang sein. Faktisch kam dann aber neben dem Rundweg im Totengrund noch mal 1km hin und zurück hinzu. Witzig war heute das Launchpaket: Es ist gängig, dass man sich selbst etwas zubereitet (in der Regel 1-2 Brötchen). Heute musste man das Brötchen extra bestellen und dann wurde es einem gebracht. Das waren aber die gleichen Brötchen wie am Buffet. Scheinbar hatten die Eigner Angst, dass man sie mit Brötchen ruiniert.

Die Strecke war heute das was ich schon an den ersten Tagen erwartet hatte: Ganz viel Heide. Top! Ich habe aber per Infotafel auch bestätigt bekommen, was sich am ersten Tag schon abgezeichnet hat über die Karte – 60% der Heide sind Wald. Und wenn der Mensch nicht weiter eingreift, wird der Wald auf Dauer die Oberhand behalten.

Es gab heute fast nur weiche Untergründe. Somit ging das gehen super von der Hand. Für mich macht das echt einen riesigen Unterschied, ob ich über Waldböden, leicht steinige Wege, bachbettartige Wege, Split oder harten / weichen Sand laufe. Somit konnte ich heute auch durchgängig über den ganzen Tag mit über 5km/h gehen. Positiv: Es hat mich niemand überholt, ich habe – keine Ahnung – mindestens 50 Leute überholt.

Sogar meine Garmin Fenix hat nach dem Reset – gestern – heute mal das gemacht was sie soll, die Strecke aufgezeichnet und die Distanz / Höhenmeter und den Puls zusammen erfasst. Allerdings ist Garmin unzufrieden mit der Distanz und meiner durchgehend hohen Geschwindigkeit – Aerobisch 5.0, zu viel! Aber meine Leitungsalter entspricht angeblich wieder dem eines 20-25 jährigen. Die Info hatte ich auf dem PCT auch. Ich frage mich nur, ob das stimmt oder Garmin das quasi jedem attestiert, damit sich alle toll fühlen.

Die Hohe Frequenz der überholten zeigt auch: Auf dem Weg war extrem viel mehr los, als an den Vortagen. Für meinen Geschmack war es heute schon zu viel. Dabei laufen den Weg schon einige Leute. Man kann es aber nicht so genau einschätzen. Es gibt neben dem Hauptweg zig Varianten und natürlich diverse Unterkünfte. Aber pro Unterkunft sind es schon mal gerne 15-20 Leute (je nach Lokation), die auf dem Heidschnuckenweg wandern.

Heute habe ich zum ersten mal die Regenjacke benötigt, bisher habe ich den Regen immer irgendwie umgangen. Irgendwann hatte ich bei den kleineren Schauern einfach keinen brauchbaren Baum mehr und 3km vor dem Ziel wollte ich dann auch ankommen. Die Wetterfrösche sind in der Region übrigens ziemlich unzuverlässig. Oft steht in den diversen Wetterapps kein Regen, während man aus dem Fenster ganz viel Wasser sieht.

Es ist unglaublich wie gut ich mich über Essen motivieren kann. Heute war es die Apfelwaffel mit Zimt und Eis, die ich schon am Vortag bei der Unterkunft entdeckt hatte aber was es gibt ist fast egal. Auf dem PCT habe ich mich z.B. über einen kalten Softdrink + Hot Dog zur längsten Tagesetappe motivieren können. Gut, zugegeben der Universal Besuch in LA am nächsten Tag hat auch geholfen, und das Mädchen was mich überholt hat an dem Tag auch (man sieht auf dem PCT halt nicht so viele Leute oft und die war nicht so viel schneller, also war sie meine Zugmotivation). Dafür war ich dann schneller beim Softdrink und dem Hotdog. Mann muss auch Prioritäten setzen. ^^

Die Unterkunft heute ist interessant. Die drei “Geschäftsführer” sind vermutlich um die 25. Entweder hatten die schon Vermögen (dann verstehe ich nicht, warum man sich so einen Klotz ans Bein bindet) oder die Bank gut überzeugt. Das Konzept ist zumindest speziell. Es handelt sich um einen alten Hof, der komplett  modernisiert wurde. Die Zimmer schwanken zwischen altem bewahren und modern und sind auch erst ab 16:00 bezugsfertig. Die Zeit wartet man natürlich rein zufällig im Cafe und das Essen wird hervorragend auf Instagram platziert. Auf jeden Fall sorgt das für Umsatz, wenn die Gäste auf ihre Zimmer warten, den ganzen Tag gewandert sind und dann ganz freundschaftlich diverse Sachen angeboten bekommen.

Eine Karte bekommt man nicht und man weiß auch nicht was die Leckereien kosten, die man bestellt. Die jungen Eigentümer duzen einen direkt und das “möchtest du einen Kaffee” hört sich eher an, als wenn man bei Freunden ist. Bezahlen muss man erst mal auch nichts, es wird alles auf das Zimmer geschrieben (schlaues System, macht Disney auch so).
Abends gibt’s eine Brotzeit mit Salaten und Fleisch vom Grill. Das ganze Konzept kommt fast ohne Personal auf. Ansonsten noch ein bisschen blabla von wegen Nachhaltigkeit und lokale Sachen. Interessantes Konzept auf jeden Fall. Es wäre spannend wie lange sie daran abbezahlen, falls sie nicht selbst Geld hatten. Witzig auch, dass eine der Eigentümerinnen vorher offenbar für längere Zeit durch Australien gezogen ist. Die Konzeptpräsentation beim Geldgeber muss echt gut gewesen sein. 😉

Aktuell haben sie über 30 belegte Zimmer + Essensumsatz. Da kommt jeden Tag ordentlich was rein.

Von Oberhaverbeck nach Schneverdingen + Pietzmoor + Heidegarten (ca. 26km bis zur Unterkunft)

Heute Morgen gab es sogar mal Sonnenschein, in der Intensität habe ich das in den letzten Tagen noch nicht erlebt.

Die heutige Etappe sollte eigentlich die kürzeste sein, mit meinem kleinen Exkurs zum Heiddegarten war sie dann aber doch nicht ganz so kurz. Die Etappe ist eine Variante des Heidschnuckenweges. Der Hauptweg führt nicht über Schneverdingen. Durch den Schlenker über Schneverdingen bekommt man aber das Pietzmoor zu sehen. Mit der vorgesehenen Etappe war ich um 12:15 durch, da ich schon um ca. 8:00 starten konnte.

Es sieht aber so aus, als wenn diese Variante von kaum jemanden gewandert wird (das Hotel hier ist recht überschaubar von der Größe, könnte also nicht ansatzweise so viele Wanderer aufnehmen, wie ich z.B. allein gestern gesehen habe). Die Tagesetappen sind durch die Variante etwas anspruchsvoller, weil länger geworden. Ich hatte aber Anfangs auch Leute getroffen, die zumindest im ersten Abschnitt auch die längeren Etappen gelaufen sind. aber ggf. werden mehr unterschiedliche Varianten gewandert. als ich bisher dachte. Ein paar Mädels habe ich entlang des Weges auch immer wieder getroffen und war nie im gleichen Hotel mit denen.

Heute habe ich auch eine Wildcamperin gesehen, direkt am Heidschnuckenweg, relativ mutig. allerdings weiß ich ehrlich gesagt nicht, wie hoch die Strafen sind, wenn man erwischt wird (lt. Google bis zu 500€). Es heißt halt nur immer, dass wildes campen in Deutschland verboten ist.

Das Pietzmoor war wieder so ein touristischer Klassiker. Man kann etwas sehen, ohne sich mehr als 5km bewegen zu müssen und schon ist es total überlaufen. Ich verstehe so was nie. Das ist so ähnlich wie bei Yosemite. Der erste Wasserfall und das Touristenzentrum ist überlaufen. Danach wird es dünn. Sobald man sich 10, 15 oder gar 20km an einem Tag laufen muss, sind größer 95% der Menschen raus, egal was es zu sehen gibt. Will sagen das Pietzmoor war ganz nett, rechtfertigt aber keineswegs den Menschenauflauf, den es dort gab.

Die Heide blüht unterdessen etwas flächiger. Heute gab es dementsprechend etwas größere Flächen zu sehen, die geblüht haben. So richtig intensiv, wie man das von Fotos kennt, habe ich es aber bisher nirgends gesehen.

Da der Regen und Gewitter erst für 14:00 angesagt war, habe ich noch schnell 6 Zusatzkilometer zum Heidegarten und zurück dran gehängt. Kurz nach 2 ging es dann auch los mit dem Regen, ich habe es so gerade noch zurück zum Hotel geschafft.

Mal kurz zum Thema Launchpakete – es ist witzig was die einzelnen Unterkünfte teilweise darunter verstehen: Bei der ersten Unterkunft gab es 1,5 Liter Wasser (sehr sinnvoll), bei der zweiten 750ml mit Kohlensäure. Letzteres ist – zumindest für mich – nicht optimal, aber gut, gibt ja vermutlich Leute, die das sogar beim Wandern brauchen. Aber 750ml wie weit soll man damit kommen? Heute gab es 150ml Multivitaminsaft und ein Ei. Eier sind jetzt auch nicht so optimal beim Wandern (bin ich der einzige, bei dem die für aufstoßen sorgen?). Lustig war auch die Cola Light auf dem PCT, die Leute meinen es gut aber echt, wie kommt man auf die Idee, dass Hochleistungausdauersporter “light” benötigen? Niemand  braucht light Produkten, wenn er / sie 4000-5000 Kalorien am Tag raus haut.

Das heutige Hotel ist auch speziell: Man muss heute schon sagen wann man Frühstück essen will, wie viele Brötchen man möchte, ob man ein Ei möchte und wie viel Wasser man mitnehmen will. Das hatte ich bisher so auch noch nicht. Da  morgen Samstag ist, gibt es zumindest in dem aktuellen Hotel erst ab 8:00 Frühstück. Bei langen Etappen ist es mir lieber früh los zu kommen. Zumal das Wetter hier die Tendenz hat, jeden Nachmittag in Regen umzuschlagen.

Schneverdingen nach Bispingen (ca. 23km)

Für heute hatte der Wetterbericht nichts gutes verkündet – quasi Dauerregen über den ganzen Tag ab 11:00. Als ich dann morgens nachgeschaut habe, hat sich das auf 14:00-15:00 verschoben. Also schnell um 8:30 los gewandert und wieder das tägliche Wetterrennen, ich habe es knapp gewonnen. Allerdings waren um 13:15 im Hotel alle Türen zu, also bin ich ein paar hundert Meter zurück zur Schule gewandert und habe dort mein Launchpaket vertilgt. Kurz danach find es richtig an zu schütten. Ich konnte mich unter einen überdachten Fahrradständer retten.

Die Route war heute eher mittelmäßig, relativ viel Wald, ein wenig Heide. Man merkt halt, dass man aus dem Kern der Heidelandschaft wieder raus ist. Ich gehe davon aus, dass es morgen in etwa vergleichbar ist.

Von Bispingen nach Soltau Nord + Heidepark (> 35 km)

Heute geht es auf die letzte Etappe meiner aktuellen Wanderung auf dem Heidschnuckenweg. Der Weg geht noch weiter bis Celle. Auf dem Hauptweg habe ich nun die erste Hälfte gewandert. Die Variante war quasi ein Bonus. Rein in Hauptwegkilomertern habe ich ca. 120km, geschafft. Wie man unschwer erkennt, addieren sich die Zahlen meiner Etappen aber zu > 160km auf.

Heute war der Wetterbericht leider sehr unpräzise und suggerierte ziemlich unbestimmbaren Regen über den ganzen Tag. Somit musste ich morgen um 8:45 im Regen starten. Angenehm ist anders aber Taktieren war mir bei dem Wetterbericht einfach zu ungewiss. Nach zwei bis drei stunden wurde das Wetter dann langsam besser. Landschaftlich war die heutige Etappe kein Highlight.

Es war das übliche Heidschnuckenwegprogramm: Durch Wald, über Felder, entlang an Schienen und Autobahnen und ein klein wenig Heide. Nach der Hälfte der Strecke (ca. 12km) hört man dann schon die Fahrgeschäfte und Schreie vom Heidepark. Witzig ist, dass der Heidschnuckenweg mitten über den Parkplatz vom Heidepark geht und sich dort irgendwo verliert.
Einer von den Parkplatzanweisern hat mich dann gefragt, wo der Weg überhaupt weitergeht, er würde ständig gefragt. Gut, wenn man eine App hat. ^^ Falls es jemanden interessiert. Bei der letzten Parkplatzeinfahrt über die Straße und nach rechts weiter. Nach ein paar Metern kommt das H Zeichen links. Wenn ihr aber zum Parkhotel wollt, geht besser nach links. Ich bin – wie offenbar mehrere einem etwas unbequemen Trampelpfad um die eingezäunte Anlage gefolgt. Wanderer sind offenbar als Gäste nicht vorgesehen.

Als ich im Hotel war war mein Zimmer nicht fertig – ok das ist normal in großen Hotelanlagen. Das Hotel ist so ein Typisches Event und Veranstaltungshotel und dient als Bettenburg unter anderem für den Heidepark. Somit wurde ich an das Restaurant verwiesen. Ergebnis: Außer Tomatensuppe gibt es mittags nichts?! Ich konnte sie dann zu einer Currywurst mit Pommes überreden und oh Wunder es kamen  direkt noch 4 andere, die auch keine Suppe wollte. Allerdings war ich mir des Risikos bewusst. Currywurst kann man leider echt nur in wenigen Regionen Deutschlands bestellen (z.B. in NRW oder Berlin). Die Wurst war aber erträglich, wenn auch nicht gut.
Da ich früh am Ziel war habe ich mir ein ermäßigtes Nachmittagsticket für den Heidepark gebucht. Der stand zwar erst für morgen auf dem Programm aber so ist es weniger stressig. Einlass um 15:10, also wieder gut 3,5km zum Heidepark latschen und abends wieder zurück. Im Heidepark bin ich anschließend auch noch diverse Kilometer gelaufen.
Die letzten zwei Tage war ich scheinbar der einzige Wanderer, weil der Gepäckservice immer nur meinen Rucksack zu den Hotels gebracht hat. Offenbar wandern die meisten keine 6 Tage in der Heide.

Heidepark:

In ca. 4 Stunden im Heidepark bin ich in den meisten Top Attraktionen gewesen. Ich werde zu alt für den Scheiß, ich brauche einen Testfahrer!
  • Kraken – fast senkrechter Fall – Achterbahn – sehr smooth und mal was anderes aber sehr kurze fahrt
  • Colossus (2x) – Beste Holzachterbahn, die ich kenne. Wirklich klasse.
  • Desert Race (3x) – Ich Liebe Bahnen mit Linearantrieb, weil die enge Toleranzen haben und dementsprechend smooth fahren. Klasse beschleunigigung
  • Ghostbusters 5D – War ok, aber hab ich schon besser gesehen (3D Ballerei im Sinne von Man in Black usw.) – man konnte nicht so richtig erkennen was Punkte bringt. Auf viel schießen? Was kaputt schießen? Aber ich war zumindest besser als die beiden Teenager, die mit mir im Wagen waren. Ich hatte eigentlich gedacht, dass die mich abhängen. Für irgendwas muss die Computerspielhistorie ja gut sein.
  • Fluch der Dämonen – Achterbahn wo man neben der Schiene fährt – fand ich nicht sonderlich außergewöhnlich. Was schlimm war, dass die Bewegungen und Drehungen zu langsam waren und die Schwerkraft einen immer in die falsche Richtung gedrückt oder gezogen hat
  • Big Loop – Zu unpräzise und klapprig – nicht so schlimm wie Limit aber auch kein Highlight
  • Scream – 08/15 Free Fall Tower, eher langweilig. Eher unangenehme Bremse
  • Limit – Gott, wer baut so einen Schrott? Hohe G Kräfte und so klapprig, dass man direkt Kopfschmerzen bekommt. Das Ding war vergleichbar Schlimm wie die Holzachterbahn in Bush Gardens
  • Bobbahn – Das ist so ziemlich die schlimmste Bahn, in der ich je gefahren bin. Die reinste Klapperkiste. Wenn man danach eine Gehirnerschütterung hat, würde mich das nicht wundern. Mein Rücken wär mehrfach fast gestorben. Ich hätte es besser wissen können. Das sah schon baum zuschauen ruckelig aus.

Am Ende wollte ich um 19:10 noch gerne eine Runde Kraken fahren, der war aber 50 Minuten vor Schließung des Parks schon dicht.

Die Corona Maßnahmen sind übrigens die reinste Ironie in einem Freizeitpark. Ich hatte mich vorher schon gefragt wie gut das funktioniert. Nur mal zum Vergleich: Heute morgen beim Buffet mussten sich alle Plastikhandschuhe und eine Maske anziehen um ans Frühstücksbuffet zu dürfen (die Handschuhe fand ich etwas übertriegben).

Im Feizeitpark sind 20% zu dumm, zu cool oder zu ignorant um in den Wartebereichen die Maske zu tragen. Abständen halten 0% der Leute ein. Sobald man aus der Attraktion raus ist, tragen keine 20% mehr die Maske. Dazu kommt, dass jeder ständig an dem Ding rumfummelt und das die Wartezonen größtenteils nicht an die Menschenmenge angepasst war, haben sich alle unter den Metallstreben, Ketten usw. drunter weg getaucht und das ganze Zeug fasst jeder an. Dazu fasst natürlich auch jeder die Haltegriffe an. Will sagen: Wenn man Freizeitparks so laufen lässt, kann man sich an zig anderen Stellen das ganze Theater schenken. So ein Freizeitpark verteilt 100x eher Corona als ein Frühstücksbuffet.

Insofern ist nun witzig, dass überall die Striche auf dem Boden sind, die waren vollständig überflüssig.

Ansonsten:

  • Das Theming des Parks ist ok (da können deutsche Parks nicht mit Giganten wie Disney und Universal mithalten)
  • Die Garten und Landschaftsgestaltung ist toll
  • Sicherheit – gut
  • Aussehen der Bahnen – sehr Wechselhaft, einige könnten eine Reinigung oder Farbe brauchen
  • Wartezonen bescheiden, oft kein Wetterschutz und auch kein Sonnenschutz – geht in der Form so überhaupt nicht
  • Der Merchandise ist offenbar auf Weltklasse Niveau, ich hatte zwar keine Zeit mir die Sachen im Detail anzuschauen aber hinter jeder Topattraktion ist ein Laden
  • Ich habe noch nie einen Freizeitpark erlebt, der so schlechte Bewertungen beim Essen hatte. Der aktuelle Stand liegt im Bereich von 2,5 – 3 von 5 Punkten, wenn man auf Google sucht. Ich habe mich wagemutig bei dem Piratenburger an einen Cheeseburger + Pommes und Softdrink in der Maxi Version für 10€ gewagt. Die Bewertung 2,5 würde ich nicht bestätigen, bei mir war es eher eine 3/5 aber gut ist anders. Die Pommes waren bei mir i.O., die Cola hatte absolut 0 Kohlensäure. Das war keinen Versehen im sinne von etwas zu spät die Patrone gewechselt. Das habe ich so noch nie erlebt. Das Fleisch vom Burger ist sehr fein durchgedreht und schmeckt seltsam. Kann man also essen, muss aber nicht sein.

Wenn ihr die Wahl habt, fahrt lieber ins Phantasialand oder noch besser nach Disney World und zu Universal Orlando.

Auf dem Rückweg zum Hotel habe ich übrigens zum ersten Mal erlebt, dass ein Zug auf der Bahnstrecke war, an der ich die ganze Zeit entlang gewandert bin.

Mein Fazit:

Die Lüneburger Heide kann man durchaus erwandern, als Pflichtprogramm würde ich das aber nicht ansehen. Die Region meiner Meinung nach ein sehr gutes Marketing. Die Landschaft ist ganz schön, aber man läuft eben oft auch durch Wälder (die sehen kein Stück anders aus als in NRW) und gerade am Anfang auch gerne mal entlang von Schienen oder Straßen. Der Heidschnuckenweg wurde als schönster Wanderweg Deutschlands ausgezeichnet. Ok, so bin ich in Deutschland noch nicht gewandert aber wenn das stimmt, dann kann ich schon verstehen, warum die Langstreckenwanderwege im Ausland teilweise so einen legendären Ruf haben. Ich bin gespannt auf den König Ludwig weg, wenn der Heidschnuckenweg schon die Krone der Wanderwege war…
Mir mich war die Wanderung als Corona Alternativprogramm völlig in Ordnung. Das Wetter war ziemlich durchwachsen. Mit dem Regen hatte ich halbwegs Glück aber die Sonne hat sich eben auch eher selten gezeigt. Gutes Wanderwetter, kein Fotowetter. Das sieht bei Wanderwegen im Ausland oft auch anders aus. Aber in Zeiten des Klimawandels ist halt nichts mehr garantiert.
Ein Beispiel für die Effekte des Klimawandels: Während bei meiner PCT Wanderung in 2019 ein high snow Year war, also der Schnee in den Bergen bis weit in den Sommer erhalten geblieben ist, waren dieses Jahr mehr als 250 Meilen des Weges wegen Waldbränden gesperrt. Deutlich über 1000 Meilen haben “ungesunde” bis “gefährliche” Luftbedingungen gehabt.
Wie bei jedem mir bekannten Wanderweg, ist die Auszeichnung manchmal sehr gut und manchmal nicht vorhanden. Viel schief gehen kann in der Heide nicht, es gibt einfach genügend Orte, wo man im schlimmsten Fall strandet. Es schadet aber nicht eine App zu benutzen. Ich habe mir die Etappen bei Alltrails runtergeladen (das muss man dafür leider ein Jahr abonieren). Man findet auch GPX Files im Netz oder bekommt sie mit Reiseführern.
Ein klein wenig Langstreckenwanderwegsgefühl kommt auch auf dem Heidschnuckenweg aus, der Unterschied zu einer PCT Wanderung ist aber doch recht deutlich. Man kann jeden Tag einkehren und teilweise sogar entlang des Weges aussteigen. Man braucht eigentlich nur 2-3kg auf dem Rücken tragen und hat jederzeit ein Netz und doppelten Boden. Blasenpflaster vergessen? Dann werden die einem mit dem Gepäck ins Hotel geliefert. Man muss auch keine Extrawege zu teilweise recht fragwürdigen Wasserquellen laufen. Das braucht man aber auch nicht.
Wer also mal schauen will, ob länger Wandern etwas für einen ist, der kann es auch in Deutschland testen. Denn grundsätzliche Themen wie: Macht mein Körper das mit, kann ich überhaupt 30km und mehr am Tag wandern?
Mir haben jetzt auch die PCT Erfahrungen geholfen. Bestimmte Probleme kannte ich schon und die meisten konnte ich direkt vermeiden. Wenn ich dann mal wieder auf dem PCT bin, wird das auch helfen.
Letztlich kommt es wohl darauf an. welcher Typ Wanderer man ist. Ich wandere nicht, weil mit Wandern so viel Spaß macht, sondern weil ich etwas erleben und sehen will. Da hatte der PCT halt viel, viel mehr zu bieten. Obwohl ich bei einem Weg wie dem Heidschnuckenweg jeden Tag ein Hotel habe und gutes Essen, würde ich den PCT vorziehen, wenn ich frei reisen könnte. Wenn ich dann  wieder 6 Wochen unterwegs bin, sage ich wahrscheinlich was anderes.
Witzigerweise gibt es entlang des PCT übrigens auch eine Region, die aussieht wie die Lüneburger Heide. Ich wüsste aber nicht, dass das erwähnt wird. Zumindest habe ich noch keinen entsprechenden Hikebericht gelesen.
Die gute Nachricht für Radfahrer – man kann den ganzen Weg auch mit dem Rad fahren, aber ein Mountainbike oder vergleichbar sollte es schon sein.

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