Irland Reise 2016 [Reisebericht]

Nachdem der Urlaub 2015 (Westaustralien) recht teuer war und 2017 (Antarktis) ein noch teurerer anstand, haben wir und in 2016 entschlossen mal einen günstigeres Urlaubsziel aufzusuchen. Deswegen war der Urlaub übrigens kein Stück schlechter. Der Preis bestimmt also sicherlich den Ort aber nicht wie gut der Urlaub ist. 😉

Zu Irland hat sicher jeder einige Bilder im Kopf, sei es durch Reisesendungen, Filme ( Michael Collins, Star Wars), Reiseführer, Bücher oder auch Werbung.

Tourguide und Ankunft

Wie üblich haben wir mal wieder eine organisierte Reise (Busrundreise) mit Tourguide gebucht.

Der Tourguide war auf dieser Tour mal erfrischend anders. Sein Name war Paul und er war Philosophiestudent. Auf dem Flughafen wären wir fast an ihm vorbeigelaufen, weil er gleich mehrere Reisegruppen eingesammelt hat und das Namensschild für den Tourveranstalter nur zwischendurch mal hoch gehalten hat.

Vielleicht für Leute, die das nicht kennen. Bei derartigen Rundreisen wird man normalerweise am Flughafen eingesammelt. Mal muss man den Flug über den Veranstalter buchen, mal reicht es wenn man den Veranstalter informiert.

Wir haben dabei schon alles erlebt. Von individueller Abholung mit einem Auto nur für uns bis zu es kam überhaupt keiner war alles dabei. Der Tourguide sammelt die Leute allerdings normalerweise nicht am Flughafen ein. Schon gar nicht mehrere Gruppen und über den ganzen Tag verteilt.

Paul war angenehm unkonventionell. Aus Klamotten hat er keinen großen Wert gelegt (kann auch Absicht gewesen sein, um den armen Studi zu mimen – weil alle Klamotten irgendwo Löcher hatten und sein Handydisplay hatte zig Risse, weil er nach dem Aufstehen wohl mal versehentlich drauf gestanden hat) und sein Namensschild hat er dann auch mal schnell einem Reisenden in die Hand gedrückt (halt mal bitte, ich muss mal kurz weg), weil er mal kurz schauen wollte, ob von der anderen Gruppe Reisende da waren.

Paul war irgendwie cool, intelligent , hatte immer eine freche oft ironische bis sarkastische Antwort parat und jugendlich rebellisch. Normalerweile essen die Tourguides abends immer mit der Gruppe (Pflichtprogramm für 1-2 Stunden) und verschwinden dann – das hat Paul sich gleich geklemmt, weil er auf den zwanghaften Kram keinen Bock hatte. Dafür hat er sich Tagsüber mehr aufgerissen als jeder Tourguide den wir vorher hatten und uns sogar musikalisch super unterhalten. Er hat im Alleingang zig irische Lieder gesungen (mit einem doch recht typisch steifen Reisegruppe – ohne Alkohol geht da nicht viel beim Singen) und den ganzen Bus bespaßt. Das Singen steckt den Ihren im Blut und er war echt gut.

Paul hat einige Monate in Deutschland gelebt und jemand aus Deutschland als Familienmitglied. Sein Deutsch war so perfekt, dass man so etwas wie einen Dialekt gehört hat, den man nicht zuordnen konnte aber man wäre nie darauf gekommen, dass er nicht primär im deutschsprachigen Raum aufgewachsen ist. Paul empfindet aber Irland als seine Heimat, auch wenn er längere Zeit in Deutschland gelebt hat.

Wie ihr merkt – ich fand Paul etwas unkonventionell aber wirklich klasse. Toller Typ bei dem man aber nie genau weiß, ob er einen gerade veräppelt oder was ernsthaftes sagt.

Die Reise und die Geschichte

Wie ihr seht, sind wir im Prinzip einmal komplett außenrum gefahren. Das machen bei weitem nicht alle Touren so. Aber zu Irland gehört auch Nordirland dazu. Der Konflikt mit England ist ein Teil der Geschichte und weit aktueller als man denkt.

Ich hatte Paul oben bereits erwähnt – er kommt aus Südirland. Die Historie zwischen Südirland (Iren) und Nordirland (England bzw. Briten) schwelt nach wie vor, auch wenn es die IRA offiziell nicht mehr gibt. Das ist auch das was man mit Protestanten und Katholiken schwelt nach wie vor. Das ist kein Religionskonflikt, sondern ein Konflikt zwischen Irland und England.

Besonders deutlich wird das in Belfast wo heute noch eine Mauer / Zaun quer durch die Stadt geht, auf zig Gebäuden noch IRA Logos und Slogans sind und auch heute teilweise noch Anschläge verübt werden. Selbst Paul hatte abends Angst alleine unterwegs zu sein in Nordirland, weil man ihn aufgrund seine Dialekt sofort als Südirländer erkannt hat. Übrigens als Touri ist es keine gute Idee dort mit Bannern oder sonstigem aus Südirland rumzulaufen. Auch der Bus wird ab und an wohl von Kindern mit Steinen beworfen (was uns nicht passiert ist), weil man am Kennzeichen erkennt, dass er aus Südirland kommt. Man braucht also nicht denken, dass der Konflikt vorbei ist. Er ruht aktuell nur und ist selbst in den Köpfen der jungen Iren sehr präsent.

Das Wetter

Ihr werdet es an den Bildern sehen. Das Wetter kann in Irland in Minuten total umschlagen. Es gibt Tage an denen man mehrfach strahlenden Sonnenschein, sintflutartige Regenfälle, Wind usw. erlebt. Das ist normal. Da hilft nur echt gute Regenkleidung.

Selbst die Iren stellen sich bei heftigen Regenschauern einfach mal 10 Minuten unter und dann geht’s weiter.

Mit rund 200 Regentagen im Jahr sind die Chancen auf einen trockenen Urlaub also eher gering (aber es ist möglich). Sonst hatten wir im Urlaub mit dem Wetter oft echt Glück, in Irland war es weder Pech noch Glück, sondern einfach Standardwetter.

Im Winter gehen die Temperaturen in Irland normalerweise nicht unter 0°C was am Golfstrom liegt und teilweise dazu führt, dass dort deutlich exotischere Pflanzen wachsen als bei uns auch wenn es im Sommer nicht so warm ist wie bei uns.

Die Tour

Dublin

Dublin ist die Hauptstadt von Südirland. Direkt nach unserer Ankuft sind wir vom Hotel (das leider ziemlich außerhalb lag) zur Busstation gewandert (ich hatte mich vorbereitet und mir die Buslinien und den Weg zur Haltestelle angeschaut, die leider auch mal eben ca. 1km vom Hotel weg war und der Weg war nicht so ganz simpel).

Da wir den Tag nutzen wollten sind wir mit dem Bus direkt zum Kilmainham Gaol gefahren. Diverse Freiheitskämpfer waren hier inhaftiert und wurden teilweise auch im Innenhof hingerichtet. Die Haftbedingungen – besonders im alten Teil waren unglaublich. In den Zellen gab es kein Licht und man kann es bestenfalls als Loch bezeichnen. Den gefangenen wurde teilweise wohl sogar die Möglichkeit gegeben sich nach der Ankunft selbst zu töten (was ich bei den Bedingungen dort ehrlich gesagt ernsthaft in Erwägung gezogen hätte). Totaler Wahnsinn.

Aufgrund der extrem hohen Selbstmordrate (die wohl ursprünglich sogar beabsichtigt war), hat man dann den recht lichtdurchfluteten neuen Teil gebaut.

Am nächsten Morgen hat das offizielle Programm begonnen, was mit einer Besichtigung des Markts begann (im Ausland versteht man unter Markt oft stationäre überdachte Verkaufsstände – das ist also nicht wie bei uns mal an einem Tag und dann wieder weg).

Carnlough

Was soll ich schreiben, traumhaft, oder?

Giant’s Causeway

Beeindruckend was die Natur so kreiert, oder?

Londonderry (nordirische Bezeichung) – Derry (Südirische Bezeichnung – warum wohl?)

Wo wir gerade dabei sind. Kirchen gibt es in Irland massenhaft. Dort gibt es übrigens keine Kirchensteuer – alles freiwillig. Das schadet den Kirchen aber nicht – ganz im Gegenteil. Ich behaupte sogar, dass die Iren so rebellisch sind, dass eine erzwungene Kirchensteuer nicht funktionieren würde.

An dem namen erkennt man übrigens wieder den Konflikt (Nord vs. Süd).

Belfast

Belfast ist die Hauptstadt von Nordirland.

Wie oben bereits erwähnt spürt man hier an jeder Ecke den Konflikt zwischen Nordirland (bzw. England) und Südirland.

Glenveagh

Bei dieser Tour haben wir Schloss besichtigt. Wirklich klasse und auf jeden Fall eines der Highlights. Auch an diesem Tag von Sonnenschein bis fast Regen alles dabei.

Donegal

Auf dem Weg

Unser musizierender Busfahrer. Das ist übrigens in Irland üblich. Jemand kommt in ein Pub, bringt sein Instrument mit und musiziert einfach drauf los. Dazu Irish Coffee und am besten gleich mitsingen (so man es kann).

Kylemore Abbey

Leider war der Besuch nicht bei uns im Programm vorgesehen. Das war die einzige Stelle au der Tour, wo ich mir mehr Zeit gewünscht hätte. Das war in dem Fall wohl dem günstigen Preis geschuldet.

Galway

Cliffs of Moher

Bei den Cliffs of Moher hatten wir eine Bootstour mit einem recht kleinen Boot und sehr ordentlichem Seegang. Mir macht das i.d.R. nichts aus. Ich bin auf Booten gerne draußen und bin sofort an Deck gewuselt. Wie ich dann nach der Bootstour mitbekommen habe müssen sich unter Deck echte Dramen abgespielt haben. Einige Leute sahen nach der Tour ziemlich grün im Gesicht aus (auch unser Tourguide) und hatten so einige Tüten gefüllt. Ich hatte mich oben zwar mal zu meinen Mitreisenden umgedreht aber die sahen – soweit man das unter den Mützen und Kapuzen – sehen konnte alle ganz ok aus (also ziemindest nicht anders als vorher). Da Wetter war also durchwachsen aber für einige wird die Tour wohl trotzdem unvergesslich sein. 😉

Adare

Dingle

Kissane Sheep Farm

Hütehunde und wie sie Schafe unter Kontrolle halten – beim ersten mal recht sehenswert aber das sieht man z.B. auch in Australien oder Neuseeland, wenn man dort hinfährt.

Torc Waterfall

Natur pur

Mucross House

Na, romantisch?

Kinsale

Jameson

Ja, Whiskey gehört zu Irland wie zu Schottland – wobei das ein wenig wie Kölsch und Alt ist. Beide halten das was sie herstellen gegenseitig nicht für Whiskey (das Verfahren ist etwas unterschiedlich). Hach, jetzt habe ich mir gleich 4 Parteien zum Feind gemacht und das mit nur zwei Sätzen. *g*

Waterford Crystal

Bei Waterford Crystal kann man entweder einfach einkaufen, wenn man ein verdammt gut gefülltes Bankkonto hat oder eine Werksbesichtigung machen (die kostet ein paar Euro Eintritt). Die Stellen übrigens auch die Kristalle und Pokale für die Formel 1, die amerikanischen Sportsligen, Königshäuser oder Präsidenten her.

Das wird einfach so per Hand gemacht! Krass, oder? Das braucht übrigens eine sehr lange Ausbildung und danach beherrschen das nur sehr wenige in Perfektion.

Die Ausstellung ist eine absolute Empfehlung. Das habe ich weltweit so noch nicht gesehen.

Kilkenny

Avoca Mill

Glendalough

Hier hatten wir in einer nicht so ganz vertrauenserweckenden Bude tolle fish & chips (falls ihr euch nichts darunter vorstellen könnt – da sind verschiedene frische Fischsorten, die es mit Pommes gibt – die gesündere Variante von Currywurst quasi).

Und wieder Dublin

Ja, das absolute must have. Der Brauereibesuch war nicht so toll, weil man von der echten Brauerei überhaupt nichts sieht. Man kommt sich eher wie in einem Vergnügungspark vor. Wenn man aber mal eine Brauereibesichtigung hatte ist es kein Drama. Die Unterschiede sind doch recht marginal (ja, liebe Bierkenner ich weiß, dass ihr mich jetzt steinigen wollt).

In Dublin haben wir uns noch etwas mehr Zeit gegönnt um möglichst viel zu sehen. Die Tour war mit dem Brauereibesuch beendet.

Der imposanteste Friedhof, den ich je gesehen habe. Da standen teilweise ganze Häuser auf den Gräbern!

Die Irländer haben einige Sportarten, die bei uns vollkommen unbekannt sind. Die gehen teilweise richtig hart zur Sache und es gibt dort keine Profis. Die Irländer machen das Nebenbei zum Job. Wenn man sich überlegt wie viel Zeit das erfordert und wie sich dabei teilweise zerlegen – echt krass. Somit haben wir eine Kultstätte des Irischen Sports besucht. Fußball ist echt Mädchenkram (sorry, nix gegen die Mädels) gegen das was die Iren da machen.

Für das College darf man sogar anstehen, weil es so berühmt ist. Abseits der schicken Bibliothek (näher als auf den Bildern kommt man nicht an die Bücher ran) ist das aber nicht wirklich interessant.

Und sonst so

Einen so stark musizierenden Tourguide und Busfahrer hatten wir noch nie. Der Busfahrer hat sogar einige Jahre davon gelebt und eine Band gehabt. Krankheitsbedingt haben sie dann pausiert und er hat wieder mit seinem alten Job begonnen.

Was übrigens witzig ist: Die Irländer und Engländer sind ja nicht wirklich gut aufeinander zu sprechen. Trotzdem haben die Iren die englische Variante der Garten und Rasengestaltung übernommen (sieht man schön am Foto von Crooke field – das wird von speziellen Rasenmähern verursacht, die bei uns keiner nutzt. In England macht man es aber genauso. Tja, da wehren die Iren sonst alles ab was von England kommt aber das machen sie freiwillig.

In Irland erlebt man oft spontane Straßenmusiker, die teilweise unglaublich gut sind. Das habe ich bei uns in der Qualität noch nicht so erlebt. Meist bekommt man auch CDs. Auch ein Besuch im Pubs kann diesbezüglich sehr unterhaltsam sein. Die Iren sind einfach lockerer als der typische Deutsche.

Wir hatten ein älteres Ehepaar im Bus, die einen herrlich trockenen forschen Humor hatten. Das war immer hart an der grenze zur Unfreundlichkeit aber das war ganz klar ein Fall von haarte Schale weicher Kern – wie sich im Verlauf der Reise gezeigt hat. In Kombination mit der Schlagfertigkeit unseres Tourguides war es teilweise ziemlich witzig. Die haben es selbst geschafft, dass Paul mal keine Antwort parat hatte und das soll was heißen!

In einem Örtchen kam die Aussage vom Tourguide wann wir wieder am Bus sein sollten. Da es dort eh quasi Dauerregen gab ist uns das auch nicht sonderlich schwer gefallen. Als Orientierung hat sich sehr gut ein Fluss geeignet. Ein Reiseteilnehmer ist aber zur vereinbarten Zeit nicht aufgetaucht. Er hatte sich verlaufen und natürlich kein Handy und keine Nummer von unserem Tourguide. In dem Städtchen gab es dummerweise zwei Flüsse und er war genau zum falschen gelaufen. Nach über einer Stunde Wartezeit im Bus kam er dann total durchnässt (Entschuldigung aber wer geht denn in Irland mit einer Jeansjacke und ohne Regenschirm raus?!) und abgehetzt bei uns an. Das hab ich auch noch nie erlebt, dass auf eine Einzelperson so lang gewartet wurde. Das vorher erwähnte forsche Rentnerpärchen hat ihm dann sofort trockene Klamotten gegeben und dumme Sprüche gab es auch nicht.

Das Essen

Das Essen war für den Tourpreis echt in Ordnung. Das Abendessen war meistens inkludiert, allerdings nicht sonderlich abwechslungsreich. Es gab im Prinzip die gleichen drei Gerichte auf der gesamten Tour. Das war halt der Tribut an den günstigen Tourpreis aber kein Grund sich zu beschweren.

Ansonsten muss man in Irland (wie auch in Australien oder Neuseeland) fish and chips probieren.

Guiness gehört auch zum Pflichtprogramm und ganz ehrlich. Es war viel besser als ich es aus meinem Englandbesuch in Erinnerung hatte. Es kommt halt sehr auf die Temperatur an (nahe 0°C) und man muss wissen wie man es trinkt (der Schaum ist bitter – also keine Minischlücke – das ist ekelig, sondern Männerschlücke!)

Wir sind übrigens dem amerikanischen Vizepräsidenten begegnet. Na ja, fast zumindest. Das war übrigens so ein Klassiker wo wir dachten, dass Paul uns nur verarscht (er hatte uns vorher erzählt, dass der Vizepräsident in der Gegend zu Besuch ist). An jeder Ecke standen Polizisten – wir waren irgendwo im nirgendwo, wo es nur eine Straße gab. Dann wurde der Verkehr komplett gestoppt. Wir standen bestimmt eine halbe Stunde doof in der Landschaft und dann ist der Konvoi aus zig Jeeps mit Militärtypen (genau so wie man sich die Vorstellt – Machosoldaten mit Maschinenpistolen im Anschlag) an uns vorbeigeheizt. Ich kann jetzt also sagen, dass ich keine 5m vom amerikanischen Vizepräsidenten entfernt war. Toll, oder? 🙂

Danach hat es dann noch 30 Minuten gedauert bis der Verkehr wieder lief.

Die Polizei in Irland ist übrigens unbewaffnet. Das ist ein Tribut an die Vergangenheit (IRA Zeit).

Fazit

Irland ist ein tolles Land und definitiv eine Reise wert. Wer allerdings ins Warme fahren will ist hier falsch aufgehoben. Wer eher kostenbewusst reist, ist in Irland übrigens auch gut unterwegs.

Zu weiteren Reisebeiträgen geht es hier.

 

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