Mit Gobi durch die Wüste – eine wahre Geschichte [Buch]

Mit Gobi durch die Wüste eine wahre Geschichte - Dion Leonard

Mehrfach gelesen:

Nein

Autor(in):

Dion Leonard

Titel:

  • Mit Gobi durch die Wüste – eine wahre Geschichte (304 Seiten)

Gelesenes Format:

eBook

Rezension und Inhalt:

Eins weiß ich allerdings: Gobi zu suchen war mit das Härteste, was ich je in meinem Leben getan habe. Aber … von Gobi gefunden zu werden gehört zu den besten Dingen.

Dion ist ein Ultramarathonläufer. Er hat schon diverse Sportarten getestet und teilweise auch seinen Lebensunterhalt davon bestritten. Irgendwann hat er aber festgestellt, dass er mehr Einzelkämpfer ist. Er kommt nicht damit klar, wenn jemand – seiner Meinung nach – nicht die volle Leistung bringt. Dion ist Wettkämpfer. Er liebt es zu siegen. Dafür ist er bereit alles zu geben – ohne Rücksicht auf Verluste.

Als Ultramarathonläufer läuft er in einigen Tagen Strecken von z.B. 100 Meilen unter extremen Bedingungen (z.B. durch die Wüste bei 45 oder 50°C). Wer die Distanz am schnellsten zurücklegt gewinnt. Dabei wird nur minimalstes Gewicht, wenig Nahrung und Essen mitgenommen.

»Jeder Platz zum Leben ist gut genug«, sagte er, »solange du dich mit seinen Nachteilen abfindest.«

Er hat mit dem Laufen erst sehr spät begonnen. Nach ersten sehr beachtlichen Erfolgen, ist bei zwei Rennen derart über seine Grenzen gegangen, dass er gesundheitliche Schäden davon getragen hat. Nun tritt er zu seinem vielleicht letzten Rennen an. Kann er mit seinem neuen Trainingsplan und Laufstil noch etwas erreichen oder ist seine kurze Läuferkarriere vorbei?

Ich fühlte mich in der Gesellschaft von Menschen wohl, die ihr Schicksal in die Hand nahmen und damit zufrieden waren, auch wenn das hieß, dass sie nicht die ideale Frau, das ideale Heim oder die ideale Familie hatten.

Dann trifft er während seines Rennens auf Gobi (Hündin), die ihn begleitet und alles ändert sich.

Das Buch bewegt sich irgendwo zwischen Rückblenden in die Vergangenheit bis in Dions Kindheit und dem aktuellen Rennen Ultramarathon durch die Wüste Gobi. Es geht um Reiselust (wobei es Dion darum wohl weniger geht wo er läuft), totalem sportlichen Ehrgeiz ohne Rücksicht auf die eigene Gesundheit und Tierliebhaberei.

Obwohl Dion sich selbst gegenüber unnachgiebig ist und auf sich keine Rücksicht nimmt, rettet er doch einem anderen Läufer das Leben und nimmt dafür in Kauf, dass er den möglichen Sieg nicht erlangt.

Auch mein Chef hatte mir seinen Segen gegeben. Als ich anfing, ihm zu berichten, dass Gobi verschwunden war, ließ er mich nicht einmal ausreden. »Zischen Sie ab«, sagte er. »Finden Sie den Hund. Regeln Sie das, und nehmen Sie sich die Zeit, die Sie brauchen.«

Dions Motivation kann ich nicht ganz nachvollziehen. Da ich gerade viel über das Thema Thru-Hiken gelesen habe bietet sich der Vergleich an. Die Thru-Hiker optimieren das Gewicht in der Regel, weil es den Weg vereinfacht (man muss weniger tragen). Dabei muss man natürlich aufpassen, dass man genügend Wasser / Nahrung dabei hat. Dion lässt bewusst Wasser und Nahrung weg, damit er Vorteile hat und erster wird. In beiden Fällen muss man seinen inneren Schweinehund überwinden aber im Falle von Dion und den anderen Ultramarathonläufern auf Kosten der Gesundheit.

Die Grenzen sind vermutlich fließend. Wobei es aus meiner Sicht einen Unterschied macht, ob man sich verschätzt und deshalb zu wenig Nahrung / Wasser hat oder ob man die Gesundheit bewusst aufs Spiel setzt, weil er lebensnotwendige Dinge einspart.

Dass einem von einer lebendigen Kreatur so viel Vertrauen entgegengebracht wird, ist eine großartige Sache, vor allem wenn man weiß, dass diese Kreatur einen jederzeit verlassen könnte, wenn sie wollte.

Dion stellt plötzlich fest, dass das Leben aus mehr besteht als aus dem Streben der beste zu sein. Diese Erkenntnis macht das Buch dann für mich interessanter. Vorher verstehe ich seine Motivation nicht wirklich.

Der Schreibstil ist locker und der Weg zu Gobi wird deutlich abenteuerlicher und Ereignisreicher, als der Autor sich das ursprünglich vorgestellt hat. Dabei begegnet Dion einer ganzen Reihe Menschen und schließt einige Freundschaften.

Einerseits geht es bei dieser Geschichte „nur“ um einen Hund, anderseits haben so viele Menschen anteil an der Geschichte von Gobi genommen, dass es doch um weit mehr geht.

Fazit:

Ein wenig Tier- oder am besten Hundeliebhaber sollte man für das Buch sein. Die Geschichte ist wirklich unglaublich aber es zeigt auch was einem das Leben bieten kann, wenn man bereit ist sich darauf einzulassen. Irgendwie ist die Geschichte auch ein wenig kitschig (solche Dinge passieren normalerweise einfach nicht) aber sie ist wirklich passiert.

Bewertung:

4 out of 5 stars 4/5

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Offene Fragen / Ideen / Diskussionsstoff (Spoilerwarnung):

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The Equalizer 2 [Film]

@ Sony Pictures

Originaltitel:

The Equalizer 2

Laufzeit:

121 Minuten

Jahr:

2018

Veröffentlichungsdatum:

16.08.2018

Regisseur:

Antoine Fuqua

Buchgrundlage:

Hauptdarsteller:

Denzel Washington, Pedro Pascal, Bill Pullman, Melissa Leo, Ashton Sanders, Sakina Jaffrey, Jonathan Scarfe, Orson Bean

Rezension und Inhalt:

Der zweite Teil ist an die Geschichte des erstens angelehnt. Nachdem der ex CIA Mann Robert McCall untergetaucht war (er hat seinen Tod vorgetäuscht), konnte er seiner Vergangenheit entkommen, in der er als Auftragskiller für die CIA gearbeitet hat.

Im ersten Teil arbeitet er in einem Baumarkt und als ihm bei zufälligen Begegnungen um ihn Herum Gewalt gegen Wehrlose begegnet, beschließt er einzuschreiten – er wird zum Richter und Henker.

Im zweiten Teil hadert Robert noch immer mit dem Tod seiner Frau. Seine Freundin und Mentorin, die noch immer bei der CIA arbeitet wird ins Ausland abberufen, wo ein CIA Agent getötet wurde.

Der Mord erweckt auf den ersten Blick den Eindruck als wen er nicht professionell organisiert worden wäre. Roberts Freundin gerät aber schnell selber in die Schusslinie.

Wer steckt dahinter?

Fazit:

Das ist klassische Action wie im ersten Teil. Robert ist der Übertyp, der sich mal eben mit einer ganzen Einheit anlegt, die ausgebildet ist wie er. Aber wer Realismus sucht, ist in anderen Filmen besser aufgehoben. Hier gibt es mehr vom ersten Teil. 🙂

Das Ende ist absehbar. Wer den ersten Teil gemocht hat, wird auch die Fortsetzung mögen.

Bewertung:

3.5 out of 5 stars 3,5/5

Thru-Hiking will break your heart [Buch]

Thru-Hiking Will Break Your Heart - Carrot Quinn

Mehrfach gelesen:

Nein

Autor(in):

Carrot Quinn

Titel:

  • Thru Hiking will break your Heart (370 Seiten)

Gelesenes Format:

eBook

Rezension und Inhalt:

I’ve never had a sports injury before. I’ve never even played sports. I’ve never done anything like this in my whole life. Is the pain I’m feeling a big deal, or not a big deal? Is my hike doomed now?

Das Buch beginnt mit diversen zusammenhanglosen kurzen Szenen, die aber doch eine Gemeinsamkeit haben. Die Autorin fühlt sich in ihrem aktuellen Leben nicht wohl. Da sie nicht viel besitzt, kann sie nicht viel verlieren und als die dann von dem Pacific Crest Trail liest (ein Hike von Mexiko nach Kanada, der ca. 5 Monate dauert), beschließt sie, dass die das auch machen will. Sie liest im Internet, schaut sich Ausrüstung an und liest dort von den Erlebnissen von anderen Hikern.

The first twenty miles of the Pacific Crest Trail are some of its most brutal. Start early or you won’t make it. I don’t start early.

Der Teil ist aber relativ schnell beendet und der Weg auf dem Trail beginnt.

Das Buch ist anders als die beiden Bücher, die ich bisher über den Trail gelesen habe. Cheryl Strayed beschreibt einzelne Szenen vom Trail. Damals war der Trail aber relativ wenig besucht. Insofern war ihr Erlebnis anders als heute.

In any given moment we have two options: to step forward into growth or to step back, into safety.

In diesem Buch wird durchgängig sehr detailliert beschrieben, wie es Carrot ergangen ist.

Es wird immer wieder auf die Hürden und Bürden des Trails eingegangen. Speziell n den ersten Wochen hat man quasi überall Schmerzen und muss aufpassen, dass man sich nicht total verausgabt oder verletzt.

I plod along the sandy path, my pack like a giant hand crushing me into the earth. What is even in this thing? Fear, probably. Fear that this or that will happen. My fear is crushing me into the earth.

Das Hiken in der Gruppe ist natürlich auch in diesem Buch Thema – wobei man eher Campen in der Gruppe sagen muss. Das Hiken erfolgt meist allein und jeder in seiner individuellen Geschwindigkeit. Die Gruppe gibt eine gewisse Sicherheit und ist in einigen Passagen des Trails sehr empfehlenswert. Anderseits ist es kaum möglich auf mehrere andere Hiker Rücksicht zu nehmen, wenn man in dem engen 5-Monatszeitfenster, dass einem die Jahreszeiten vorgeben, ankommen möchte.

A moment later I reach mile 200. I think about how hard that first hundred miles were, what an epic undertaking it seemed. These second hundred miles, I feel, have flown past by comparison. By god, I think. I am getting better at this.

Man hilft sich auf dem Trail zwar oft gegenseitig aber am Ende muss jeder seinen eigenen Hike laufen und die Leute die ankommen wollen innerhalb der 5 Monate, müssen auch einen Gewissen Egoismus haben. So gesehen ist es schade, dass man die Entscheidung auf einem Thru-Hike (also den Hike des kompletten PCT in einem Rutsch) offenbar leider öfter treffen muss: Will man ankommen oder bleibt man lose mit den Leuten zusammen, mit denen man sich anfreundet, die aber oft selber auch weiter ziehen würden, wenn es darauf ankommt.

I dip my bottles into this pool and then drag my things beneath a scratchy oak tree, into a sandy patch of shade just big enough for my body. I curl up on my side to nap, but I can’t. Small insects crawl over me, but they don’t bite. I’ve become part of the desert.

Wenn jemand kurz vorm Ende des Trails zum Arzt muss, kann die Zweckgemeinschaft ganz schnell auseinanderbrechen: „If I don’t see you again“. Der Trail ist also auch eine sehr künstliche Welt, die 5 oder 6 Monate den kompletten Lebensinhalt widerspiegelt aber danach holt einen die Realität wieder ein.

Auf einem Thru-Hike geht es sehr stark um die elementaren Dinge. Essen, Wasser, Schlafen und ab und alle paar Tage mal ein Auszeittag, ein Bett und eine Dusche. Auch das wird in diesem Buch deutlicher als in den Büchern, die ich bisher gelesen habe, wenn das dort auch schon in einzelnen Szenen angesprochen wurde.

“That climb was so steep,” I say again, before I drift off. “I can’t believe how much climbing we just did. Hours and hours and hours of it.” I have no idea what is to come.

Man besinnt sich unweigerlich auf das Wesentliche. Es ist Luxus zu duschen oder einen zusätzlichen Schokoriegel zu bekommen und das Glück kommt direkt. Man muss nicht darauf warten, wie auf eine Gehaltserhöhung. Mit den negativen Erfahrungen ist es allerdings genauso. Oft kommen sie unerwartet und plötzlich. Das können Feuer, Regen, Nasse Schlafklamotten, Kaputte Ausrüstung, Moskitos, Bären, Wespen usw. sein.

I won’t get any cheeseburgers at McDonald’s today, I decide as I walk. I’ll get, like, a salad. That’s what I really need. Vegetables. I try to visualize this salad, in order to make it more real. But the salad I visualize is the worst salad imaginable. I imagine eating this terrible salad while all my friends eat cheeseburgers. I want to cry.

Auch kleinere Erkrankungen zeigen sich immer wieder in den 5 Monaten, von Magenverstimmungen, Verdaungsproblemen, Blasen und Entzündungen ist alles dabei. Wenn man mitten im nirgendwo ist, kann man aber nicht einfach pausieren, weil man dafür nicht genügend Nahrung hat. Davon abgesehen wird man dann auch aus seiner gewohnten “Hikerblase” gerissen, wenn man pausiert. Man muss sich also neue Leute suchen.

Gut finde ich an dem Buch, dass sich der PCT der Länge nach in etwa linear auf die Seiten verteilt. Es wird nichts ausgelassen und alles in etwa gleich detailliert behandelt. Somit kann man das Buch vielleicht am ehesten als Trailtagebuch bezeichnen. Man hat somit deutlich mehr das Gefühl dabei zu sein, als wenn man nur ein paar ausgewählte Szenen entlang des Trails serviert bekommt.

I explain to Instigate that I have no food and she generously shares her chickpea dinner and stale trail mix with me, saying that she has plenty. This officially bonds us for life, as sharing your food with another thru-hiker is one of the most symbolically generous things you can possibly do, ever, in the history of everything.

Was man auch in diesem Buch sehr schön erkennt. Jeder Hike ist absolut individuell. Nur weil man hier oder da einen Tag länger verbringt oder seinen Hike zwei Tage früher oder später startet triftt man ganz andere Leute. Jeder Hiker hat seine eigene Blase von Leuten, die man immer wieder trifft. Einige sieht man nur einmal, andere trifft man immer mal wieder und wenn man Glück hat findet man welche, die in der gleichen Geschwindigkeit unterwegs sind und die man mag. Wenn das dann noch auf Gegenseitigkeit beruht, kann das den Hike ganz wesentlich aufwerten. Genau davon kann es am Ende abhängen, ob man den Thru-Hike  durchsteht oder eben nicht. Nicht umsonst nennt sich diese Gemeinschaft Trail Family und Carrot hat ihre Trail Family gefunden.

In the morning it’s just eleven miles to Hiker Heaven, where we’ll pick up our resupply boxes. I have no idea what to expect there, but I’m sure it’ll be strange and wonderful, just like everything else so far.

Man lernt Leute kennen, die man gerne mag. Die aber etwas schneller oder langsamer sind. Nur weil jemand 4 Tage vor oder hinter einem ist, kann es sein, dass man ihn den ganzen Trail lang nicht (mehr) sieht.

Sex und eine aufkeimende Beziehung gibt es in dem Buch übrigens auch aber auch diese unterliegt den Regeln des Trails.

Das PCT Erlebnis in diesem Buch hört sich relativ ungefährlich an. Es gab so gut wie keinen Schnee in den Sierras und der komplette PCT war offen (oft sind Teile wegen Feuer geschlossen). Es werden auch keine gefährlichen Flussquerungen beschrieben (was aber nicht weiter erstaunlich ist, wenn wenig Schnee vorhanden war).

Fazit:

I think about how no place is how you expect it to be, and the best thing to do is to not want things in the first place. But it’s so hard to do that. So hard.

Das Buch versteht sich nicht als Ratgeber oder Unterhaltungsbuch. Es beschreibt aus der Perspektive der Autorin den Trail wie sie ihn erlebt hat. Die erste Hälfte des Buches hat eine gewisse Eintönigkeit. In der zweiten Hälfte menschelt es sehr. In der ersten Hälfte kam mir das Erlebnis teilweise eher wie Frodos Marsch nach Mordor vor und in der zweiten Hälfte ist zu großen Teilen das glatte Gegenteil der Fall.

I imagine the parasite in my guts, swimming around, living out its little dramas. Changing into this or that, fighting for control of various corners of my intestinal universe. Upheavals, regime changes, revolutions. The swelling of orchestral music. Hopes and dreams and fears.

Für alle die mal wissen wollen wie sich ein Thru-Hike anfühlt ist das Buch sicherlich sehr interessant. Davon abgesehen hält sich der Unterhaltungswert für nicht so Trail oder Thru-Hike interessierte aber in Grenzen. Was aber wirklich toll ist, dass es keine Zeitsprünge gibt. Man erlebt den Trail linear über die Strecke mit. Das verstärkt das mittendrin Gefühl ganz ungemein.

Ein Eindruck erhärtet sich nach nun einigen Büchern, die ich zu dem Thema gelesen habe: Wer den Trail bis zum Ende läuft, kann nicht genug davon bekommen. Carrot Quinn hat den PCT im nächsten Jahr erneut gelaufen und danach diverse andere Trails – unter anderem den anspruchsvollsten US-Trail – den Continental Divide Trail.

They say there’s a long, narrow ribbon of space-time that stretches from Mexico to Canada. I hear you can live there, for a little while, as long as you keep moving. But be careful, it will break your heart.

Als Warnung: Auch dieses Buch weckt die Lust zu Reisen!

Wenn ihr weitere Beiträge zum Thema Reisen (und auch zum PCT) sucht, findet ihr sie hier.

Bewertung:

3.5 out of 5 stars 3,5/5

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Verwandte Bücher / Serien:

Offene Fragen / Ideen / Diskussionsstoff (Spoilerwarnung):

  • Die vermeintlichen Krankheiten von Carrot, die ja leider während des Trails des öfteren aufgetreten sind, waren wohl chronisch und die Ursache lag anders als von ihr vermutet (siehe ihr Blog)

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Die Geschichte von Sin und Miriam 2 – Der Wächter [Buch]

Die Geschichte von Sin und Miriam Der Wächter - Sabine Schulter

Mehrfach gelesen:

Nein

Autor(in):

Sabine Schulter

Teile der Serie:

Gelesenes Format:

eBook

Rezension und Inhalt:

 

»Manche Dinge sind für einen so natürlich, dass man erst bei ihrem Verschwinden realisiert, dass man eigentlich keine Ahnung davon gehabt hat.«

Zwei Jahre sind nach den Ereignissen des ersten Buches vergangen. Miriam wird nach wie vor von ihren Wächtern beschützt und ist mit ihrem Medizinstudium beschäftigt. Zusätzlich unterstützt Miriam aufgrund ihrer extrem stark ausgeprägten magischen Fähigkeiten die Wächter bei der Arbeit.

Miriam schwebt ständig in der Gefahr, dass die Suchenden sie entführen.

Er sagte es auf solch eine entwaffnende Art, dass ich beinahe mit einem flotten Spruch geantwortet hätte, wenn Sins Stimmungswechsel von ruhiger Ausgeglichenheit zu einem flammenden Racheengel nicht beinahe greifbar gewesen wäre.

Dabei stoßen die Wächter in Frankfurt auf ein neues Verhalten der Suchenden aufmerksam, die schon wieder einen magischen Baum anzapfen und zu ihren Zwecken verwenden.

Und wie sich zeigt laufen die Spuren in Ägypten zusammen – also dort wo Sin seine Ausbildung beendet hat und Miriam ist ruck zuck wieder mitten im Geschehen.

Welchen Gefahren wird Miriam dieses Mal ausgesetzt sein, nachdem sie im ersten Band schon fast gestorben wäre?

Die Suchenden bekommen in diesem Band mehr Charakter. Scheinbar gibt es auch bei den Suchenden mehr Grautöne, als man es nach dem ersten Band denken könnte. In diesem Band kommen auch Suchende vor, die zumindest scheinbar oder vielleicht auch mit Überzeugung Frieden wollen.

»Keine Sorge, Schatz, einfach ist es an deiner Seite mit Sicherheit nicht«, versicherte mir Sin mit einem finsteren Blick. Ich seufzte und ließ es zu, dass er mir einen Arm um die Taille legte, um mich zu stützen. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass seine gute Laune in den letzten beiden Wochen sehr gelitten hatte.

Sins Exfreundin und diverse andere Charaktere spielen auch eine Rolle.

Die Beziehung zwischen Sin und Miriam finde ich nach wie vor toll. Das Buch kommt wieder ohne Beziehungsdramen aus und ich mag die Chemie zwischen den Charakteren. Wie auch im ersten Teil fühlt sich das einfach gut an. Die im ersten Teil beschriebene Wohlfühlatmosphäre habe ich also auch hier. Mag sein, dass einigen das nicht genug Action ist, mir gefällt es.

Miri bringt sich durch ihre selbstlose und aufopfernde Art immer wieder in Gefahr und ihre Wächter zur Verzweiflung. Selbst mir als Leser geht das teilweise so.

Meine Wächter und die drei Jäger unterhielten sich den gesamten Flug hindurch über die Mission, aber ich brauchte meine ganze Willenskraft, um nicht zu hyperventilieren oder jemandem meinen Mageninhalt auf die Schuhe zu spucken.

Die Idee wie die Bäume und die Suchenden in unsere Welt gelangt sind, ist übrigens wirklich gut. Die Erklärung ist nicht angreifbar und einerseits simpel, andererseit komplex und plausibel. Tolle Idee!

Ganz nebenbei werden Themen wie der Hass auf Minderheiten angesprochen. Irgendwer muss ja am eigenen Scheitern oder den eigenen Problemen schuld sein. Das ist aber sehr unterhaltsam und ohne den erhobenen Zeigefinger verpackt.

Der zweite Teil geht wie auch der erste recht geruhsam los, endet aber ziemlich fulminant.

Fazit:

Sin seufzte schicksalsergeben. »Mit dir habe ich mir schon eine Frau angelacht. Alles klar, gib mir eine Minute, dann habe ich eure Position und ihr macht euch dort weg. Ich will nicht, dass ihr noch mehr in Gefahr geratet. Den Rest müssen die Jäger erledigen.«

Toller zweiter Serienteil mit vielen interessanten neuen Charakteren. Erfrischend anders und erwachsener als viele andere Bücher in dem Genre. Ich mag Sabine Schulters Schreibstil. Sie kommt ohne künstliche Dramatik und Cliffhanger aus und man hat trotzdem Lust auf mehr.

Bewertung:

4.5 out of 5 stars 4,5/5

Die Rezension der Serie gibt es hier.

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Verwandte Serien / Bücher:

Offene Fragen / Ideen / Diskussionsstoff (Spoilerwarnung):

  • Wie sollen denn die magischen Bäume sterben können, wenn sie automatisch dort entstehen, wo sich größere Menschenansammlungen befinden?
  • Den Drachen, der Miri ständig begleitet kann jeder sehen?! Ich war davon ausgegangen, dass der für nicht Magiebegabte unsichtbar ist. Es ergibt nicht viel Sinn, wenn den Drachen jeder sehen kann, weil das an zig Stellen in der Geschichte zu Problemen führen würde.
  • Der Tausch der Fähigkeiten ist aufgrund der geringen Blutmenge unlogisch. Eher wäre es zu erwarten, dass man zusätzlich für einen kurzen Zeitraum auf beide Fähigkeiten zugreifen kann.
  • Die Wächter sind ein durch und durch militärischer und disziplinierter Haufen und nach dem Mordanschlag wird ernsthaft darüber diskutiert, ob die Schüler noch Wächter werden können?!

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Laufen, Essen, Schlafen: Eine Frau, drei Trails und 12700km Wildnis [Buch]

Laufen, Essen, Schlafen: Eine Frau, drei Trails und 12700 Kilometer Wildnis - Christine Thürmer

Mehrfach gelesen:

Nein

Autor(in):

Christine Thürmer

Teile der Serie:

  • Laufen, Essen, Schlafen – Eine Frau, drei Trails uns 12700 Kilometer Wildnis (288 Seiten – keine Serie)

Gelesenes Format:

eBook

Rezension und Inhalt:

»Weißt du, jeder von euch thruhikern hat seine eigene Geschichte. Euch zuzuhören, das ist für mich wie in einem Buch zu lesen. Nur dass ich in diesem Fall nicht in die Bibliothek gehen und mir ein Buch ausleihen muss – die Bücher kommen von ganz allein zu mir.«

Wie ihr meinem Blog entnehmen könnt, hat es mir die Idee einen Langstreckentrail zu wandern angetan. Daher hat mich auch interessiert was es neben dem Buch von Cheryl Strayed – das zur Hälfte um ihr Leben und Selbstfindung geht – weiterhin noch so an Büchern in dem Kontext gibt.

Dabei bin ich auf dieses gestoßen, das gleich alle drei Langstreckentrails der USA beschreibt. Den Pacific Crest Trail (Westen der USA von Mexiko bis Canada mit ca. 4300km), den Continental Divide Trail (Ostlich vom PCT mit knapp 4200-5000km – Stand 2007) und den Appalachian Trail (im Osten der USA mit 3500km).

»Ihr macht es genau richtig. Lebt euren Traum. Du weißt nie, wie viel Zeit dir dafür noch bleibt.«

Das Buch beginnt mit dem PCT. Die Autorin war körperlich nicht auf den Trail vorbereitet. Sie hat sich auf dem Papier vorbereitet. Ausrüstung geplant, optimiert und Planspiele gemacht (hey, das kommt mir sehr vertraut vor).

Da auf relativ wenigen Seiten drei Langstreckentrails untergebracht sind (mit ca. 13000km Strecke), sind sehr große Sprünge zwischen den Kapiteln. Es liegen oft mehrere hundert Kilometer zwischen den Kapiteln. Einigen gewissen Einblick bekommt man somit zwar aber der ist ziemlich lückenhaft.

Wie alle trail angels bieten die Andersons ihre Hilfe kostenlos an. Sie betrachten die thruhiker einfach als Freunde, die sie noch nicht kennengelernt haben, und freuen sich über deren Unterhaltung und Gesellschaft. Allerdings bezahlen sich das Bier, das Essen und das Benzin für die Wanderer nicht von selbst. Und so hinterlässt beim Abschied jeder der Wanderer eine kleine Spende im Rahmen seiner finanziellen Möglichkeiten.

Ich musste an mehreren Stellen im Buch recht herzhaft lachen, weil ich mir die Situationen bildlich vorgestellt habe. Da zieht sich die Deutsche vor den prüfen Amerikanern aus und springt im Evaskostüm ins Wasser.

Die Hiker laufen durch ein Gebiet, in dem es einen Waldbrand gegeben hat. Durch die Asche sehen sie aus wie Schornsteinfeger, als sie im McDonalds einkehren.

Oder auch Striptease im Waschsalon (ich hab mich schon gefragt wie die Hiker das anders lösen).

Rein optisch unterscheidet man sich – abseits des High Tech Zeugs was man dabei hat als Thru Hiker oft nicht von einem Obdachlosen. Interessant ist auch, dass Vegetarier und notorische Fast Food Verweigerer auf dem Trail einfach nicht genug davon bekommen können. Es gibt keine Möglichkeit schneller Kalorien rein zu schaufeln, die man auf dem Trail ziemlich dringend braucht.

Now or Never als ehemaligem thruhiker war bewusst, dass die gemeinsame einmonatige Wanderung für seinen Freund Southpaw eine Belastung auf dem Weg nach Kanada gewesen wäre; etwas, was ihn von der Zielerreichung abgehalten oder ihn zumindest ausgebremst hätte. Und daher hat er abgebrochen, bevor es zur entscheidenden Belastungsprobe gekommen ist. Was ist dir wichtiger: der Trail oder unsere Freundschaft? Denn als echter thruhiker hätte sich Southpaw wohl für den Trail entschieden …

Wenn man sich allerdings Bilder vom Trail anschaue entschädigt das für einiges.

Desto mehr man sich mit dem Thema beschäftigt, desto klarer wird einem, dass es nicht wirklich viel braucht um glücklich zu sein. Thru Hiken ist ja auch immer eine Form von aussteigen auch wenn es nur temporär ist.

Etwas deutlicher als im Buch werden hier die Gefahren deutlich. Die Sierras können aufgrund ihrer Schneepassagen in Kombination mit extremen Gefälle hochgradig gefährlich sein.

Was man im Buch auch sehr eindeutig sieht: Auch das schwächste Glied der Gruppe (was die Kondition angeht), kann auch schnell das stärkste werden, wenn es z.B. um die Querung eines Schneefeldes geht. Natürlich kann man einen derartigen Trail als Solokämpfer bestreiten aber viele tun sich gerade an den problematischen Stellen zusammen.

Der Flug von Seattle nach Los Angeles dauert gerade mal zweieinhalb Stunden. Fünf Monate und einen Tag habe ich gebraucht für diese Strecke, die ich jetzt einfach so überfliege.

Die Thru Hiker halten zwar oft zusammen – gerade in kritischen Passagen – aber es ist auch jeder Einzelkämpfer. Jeder hat das Ziel vor Augen und die Abbrecherquote ist hoch. Die Wahrscheinlichkeit, dass man den Trail erfolgreich beende und bis nach Kanada schafft ist gering. Und auch wenn es oft heißt, dass eine derartige Herausforderung zu einem Großteil eine Mentale Herausforderung ist, können einen körperliche Gebrechen schnell zur Aufgabe zwingen.

Bernd gibt mir eine neue Perspektive. Was ist schon meine Kündigung im Verhältnis zu seinem Schicksal? Ich lerne hautnah zu verstehen, dass es Wichtigeres gibt als Karriere und Geld.

Auch wenn einige auf einem Langstreckentrail Freunde für’s Leben finden, ist das wohl eher die Ausnahme. Die meisten Begegnungen sind eher flüchtig (darin sind die Amerikaner ja eh sehr groß – man kann sich wunderbar eine Stunde mit einem Fremden unterhalten – unverbindlich und man sieht sich nie wieder). D.h. man trifft sich immer mal wieder aber sobald einer irgendwo ein paar Tage Pause einlegen muss (sei es wegen Krankheit, Verletzung oder familiärer Ereignisse), sieht man die anderen oft nicht wieder, obwohl sie vielleicht nur drei Tage hinter oder vor einem sind.

Statt einfach die Risiken abzuwägen, dann eine Entscheidung zu fällen und diese konsequent umzusetzen, habe ich viel zu viel Zeit und Energie auf sinnloses Grübeln verschwendet. Vielleicht sollte ich mehr Dinge im Leben nach diesem Motto angehen. Nicht alles endlos immer wieder infrage stellen – sondern einmal entscheiden und dann einfach handeln.

Die erste Hälfte des Buches beschäftigt sich mit dem PCT. Der CDT (grob 30%) und der Appalachian Trail werden dementsprechend kürzer behandelt.

Christine Thürmer gelingt dabei sogar noch der Karrieresprung zwischen dem PCT (vor dem Sie die Kündigung erhalten hat) und dem CDT wird sie sogar Geschäftsführerin.

Auch in diesem Buch geht es nicht nur um Laufen, Essen, Schlafen wie der Titel es vermuten lässt. Es geht auch sehr viel um die Leute, die man auf den Trails trifft. Zwischen Christine und dem Hikingpartner, den sie auf dem PCT getroffen hat, entwickelt sich auf dem CDT eine Beziehung, die allerdings Licht und Schattenseiten hat und am Ende nicht funktioniert.

Fazit:

Wenn ich wüsste, dass ich in zehn Jahren sterben werde, was würde ich in der mir verbleibenden Zeit machen? Arbeiten, Geld verdienen, Karriere? Nein, sicherlich nicht. Ich würde die Zeit nutzen, um meine Träume zu leben, etwas Ungewöhnliches zu tun.

Das Buch ist irgendwo zwischen unterhaltsam und lehrreich. Es werden irgendwelche Unterhaltungen und Begebenheiten entlang des Trails beschrieben. Aber teilweise sind dabei (ich vermute sehr bewusst) auch Hinweise auf Besonderheiten und Verhaltensweisen enthalten, die es entlang des Trails zu berücksichtigen gilt. Das Buch bewegt sich also recht gekonnt zwischen Unterhaltung und einigen grundlegenden Tipps. Wer sich für Langstrecken Hikes oder einfach mit der Idee einer temporären Auszeit interessiert, dem wird das Buch gefallen.

Seit Monaten muss ich meinen Proviantnachschub in stinknormalen amerikanischen Supermärkten kaufen oder, wenn es ganz schlimm kommt, sogar an Tankstellen. Gesunde und dabei bezahlbare Lebensmittel findet man da selten. Stattdessen ist das meiste völlig überzuckert und mit so vielen Konservierungsstoffen versetzt, dass es den nächsten Atomkrieg unbeschadet überstehen würde.

Oft konnte ich mir die beschriebenen Ereignisse bildlich sehr gut vorstellen und musste herzhaft lachen.

Was einem im Buch auch an mehreren Stellen klar wird: Lebe deinen Traum, wenn es irgendwie geht. Das Leben kann so schnell vorbei sein. Dann hilft alles Geld auf dem Konto nichts…

Die einzige Kritik die ich am Buch habe ist, dass es zu kurz ist. 😉

Wenn ihr weitere Beiträge zum Thema Reisen (und auch zum PCT) sucht, findet ihr sie hier.

Bewertung:

4.5 out of 5 stars 4,5/5

Vergleichbare Bücher / Serien:

Verwandte Bücher / Serien:

  • Wandern, Paddeln, Radeln
Offene Fragen / Ideen / Diskussionsstoff (Spoilerwarnung):

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