Irland Reise 2016 [Reisebericht]

Nachdem der Urlaub 2015 (Westaustralien) recht teuer war und 2017 (Antarktis) ein noch teurerer anstand, haben wir und in 2016 entschlossen mal einen günstigeres Urlaubsziel aufzusuchen. Deswegen war der Urlaub übrigens kein Stück schlechter. Der Preis bestimmt also sicherlich den Ort aber nicht wie gut der Urlaub ist. 😉

Zu Irland hat sicher jeder einige Bilder im Kopf, sei es durch Reisesendungen, Filme ( Michael Collins, Star Wars), Reiseführer, Bücher oder auch Werbung.

Tourguide und Ankunft

Wie üblich haben wir mal wieder eine organisierte Reise (Busrundreise) mit Tourguide gebucht.

Der Tourguide war auf dieser Tour mal erfrischend anders. Sein Name war Paul und er war Philosophiestudent. Auf dem Flughafen wären wir fast an ihm vorbeigelaufen, weil er gleich mehrere Reisegruppen eingesammelt hat und das Namensschild für den Tourveranstalter nur zwischendurch mal hoch gehalten hat.

Vielleicht für Leute, die das nicht kennen. Bei derartigen Rundreisen wird man normalerweise am Flughafen eingesammelt. Mal muss man den Flug über den Veranstalter buchen, mal reicht es wenn man den Veranstalter informiert.

Wir haben dabei schon alles erlebt. Von individueller Abholung mit einem Auto nur für uns bis zu es kam überhaupt keiner war alles dabei. Der Tourguide sammelt die Leute allerdings normalerweise nicht am Flughafen ein. Schon gar nicht mehrere Gruppen und über den ganzen Tag verteilt.

Paul war angenehm unkonventionell. Aus Klamotten hat er keinen großen Wert gelegt (kann auch Absicht gewesen sein, um den armen Studi zu mimen – weil alle Klamotten irgendwo Löcher hatten und sein Handydisplay hatte zig Risse, weil er nach dem Aufstehen wohl mal versehentlich drauf gestanden hat) und sein Namensschild hat er dann auch mal schnell einem Reisenden in die Hand gedrückt (halt mal bitte, ich muss mal kurz weg), weil er mal kurz schauen wollte, ob von der anderen Gruppe Reisende da waren.

Paul war irgendwie cool, intelligent , hatte immer eine freche oft ironische bis sarkastische Antwort parat und jugendlich rebellisch. Normalerweile essen die Tourguides abends immer mit der Gruppe (Pflichtprogramm für 1-2 Stunden) und verschwinden dann – das hat Paul sich gleich geklemmt, weil er auf den zwanghaften Kram keinen Bock hatte. Dafür hat er sich Tagsüber mehr aufgerissen als jeder Tourguide den wir vorher hatten und uns sogar musikalisch super unterhalten. Er hat im Alleingang zig irische Lieder gesungen (mit einem doch recht typisch steifen Reisegruppe – ohne Alkohol geht da nicht viel beim Singen) und den ganzen Bus bespaßt. Das Singen steckt den Ihren im Blut und er war echt gut.

Paul hat einige Monate in Deutschland gelebt und jemand aus Deutschland als Familienmitglied. Sein Deutsch war so perfekt, dass man so etwas wie einen Dialekt gehört hat, den man nicht zuordnen konnte aber man wäre nie darauf gekommen, dass er nicht primär im deutschsprachigen Raum aufgewachsen ist. Paul empfindet aber Irland als seine Heimat, auch wenn er längere Zeit in Deutschland gelebt hat.

Wie ihr merkt – ich fand Paul etwas unkonventionell aber wirklich klasse. Toller Typ bei dem man aber nie genau weiß, ob er einen gerade veräppelt oder was ernsthaftes sagt.

Die Reise und die Geschichte

Wie ihr seht, sind wir im Prinzip einmal komplett außenrum gefahren. Das machen bei weitem nicht alle Touren so. Aber zu Irland gehört auch Nordirland dazu. Der Konflikt mit England ist ein Teil der Geschichte und weit aktueller als man denkt.

Ich hatte Paul oben bereits erwähnt – er kommt aus Südirland. Die Historie zwischen Südirland (Iren) und Nordirland (England bzw. Briten) schwelt nach wie vor, auch wenn es die IRA offiziell nicht mehr gibt. Das ist auch das was man mit Protestanten und Katholiken schwelt nach wie vor. Das ist kein Religionskonflikt, sondern ein Konflikt zwischen Irland und England.

Besonders deutlich wird das in Belfast wo heute noch eine Mauer / Zaun quer durch die Stadt geht, auf zig Gebäuden noch IRA Logos und Slogans sind und auch heute teilweise noch Anschläge verübt werden. Selbst Paul hatte abends Angst alleine unterwegs zu sein in Nordirland, weil man ihn aufgrund seine Dialekt sofort als Südirländer erkannt hat. Übrigens als Touri ist es keine gute Idee dort mit Bannern oder sonstigem aus Südirland rumzulaufen. Auch der Bus wird ab und an wohl von Kindern mit Steinen beworfen (was uns nicht passiert ist), weil man am Kennzeichen erkennt, dass er aus Südirland kommt. Man braucht also nicht denken, dass der Konflikt vorbei ist. Er ruht aktuell nur und ist selbst in den Köpfen der jungen Iren sehr präsent.

Das Wetter

Ihr werdet es an den Bildern sehen. Das Wetter kann in Irland in Minuten total umschlagen. Es gibt Tage an denen man mehrfach strahlenden Sonnenschein, sintflutartige Regenfälle, Wind usw. erlebt. Das ist normal. Da hilft nur echt gute Regenkleidung.

Selbst die Iren stellen sich bei heftigen Regenschauern einfach mal 10 Minuten unter und dann geht’s weiter.

Mit rund 200 Regentagen im Jahr sind die Chancen auf einen trockenen Urlaub also eher gering (aber es ist möglich). Sonst hatten wir im Urlaub mit dem Wetter oft echt Glück, in Irland war es weder Pech noch Glück, sondern einfach Standardwetter.

Im Winter gehen die Temperaturen in Irland normalerweise nicht unter 0°C was am Golfstrom liegt und teilweise dazu führt, dass dort deutlich exotischere Pflanzen wachsen als bei uns auch wenn es im Sommer nicht so warm ist wie bei uns.

Die Tour

Dublin

Dublin ist die Hauptstadt von Südirland. Direkt nach unserer Ankuft sind wir vom Hotel (das leider ziemlich außerhalb lag) zur Busstation gewandert (ich hatte mich vorbereitet und mir die Buslinien und den Weg zur Haltestelle angeschaut, die leider auch mal eben ca. 1km vom Hotel weg war und der Weg war nicht so ganz simpel).

Da wir den Tag nutzen wollten sind wir mit dem Bus direkt zum Kilmainham Gaol gefahren. Diverse Freiheitskämpfer waren hier inhaftiert und wurden teilweise auch im Innenhof hingerichtet. Die Haftbedingungen – besonders im alten Teil waren unglaublich. In den Zellen gab es kein Licht und man kann es bestenfalls als Loch bezeichnen. Den gefangenen wurde teilweise wohl sogar die Möglichkeit gegeben sich nach der Ankunft selbst zu töten (was ich bei den Bedingungen dort ehrlich gesagt ernsthaft in Erwägung gezogen hätte). Totaler Wahnsinn.

Aufgrund der extrem hohen Selbstmordrate (die wohl ursprünglich sogar beabsichtigt war), hat man dann den recht lichtdurchfluteten neuen Teil gebaut.

Am nächsten Morgen hat das offizielle Programm begonnen, was mit einer Besichtigung des Markts begann (im Ausland versteht man unter Markt oft stationäre überdachte Verkaufsstände – das ist also nicht wie bei uns mal an einem Tag und dann wieder weg).

Carnlough

Was soll ich schreiben, traumhaft, oder?

Giant’s Causeway

Beeindruckend was die Natur so kreiert, oder?

Londonderry (nordirische Bezeichung) – Derry (Südirische Bezeichnung – warum wohl?)

Wo wir gerade dabei sind. Kirchen gibt es in Irland massenhaft. Dort gibt es übrigens keine Kirchensteuer – alles freiwillig. Das schadet den Kirchen aber nicht – ganz im Gegenteil. Ich behaupte sogar, dass die Iren so rebellisch sind, dass eine erzwungene Kirchensteuer nicht funktionieren würde.

An dem namen erkennt man übrigens wieder den Konflikt (Nord vs. Süd).

Belfast

Belfast ist die Hauptstadt von Nordirland.

Wie oben bereits erwähnt spürt man hier an jeder Ecke den Konflikt zwischen Nordirland (bzw. England) und Südirland.

Glenveagh

Bei dieser Tour haben wir Schloss besichtigt. Wirklich klasse und auf jeden Fall eines der Highlights. Auch an diesem Tag von Sonnenschein bis fast Regen alles dabei.

Donegal

Auf dem Weg

Unser musizierender Busfahrer. Das ist übrigens in Irland üblich. Jemand kommt in ein Pub, bringt sein Instrument mit und musiziert einfach drauf los. Dazu Irish Coffee und am besten gleich mitsingen (so man es kann).

Kylemore Abbey

Leider war der Besuch nicht bei uns im Programm vorgesehen. Das war die einzige Stelle au der Tour, wo ich mir mehr Zeit gewünscht hätte. Das war in dem Fall wohl dem günstigen Preis geschuldet.

Galway

Cliffs of Moher

Bei den Cliffs of Moher hatten wir eine Bootstour mit einem recht kleinen Boot und sehr ordentlichem Seegang. Mir macht das i.d.R. nichts aus. Ich bin auf Booten gerne draußen und bin sofort an Deck gewuselt. Wie ich dann nach der Bootstour mitbekommen habe müssen sich unter Deck echte Dramen abgespielt haben. Einige Leute sahen nach der Tour ziemlich grün im Gesicht aus (auch unser Tourguide) und hatten so einige Tüten gefüllt. Ich hatte mich oben zwar mal zu meinen Mitreisenden umgedreht aber die sahen – soweit man das unter den Mützen und Kapuzen – sehen konnte alle ganz ok aus (also ziemindest nicht anders als vorher). Da Wetter war also durchwachsen aber für einige wird die Tour wohl trotzdem unvergesslich sein. 😉

Adare

Dingle

Kissane Sheep Farm

Hütehunde und wie sie Schafe unter Kontrolle halten – beim ersten mal recht sehenswert aber das sieht man z.B. auch in Australien oder Neuseeland, wenn man dort hinfährt.

Torc Waterfall

Natur pur

Mucross House

Na, romantisch?

Kinsale

Jameson

Ja, Whiskey gehört zu Irland wie zu Schottland – wobei das ein wenig wie Kölsch und Alt ist. Beide halten das was sie herstellen gegenseitig nicht für Whiskey (das Verfahren ist etwas unterschiedlich). Hach, jetzt habe ich mir gleich 4 Parteien zum Feind gemacht und das mit nur zwei Sätzen. *g*

Waterford Crystal

Bei Waterford Crystal kann man entweder einfach einkaufen, wenn man ein verdammt gut gefülltes Bankkonto hat oder eine Werksbesichtigung machen (die kostet ein paar Euro Eintritt). Die Stellen übrigens auch die Kristalle und Pokale für die Formel 1, die amerikanischen Sportsligen, Königshäuser oder Präsidenten her.

Das wird einfach so per Hand gemacht! Krass, oder? Das braucht übrigens eine sehr lange Ausbildung und danach beherrschen das nur sehr wenige in Perfektion.

Die Ausstellung ist eine absolute Empfehlung. Das habe ich weltweit so noch nicht gesehen.

Kilkenny

Avoca Mill

Glendalough

Hier hatten wir in einer nicht so ganz vertrauenserweckenden Bude tolle fish & chips (falls ihr euch nichts darunter vorstellen könnt – da sind verschiedene frische Fischsorten, die es mit Pommes gibt – die gesündere Variante von Currywurst quasi).

Und wieder Dublin

Ja, das absolute must have. Der Brauereibesuch war nicht so toll, weil man von der echten Brauerei überhaupt nichts sieht. Man kommt sich eher wie in einem Vergnügungspark vor. Wenn man aber mal eine Brauereibesichtigung hatte ist es kein Drama. Die Unterschiede sind doch recht marginal (ja, liebe Bierkenner ich weiß, dass ihr mich jetzt steinigen wollt).

In Dublin haben wir uns noch etwas mehr Zeit gegönnt um möglichst viel zu sehen. Die Tour war mit dem Brauereibesuch beendet.

Der imposanteste Friedhof, den ich je gesehen habe. Da standen teilweise ganze Häuser auf den Gräbern!

Die Irländer haben einige Sportarten, die bei uns vollkommen unbekannt sind. Die gehen teilweise richtig hart zur Sache und es gibt dort keine Profis. Die Irländer machen das Nebenbei zum Job. Wenn man sich überlegt wie viel Zeit das erfordert und wie sich dabei teilweise zerlegen – echt krass. Somit haben wir eine Kultstätte des Irischen Sports besucht. Fußball ist echt Mädchenkram (sorry, nix gegen die Mädels) gegen das was die Iren da machen.

Für das College darf man sogar anstehen, weil es so berühmt ist. Abseits der schicken Bibliothek (näher als auf den Bildern kommt man nicht an die Bücher ran) ist das aber nicht wirklich interessant.

Und sonst so

Einen so stark musizierenden Tourguide und Busfahrer hatten wir noch nie. Der Busfahrer hat sogar einige Jahre davon gelebt und eine Band gehabt. Krankheitsbedingt haben sie dann pausiert und er hat wieder mit seinem alten Job begonnen.

Was übrigens witzig ist: Die Irländer und Engländer sind ja nicht wirklich gut aufeinander zu sprechen. Trotzdem haben die Iren die englische Variante der Garten und Rasengestaltung übernommen (sieht man schön am Foto von Crooke field – das wird von speziellen Rasenmähern verursacht, die bei uns keiner nutzt. In England macht man es aber genauso. Tja, da wehren die Iren sonst alles ab was von England kommt aber das machen sie freiwillig.

In Irland erlebt man oft spontane Straßenmusiker, die teilweise unglaublich gut sind. Das habe ich bei uns in der Qualität noch nicht so erlebt. Meist bekommt man auch CDs. Auch ein Besuch im Pubs kann diesbezüglich sehr unterhaltsam sein. Die Iren sind einfach lockerer als der typische Deutsche.

Wir hatten ein älteres Ehepaar im Bus, die einen herrlich trockenen forschen Humor hatten. Das war immer hart an der grenze zur Unfreundlichkeit aber das war ganz klar ein Fall von haarte Schale weicher Kern – wie sich im Verlauf der Reise gezeigt hat. In Kombination mit der Schlagfertigkeit unseres Tourguides war es teilweise ziemlich witzig. Die haben es selbst geschafft, dass Paul mal keine Antwort parat hatte und das soll was heißen!

In einem Örtchen kam die Aussage vom Tourguide wann wir wieder am Bus sein sollten. Da es dort eh quasi Dauerregen gab ist uns das auch nicht sonderlich schwer gefallen. Als Orientierung hat sich sehr gut ein Fluss geeignet. Ein Reiseteilnehmer ist aber zur vereinbarten Zeit nicht aufgetaucht. Er hatte sich verlaufen und natürlich kein Handy und keine Nummer von unserem Tourguide. In dem Städtchen gab es dummerweise zwei Flüsse und er war genau zum falschen gelaufen. Nach über einer Stunde Wartezeit im Bus kam er dann total durchnässt (Entschuldigung aber wer geht denn in Irland mit einer Jeansjacke und ohne Regenschirm raus?!) und abgehetzt bei uns an. Das hab ich auch noch nie erlebt, dass auf eine Einzelperson so lang gewartet wurde. Das vorher erwähnte forsche Rentnerpärchen hat ihm dann sofort trockene Klamotten gegeben und dumme Sprüche gab es auch nicht.

Das Essen

Das Essen war für den Tourpreis echt in Ordnung. Das Abendessen war meistens inkludiert, allerdings nicht sonderlich abwechslungsreich. Es gab im Prinzip die gleichen drei Gerichte auf der gesamten Tour. Das war halt der Tribut an den günstigen Tourpreis aber kein Grund sich zu beschweren.

Ansonsten muss man in Irland (wie auch in Australien oder Neuseeland) fish and chips probieren.

Guiness gehört auch zum Pflichtprogramm und ganz ehrlich. Es war viel besser als ich es aus meinem Englandbesuch in Erinnerung hatte. Es kommt halt sehr auf die Temperatur an (nahe 0°C) und man muss wissen wie man es trinkt (der Schaum ist bitter – also keine Minischlücke – das ist ekelig, sondern Männerschlücke!)

Wir sind übrigens dem amerikanischen Vizepräsidenten begegnet. Na ja, fast zumindest. Das war übrigens so ein Klassiker wo wir dachten, dass Paul uns nur verarscht (er hatte uns vorher erzählt, dass der Vizepräsident in der Gegend zu Besuch ist). An jeder Ecke standen Polizisten – wir waren irgendwo im nirgendwo, wo es nur eine Straße gab. Dann wurde der Verkehr komplett gestoppt. Wir standen bestimmt eine halbe Stunde doof in der Landschaft und dann ist der Konvoi aus zig Jeeps mit Militärtypen (genau so wie man sich die Vorstellt – Machosoldaten mit Maschinenpistolen im Anschlag) an uns vorbeigeheizt. Ich kann jetzt also sagen, dass ich keine 5m vom amerikanischen Vizepräsidenten entfernt war. Toll, oder? 🙂

Danach hat es dann noch 30 Minuten gedauert bis der Verkehr wieder lief.

Die Polizei in Irland ist übrigens unbewaffnet. Das ist ein Tribut an die Vergangenheit (IRA Zeit).

Fazit

Irland ist ein tolles Land und definitiv eine Reise wert. Wer allerdings ins Warme fahren will ist hier falsch aufgehoben. Wer eher kostenbewusst reist, ist in Irland übrigens auch gut unterwegs.

Zu weiteren Reisebeiträgen geht es hier.

 

Der große Trip: Tausend Meilen durch die Wildnis zu mir selbst [Buch]

Der große Trip Tausend Meilen durch die Wildnis zu mir selbst - Cheryl Strayed

Mehrfach gelesen:

Nein

Autor(in):

Cheryl Strayed

Titel:

  • Der große Trip: Tausend Meilen durch die Wildnis zu mir selbst (449 Seiten)

Gelesenes Format:

eBook

Rezension und Inhalt:

Ein Liter Wasser, so lernte ich später, wiegt ein Kilogramm. Ich weiß nicht, wie viel mein Rucksack an diesem ersten Tag wog, aber ich weiß, dass allein das Wasser zwölf Kilo ausmachte.

Die Geschichte ist vermutlich bereits hinreichend bekannt, da sie auch verfilmt wurde. Die Handlung basiert auf wahren Begebenheiten, ist also nicht erfunden.

Falls nicht, nur mal in kurz:

Cheryl Strayed hat ihre Mutter verloren mit 22 und ihr Vater ist schon verschwunden als sie 6 war bzw. ihre Mutter hat ihn verlassen (er hat ihre Mutter regelmäßig geschlagen und getrunken). Seit ihre Mutter gestorben ist versucht sie den Rest der Familie zusammen zu halten. Ihre Geschwister trauern auf ihre eigene Art.

Dass mir dazu die Kraft fehlen könnte, wäre mir nie in den Sinn gekommen. Ich war wie selbstverständlich davon ausgegangen, dass, wenn ich alles, was ich zum Wandern brauchte, zusammenpackte, ein Gewicht herauskam, das ich tragen konnte.

Cheryl hat eine sehr enge Beziehung zu ihrer Mutter gehabt und kommt mit dem Verlust nicht klar.

Cheryl nimmt Drogen hat Sex mit diversen Männern und Ihre Ehe geht den Bach runter und sie wird Schwanger. Sie ist zu dieser Zeit ein ziemlich leichtes Mädchen und setzt ihre Weiblichkeit sehr bewust ein.

Mit 26 ist sie am Ende und beschließt den Pacific Crest Trail zu wandern. 1000 Meilen Luftlinie (rund 4300km zu Fuß) von der mexikanischen Grenze bis zur kanadischen Grenze. Quer durch die Natur und teilweise weit abseits der Zivilisation (auch wenn sie nie vor hatte den ganzen Trail zu wandern).

Angst erwächst zu einem großen Teil aus einer Geschichte, die wir uns selbst erzählen

Die Geschichte springt zuerst zu einem Erlebnis im ersten Teil des Trails und fängt mit der Diagnose im Krankenhaus an, bei der ihre Mutter vom Arzt mitgeteilt bekommt, dass sie Lungenkrebs im fortgeschrittenen Stadium hat.

Gut finde ich, dass im Gegensatz zum Jakobsweg der religiöse Ansatz bei den amerikanischen Trails nicht im Vordergrund steht.

»Ah!«, schrie ich, als wie aus dem Nichts plötzlich ein zottiges Tier auf dem Pfad stand, so dicht vor mir, dass ich es riechen konnte. Ein Bär, wie ich in der nächsten Sekunde begriff. Seine Augen streiften mich mit einem nichts sagenden Blick, bevor er schnaubend herumwirbelte und in Richtung Norden den Trail entlangtrabte. Wieso mussten sie immer in die Richtung rennen, in die ich wollte?

Cheryl schreibt sehr schonungslos ihre Emotionen und Gedanken nieder. Das macht sie nicht immer syphatisch aber absolut authentisch. Ob wirklich alles genau so passiert ist (die Erinnerungen sind teilweise extrem detailliert), weiß ich nicht.

Im Netz findet man teilweise heftige Kritik – ob das einfach Neid ist oder wirklich begründet, sei dahingestellt.

Einige kritisieren wie unvorbereitet sie war und das sie sich auf andere Verlassen hat. Die Kritik halte ich für nur für bedingt berechtigt – klar muss man zu einem gewissen Grad naiv sein um so eine Tour zu machen aber dass sie jemand rettet ist oder sie unterstützt ist nun wirklich nicht zu erwarten bei der geringen Anzahl von Leuten, denen sie damals begegnet ist. Das sie nicht besonders gut vorbereitet war stimmt natürlich – aber hey, es ist ihr Leben.

Niemand kann wissen, warum das eine geschieht und das andere nicht. Was zu was führt. Was was zerstört. Was der Grund dafür ist, dass etwas erblüht, etwas anderes zugrunde geht oder einen anderen Verlauf nimmt.

Andere kritisieren, dass sie nicht den kompletten Trail gelaufen ist (sie fängt in Mojave an, der Teil beginnt aber an der mexikanischen Grenze und hört auch deutlich früher auf als an der kanadischen Grenze und zwischendurch überspringt sie ein ziemlich großen Stück wegen Schnee – letztlich sind das alles nur willkürliche Landmarken). Ich glaube ehrlich gesagt darum geht es in ihrem Fall nicht. Es geht eher darum, dass sie sich selbst gefunden hat auch wenn sie weniger als die Hälfte des Trails zurückgelegt hat. Wobei mir das vor dem Lesen des Buches auch nicht bewusst war.

Zwei Wochen später rief Paul an. Er wollte mich sehen. Auf der Stelle. Lisa hatte ihm von Joe und meinem Heroinkonsum erzählt, darauf hatte er sich sofort ins Auto gesetzt und war die 2700 Kilometer von Minneapolis nonstop durchgefahren, um mit mir zu reden.

Wieder andere regen sich darüber auf, dass sie alleine gewandert ist. Mit Verlaub, dass ist der Sinn bei einer derartigen Wanderung. Klar trifft man auf Leute und wandert auch mal zusammen aber der Sinn ist es ja eben auch mal allein seinen Gedanken nachzuhängen und neue Leute kennen zu lernen und wenn man schon in einer Gruppe los läuft ist beides eher schwierig.

Natürlich war ihr Buch sehr erfolgreich und wurde dann später auch verfilmt. Das passiert anderen Wanderern nicht, obwohl sie den ganzen Trail gelaufen sind. Aber wie so oft im Leben ist eben nicht alles gerecht. Somit ist klar, dass es auch Neider gibt.

ich begriff, dass das, was ich mit meinem Geständnis in Gang gesetzt hatte, nicht nur zu meiner Scheidung geführt hatte, sondern auch dazu, dass ich jetzt allein in Old Station, Kalifornien, unter einem großartigen Himmel an einem Picknicktisch saß. Ich war weder traurig noch glücklich.

Mittlerweile hat die Anzahl der Wanderer, die den kompletten Trail begehen deutlich zugenommen. Von rund 20, die sich 1995 gemeldet haben zu über 700 im Jahr 2016. Da das freiwillige Meldungen sind, können die realen Zahlen deutlich höher sein. Und das sind nur die, die den kompletten Trail gelaufen sind und sich registriert haben. Jetzt denkt ihr vielleicht 700 Leute im Jahr ist doch nicht viel. Die laufen aber alle ziemlich genau zur gleichen Zeit los, weil das Zeitfenster für den Start aufgrund der Jahreszeiten und des Wetters recht begrenzt ist.

So abenteuerlich wie früher ist der Trail somit nicht mehr, weil man doch wohl recht regelmäßig Leuten begegnet, sofern man nicht vom Weg abweicht.

»Ein Vater hat die Aufgabe, seinen Kindern beizubringen, Krieger zu werden, ihnen das Selbstvertrauen zu geben, aufs Pferd zu steigen und in die Schlacht zu reiten, wenn es notwendig ist. Wenn Sie es von Ihrem Vater nicht gelernt haben, müssen Sie sich es selbst beibringen.«

Die Schreibweise des Buches empfand ich anfangs etwas anstrengend, was sich aber recht gegeben hat. Ab und an neigt Cheryl oder die Übersetzerin zu etwas komplexen Satzmonstern.

Die Geschichte handelt nur zu einem Teil von der eigentlichen Reise. Der andere Teil der Geschichte beschäftigt sich mit Cheryls Vergangenheit und ihrer Selbstfindung. Also ja es geht um eine Reise aber eben nur der Reise von einem Ort zu einem anderen. Wer hier also auf eine reine Beschreibung der Reise hofft, wird enttäuscht sein. Andererseits wäre die reine Reisebeschreibung bei über 400 Seiten vermutlich auch ziemlich schnell langweilig.

Keine Stunde später trat ich beinahe wieder auf eine Klapperschlange, obwohl auch sie mich höflich mit ihrer Rassel gewarnt hatte.

Dementsprechend ist man über weite Strecken des Buches in den Gedanken von Cheryl unterwegs. Ab und an trifft sie auf Leute und die Geschichte wechselt immer weider zwischen aktuell erlebten Dingen und Rückblicken.

Auch diese Reise lebt von Begegnungen mit anderen Menschen, wenn es auch viel weniger sind, als zum Beispiel bei einer Reise durch besiedelte Gebiete. Oft sind es Menschen, die man danach nie wieder sieht (bei Cheryl mag das durch Buch und Film etwas anders gelaufen sein als bei den meisten anderen PCT Wanderern). Der Trip besteht also auch aus einem Kennenlernen und verlassen von Leuten, die man liebgewonnen hat (damals vermutlich mehr als heute, weil man heute aufgrund der Menge der Leute um einen rum kaum noch intensive Beziehungen aufbauen wird).

Fazit:

Es war tatsächlich vorbei, dachte ich. Es gab kein Zurück, keine Möglichkeit, den Augenblick festzuhalten. Die gab es nie.

In dem Buch geht es zwar auch um den Pacific Crest Trail aber ganz wesentlich um die Verarbeitung des Todes von Cheryls Mutter. Zusätzlich erhält der Leser in den vielen Rückblicken einen Eindruck was für eine Person Cheryls Mutter war, wie Cheryls Kindheit verlaufen ist und ihr bisheriges Leben. Das Buch ist also eine Mischung von Reiselektüre und Selbstfindung. Ich finde das Buch sehr lesenswert.

Am späten Nachmittag gelangte ich an einen schattigen Platz, auf dem ein Picknicktisch stand – ein seltener Luxus auf dem Trail. Im Näherkommen sah ich, dass auf dem Tisch ein Pfirsich lag, unter dem ein Zettel klemmte.

Zu dem Buch gibt es auch einen Film “Wild – der große Trip”. Der Film greift diverse Ereignisse aus dem Buch auf und gibt diese recht Originalgetreu wieder. Einiges fehlt auch im Film. Wie üblich ist der Film also detaillierter aber der Kern der Erzählung ist sehr gut beibehalten worden. Dazu kommt noch, dass man im Film einige tolle Aufnahmen vom Trail zu sehen bekommt. Ich kann also sowohl den Film als auch das Buch empfehlen. Das Abenteuer wie es Cheryl 1995 erlebt hat gibt es aber in der Form heute so nicht mehr, weil der Trail nun zu bekannt ist. Das ist also ein Fall, wo sich das Buch und vor allem der Film nicht als vorteilhaft für die Region erwiesen hat.

Wenn ihr weitere Beiträge zum Thema Reisen (und auch zum PCT) sucht, findet ihr sie hier.

Bewertung:

4 out of 5 stars 4/5

Vergleichbare Bücher / Serien:

Verwandte Bücher / Serien:

Offene Fragen / Ideen / Diskussionsstoff (Spoilerwarnung):

  • Ich war wirklich überrascht, dass Cheryl weniger als die Hälfte des Trails gelaufen ist (das wird sonst nicht so eindeutig erwähnt – da wird sie ja fast als Heldin dargestellt, obwohl viele auch den ganzen Trail laufen – wobei sich wohl auch zwei Fraktionen unterscheiden. Die Einen, die den Trail einfach abhaken wollen auf der Liste der Errungenschaften und die anderen, die ihn einfach wandern wollen.
  • Ich bin etwas erstaunt darüber, dass Cheryl so detailliert Tagebuch geführt hat, da sie nach dem Wandern lt. Buch sehr oft kaputt war und nicht mal mehr gegessen hat.
  • Ich hätte ja echt Lust mal so eine Wanderung zu machen. Alles hinter sich lassen und mal ein halbes Jahr weg von allem. Allerdings scheint der PCT jetzt leider auch überfüllt zu sein (der Appalachian Trail war es vorher schon).

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Norwegen Hurtigruten mit Nordlicht 2018 [Reisebericht]

Die Tour

Ich bin normalerweise kein Kreuzfahrer, weil mir die Schiffe in der Regel viel zu groß sind. Ich mag es nicht, wenn ich mich nicht wie auf einem Schiff fühle. Die großen Schiffe sind fast wie Städte oder riesige sich bewegende Hotelanlagen. Das hat mit dem Reisen auf einem Schiff nicht mehr viel zu tun.

Wenn man Norwegen bereist kommt man an Hurtigruten aber nicht wirklich vorbei. Die Postschiffreise ist legendär und man gelangt dabei ein ganzes Stück über den Polarkreis. Man sollte es kaum glauben aber bei der Antarktistour bin ich nicht ansatzweise so weit nach Süden gekommen, wie man bei der klassischen Postschiffreise nach Norden kommt. Bei der Antarktistour berührt man den Polarkreis nicht mal, während man bei der Postschiffreise deutlich darüber hinaus kommt.

Dies war nicht meine erste Tour mit auf der klassischen Route Bergen / Kirkenes / Bergen (die Tour hatte ich schon gemacht – wobei diese Tour in Trondheim also einen Tag eher geendet hat). Die Tour dauert 11 Tage (die volle Tour dauert 12 Tage).

Auf der Tour Richtung Norden fahren die Schiffe primär tagsüber die Häfen an, die auf der Rücktour nachts angefahren werden und andersrum. Somit sieht man wenig doppelt, auch wenn man die Tour vollständig macht.

Auf der Tour fahren diverse Schiffe mit verschiedenen Größenordnungen und Technikstufen. Die größten Schiffe können maximal ca. 1000 Leute beherbergen (aber nicht so viele Übernachtungsgäste – somit wird diese Anzahl nie auch nur ansatzweise erreicht). Im Gegensatz zu einem richtigen Kreuzfahrtschiff ist das noch überschaubar, mir aber schon groß genug.

Die Jahreszeiten und Ausflüge

Die Angebote und Erlebnisse bei der Hurtigrutentour schwanken ganz stark je nach Jahreszeit. Im Winter bekommt man kaum Tageslicht zu sehen. Es wird nie richtig hell, sondern es ergibt sich eine diffuse Lichtstimmung. Dafür sind die kleinen Häfen und Häuser, die entlang der Route stehen toll beleuchtet und man hat die größten Chancen Nordlicht zu sehen, wenn der Himmel nicht zu bewölkt ist.

Der Frühling erlaubt einem im Norden teilweise noch Wintererlebnisse zu machen, während in Bergen schon die ersten Pflanzen blühen. Da es zu dieser Jahreszeit fast schon durchgehend hell ist, kann man das Nordlicht schon nicht mehr sehen.

Der Sommer bietet das Erlebnis der Mitternachtssonne. Es wird nie dunkel und im Extremfall streift die Sonne nur den Horizont, bevor sie wieder aufgeht. Das ist die beliebteste aber mit Abstand die teuerste Reisezeit (ca. doppelt so teuer wie die Tour im Winter).

Der Herbst dreht sich primär um das Einbringen der Ernte und die Möglichkeiten, die einem die Natur in dieser Region bietet.

Zu jeder Jahreszeit werden von Hurtigruten spezifische Erlebnisse und Ausflüge angeboten. Beispielweise ist es im Winter möglich das Schneehotel zu besichtigen, mit Hundeschlitten oder Schneemobilen zu fahren.

Im Frühling oder Sommer können Fjorde und Straßen befahren werden, die im Winter nicht zugänglich sind.

Daher greift das Werbeversprechen hier wirklich, dass die Tour zu jeder Jahreszeit ein einzigartiges Erlebnis ist.

Bei unserer ersten Tour (zu der ich einen separaten Reisebericht geschrieben habe), haben wir und auf die Übergangszeit zwischen Winter und Frühling konzentriert und versucht aus beiden Jahreszeiten die besten Ausflüge mitzunehmen. Das hat teilweise funktioniert (Huskys – Winter, Küstenstraße – Frühling) und teilweise auch nicht (Schneehotel – Winter, Schneemobil – Winter, Nordlicht – Winter).

Somit stand für mich fest, dass ich die Tour auf jeden Fall noch mal machen möchte, um diese Erlebnisse nachzuholen.

Dieses Jahr bot sich an, weil ich noch recht viel Urlaub aus dem Vorjahr übrig hatte und weil Hurtigruten ab diesem Sommer neue Preise für die Ausflüge angesetzt hat, die extrem hoch sind (die Ausflüge waren vorher schon teuer).

Die Planung

Wie man im vorgenannten Punkt bereits raus liest beschränkt sich die Planung primär darauf welche Ausflüge man machen möchte (bzw. wenn man keine organisierten Ausflüge macht, sollte man sich vorher ein Wenig mit den Orten beschäftigen in denen das Schiff anlegt und was man dort machen möchte).

Speziell die Übergangszeiten zwischen den Jahreszeiten bieten die Möglichkeit Ausflüge aus beiden Jahreszeiten zu nutzen. Das aber mit dem erhöhten Risiko, dass das Wetter verhindert, dass die Ausflüge stattfinden.

Teilweise werden auch Sondertouren angeboten. In unserem Fall eine Themenreise Nordlicht und Sterne. Dabei wurden zwei Reiseleiter flankiert von zwei Mitarbeitern einer Universität, die auf dem Schiff mehrere Vorträge zum Thema Nodlicht und Sterne gehalten haben. Weiterhin konnten sich Fotografen Tipps zum Thema “wie fotografiere ich Nordlicht” abholen.

Der Tourverlauf

Gen Norden

Die Tour beginnt in Bergen und von dort geht es Richtung norden bis Kirkenes (also weit über den Polarkreis) nahe der russischen Grenze. Da wir bei der ersten Tour schon sehr viele Ausflüge mitgenommen hatten, ging es dieses Mal primär darum die noch fehlenden, interessanten Ausflüge nachzuholen bzw. Ausflüge, die beim ersten Mal mangels genügend Schnee und zu warmer Temperaturen ausgefallen waren. Dazu gehörten der Besuch des Schneehotels und eine Schneemobiltour.

Nach unserer Ankunft in Bergen kam zuerst das obligatorische Einschiffungsprogramm bei dem es darum geht die Sicherheitsmaßnahmen zu vermitteln.

Danach haben wir das Schiff möglichst schnell verlassen um noch ein bisschen durch Bergen zu Laufen. In Bergen ist primär der Bereich Bryggen interessant, der einem auch sofort auf Bildern begegnet, wenn man nach Bergen googelt. Etwas versteckt dahinter liegt eine Bergbahn, die einen recht hoch auf einen Stadtberg bringt. Aufgrund des Diesigen Wetters war die Kopfstation nicht zu sehen, weshalb wir uns entschlossen haben den Berg nur zum Teil und zu Fuß zu erklimmen. Ganz generell sind die Norweger ein Naturvolk. Alles was mit Aktivitäten in der Natur zu tun hat (wander, Skifahren usw.) steht also hoch im Kurs.

Nach unserer kleinen Erkundungstour sind wir dann zum Schiff zurückgekehrt und dann ging es auch schon los.

Schiffsbegegnung mit Schnee und den Decksstrahlern

Am nächsten Tag haben wir Ålesund erreicht, was durch seine sehr schöne Innenstadt mit Jugendstilhäusern glänzt. Wie fast an allen Orten mit längerem Aufenthalt des Schiffes kann man auch Ausflüge Buchen aber Ålesund kann man genauso alleine erkunden. Bei dem Rundgang in Ålesund bekommt man etwas mehr über die Geschichte von Ålesund erzählt was man sich ansonsten selbst erarbeiten müsste (ich habe beide Varianten gesehen und beide Varianten haben Vor- und Nachteile). Besser oder schlechter gibt es in dem Fall also nicht. Es kommt darauf an wie die eigenen Prioritäten liegen. Wenn man etwas mehr über die Geschichte wissen will oder bestimmte Gebäude auch von innen sehen, dann ist der Ausflug gut. Wenn man einfach selber die Stadt erkunden möchte, dann kann man auch allein los ziehen.

Auf der Tour begegnet man zweimal am Tag (entweder im Hafen oder Unterweg) anderen Hurtigrouten Schiffen. Die Begegnungen sind je nach Laune der Brückencrew und des Verhältnisses zwischen den Schiffscrews teilweise spektakulär. Von Konkurenzkämpfen der Crew / Passagiere über Dauerschiffshorn + Flutlicht, Hubschrauberlandung auf dem Nachbarschiff, biss stilles Passieren kann alles passieren.

Auch in Trondheim gibt es viel zu sehen. Neben dem Nidaros Dom und den umlegenden Museen (die teilweise so bescheidene Öffnungszeiten haben, dass man sie nicht besuchen kann) gibt es mit Rockheim ein Rockmusik Museum, die Brücke, den einzigartigen Fahrradlift dahinter und das überragende Ringve Museum was in der Form glaube ich Weltweit seines gleichen sucht (dazu mehr im anderen Bericht).

Wie man auf den Bildern sieht ist bei der Postschiffreise aber auch die Schiffstour an sich spektakulär, weil man sich fast immer in Landnähe bewegt und es somit sehr viel zu sehen gibt.

Und Ruck zuck überquert man auch schon den Polarkreis, was die Polarkreistaufe nach sich zieht.

In Bodø haben wir an der “Arktischen Küstenwanderung” teilgenommen. Kurz vor dem Ausflug hat es noch so stark geschneit, dass man fast nichts sehen konnte. Selbst am Anfang des Ausfluges war das noch so. Nachdem wir nun Spikes unter den Schuhen hatten (die auch dringend erforderlich waren), sind wir zum Strand gelaufen und innerhalb von Minuten hat sich das Schneegestöber in traumhaften Sonnenschein verwandelt, der die Landschaft wirklich in ein tolles Licht gerückt und eine mystische Stimmung erzeugt hat.

In Svolvær haben wir Magic Ice besucht, was sich direkt am Hafen befindet und wirklich sehenswert ist. Das hatten wir leider bei der ersten Tour verpasst, weil der Reiseleiter es miserabel beschrieben hat und wir bei der Hafeneinfahrt genau auf der anderen Seite vom Schiff im Restaurant saßen, von wo aus es nicht zu sehen war. Eigentlich kann man das nicht übersehen aber wenn das Schiff davor steht und man durch das Gebäude durchgeht und der Reiseleiter einen dann nach rechts, statt nach links schickt, dann wird man keinen Erfolg haben. Abends ist es – wie man sieht – auch stark beleuchtet. Wenn es also draußen dunkel ist, dann fällt es sehr stark auf.

 

Der berühmte Trolljford wurde bei dieser Tour nicht befahren. Dabei handelt es sich um einen sehr engen Fjord in dem das Schiff hinten in einem kleinen Bereich auf der Stelle dreht. Das ist also eines der Erlebnisse, die man auf der Wintertour leider verpasst (dazu mehr im anderen Bericht).

Trollfjord

Trollfjord (Einfahrt)

Desto weiter wir Richtung norden fuhren, desto mehr Schnee gab es. Allerdings wurde das Wetter auch immer schöner. Dieses mal hatten wir das beste Wetter im Nördlichen Tourbereich. Die Temperaturen sind aufgrund des Golfstroms nicht so gering, wie man das vielleicht erwarten wurde. Knapp unter 0 Grad war das kälteste was wir hatten aber in Kombination mit starkem Wind kann das gefühlt verdammt kalt sein.

In Tromsø haben wir zu Fuß die Eismeerkathedrale besichtigt und anschließend eine neu erbaute Bergbahn genutzt um einen Traumhaften Blick auf die Region zu bekommen. Oben sollte man außerhalb der Station gutes Schuhwerk tragen, weil es dort keine befestigten Wege gibt und man über Schnee und Eis läuft.

In der Nacht gab es dann die ersten kurzen Nordlichteindrücke. Das Nordlicht kann 30 Sekunden sehr stark erscheinen und dann war es das, es kann auch ein mehrstündiges Vorspiel geben, dass sehr verheißungsvoll ist und dann passiert nichts weiter, es kann Stundenlang ein regelrechtes Feuerwerk am Himmel geben oder es kommt Phasenweise mal stark mal schwach. Es ist nicht vorhersagbar.

In der ersten Nacht war das Nordlichtvernügen kurz und intensiv. In den Folgetagen hatten wir teilweise Nordlicht und Wolken aber es hat sich auch eine Nacht geboten, in denen wir ein mehrstündiges Feuerwerk geboten bekommen haben.

Das Beobachten des Nordlichtes ist ein wenig wie scheue Tiere beobachten. Man benötigt sehr viel Geduld (Stunden) und die richtige Kleidung. Es ist arschkalt nachts im Wind. Offiziell sagt Hurtigruten zwar Nordlichtsichtungen durch aber bis man nachts aus dem Bett raus ist, kann das Nordlicht schon dreimal wieder weg sein. Hier gilt also ohne Fleiß kein Preis.

Wenn man das Nordlicht fotografieren möchte, dann benötigt man zwingend ein Stativ und im eine Camera mit sehr guten Nachteigenschaften (großer Sensor) und im Optimalfall der Funktion automatisch Bilder in bestimmten Abständen aufzunehmen.

Interessant ist übrigens, dass das Nordlicht auf Fotos oft schöner aussieht als in der Realität. Das liegt daran, dass unser Auge bei wenig Licht zuerst grau sieht und dann später erst Farben. Die Kamera kann das durch etwas längere Belichtungszeiten ausgleichen, was auf einem Schiff aber immer problematisch ist, weil man Seegang hat und somit verwischte Fotos.

Man benötigt also ruhige See, keine Wolken und den entsprechenden Teilchenstrom von der Sonne, der auch lokal dort auf die Atmosphäre treffen muss, wo man sich gerade befindet. Mit anderen Worten man benötigt sehr viel Glück.

Das Nordkapp wird normalerweise an Land besucht (mehr dazu im zweiten Bericht). Dieses mal waren aber alle Straßen zugeschneit und der Kapitän hat spontan entschlossen uns die Besichtigung von Seeseite zu ermöglichen.

Danach stand die Schneemobilsafari an, die einwirklich tolles Erlebnis war. Vorab ich habe nun Lust auf mehr und kann mir durchaus vorstellen mal einen Kurzurlaub nur auf dem Schneemobil zu machen, bei dem eine größere Strecke zurückgelegt wird. Der Ausflug war so angelegt, dass man an einer etwas größeren Landzunge vom Schiff auf einer Seite im Hafen abgesetzt wurde. Während das Schiff die Landzunge umrundet fährt man mit dem Schneemobil die gerade Strecke auf die andere Seite, wo man vom Schiff wieder eingesammelt wird.

Der Ausflug dauert rund 2,5 Stunden und jeder hat sein eigenes Schneemobil bekommen (was übrigens sehr cool war – da man mit dem Gerät keine Erfahrung hat und man auf evtl. Mitfahrer Rücksicht nehmen müsste, wollte ich das genau so haben – es gibt auch einen anderen Ausflug bei dem man zu zweit fährt und sich nach der Hälfte der Zeit abwechselt).

Leider sind wir im Konvoi gefahren (das ist immer so bei den Hurtigruten Ausflügen mit dem Schneemobil) und die erste Person war dermaßen langsam unterwegs, dass wir ich nie über 40 km/h gekommen bin. Und das ging auch nur, weil ich mich zwischendurch immer etwas habe zurückfallen lassen um dann wieder Gas zu geben. Sonst hätte es keinen Spaß gemacht, weil ich dann nur mit 20 rumgetuckert wäre. Die Schneemobile schaffen aber rund 130 km/h – wohl eher was für gute Pisten und / oder geübte Fahrer.

Ein Schneemobil fahren ist relativ einfach. Mit dem Daumen gibt man Gas (bei unseren Mobilen war die Reaktion darauf relativ gutmütig). Wenn man vom Gas geht, hat man eine spürbare Automatikbremse. Zusätzlich gibt es eine Handbremse, die man sehr vorsichtig betätigen sollte, sonst geht’s ab über den Lenker. Die Schneemobile fahren auch in Schneeverhältnissen, in denen Laufen kaum möglich ist und es macht tierisch Spaß mit den Dingern durch die Gegend zu heizen!

Eine gewisse Mindestgeschwindigkeit ist aber Pflicht, sonst funktioniert die Griffheizung nicht und es wird verdammt kalt an den Händen (trotz der Handschuhe).

Die komplette Ausrüstung bekommt man übrigens gestellt und sie war trocken (bei den Huskys habe ich das auch schon anders erlebt).

In Kirkenes haben wir diese Mal das Schneehotel besucht, was jedes Jahr ein eigenes Thema hat und knappe 30 Räume. Das Hotel wird jedes Jahr neu gestaltet und die unheimlich stürmischen und lebensfrohen Huskys sieht man dort auch (die Huskys sehen übrigens ganz anders aus als die Kanadischen Huskys, die wir i.d.R. als Bild im Kopf haben).

Gen Süden

Die Südtour ist nicht ganz so interessant wie die Nordtour aber auch auf dem Rückweg gibt es noch einiges zu sehen.

In Vardø haben wir bei der alten Festung einen Eindruck davon bekommen wie viel Schnee in Norwegen aussehen kann. Das war ein Gebäude innerhalb der Festungsmauern. Die Mauern kann man in dem Schneechaos auf dem Bild nicht gut ausmachen. Es ist der hohe Wall außen rum, der komplett im Schnee versunken ist.

Im weiteren Verlauf haben wir eine recht spektakuläre Übung zu einer Rettungsaktion zu sehen bekommen, die auch nicht alltäglich ist. Bei dieser Übung wurde ein Arzt und zwei Sanis abgeseilt um dann mit einem Verletzten vom Hubschrauber wieder aufgenommen zu werden.

Auch Hammerfest hat sich von einer sehr schönen, sonnigen aber auch sehr verschneiten Seite gezeigt.

Nach Hammerfest hatten wir das stärkste Nordlichterlebnis, obwohl wir schon keine ganz große Hoffnung mehr hatten.

Auf einem weiteren Überlandausflug mit einem Bus haben wir uns die Gegend um Trondenes angesehen.

In Stokmarknes betet sich die Gelegenheit das Hurtigrutenmuseum zu besichtigen, was man auf jeden Fall machen sollte. Bei der ersten Tour war das Museum noch kostenfrei aber dafür auch sehr voll. Dieses mal wurde Eintritt genommen – dafür war es ein wenig leerer.

Mit einem längeren Aufenthalt in Trondheim ging die Tour dann zu Ende. Bei den mal wieder sehr langen Flughafenaufenthalten habe ich die Gelegenheit zum Lesen genutzt.

Und sonst so

Die An- / Abreise war dieses mal wahrlich kein Highlight. Die erste Tour war diesbezüglich schon schlecht, weil der Germanwings Schalter damals total unterbesetzt war (dazu mehr bei dem separaten Reisebericht, wenn ich den schreibe) aber wenigstens war es ein Direktflug.

Dieses Mal hatten wir Flüge mit Zwischenlandung und mehrstündigem Aufenthalt in Koppenhagen, Dänemark. Dummerweise dann aber auch nicht so lange, dass es sich gelohnt hätte außerhalb des Flughafens groß was zu unternehmen. Der Flughafen in Koppenhagen war nach meinem empfinden einfach nur unangenehm. Der Flughafen war total überfüllt, laut und das Essen schlecht und teuer. Da gibt es viel bessere Flughäfen.

Der einzige Vorteil war dieses Mal, dass wir eine organisierte Themenreise hatten und somit zwei eigene Busse, die vor allen anderen abgefertigt wurden.

Ich hatte oben erwähnt, dass wir eine Themenreise zum Thema Nordlicht hatten. Dummerweise waren auf dem Schiff 7 Gruppen mit gleichartigen Themenreisen in deutsch, englisch und französisch. Somit war das Schiff komplett ausgebucht. Trotzdem war das aber ok und nicht so schlimm wie befürchtet. Draußen wurde es immer nur kurz voll, wenn es was besonderes zu sehen gab (weil es einfach arschkalt war im Wind) und auch das Nordlicht wurde von der Masse nur kurz begrüßt (aus gleichen Gründen).

In Trondheim wollten wir eigentlich noch Rockheim besichtigen. Leider sind wir unsere Koffer weder im Zugbahnhof, noch im Busbahnhof los geworden. Im Busbahnhof hätten wir viel Hartgeld benötigt und im Zugbahnhof wurden nur nationale Karten zum Bezahlen genommen.

Das Essen ist bei Hurtigruten übrigens ziemlich gut. Das Frühstück haben wir immer relativ früh wahrgenommen. Erstens hat man dann mehr vom Tag und zweitens ist es noch nicht so überfüllt. Ich es morgens überhaupt nicht, wenn ich mich schon beim Frühstück stressen muss.

Mittags sollte man schauen, dass man die Hauptzeit etwas meidet. Sowohl beim Frühstück als auch beim Mittagessen gibt es freie Platzwahl und Buffet.

Beim Abendessen gibt es fest zugeteilte Tische (i.d.R. Zweier oder Vierertische). Dieses Mal hatten wir einen Zweiertisch. Bei der ersten Tour hatten wir einen Vierertisch. Beides hat für und wider. Wenn man den ganzen Tag zu zweit unterwegs war gibt es nicht mehr ganz so viel zu erzählen. Andererseits stört es aber auch niemanden, wenn man nach dem Essen schnell verschwindet, weil man sich noch etwas anschauen will. Am Vierertisch kann man Glück und Pech haben. Man hat während der ganzen Tour dieselben Tischnachbarn. Wir konnten uns bei der ersten Tour aber nicht darüber beschweren.

Abends gibt es je nach Schiffsbelegung zwei Essenssitzungen. Eine um ca. 18:00 und die andere um ca. 20:30 – je nach Schiff unterschiedlich. Die erste ist i.d.R. die bessere.

Der Nachtisch beim Mittagessen ist auf der Trollfjord (so hieß unser Schiff) sowohl auf der ersten als auch auf der zweiten Tour göttlich gewesen. Kalorien +++ aber superlecker. Meist gab es mehr als 5 Sorten Nachtisch und jeden Tag mehrere Eisbomben. Wer auf der Tour nicht zunimmt ist selber schuld. Es gibt aber wie überall auch genügend Leute die das Essen nicht gut finden.

Im Gegensatz zu Kreuzfahrtschiffen ist das ein und Aussteigen ruck zuck erledigt, wenn nicht gerade alle vorm Ausgang stehen und raus wollen. Selbst für einen 5 Minuten Stopp kann man raus, auch wenn die Crew das dann nicht ganz so gerne sieht. 🙂

Etwas seefest sollte man sein aber die Schiffe haben sogar Stabilisatoren, obwohl man fast nur in Landnähe fährt. Wir hatten auf der Tour eine Nacht echten Seegang. Den Rest der Zeit konnte man das nicht wirklich als Seegang bezeichnen, auch wenn einigen dabei schon schlecht wird und die dann schon jammern wie stark sich das Schiff bewegt.

Fazit:

Tolle Tour, bei der wir genau die Sachen erlebt haben, die bei der ersten Tour aus unterschiedlichen Gründen nicht möglich waren.

Nordlicht ist definitiv ein Erlebnis aber man ist sehr stark geprägt durch die Marketingbilder und hat i.d.R. eine falsche Erwartungshaltung.

Aufgrund der Kürze der Tour und des recht hohen Preises ersetzt das aber nur bedingt einen klassischen Urlaub und man muss sich überlegen, ob es einem das wirklich wert ist.

Den Reisebericht zur Frühjahrserwachen Tour findet ihr hier. Einen Reisebericht zur Antarktistour mit Hurtigruten hier.

Zu weiteren Reisebeiträgen geht es hier.

Westaustralien 2015 [Reisebericht]

Yeah, cooler kann ein Roadtrain nicht aussehen (die Road Trains können bis 50m lang sein)

Westaustralien

Wenn man an Australien denkt, hat man für gewöhnlich einige Bilder und Orte im Kopf. Häufig sind das Sydney, der Ayers Rock oder auch Uluru, das Great Barrier Reef und diverse Bilder und Eindrücke, die man aus Filmen kennt. Interessanterweise fahren viele Touristen auf die Ostseite von Australien und erleben dort i.d.R. ein Australien, was sie so nicht erwartet haben. Das was man sich typischerweise unter Australien vorstellt, findet man im Westen von Australien und nicht im Osten, wo es die meisten Touristen hinzieht.

An dem Beispiel sieht man ganz gut wie weit Marketing und Vorstellung der Besucher ganz gewaltig auseinander driften. Der Tourismus auf der Westseite von Australien ist daher sehr überschaubar. es gibt ein paar Busunternehmen, die auf der Rute fahren, aber Massentourismus ist das wahrlich nicht.

Veranstalter und Tour

Wie auch andere Touren haben wir auch diese als organisierte Tour gebucht. Lt. Reisebeschreibung sollte die Tour in einer Kleingruppe stattfinden. Bei Busreisen stellt sich bei derartigen Touren immer die Frage was für ein Bus ausgewählt wurde. Die großen Tourveranstalter arbeiten oft mit Standardbussen. Kleine Busse sind oft nicht auf längere Reisen ausgelegt und sind daher oft sehr unbequem für längere Reisen. Wir waren also im Vorfeld relativ skeptisch.

Diese Skepsis hat sich aber zum Glück als unbegründet erwiesen.

Über 1000km Rundflüge (zwei Inlandsflüge und über 6000km mit dem Bus)

Die Tour kann man von Darwin nach Perth oder in die andere Richtung buchen. Vom Temperaturverlauf kommt es natürlich auf die Jahreszeit an aber im Darwin hatten wir über 30°C mit tropischer Luftfeuchtigkeit und in Perth noch so rund 20°C. Die Strecke beträgt ca. 6.500 km, die wir in knappen 3 Wochen zurückgelegt haben. Zusätzlich haben wir auf Inlandsrundflügen noch mal über 1000km zurückgelegt.

Stylisch

Den Hinflug hatten wir so ausgewählt, dass wir nachmittags in Darwin angekommen sind. Das mag ich ganz gerne so, weil ich im Flieger in der Economy in der Regel nicht schlafen kann. Wenn ich dann 20 Stunden Flug hinter mir habe + evtl. schon einen Tag in Deutschland (je nach Abflugzeit), dann bin ich am Ankunftsort immer ganz froh, wenn der Tag nicht mehr so lang ist und man direkt in der Zeitzone ankommen kann, indem man den Schlafrhythmus übernimmt. Theoretisch kann man auf einer Bustour zwar auch pennen aber ich will ja was sehen und zum Schlafen brauche ich nicht um die halbe Welt fliegen! 🙂

Erste Begnung mit dem Tourguide und der erste Eindruck vom Reisebus

Am Flughafen wurden wir direkt persönlich von unserem Tourguide in Empfang genommen und zwar direkt mit dem Tourbus. Urs (so heißt er) ist Schweizer und nach Australien ausgewandert. Er sah auch so richtig Aussi mäßig aus. Bart, Hut und irgendwie Outback mäßig. Ursprünglich hat er im IT-Sektor als Berater gearbeitet und nach mehreren Australienurlauben hat er den Schritt gewagt und dort zuerst Fahrradtouren organisiert (was ich in Australien nicht für so sonderlich sinnvoll halte bei den Entfernungen und dem Wenigen was es teilweise über lange Strecken zu sehen gibt).

Sieht nicht toll aus – war aber von innen Klasse und super ausgestattet

Später hat er dann einen Bus gekauft, den er dann so umgerüstet hat, dass er auch für längere Reisen sehr komfortabel ist. Der Bus wurde von 21 auf 13 Sitzplätze runter gerüstet. Da es in Australien keine eigene Auto oder Busproduktion gibt war das primäre Kaufkriterium wie gut sich später Ersatzteile beschaffen lassen.

Darwin

Unser Tourguide hat uns mitgeteilt, dass wir auf dieser Tour in Summe 5 Leute sind. Eine einzelreisende Journalistin, ein etwas älteres Ehepaar und wir. Besser kann es doch nicht laufen! 🙂

Nachdem wir beim Hotel abgesetzt worden sind, haben wir eine abendliche Erkundungstour gestartet. Bei tropischem Klima auf jeden Fall ein super Einstieg in den Urlaub. Wir sind dann ganz gemütlich auf einen größeren Rundgang durch Darwin gegangen und hätten dort auch im Halbschlaf schon fast den ersten Fehler gemacht. Bei uns ist es vollkommen undramatisch in Strandnähe durch Dünen oder Hügel zu wandern. In Australien wächst in Strandnähe teilweise diverses Grünzeug was dann auch mal einen Meter hoch ist. Wir hatten kurz überlegt da durch zu wandern, bis die Vernunft dann gesiegt hat. In derartiger Vegetation können Salzwasserkrokodile liegen und wenn die einen erwischen, hat man es ganz schnell hinter sich. 😉

Das ist übrigens eine wiederkehrende Erfahrung in Australien und unterscheidet Australien ganz stark z.B. von Neuseeland. In Australien sind die Lebensbedingungen sehr feindlich. Somit haben alle Arten Überlebensstrategien entwickelt und das bedeutet, dass sie jede Gelegenheit der Futterbeschaffung nutzen müssen. Wenn sich die Gelegenheit bietet, muss die Erfolgsaussicht hoch sein.

Dementsprechend gibt es hochgradig giftige Spinnen, Frösche, Schlangen, Muscheln, Quallen und dann noch Krokodile, Haie usw. die zwar nicht giftig aber auch nicht weniger tödlich sind. Teilweise sind die genannten Tiere auch noch aggressiv – bewegen sich also nicht weg, wenn sie Menschen sichten, sondern greifen sogar an. Es ist also Vorsicht angesagt. Was die Tierwelt angeht gehört Australien sicherlich zu einem der gefährlichsten Länder der Welt.

Toll oder?

Zum Sonnenuntergang sind wir dann zum Cable Beach gewandert und ganz ehrlich  – so etwas habe ich vorher noch nicht erlebt. An dem Strand waren hunderte Menschen, die sich den Sonnenuntergang angeschaut haben. Man sollte ja meinen, dass das für die Einheimischen nichts besonderes ist aber offenbar gibt es auch dort das Ritual sich am Strand den Sonnenuntergang anzusehen.

Und nicht so toll 😉

Die Menschen sind wirklich alle für den Sonnenuntergang zum Strand gewandert. Schon auf dem Weg in Richtung Strand haben wir uns gefragt, ob da noch irgend ein anderes Event stattfindet und ja am Strand war auch noch eine art Markt, sofern man das so nennen kann. Es gab Buden für alles einschließlich gemeinsam musizieren, singen tanzen, Kunsthandwerk, alle möglichen Wagen für Essen. So kommt man gerne im Urlaub an, auch wenn ich mich über den immensen Andrang gewundert habe. Der Markt war wirklich richtig voll und richtig groß. 🙂

Sunset Market

Wenn man durch Australien fährt, dann entsprechen unsere Rasthöfe an den Autobahnen am ehesten den Roadhäusern. Oft gibt es auf den recht einsamen Straßen nur alle paar hundert km ein größeres Roadhouse. Teilweise sind diese Roadhäuser sehr urig oder kultig.

Kultiges Roadhouse

Im Ernst mal, oder? 🙂

Wildman Wilderness Lodge

Das war nach Darwin direkt das erste Higlicht. Ein Hotel im Nationalpark. Wobei der Begriff Hotel etwas irreführend ist. Man muss eher sagen Luxuszelte (wobei das auch irreführend ist) aber seht einfach selbst auf den Bildern. Jeder Gast hat eine eigene Lodge mit festen Wänden und einem Zeltdach. Zwischen Wänden und dach ist eine Öffnung. Der Wind zieht also immer durchs zimmer und das ist quasi die Luxusvariante von unter freiem Himmel schlafen.

Das Luxuriöseste “Zelt” das ich bisher kennenlernen durfte

Neben den Lodges gab es auch noch einen zentralen Bereich in dem wir von mit einem Willkommensdrink begrüsst wurden. Hier gab es auch Internet.

Eilitär 😉 Ein Cocktail, Satelliteninternet und irgendwo im nirgendwo im Nationalpark, wo ein paar Meter weiter die Tiere vorbeihüpfen

Kleine Anekdote am Rande: Ich habe von aus der Lodge zu Hause angerufen und zwar nicht über das Telefonnetz, sondern ich habe mich einfach mit meinem Handy im per VPN in meine Fritzbox eingewählt und dann telefoniert per IP Telefonie. Das ging super und war sogar relativ verzögerungsfrei. Wenn ich mir überlege, dass ich irgendwo im nirgendwo in Australien war und da die Internet Verbindung besser und schneller ist als in teilen von Deutschland, kann ich über die Ausreden der Telekom wirklich nur lachen.

Man hat zwar nicht überall Internet und Mobilfunknetz aber Australien ist diesbezüglich sehr gut erschlossen (Richtfunkmasten). Selbst kleine Ortschaften bieten Mobilfunkzugang. Man muss sich lediglich eine Monatskarte beim lokalen Mobilfunkanbieter kaufen und dann die Sim in sein Handy schieben. Damit bekommt man mehrere GB Freivolumen, was für den Urlaub reichen sollte.

Termitenhügel

Um die Lodge gab es Termitenhügel, Kakadus, Kangaroos und diverse andere Tiere. Da die Lodge offen war hatten wir abends am Zeltdach auch einen Besucher mit Tarnfähigkeiten (der hat seine Farbe mal an die Zeltplane angepasst). Sehr cooler kleiner Gefährte der direkt über unserer halb offenen Toilette hing (da war nur eine Trennwand mit ca. 1,5m höhe. Der ganze Badezimmerbereich war offen im hinteren Bereich des Zeltes. Unser Tourguide hatte uns auch vorgewarnt, dass in den Toiletten teilweise Frösche sitzen. Wir hatten aber keinen – ich habe sicherheitshalber immer nachgeschaut.

Unser kleiner tarnfarbiger Freund

Abends habe ich um die Lodge den beeindruckendsten Sternenhimmel gesehen, den ich bisher in meinem Leben erlebt habe. Das sah mindestens so toll aus wie im Planetarium. In Deutschland gibt es fast überall Lichtsmog. D.h. in der Regel sieht man selbst bei klarem Himmel nur die hellsten Sterne.

Morgendlicher Besuch

In der Wilderness Lodge gibt es aber fast keine Beleuchtung (zur Lodge wandert man mit einer Taschenlampe zurück). Das heißt man sieht abends nicht nur einzelne Sterne, sondern die gesamte Milchstraße. Das ist in echt wirklich beeindruckend auch wenn man es leider auf einem Foto nicht festhalten kann.

Das Schlafen ist in einem noch oben offenen Zelt mitten im Nationalpark etwas gewöhnungsbedürftig, weil um die Lodge nachts immer Tiere rumlaufen und der Wind regelmäßig durch das Zimmer / Zelt zieht.

Erst mal duschen morgens

Morgens haben die Kakadoos die Bewesserungsanlage für eine Dusche und das Morgenritual genutzt und so ein Sonnenaufgang im Nationalpark und mit der Kulisse im Luxuszelt ist schon ein sehr geiler Einstieg in den Urlaub.

Sonnenaufgang gefällig?

Für mich die coolste Übernachtungslocation, die ich bisher in rund 20 Jahren durch die Welt touren hatte.

Norlangie Rock

Coolinda Yellow Water

In Coolinda ist die Hauptattraktion eine morgendliche Bootsfahrt (ich glaube wir sind so um halb 4 oder so aufgestanden). Aber wie soll ich sagen – dafür hat es sich doch gelohnt oder meint ihr nicht?

Im weiteren Verlauf hatten wir dann Glück, weil wir genau zur richtigen Zeit am richtigen Ort war. Das Timing ist dem Tourguide in den letzten Jahren wohl auch noch nie gelungen. Wir haben es so hinbekommen, dass wir den Ghan (recht berühmte Zuglinie) zuerst genau am Straßenrand abpassen konnten. Jetzt haben wir den zumindest mal live und in Action gesehen.

Edith Falls

Die Bilder sprechen für sich. Man kann an solchen Stellen oft auch schwimmen aber selbst bei solchen Seen sollte man sich sicher sein, dass sich dorthin keine Salties (Salzwasserkrokodile befinden – das kommt durchaus alle paar Jahre mal vor), denn dann ist baden nicht sehr gesund.

Katherine und Katherine Gorge

Na? Bild oder echt?

Beides nicht und beides doch  – eine Mischung aus echt und Bild. Das Schild und die Parkbank sind teilweise echt.

In der Gorge haben wir eine Bootstour gemacht.

Kununurra

In Kununurra war in der Tour ein längerer Rundflug vorgesehen, der einen guten Eindruck über die endlosen Weiten von Australien vermittelt. Man sieht aber auch, dass Australien eine Rohstoffquelle für China ist. Australien lebt momentan zu guten Teilen von der Ausbeutung seiner Rohstoffe und hat wenig weiterverarbeitende Industrie.

Der Rundflug war interessant aber alleine wäre ich wohl nicht auf die Idee gekommen dort einen Rundflug zu machen.

Nach dem Rundflug haben wir bei rund 35°C noch eine Wanderung ins Hidden Valley gemacht ohne Reisegruppe.

El Questro

El Questro ist eine riesige Farm, die wir besichtigt haben. Unser Guide dort konnte sogar relativ gut deutsch, was er von ca. 20 Jahren mal aufgeschnappt hatte.

Fitzroy / Geikie Gorge

Mal wieder eine Bootsfahrt in einer Gorge. Auch hier sagen die Bilder mehr als Worte

Broome

Von dem doch sehr trockenen Abschnitten zurück zum Meer. In Broom gibt es diverse optionale Ausflüge. Ein Ausflug geht an einen sehr starken Gezeitenstrom (horizontal falls) aber dafür ist die passende Mondphase erforderlich, die wir nicht hatten, als wir dort waren. Alternativ bot sich ein Ausflug nach Cape Leveque an inklusive Landung auf eine echten Bushlandebahn. Also mal wieder echtes Australienfeeling pur.

Der Strand den man dann zu sehen bekommt ist absolut traumhaft und touristisch ist der Andrang sehr überschaubar. In Strandnähe standen einige Camper aber der Strand ist endlos. Allerdings hatte die Sache auch ihre Tücken, wie ich festgestellt habe waren im Wasser an vielen Stellen spitze Steine und der Strand ist sehr flach. Weshalb man in der Brandung nicht richtig schwimmen kann und höllisch aufpassen muss dass man sich an den Steinen nicht die Füße oder andere Körperteile aufschlitzt, wenn man von der Brandung zurückgeworfen wird.

Ich bin allerdings trotzdem schwimmen gegangen und hatte dann später doch so einige Blessuren an den Füßen. Ich habe mich dann einfach damit getröstet, dass die Haie wohl nicht so bekloppt sind sich an den steinen Verletzungen zu holen und ich somit zumindest vor denen sicher bin.

Kamelreiten am Strand

Abends haben wir uns dann nachher noch das Kamelreiten am Strand angesehen was wir dann zeitlich aber nicht mehr ganz geschafft haben. Dafür hatten wir einen tollen Tag am Strand und einen traumhaften Rundflug und der Abend ist mal wieder mit einem tollen Sonnenuntergang zu Ende gegangen. In dem Fall waren wieder sehr viele einheimische Anwesend. An diesem Strand sind die aber gleich mit dem Auto an den Strand gefahren.

Port Hedland

Salzindustrie sieht man in Australien regelmäßig, sowie Raubbau durch Tagebau.

Fortescue Falls

Bei den Fortescue Falls gab es massenhaft Flughunde, die zwar Kamerascheu aber dafür verdammt laut waren.

Karijini und Karijini Eco Lodge

Nachdem wir ja schon eine Nacht in einem Luxuszelt hatten nun etwas einfacher. Ok, zugegeben auch das ist noch recht Luxuriös.

Exmouth

In Exmouth stand Whale Watching auf dem Programm. Beim ersten Mal ist das Erlebnis wirklich beeindruckend. Man muss sich aber bewusst machen, dass Whale Watching oft darauf hinausläuft, dass man lange wartet bis man einen Wahl sieht und dann ist das spektakulärste das Bild vom Abtauchen, auf dem man die Schwanzflosse sieht – je nach Wahlart dauert der Tauchvorgang aber auch mal gerne 20 Minuten bevor man das Schauspiel erneut zu sehen bekommt.

In diesem Fall waren Jungwahle dabei, die immer etwas ungestümer sind und etwas mehr für das Auge bieten.

Hamelin

Monkey Mia

Monkey Mia ist berühmt für seine Delfine, man sieht aber auch andere Tiere wie Pelikane, Schildkröten oder die Australische Variante des Igels und diverse Vögel.

Shell Beach

Ein Strand aus Muscheln. In der Nähe gibt es sogar eine kleine Kapelle, die komplett aus Muscheln erbaut wurde. Die Muscheln wurden zu Steinen gepresst und die Steine habe sowohl vom Klang als auch von dem Raumklima ziemlich spezielle Eigenschaften. Das muss man selbst mal erleben.

Kalbarri Nationalpark

Dirt Road (so sehen die nicht befestigten Straßen aus, von denen es genügend gibt – stellt euch das mal bei Regen vor oder besser nicht)

Die Hut River Provinz

Was kommt dabei raus, wenn der Staat einen gängeln will und der Farmer wehrhaft ist? Er ruft einen eigenen Staat im Staat aus und nutzt Gesetzeslücken.

Pincales

Perth

Perth ist nach einer so langen Tour durch quasi menschenleere Gebiete (die Städte in denen man übernachtet sind in der Regel recht klein) das komplette Kontrastprogramm. Auf der Tour hätte man sich gemütlich 10 Minuten auf die Hauptstraße stellen können und das eine Auto was gekommen wäre, hätte sich nicht dran gestört. In Perth muss man erst mal wieder in der Großstadthektik ankommen, was nicht so ganz leicht fällt.

Unser Hotel in Perth war übrigens erwähnenswert und besonders. Ein toller Ausstieg aus der Tour. Das Hotel ist ein schwedisches Hotel mit einem sehr eigenen Flair und es gab sogar Nutella. Das hebt das Hotel um mindestens einen Stern in meinem Ranking. 🙂

In Perth haben wir einen Stadtrundgang  gemacht und eine Bootstour. Zusätzlich hat uns unser Tourguide mit dem Bus noch die etwas außerhalb liegenden Sehenswürdigkeiten im Rahmen einer Stadtrundfahrt gezeigt.

In Perth haben wir uns noch die Perth Mint (Münzpresserei) angesehen was sehr interessant aber auch relativ teuer ist.

Und sonst so

Bei dieser Tour war es sehr vorteilhaft, dass der Bus sehr gut ausgestattet war. Es gab einen Wasserbehälter an dem man den ganzen Tag Wasser zapfen konnte. Somit musste man für Getränke nichts ausgeben.

Aufgrund der oft hohen Temparaturen hatte man mittags meist nicht viel Hunger. Da der Guide aber immer Kekse, Obst, Cracker und ähnliches dabei hatte (in der Tourbeschreibung hieß es Kaffee und Kekse), konnte man das Mittagessen auch gut ausfallen lassen, da man zwischendurch immer wieder mit “Kleinigkeiten” versorgt wurde, was die Tour dann während der Tour recht günstig war.

Westaustralien hat eine Zeitzone, die aber sehr regional sehr groß ist. Das sorgt dafür, dass es im nördlichen Bereich extrem früh dunkel ist (teilweise schon um 17:00 Uhr). Die Zeitzone ist ausschließlich auf Perth ausgelegt, weil dort die meisten Menschen in Westaustralien leben.

An einem Tag meinte unser Tourguide, dass wir um 21:00 vermutlich die letzten im Restraurant sind und dann vielleicht irgendwann aus dem Restaurant geschmissen werden (das hat er so um kurz nach 20:00 erwähnt) und wir haben ihm alle nicht geglaubt – es stimmte aber.

Aufgrund ungewöhnlichen Zeitzone stehen die Westaustralier sehr früh auf (teilweise um 4:00) und gehen eben auch sehr früh ins Bett.

Die Kleingruppentour war so wie sie war perfekt. In einer Kleingruppe kann das natürlich auch höllisch in die Hose gehen, wenn man sich mit dem Mitreisenden nicht versteht. Trotz der recht deutlichen Altersunterschiede haben wir uns aber super mit den Mitreisenden verstanden. Also alles Bello.

Das Reiseunternehmen Emu-Tours (nicht das aus Deutschland, sondern direkt in Australien), kann ich übrigens sehr empfehlen. Soweit ich weiß hilft Urs auch beim Planen, wenn man keine Bustour machen möchte.

Solche Schilder sieht man bei uns eher selten. Das liegt daran, dass wir selten Straßen haben, bei denen man 670km nicht abbiegen kann. 😉

Fazit:

Traumhafte Tour, die Nationalparks, traumhafte Sandstrände und ganz viel Natur geboten hat. Für mich meine bisher beste Urlaubstour.

Zu weiteren Reisebeiträgen geht es hier.

Südwesten der USA 2003 [Reisebericht]

Die USA haben einiges zu bieten – ganz besonders auf der Westseite. Neben Großstädten, Shows und Glücksspiel auch sehr viel Natur und ganz besondere Panoramen.

Dazu kommt, dass man genau diesen Teil der USA durch Werbung und Filme schon von Kindesalter an kennt. Natürlich ist es etwas ganz anderes das alles in der Realität zu sehen.

Die Tour war eine Busrundreise. Die Route war wie folgt: Los Angeles, Santa Barbara, Traumstraße, 17 Mile Drive, Carmel, San Francisco, Yosemite, Las Vegas, Zion, Bryce Canyon, Monument Valley, Grand Canyon. Phoenix, San Diego, Los Angeles.

Mietwagen vs. Bustour

Bei derartigen organisierten Touren ist der Aufbau eigentlich immer Gleich. Der grobe Rahmen ist vorgegeben. Viele Leute sagen pauschal, dass sie keine Busrundreisen machen wollen, weil das nicht individuell und flexibel genug ist. Diese Tour war ein ganz schönes Beispiel warum das so pauschal nicht stimmt. Interessanterweise sind das dann teilweise die Leute, die mit Kreuzfahrtschiffen reisen (dort ist aber auch sehr genau vorgegeben wann das Schiff anlegt und wieder abfährt).

Wenn man selbst fährt (Mietwagen) hat man natürlich etwas mehr Flexibilität. Sofern man die Hotels bereits vorgebucht hat, stimmt das aber auch nur sehr eingeschränkt. Abends muss man an Punkt x sein und in der Regel sind mindestens einige hundert (200-700 km) pro Tag zurückzulegen. In einigen Regionen gibt es einfach nicht viel zu sehen und auch nicht überall Hotels. Dazwischen gibt es dann Attraktionen, die man besichtigt. Der grobe Rahmen ist also so oder so vorgegeben. Wirklich flexibel ist man also nur, wenn die Hotels vorher nicht gebucht sind.

Nachteilig bei einer Mietwagen Tour ist, dass man sich deutlich besser vorbereiten muss (Planung) und gerade in Großstädten kann das sehr stressig sein.  Es gibt keinen Reiseleiter der einem Informationen gibt. Man muss sich alles selbst erarbeiten.

Bei der Bustour können einem die Mitreisenden auf den Nerv gehen und je nach Größe des Fahrzeuges kann man auch nicht mehr alles machen (ein kurzer Stop dauert gleich 20 Minuten bis alle aus dem Bus raus und wieder rein sind). Weiterhin kann der Bus nicht an jeder Ecke halten, wo ein Foto gerade toll wäre. Der Bus benötigt eine Haltebucht.

Ansonsten kommt es auch auf die Mentalität an. Sind alle Mitreisenden selbst aktiv genug um sich Dinge zu erarbeiten und zu erkunden oder bekommt man lieber etwas vorgesetzt.

Bei diesem Urlaub waren wir zum Beispiel am Hollywood Boulevard (also der mit dem Sternchen für die Schauspieler und dem Kino der Oscarverleihung) mit der geführten Bustour. Der Aufenthalt war mit knapp 40 Minuten nicht so lang bemessen. Wir hatten danach das Gefühl, dass das zu kurz war. Am letzten Tag der Reise hatten wir noch einen Tag in L.A.. Wir haben uns entschlossen mit einem öffentlichen Verkehrsmittel noch mal dorthin zu fahren.

Die Busfahrt war ein Erlebnis. Es war ein ziemlich schräger Amerikaner an Bord, der den ganzen Bus unterhalten hat – mal hat er geredet, mal geschrien und ich wusste am Ende nicht so genau, ob er zu viel getrunken hat, verrückt war oder einfach total schräg drauf. Nachdem wir die Busfahrt unbeschadet überstanden hatten waren wir wieder an besagter Location.

Nun sind wir noch mal den Boulevard abgelaufen und ja wir haben beim ersten Besuch ein paar Meter und ein paar Sterne im Boden verpasst. Mehr aber auch nicht. In 10 Minuten mehr hätten wir alles gesehen und ganz ehrlich – verpasst haben wir bereits beim ersten Besuch nichts.

Ich hatte eh relativ falsche Vorstellungen von dem Ort. Abseits davon, dass dort ein Kino steht, dass für die Oscarverleihung genutzt wird und davon, dass dort die Sterne mit Schauspielernamen im Gehweg sind, sieht man dort absolut nichts von Filmstudios oder Filmentwicklung. Das Hollywood was ich mir vorgestellt habe gibt es in der Form nicht – aber es heißt ja nicht umsonst die Traumfabrik.

Los Angeles

Los Angeles habe ich als Stadt nicht so toll empfunden. Los Angeles ist sehr weitläufig, war damals oft etwas versmogt. Von Hollywood bekommt man dort – abseits davon, dass dort viele teure Autos rumfahren und einigen teuren Wohnvierteln – nicht viel zu sehen.

Die Hauptattraktionen in LA: Hollywood Boulevard, Strand (bekannt von Baywatch und Arnis Muskelmannfilm (die Fitnessecke am Strand kennt ja fast jeder), dem Hollywood Zeichen und die Parks von Disney und Universal.

Nördlich von L.A. befinden sich die Traumstraße und der 17 Mile Drive, die zu den schönsten Küstenstraßen der Welt gehören.

San Francisco

San Francisco ist eine Wucht. Die Stadt kommt einem sehr europäisch vor. In den USA ist es normalerweise nicht so gängig (zumindest Stand 2003), dass man in Restaurants draußen sitzt bzw. dort Sitzgelegenheiten sind. Ganz anders in Frisco. Die Cablecars und die Hügeligen Straßen sind einfach Kult und aus diversen Filmen und Serien bekannt.

Abends bei angenehmen Temperaturen außen am Cablecar hängen ist einfach sehr geil. 😉

Sehenswürdigkeiten gibt es genug. Wir hatten Glück – die Golden Gate Bridge hat sich uns in ihrer ganzen Schönheit präsentiert und der berühmte Nebel hat sich nicht gezeigt. Wir sind auch komplett zu Fuß über die Brücke gelaufen.

Alcatraz haben wir aus Zeitmangel nicht besichtigt aber Frisco ist gerade im Hafenbereich aus so sehr interessant. Abseits des Innenstadtbereiches haben die Häuser oft nur zwei oder drei Stockwerke.

Für mich gehört San Francisco mit Boston zu den Schönsten Großstädten der USA, die ich bisher kennengelernt habe.

Yosemite

Für mich einer der schönsten Nationalparks, die ich bisher gesehen habe. Es gibt Amerikaner, die ihren ganzen Urlaub dort verbringen und ich kann es durchaus verstehen. Wir hatten das besondere Glück gerade in einem Zeitraum dort zu sein, in denen der Schnee auf den Bergen geschmolzen ist dort zu sein. Die Wasserfälle, die mehrere hundert Meter hoch sind, sieht man nur für 2-3 Wochen im Jahr.

Las Vegas

Egal ob man auf Glücksspiel steht oder nicht (wir haben 0,0 $ in Glücksspiel investiert), die Stadt ist auf jeden Fall einen Besuch wert. Las Vegas liegt mitten in der Wüste und es ist eine Immense Ressourcenverschwendung dort eine Stadt zu bauen. Der Wasser und Stromverbrauch (Klimaanlagen) ist unglaublich hoch. Etwas ironisch mutet es dann an, wenn in den Hotelzimmern von Ressourcenschonung die Rede ist (damals war der Wasserverbrauch bei der Spartaste der Toilette ungefähr so hoch wie bei uns eine Maximalspülung).

Die Hotels sind i.d.R. mit Spielkasinos kombiniert. Wenn man ein Zimmer mit Frühstück gebucht hat, sitzt man morgens irgendwo mitten im Spielkasino und frühstückt (zumindest im Circus Circus). Danach hat man von dem ganzen Geplärre der Automaten schon einen an der Waffel und muss dringend raus, wenn man der Sucht nicht verfallen ist.

Um die Spieler anzulocken bieten viele Hotels Shows und das ist das echte Highlight von Vegas. Die Shows sind unglaublich gut und aufgrund des Wettstreites zwischen den Hotels gibt es unglaublich viele. Damals war es so, dass man die Hälfte der Cirque du Soleil Shows in Las Vegas besuchen konnte.

Bei uns lief damals noch Siegfried und Roy was wir besucht haben. Heute würde ich KA und David Copperfield empfehlen.

Zion + Bryce Canyon

Da gibt es nicht so viel zu erzählen – die Bilder sagen mehr. Im Bryce Canon sollte man unbedingt runter wandern aber etwas auf die Uhrzeit achten. Abends wird es recht schnell dunkel unten im Canyon und es hat wohl schon genug Leute gegeben, die mangels Leuchte dort unten übernachten durften. 🙂

Monument Valley

Im Monument Valley erwartet einen genau das was man aus der Zigarettenwerbung kennt (wenn man nicht so jung ist, dass man keine Zigarettenwerbung mehr kennengelernt hat).

Dort hatten wir auch Kontakt zu Inidanern, die einen Teil des Landes besitzen und es heute touristisch nutzen.

Grand Canyon

Leider kann man das Gefühl Grand Canyon nicht auf Fotos vermitteln. Weder die unheimlich steilen Abhänge, an denen man teilweise ungeschützt direkt am Abrund steht oder die Weite lassen sich auf Fotos auch nur ansatzweise vermitteln.

Den Canyon muss man selbst erleben. Entweder man steht einfach am Rand (ich hätte dort stundenlang stehen können – es ist unheimlich beeindruckend ein Naturwunder in diesem Ausmaß zu erleben), man macht einen Hubschrauberrundflug (was ich sehr empfehlen kann) oder man fährt mit einem Boot durch den Canyon (genug Zeit vorausgesetzt). So oder so wird man das Erlebnis nie vergessen.

Phoenix

Phoenix war der Tiefpunkt der Reise. Damals war das die am schnellsten wachsende Stadt der USA, was an den günstigen Preisen für Grundstücke lag. Ich kann aber absolut nicht verstehen wie man freiwillig in eine Stadt zieht in der nichts wächst, wenn man es nicht künstlich bewässert. Die Stadt liegt wie Vegas mitten in der Wüste. Nur das wir in Phoenix noch mal 10°C mehr hatten als in Vegas – also so rund 45°C.

Auf dem Weg zwischen Phoenix und San Diego sind wir eine recht hohe Düne in der Wüste hochgeklettert (ok nur wenige aus dem Bus – ich war natürlich einer davon). Man denkt ja oben sieht man mehr aber wenn rund um einen herum Sand ist sieht man eigentlich nichts. Zumindest was mir danach bei Temperaturen von >45°C echt warm. Ich habe dann im Bus eine Stunde gebraucht, bis ich mich wieder akklimatisiert hatte (trotz Klimaanlage). Aber was macht man nicht alles, wenn man jung ist. Und dabei ist mir auch dieses bahnbrechende und total exklusive Foto gelungen, nachdem ich die Riesensanddüne erklommen hatte. Wie ihr seht – Sand! 😉

San Diego

Endlich wieder aus der Wüste raus dachte ich mir, als wir in San Diego ankamen. San Diego ist grün und tropisch und war Schauplatz der Weltausstellung.

Und sonst so

Under Reiseführer war aus Holland ausgewandert und lebt noch heute in der Region (ich habe ihn aus Recherchegründen gegoogelt und gefunden). Er hat  den Tourgide Job zumindest vor einigen Jahren noch wahrgenommen, obwohl er längst im hohen Rentenalter ist.

Ben (so sein Vorname) hat auch ein sehr gutes komödiantisches Talent gehabt und wir haben uns im Bus teilweise vor Lachen nicht mehr einkriegt. Dabei ist er besonders auf die vielen kleinen Unterschiede zwischen den USA und Europa eingegangen (Miniseife in deutschen Hotels, die Ammis haben damals pro Gast eine Stück Seife in Normalgröße verbraten, Duschen in der Höhe fixiert in den USA und meist viel zu niedrig, Zig Schalter für Steckdosen und Leuchten in den USA, usw.).

Wenn man von den Staudämmen im Norden von Las Vegas gen Süden bis Phoenix fährt wird einem bewusst wie extrem der Colorado River ausgebeutet wird. Wie extrem und vollkommen schwachsinnig die Wasserverschwendung ist (Massenhaft Golfplätze mitten in der Wüste – vor allem in Phoenix) und wie wenig Rücksicht die USA auf den Nachbarn Mexiko nehmen (dort kam damals fast kein Wasser mehr an.

Auf einer Tour wie dieser wird einem sehr bewusst wie groß die Schere zwischen Arm und reich ist. In den USA habe ich zig Leute erlebt, die morgens z.B. im McDonalds schon die Gäste bedient haben und Abends noch immer oder schon wieder dort standen um Gäste zu bedienen. 7 oder 8 Stunden Tag? Fehlanzeige. Genauso sieht man Leute, die auf der Straße leben und den extremen Reichtum in LA, wo ein Ferarri durch den nächsten übertrumpft wird.

Die Ammis fahren wirklich überall mit dem Auto hin. Wenn man z.B. bei uns Kurorte wie in Sylt gewohnt ist wo man nur einen Pfad zum Strand hat, bauen die Ammis auf dem Strand einen riesigen befestigter Parkplatz mit Straßenlampen und allem drum und dran. Laufen? Nö.

Fazit:

Wer Natur + Action + Städte mag wird diese Tour lieben. Durch Städte wie LA (Disney / Universal), Vegas (Shows und beeindruckende Hotels) und die Nationalparks und die Natur bekommt man ein so kontrastreiches Programm wie fast nirgendwo auf der Welt geboten.

Zu weiteren Reisebeiträgen geht es hier.

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