Schottland 2022 [Reisebericht]

Allgemeines:

Schottland steht zwar schon länger auf meiner Reise to do Liste aber so ganz weit oben war es nie. Aufgrund der Unsicherheiten bzgl. Corona und auch wegen der (theoretisch) optimalen Reisezeit ist Schottland dieses Jahr deutlich nach oben gerutscht.

Es hat sich um eine geführte Rundreise mit 24 Personen gehandelt. Früher habe ich auch Rundreisen mit deutlich mehr Leuten im Bus gemacht aber darauf habe ich mittlerweile keine Lust mehr. 24 sind aus meiner Sicht schon das Maximum. Der Bus war deutlich größer, das heißt wir haben ca. die hälfte der Plätze belegt. Das ist auf jeden Fall schon mal ganz entspannend.

Abseits von Edinburgh waren die meisten Städte eher klein. Man bekommt in Schottland also viel Natur geboten. Selbst Edinburgh ist für eine große Stadt sehr Naturnah und schön, wenn auch ziemlich schief (diesbezüglich fühlt man sich an San Francisco erinnert).

Das Essen auf der Tour (Veranstalter Wolters / Ikarus bzw. Abbey Tours) war analog zur Irland Tour durchgängig Touristenessen. Das heißt bei den Vorspeisen / Dessert gab es teilweise lokale Angebote. Die Hauptspeisen waren aber fast immer gleich – Fisch, Hühnchen und etwas vegetarisches. Ab und an Gulasch (das ist in den Teigtaschen ja durchaus landestypisch), selten Schwein aber nie Schaf / Lamm.

Wie üblich bei derartigen Touren waren die Stops nicht immer optimal. In Odan hatten wir z.B. viel zu viel Zeit (da kann man außer Essen wirklich nicht viel machen und im Crarae Garden zu wenig, das gleiche galt für das Dunrobin Castle bzw. Inverness (zu wenig Zeit im Castle, da konnten wir die Vorführung des Falkners nicht komplett sehen und zu viel Zeit in Inverness).

In Summe bin ich aber nach wie vor der Meinung, dass eine Gruppenreise auch viel Zeit und Stress spart. Desto kleiner die Gruppe, desto eher sind aber Anpassungen möglich. Das habe ich bei Touren mit weniger als 10 Personen schon öfter erlebt.

Lt. Reiseleiterin waren wir nach Corona ihre erste Gruppe nach 2,5 Jahren Pause. Im nördlichen Bereich 2 weitere Reisebusse getroffen (einer von Dehn, der direkt aus Deutschland gekommen ist, die Reise war deutlich günstiger als unsere – ohne Flug aber dafür länger – Anfahrt / Abfahrt + Fähre). Man hat aber ganz gut gesehen, dass Corona nach wie vor Auswirkungen hat. Es sind diverse Hotels und Sehenswürdigkeiten geschlossen.

Obwohl an vielen stellen in Schriftform noch Maskenpflicht vorgesehen war, hat fast niemand mehr Masken getragen. Wenn doch, primär alte Leute oder Asiaten. Bei einigen Attraktionen hatten die Mitarbeiter noch Masken auf.

Die Hotels sind gerade im Norden relativ einfach aber durchaus ok. Ich hatte ehrlich gesagt mit schlimmerem gerechnet. Das Frühstück war überall sehr gut und international ausgerichtet mit ein paar landestypischen Besonderheiten (wie z.B. Haggis, Porridge). Da wir auf der Tour immer ein Abendessen dabei hatten, habe ich mir mittags meist Sandwiches im Supermarkt gekauft (selbst die kleinen Supermärkte haben in Touristenregionen belegte Sandwiches – das ist auch abseits von Keksen, Chips die mit abstand günstigste Variante).

Für Edinburgh muss man bei gutem Wetter allein ca. 2 Tage einplanen (Stadtrundgang + Arthur’s Seat ca. 7-9h mit botanischem Garten noch mal 2-2,5h extra). Museum 2-3 Stunden, Camera Oscura und World of Illusions 1-1,5h) und für die Burg genötigt man auch 2-3h, Holyroodhouse 1 Stunde). Bei allen anderen Städten reicht in der Regel eine Stunde locker aus.

In den Städten gibt es erstaunlich viele Backupackerunterkünfte und Hostels. Wobei mir im Norden nicht so ganz klar war wie das funktioniert aber ggf. gibt es separate Busse für Backpacker, die auch den Norden befahren. Dort fahren sonst fast nur Autos und Wohnmobile zu sehen. Zumindest direkt nach Corona waren Busse die Ausnahme. Die Infrastruktur ist dort aber auch nicht für viele Busse ausgelegt.

Bezahlen kann man fast überall mit Karte (außer Kleinbeträge in Kiosks). Die Gesamtstrecke lt. GPS betrug ca. 2600km in zwei Wochen (Laufen + Fahren).

Mein privates iPhone 8 hat ja nun schon ein paar Jahre auf dem Buckel. Da ich nun dienstlich ein iPhone 12 bekommen habe, wurden die Fotos damit angefertigt. Ich war erstaunt, dass ich die Weitwinkelkamera so oft benutzt habe. Bisher habe ich die immer für verzichtbar gehalten aber die Option ist nicht schlecht.

Tag 1:

Heute haben wir einen Stadtrundgang in Edinburgh gemacht. Dabei stand zuerst Dean Village und Newtown auf dem Programm, anschließend Calton Hill, das Parlament und Arthur’s Seat und dann noch das Elephant House (HP Fans sollten das kennen – ist leider geschlossen, da es dort gebrannt hat) und ein paar Viewspots zum Castle. Das Wetter war super. Das wird wohl gemäß Wetterbericht die Ausnahme bleiben.

Arthur’s Seat Panorama 1

Arthur’s Seat Panorama 2

Tag 2:

Wir gehen um Kurz nach 8:00 Richtung Holyroodhouse House los. Zu der Zeit ist Edinburgh noch angenehm leer, was sich gegen Mittag massiv ändert (so ab 10:00 bis 11 nimmt die Anzahl der Touristen massiv zu).

Das Holyroodhouse können wir erst 9:30 besichtigen. Es ist durchaus sehenswert.

Die The Real Mary Close Führung haben wir um 11:45. Das muss man nicht unbedingt gesehen haben, wenn es nach meinem Geschmack geht.

Um 13:45 treffen wir uns zum ersten mal mit der Reisegruppe und fahren zum Blackness Castle (ganz Interessant, die Burg deckt meiner Meinung nach den Bedarf an Burgen ohne Inneneinrichtung bereits ab). Um 14:00 setzt auch leichter Regen ein und wir beenden den Tag beim Italiener.

Bis auf eine Person sind alle Teilnehmer älter als wir.

Tag 3:

Heute stand eine Stadtrundfahrt in Edinburgh auf dem Plan. Allerdings hatten wir das meiste schon gesehen. Anschließend ging es kurz nach Eröffnung ins Edinburgh Castle. Das ist durchaus sehenswert und eine Empfehlung. Wegen des Besucherandrangs würde ich den Besuch auch eher früh empfehlen. Die lange Schlange verteilt sich in der Burg aber erstaunlich gut.

Von dort ging es zum Sterling Castle (auch sehenswert) und anschließend nach Perth. Das Wetter war mal wolkig, mal sonnig aber in Summe ok.

Tag 4:

Heute steht ein Besuch auf einer Schaffarm und eine Bootsfahrt auf einem Loch auf dem Programm. Der Besuch auf der Schaffarm ist eher was für Leute, die aus der Stadt kommen oder noch nie einen Bauernhof gesehen haben. Die beste Erkenntnis heute: Shortbread ist ziemlich lecker. Das Wetter ist aber ziemlich durchwachsen.

Tag 5:

Heute fahren wir zuerst zum Loch Loman, anschließend geht es zu dem Crarae Garden (sehenswert) und zur Hafenstadt Odan.

Tag 6:

Heute standen 4 Fährtouren und die Inseln Mull und Iona auf dem Programm.

Tag 7:

Heute haben wir neben mehreren durchwachsenen Tagen einen vollständigen Regentag. Zuerst geht es durch Fort William, wo wir den Dampfzug sehen, der auf der Strecke fährt, die der Hogwarts Express in den Harry Potter filmen nimmt. Anschließend  ging es zu Harry Potter Brücke (Glenfinnan).

Als Nächstes ging es mit der Fähre zur Isle of Skye wo wir Portree besucht haben (das kann man sich sparen).

Tag 8:

Morgens besuchen wir das Eilean Donan Castle. Anschließend geht die Reise zum Inverewe Garden (Super) und zu Corrieshalloch Schlucht.

Tag 9:

Heute geht es bei Traumwetter entlang der Küstenstraße nach Norden. Sehenswürdigkeiten entlang der Route war: Knockan Crag Geopark, Balnakeil Beach und Smoo Cave. Eigentlich ist die Strecke aber das eigentliche Highlight.

Panorama Balnakeil Beach

Tag 10:

Heute haben wir ziemlich gutes Wetter und es geht mach Orkney, um die diversen Sehenswürdigkeiten zu Besichtigen. Skara Brae, die Klippen mit den Papageientauchern und Robben, Ring of Borgar. Standing Stones of Stenness und die Kathedrale in Kirkwall.

Tag 11:

Heute habe wir morgens das Dunrobin Castle besucht. Das ist sehr sehenswert und hat eine schöne Gartenanlage und ein kleines Museum zu bieten. Anschließend ging es nach Inverness (langweilig). Abschließend gab es einen Kurzfotostop an Lochness.

Tag 12:

Morgens haben wir eine Destillerie besichtigt. Danach eine Fassreparaturwerkststatt (Küferei) und Nachmittags haben einen kleinen Spaziergang im Cairngorm Nationalpark unternommen (Schnee + Strand und Leute im See Mitte Mai).

Tag 13:

Heute gab es keine lohnenswerten Sehenswürdigkeiten mehr. Wir haben zuerst in dem kleinen Ort Pitlochri halt gemacht. Anschließend haben wir die Dunkheld Kathedrale nur von außen besichtigen können (aktuell gesperrt). Zuletzt haben wird das Huntingtower Castle besichtigt (das lohnt nicht). Als Bonus gab es noch einen Fotostop für die drei Brücken. Wir sind schon ca. Um 15:30 in Edinburgh und besuchen noch die Victoria Street mit den Harry Potter Geschäften. Am Abend gab es noch ein Abschlussessen im The Angels Share. Das  war sehr gut.

Tag 14:

Heute steht nur noch die Camera Obscura bzw. World of Illusions, das Nationalmuseum und ein Mittagessen auf dem Programm. Wir sind relativ zügig durch uns schon um 13:30 im Hotel, obwohl wir dort erst um 15:00 abgeholt werden. Für einen Besuch im botanischen Garten wäre die Zeit aber ziemlich knapp gewesen (ca. 45 Minuten Wegstrecke je Richtung) und wir hätten uns sehr hetzen müssen.

Fazit:

Schottland ist definitiv eine Reise wert. Beim Wetter hat sich das Land vergleichbar unberechenbar bezeigt, wie z.B. auch Irland. D.h. man muss jederzeit mit allem rechnen. Da Wetter war etwas feuchter und Kühler als üblich, aber insgesamt hätte es uns auch schlimmer treffen können.

Insgesamt hat alles ganz gut funktioniert.

Die Preise sind übrigens ziemlich hoch. Ich war erstaunt wie hoch die Preise für Essen sind und das zieht sich durch von einem Restaurant bis zum Burger King.

Wochenrückblick König Ludwig Weg, Zugspitze, Neuschwanstein, Hohenschwangau

Wanderurlaub auf dem König Ludwig Weg.

09.08.2021 – Heide Park und Anreise in Bernried (ca. 15km)

Colossus

Colossus

Da ich vor ein paar Wochen bereits das Ticket für den Heidepark gekauft hatte und mein Zugticket sich auch nur zu Mondpreisen umbuchen lies, gehe ich heute morgen noch mal in den Heidepark. Da die Bahn wieder den neuen Standardservice “Sie müssen eine Stunde eher losfahren, als ursprünglich angekündigt, damit sie zur selben Zeit da sind” verabreicht hat, muss ich aber um 13:30 den Park verlassen. Da der Park aber erst um 10:00 öffnet, kann man nicht so richtig viel in der Zeit machen.

Ich schaffe noch 2 Runden Kraken (eine Vorne, eine in der Mitte), 1x Colossus (vorne) und 1x Desert Race (da kann man sich die Plätze nicht aussuchen aber ich war am Vortag mal vorne). Alle drei Bahnen profitieren davon. Ansonsten habe ich mir noch etwas zu Essen gekauft mangels Alternative. Es ist aber schon bezeichnend, wenn locker die hälfte der Leute selber was mitbringt, weil das Essen im Park echt grenzwertig ist.

Anschließend bin ich zurück zum Hotel gewandert (hin und zurück zum Park waren schon über 6km) und dann kam der Zug natürlich über 30 Minuten später (wegen technischer Probleme), war aber zur gleichen Zeit da, wie er es eigentlich sein sollte. Dazu kam noch, dass ich lt. meinem Plan umsteigen sollte, das aber nicht erforderlich war. Im Gegenteil. Wäre ich da ausgestiegen, wo die Bahn es mir nahegelegt hat, dann hätte ich meinen ICE verpasst.

Kraken

Kraken

Ein Highlight war auch die Erkenntnis am Vortag Abends, dass die Bahn bei der ICE Buchung meine Sitzplatzreservierung verschlampt hat (ich vermute einen Bug bei denen im Buchungsystem oder auch Absicht). Ich habe wahrscheinlich eine Unterbrechung im Buchungsprozess gehabt und dann ging die Buchung zwar noch durch, die Reservierung aber nicht. Eigentlich sollte das unmöglich sein, weil man die Sitzplatzreservierung beim ICE explizit ausschalten muss bzw. man sollte im Buchungsprozess darauf hingewiesen werden.

Natürlich nicht, dafür berechnet die Bahn im Nachgang 5,3€ für die Reservierung, die vorher kostenneutral war. Danke Bahn, für nichts.

Die Anreise im Schloss Hotel war irgendwie spannender als erwartet. Die Beleuchtung auf der ca. 3km Strecke zum Hotel war etwas spärlich. Ich bin aber kurz vor 23:40 angekommen. Dann habe ich mich noch auf die Suche nach dem Zimmer gemacht und offenbar das falsche erwischt. Die geben im Schloss fleißig Zimmernummern in der Konversation an, an den Zimmern steht aber nichts. Selbst auf dem Feuerplan stand nur “Gast”. Offenbar war denen das egal – “Sie haben ja ein Zimmer gefunden, alles gut”.

10.08.2021 – Bernried nach Dießen über Andechs (26km)

Morgens gab es um 6:30 den Weckruf per Feueralarm. Die Feuerwehr kam aber erst nach 10 Minuten (wahrscheinlich waren die auch noch alle im Bett). Kommuniziert wurde auch nicht. Es gab weder eine Entwarnung, noch wurde geprüft welche Personen ggf. noch im Gebäude waren bzw. welche draußen Standen und wie viele Personen lt. Liste im Gebäude sein müssten. Die ganze Aktion wirkte auf mich ziemlich unprofessionell. Vielleicht sollten die das ab und an mal üben. 😉

Wie ich heute feststelle, hat mein Veranstalter den König Ludwig Weg ziemlich kreativ ausgelegt. Der Weg fängt nicht in Bernried an, nicht mal Ansatzweise. Das zieht sich über den ganzen Weg so durch. Ich vermute einfach so waren die Unterkünfte günstiger. Dafür ist man weniger auf dem Weg und muss sich öfter nach dem GPS richten, weil es keinerlei Wegbeschilderung gibt. Bei der ersten Weghälfte musste ich an jeder Abzweigung nachschauen und das waren viele.

Heute bin ich ungefähr nach halber Tagesstrecke auf den König Ludwig Weg gestoßen. Ob das nun ein Vor- oder Nachteil ist, weiß ich noch nicht genau. Offenbar wird der Weg nicht sonderlich stark bewandert. Dafür sind extrem viele Radfahrer unterwegs. Die fahren oft ziemlich rücksichtslos.

Die Strecke war heute landschaftlich nicht so spannend. Im Prinzip sieht es hier aus wie im Sauerland zu Hause. Offenbar sind die Bayern aber alle zum Urlaub zu Hause geblieben. Hier ist alles extrem überlaufen. So war das verklärte Bild vom Koster Andechs, dass ich mir ausgemalt hatte schnell verpufft. Ich kam mir eher vor wie in einem Freizeitpark. Alles nur mit Registrierung per App und mit langen Warteschlangen.

Somit war mein Andechs Besuch sehr kurz. Ich hätte zwar gerne ein Bier getrunken aber betteln muss ich dafür auch nicht. Das war schade. Es ist ja nicht gerade so, als wenn ich öfter hier vorbeikomme.

Die FFP2 Regelungen in Bayern sind meiner Meinung nach absoluter Schwachsinn. Selbst in der Außengastronomie müssen Masken bis zum Tisch getragen werden. Beim Schiffstransport heute Standen vor dem FFP2 Schild alle ohne Maske eng zusammen und danach dann mit Maske. Auf dem Schiff hatten die meisten dann wieder keine Maske. Komplett ineffektiv, wie das gehandhabt wird.

Andechs

Andechs

Heute Morgen beim Buffet (Krankenhauseinrichtung) war ich wiederum der einzige mit Maske. Bisher erscheint mit die Maskenhandhabung in Bayern reichlich scheinheilig.

Die Hotelangestellten haben teilweise überhaupt keine Masken oder nur medizinische. Der Typ an der Rezeption im Hotel war die Krönung heute. Er hat keine Maske und hat Angst, wenn ihm jemand auf 1,5m nahe kommt, der eine FFP2 Maske trägt. Vielleicht ist da noch nicht angekommen, dass die Abstandsregeln ohne Maske gelten.

Andechs

Andechs

In Dießen an dem Hotel sieht man auch mal wieder schön, wie die Qualität der Hotels nachlässt, wenn genügend Nachfrage vorhanden ist. Da hier alles ausgebucht ist, können sich auch sehr durchschnittliche Hotels halten (die Zimmer sehen antik aus, das Essen ist mittelmäßig und für Radfahrer oder Wanderer viel zu wenig und die Wartezeit für Essen beträgt eine Stunde – ich ahne ja  Böses für das Frühstück morgen).

Ich habe übrigens einen von den verrückten Frühstückszetteln beigefügt. Da braucht man fast eine Ausfüllanleitung. Was darf man in welcher Kombination anwählen?

Ammersee

Ammersee

Noch ein fun fact aus dem Hotel. Wozu führt es, wenn man so viel Angst vor Diebstahl hat, dass man zu der Minibar keinen Flaschenöffner belegt, obwohl man für alle Flaschen einen benötigt? Die Leute nutzen die Möbelstücke als Falschenöffner. Sieht klasse aus. 😉

Die Preise sind auch der Hammer in der Region – in einem Café in Herrsching kostet eine  Spezi + kleines Salamibaguette (15cm) ca. 10€. Da ist selbst der “Bäcker” am Bahnhof günstig gegen.

Das Wetter hier ist deutlich heißer und ich hatte mir ja sorgen über Mücken in der Heide gemacht. Da waren kaum welche. Hier in Bayern ist es aber richtig schlimm. Im Wald hatte ich heute zig Mücken und auch größere Viecher wie Bremsen. Im Gegensatz zu Moskitos kann man die beim Wandern leider auch nicht ausbeschleunigen.

Ich bin gespannt wie die Streckenangaben an den Folgetagen passen. Für heute waren 21km angegeben. Das passt vorne und hinten nicht. Die Fenix hat am Ende 28km angezeigt. Das passt auch zum Schrittzähler. Allerdings habe ich natürlich auch ein paar Schritte gemacht, die nicht zum Weg gehören aber so viele sicher nicht.

Mal sehen wie die Folgetage werden aber bisher kann ich nicht nachvollziehen, warum die Region so überlaufen ist. Scheinbar sind die Bayern dieses Jahr alle zu Hause geblieben.  Vielleicht sind das Städter, für die ist der Naturlevel hier sicher was besonderes. Das gibt es auch im Sauerland, aber viel weniger überlaufen und günstiger. Gut, dafür gibt es nicht so viele Gasthäuser und Restaurants wie hier.

11.08.2021 – Dießen nach Wessobrunn + Tassilolinde (16km)

Das Frühstück mit dem abgebildeten Zettel war richtig gut. Es kam alles wie bestellt – damit hatte ich bei dem Zettel eher nicht gerechnet. Klasse.

Die heutige Etappe ist ziemlich kurz. Somit ich bereits mittags vor Ort. So früh war ich im aktuellen Urlaub noch nie am Ziel. Aber nach 1,5 Wochen Wandern ist das auch mal ok.

Einziger Nachteil: Der Gasthof hat heute Ruhetag. Somit bleibt nur der Bäcker / Konditor vor Ort, der aber sehr gut bestückt ist. Die Preise sind im Gegensatz zum Vortag wieder in normalen Regionen.

Zu sehen gab es auf der Etappe neben dem üblichen, Wald, Wiesen und kleinere Dörfer vor allem die Vorläufer von den Alpen. Die kann man zumindest am Horizont erkennen, wenn man freie Sicht hat. Die Etappe hatte leider ziemlich viel  Roadwalkinganteil.

So überlaufen wie gestern war der Weg heute nicht mehr, das lag wohl wirklich an Andechs.

Irgend ein größeres Stechvieh hat mich heute auch erwischt. Aber ich vermute da kommen in den Folgetagen noch ein paar Stiche hinzu.

Die nächsten 3 Tage werden aufgrund der kreativen Wegführung (oder vermutlich eher den günstigsten Angeboten) eher heftig. Die Etappen dürften zum Teil deutlich länger sein, als vom Veranstalter angegeben.

12.08.2021 – Wessobrunn nach Peiting (21km)

Da für heute 28°C angesagt sind und die Etappe die meisten Höhenmeter hat, versuche ich heute früh los zu kommen. Somit ist Frühstück um 7:30 angesagt. Das habe ich bisher immer so gehandhabt. Desto früher, desto besser, besonders an heißen Tagen. Dann ist man im Optimalfall um die Mittagszeit oder am frühen Nachmittag mit der Tagesetappe durch. Um 8:00 war ich dann unterwegs.

Der Hohenpeißenberg ist zwar knapp 1000m hoch aber nur über dem Meeresspiegel. die Grundhöhe beträgt schon 750 – 800 Meter. Somit ist das eher ein hoher Hügel aber trotzdem ist die Rundumsicht ganz nett. Man erkennt in der Ferne auch schon die Zugspitze. Die Sicht war heute ziemlich optimal. Ein richtiges Bergpanorama, wie man es vom PCT gibt, findet man hier aber bisher nicht. Dafür muss man wohl wirklich auf die Zugspitze oder andere “echte” Berge.

Leider bestehen heute 90% auf geteerten Wegen. Auf so harten Böden wandere ich ungern und meine leichten Knieprobleme von gestern (ich vermute eine leichte Schleimbeutelentzündung oder ähnliches) werden bei dem dauerhaften Hartuntergrund immer schlimmer. Um 14:00 komme ich ziemlich humpelnd in Peiting an. Bei dem Schmerzlevel ist es relativ unrealistisch weiter zu wandern.

Auf dem PCT würde ich jetzt einfach einen Ruhetag einlegen. Bei einer vorgebuchten Tour geht das in der Form natürlich nicht. Auf dem PCT hatte ich auch schon mal vergleichbare Schmerzen. Da sich dort aber die Untergründe ständig ändern und man so gut wie nie längere Perioden über Hartuntergründe läuft, ergeben sich derartige Probleme eher nicht oder verschwinden in der Regel schnell wieder.

Es kommt auch mal vor, dass man morgens denkt das geht so nicht mehr weiter, weil etwas stark schmerzt, nachmittags ist es dann mehr oder weniger wieder gut.

Vielleicht rächt es sich nun, dass ich bisher die Hikingstöcke  nicht benutzt habe, aber hier in Bayern sind die eh unbrauchbar, ohne Gummistopfen. Die Hikingstöcke sind in der Standardausführung nicht für Teer ausgelegt, sondern eher für Naturboden.

Die Knieprobleme sind ärgerlich, denn meine Ausdauer wird jeden Tag besser. Bzgl. der Sehenswürdigkeiten verpasse ich ausgehend von dem bisherigen Stand nicht viel, wenn ich mal aussetze. Denn die Sehenswürdigkeiten sind primär Kirchen. Und die interessieren mich nicht so wahnsinnig.

Wenn man den Wanderguide liest, könnte man jeden Tag meinen, dass man den besten Wandertag seines Lebens verpasst. Die Realität sind dann in der Regel oft Wiesen, Bauernhöfe und Standardwald mit Stechviechern und Mücken gehören da noch zu den harmlosen Vertretern.

Mittags ringe nun mit mir, ob ich morgen versuchen soll eine Fahrt zur Zugspitze zu machen. Das wäre dann ein Tag ohne Wandern. Aber das sind sicher auch einige Strecken, die man läuft. Die Tour wird auch nicht wenig stressig, da ich mehrfach umsteigen muss und den – nicht gerade kleinen – Rucksack habe ich zwangsweise auch dabei und zurück komme ich auch nur, wenn alles perfekt läuft. Ich bin dabei auf diverse öffentliche Verkehrsmittel angewiesen.

Am späten Nachmittag habe ich ein Ticket für die Zugspitze gekauft. Das ist auch ein Abenteuer. Erst teilt mir das System mit. dass die Registrierung nicht funktioniert hat (was falsch ist, man bekommt eine Bestätigungsmail und natürlich ist die Registrierung nicht vollständig, wenn man den Bestätigungslink nicht genutzt hat). Normalerweise bekommt man einen entsprechenden Hinweis, dass die Registrierung erst vollständig ist, nachdem man auf den Link geklickt hat und keine Fehlermeldung.

Nachdem ich dann als Gast bestellt habe, bekam ich die Fehlermeldung “Ihr Warenkorb ist leer”. Also habe ich einen zweiten Anlauf gemacht. Und mit Verzögerung sind beide Karten durchgegangen. Wann habe ich das letzte mal eine so schlechte Webseite gesehen? Vor 15 Jahren oder noch mehr? Früher war so schlechtes Cookiehandling ja normal aber heute? Und das bei einer der Sehenswürdigkeiten in Deutschland. Echt peinlich sowas. Vielleicht sollten sie mal jemanden einstellen, der ein wenig Plan davon hat.

Den letzten Tag die 17km würde ich gerne wandern, insofern könnte es ganz hilfreich sein morgen den Schongang einzulegen.

Aus meiner Sicht ist der König Ludwig Weg viel besser zum Radfahren als zum Wandern geeignet. Heute habe ich vor meine Humpelphase sogar mal 3 Wanderer überholt, die scheinbar auch den Weg gewandert sind (ja, vielleicht war ich da etwas übermotiviert und hätte es langsamer angehen sollen).

Hier in Peiting haben quasi diverse Restaurants gleichzeitig Sommerferien (vermutlich alles Leute mit Kindern, denn in Bayern sind gerade Ferien). Somit ist die Versorgungslage etwas dünn, vor allem wenn man sein Knie schonen will. Zum Glück gibt es noch ein Cafe in 150m Entfernung was noch offen hat.

Abends sind die Schmerzen im Knie beim Auftreten aber so heftig, dass ich fast überhaupt nicht mehr laufen kann. Krass was innerhalb eines Tages so passieren kann. Ich habe aktuell Zweifel, dass es morgen wieder deutlich besser ist. So schlimm wie es jetzt ist, macht die Zugspitztour auch keinen Sinn. Da wäre schon eher die Heimfahrt angesagt. Und selbst die wird spannend. Ich muss ja über diverse Bahnhöfe bis ich mal zu Hause bin und zwar mit einem schweren Rucksack.

13.08.2021 – Per Bus und Bahn von Peiting zur Zugspitze und nach Bad Bayersoien (7km) Peiting nach Bad Bayersoien (18km)

Morgens entscheide ich mich trotz der Schmerzen dafür zur Zugspitze zu fahren. Auf dem Weg zum Bahnhof bereue ich das. Man glaubt ja nicht wie schmerzhaft weniger als 1,5km sein können. Schon witzig irgendwie, da läuft man 1,5 Wochen ohne Probleme bis zu 30km an Tag und ein Tag reicht zum Abstieg zum Halbinvaliden auf Zeit.

Bahn in Richtung Zugspitze

Ich komme aber beim Bahnhof in Peiting an und fahre mit dem Schienenersatzverkehr zum nächsten Bahnhof (also einem wo auch Züge fahren – die Bahn renoviert hier offenbar diverse Bahnhöfe gleichzeitig und während sie das macht, ist der Zugverkehr ausgesetzt) und von dort nach Garmisch-Partenkirchen. Trotz meines Handycaps schaffe ich es mein hinterlegtes Ticket abzuholen bevor die Zugspitzbahn um 10:15 startet. Um 11:30 bin ich am Zugspitzplatt (Zwischendurch muss man übrigens noch mal umsteigen, denn die erste Bahn ist keine Zahnradbahn). Am Zugspitzplatt schaue ich mich kurz um und anschließend geht es mit der Gletscherbahn ganz hoch. Randnotiz: Gletscher stimmt nicht mehr wirklich, es war kaum noch Eis vorhanden. Die Klimaerwärmung lässt grüßen.

Oben benötige ich für meinen Rundgang etwas länger. Wenn man auf die österreichische Seite geht, greifen übrigens die Corona Testvorschriften bei Wiedereinreise. Zumindest ganz offiziell. Runter fahre ich mit der Seilbahn zum Eibsee, die noch relativ neu ist und ein paar Superlative bedient. Normalerweise halte ich ja von dieser Art Berge zu besichtigen wenig, heute kommt mir aber die supereinfache Variante zu gute. Normalerweise würde ich lieber selber hoch wandern. Das macht natürlich eher Sinn bei Bergen, die nicht so erschlossen sind. Es ist halt irgendwie nicht so sinnvoll einen Berg zu besteigen, wo nebenan x Seilbahnen fahren.

Sich neben dem Gipfelkreuz zu fotografieren finde ich ziemlich arm, wenn man dafür gerade mal 20m “klettern” muss. Die Aussicht ist ok, wenn auch zu viele menschengemachte Objekte in allen Richtungen zu sehen sind. Mir haben die Berge in den USA diesbezüglich besser gefallen.

Um 13:15 erwische ich nach der Seilbahnfahrt die Bahn zurück und halte um 13:37 am Kreuzeck um mit der Alpsitzbahn noch Garmisch Classic mitzunehmen. Dort schaue ich mir noch AlpspiX an. Das ist durchaus sehenswert aber wie ich mal wieder zur Kenntnis genommen habe nichts für Leute mit Höhenangst. Um 14:37 geht es zurück nach Garmisch und dort komme ich um kurz vor 15:00 an. Um 15:20 geht der Bus zu meinem Hotel in Bad Bayersoien, der dort um ca. 16:40 eintrifft. Die Bushaltestelle ist sogar ziemlich nah am Hotel.

Gletscherbahn

Generell ist die Bahn offiziell Betreiber der Busse (was wohl nicht so ganz korrekt ist, denn es gibt diverse örtliche Betreiber) aber offiziell läuft es unter der Bahn und die Busse funktionieren bisher im Gegensatz zu den Zügen ganz gut.

Der Tag war abseits der Schmerzen, die aber im verlauf des Tages etwas besser geworden sind, das bisherige Highlight der Woche. Das lag auch an den Zug- / Bus- und Seilbahnfahrten. Gefühlt habe ich heute in einem Tag mehr Bayern gesehen als an den Tagen davor.

Gletscherbahn

Gletscherbahn

Aufgrund er Tatsache, dass ich gestern und heute versucht habe das rechte Knie zu schonen muckt das linke jetzt natürlich auch auf. Das kenne ich auch schon vom PCT. Aber Nachmittags gehen Treppen wieder so einigermaßen. Ich hoffe über Nacht kommt jetzt nicht wieder ein Rückfall. Aber 25km Wandern sind morgen auch nicht drin. Aktuell ist alles verkrampft. Somit schaue ich mir die Wieskirche morgen per Busfahrt an und reise zum nächsten Hotel.

Übrigens noch eine Randnotiz: Ich staune wie viele Bauern  mit relativ kleinen Flächen es in Bayern noch gibt. Werden Bauern hier anders gefördert? Bei uns gibt es nach meinem Wissensstand nur noch Großbauern.

Seilbahn zur Zugspitze

Seilbahn zur Zugspitze

Seilbahn zur Zugspitze

Seilbahn zur Zugspitze

Garmisch Classic - Alpspitzbahn

Garmisch Classic – Alpspitzbahn

14.08.2021 – Bad Bayersoien per Bus zur Wieskirche und per Bus nach Buching (6km) Bad Bayersoien nach Buching (25km)

Heute Morgen ging es meinem Knie in etwa wie gestern, was natürlich keine 25km Wandern bedeutet. Somit wandere ich in Bad Bayersoien ca. 3km (das reicht auch schon wieder für heute) und fahre von dort um 10:50 mit dem Bus zur Wieskirche. Der Name ist Programm. Die Kirche ist wirklich umringt von Wiesen. Direkt daneben gibt es lediglich ein Restaurant.

Wieskirche

Wieskirche

Als ich ankomme, findet gerade ein Gottesdienst statt. Da der nächste Bus am Samstag aber eh erst um 14:00 startet, habe ich genügend Zeit für das Mittagessen und die Besichtigung der Kirche. Die Kirche ist wirklich schön. Aber selbst in Bayern sind die Gottesdienstbesucher offenbar rückläufig.

Wieskirche

Wieskirche

Heute bin ich somit früh im Hotel, dass aber ziemlich weit außerhalb liegt. Ich entschließe mich mein Knie zu schonen und nichts mehr zu machen.

Wieskirche

Wieskirche

Die Echselsbacher Brücke, die als eines der Highlights entlang der Wanderung geführt wurde, habe ich heute auch gesehen. Zu ihrer Zeit mag die technisch sehr beeindruckend gewesen sein und es ist auch ein Wunder, dass die noch steht aber aktuell wird sie auch gerade renoviert. Besonders schön ist sie nicht.

Wieskirche

Wieskirche

Wieskirche

Wieskirche

Wieskirche

Wieskirche

15.08.2021 – Buching per Bus zu den Schlössern Neuschwanstein und Hohenschwangau (12,5km) Buching nach Füssen (17km)

Aktuell muss man die Tickets für Neuschwanstein und Hohenschwangau bereits Wochen vorher buchen, wenn man sicher eins bekommen will. Meine Zeitplanung ist davon ausgegangen, dass ich die 17km wandere und somit ist der Abstand zwischen den Beiden Führungen (Ende erste Führung und Start zweite Führung) mit 1:00 relativ gering. Weiterhin sind beide Führungen erst nachmittags vorgesehen (16:55 Neuschwangau – Dauer 45 Minuten und 17:40 Neuschwanstein Dauer 30 Minute ).

Aufgrund des Wetterberichtes (Nachmittags soll es bewölkt sein und Gewitter geben) fahre ich schon um 9:36 zu den Schlössern. Wie ich festgestellt habe, bekommt man vor Ort auch jeden Tag Tickets und nicht nur online. Wenn man also vor 10 da ist hat man auch noch Chancen auf ein Ticket für Neuschwanstein.

Als erstes besuche ich das Museum der Bayrischen Könige. Das ist aber so mini, dass man sich das gut sparen kann. Viel zu sehen gibt es nicht.

Hohenschwangau ist durchaus sehenswert aber die kostenlos zugänglichen Bereiche reichen völlig aus. Am besten geht man über den kurzen Zugangsweg hoch und über den langen Weg runter oder eben andersrum, dann hat man alles gesehen.

Blick auf Neuschwanstein vorbei an Hohenschwangau

Bei Hohenschwangau hat man den kurzen Weg in ca. 10 Minuten erledigt. Ich wäre also problemlos von einem Schloss zum anderen gekommen. Aber den 21€ zusätzlich trauere ich auch nicht nach, es hat den Tag deutlich entzerrt.

Da ich nach wie vor skeptisch bin was mein Knie und den Abstand zwischen beiden Besichtigungen angeht buche ich Hohenschwangau noch mal Mittags um definitiv die Führung in Neuschwanstein mitzubekommen. Das hätte ich mir aber sparen können. Die Zeitangaben sind selbst, wenn man langsam geht totaler quatsch. Der Weg nach Neuschwanstein ist mit 40 Minuten angegeben und dann noch mal 15 zum Schloss. Selbst wenn man langsam geht, sind es in Summe eher 20 Minuten + 10 Minuten zu Hohenschwangau. Eine Stunde zwischen den Führungen hätte also locker und ganz gemütlich gereicht.

Bei Neuschwanstein sieht die Lage anders aus. Man besucht zwar nicht sehr viele Räume aber die sind schon sehenswert. Zumal man aktuell ohne Führung auch nicht in den Innenhof kommt. Ich würde also nur Tickets für Neuschwanstein empfehlen.

Sowohl in Hohenschwangau als auch in Neuschwanstein gibt es diverse Treppen (in Neuschwanstein noch mal deutlich mehr, wie konnte man freiwillig da einziehen?!). Meine Beine haben sich zwar leicht beschwert aber insgesamt war es heute deutlich besser. Wenn ich das morgen nicht wieder merke, dann hat sich die Situation wohl halbwegs stabilisiert. Da es ab Morgen aber wieder nach Hause geht, kann ich mich wieder etwas entspannen.

Fotografieren darf man übrigens in beiden Schlössern nicht.  Da sind die Preußen schlauer. In Sanssouci kostet das extra und trotzdem kommen wegen den Fotos im Netz nicht weniger Leute. Insgesamt lohnt sich Sanssouci auch deutlich mehr.

Bei Neuschwanstein empfiehlt sich ein Besuch vor 10 oder Nachmittags ab 16:00. Dazwischen ist es voll. Wobei man in Corona Zeiten die Schlossführungen nur mit 10 Leuten macht. In Hohenschwangau sind es normalerweise 30-40 und in Neuschwanstein bis zu 50-60 Leute pro Führung.

Schloss Neuschwanstein

Fazit:

Ein vollständiges Fazit kann ich zum König Ludwig Weg nicht ziehen, da ich nur die erste Hälfte gewandert bin – aufgrund der Wegbeschreibungen und Sehenswürdigkeiten habe ich aber nicht das Gefühl viel verpasst zu haben. Davon ausgehend würde ich aber eher eine Radtour empfehlen. Die vielen Hartuntergründe sind nicht angenehm zum Wandern.

An den ersten drei Tagen hapert es auch ziemlich an Sehenswürdigkeiten. Andechs war extrem überlaufen. Das würde sich auch nur anders lösen lassen, wenn man erst Mittags loswandert und dort gegen Nachmittag ankommt – ich vermute, dann ist es leerer (das war im Heidepark auch so und soll bei Neuschwanstein auch so sein). Die Echselsbacher Brücke ist nicht wirklich eine Sehenswürdigkeit. Die Wieskirch ist durchaus sehenswert. Neuschwanstein und Hohenschwangau sind unter Nomalbedingungen auch extrem überlaufen.

Bei einer Radtour auch noch Zeit für einen Zugspitzbesuch. Für mich war sowohl der Heidebesuch als auch der König Ludwig Weg eher Ersatzprogramm in der Corona Zeit. Weiterhin wollte ich mich mal wieder ein wenig bewegen und pushen. Beides ist gelungen, wenn auch die letzten drei Tage nicht so gelaufen sind, wie ich mir das vorgestellt hatte.

In Summe bin ich in den zwei Wochen rund 275km Gewandert. Auch wenn eigentlich noch ein paar mehr vorgesehen waren (also ein Schnitt von 20 Kilometern pro Tag, wenn man die 2 Transfertage mit der Bahn einrechnet). Keine umwerfende Leistung aber ich war halt auch 1,5 Jahre in der Corona Pause und bin es wohl auch etwas zu flott angegangen.

Ansonsten werde ich aber lieber wieder den Rest der Welt entdecken, wenn weitere Reisen wieder halbwegs planbar sind. Vielleicht setzt sich bis nächstes Jahr auch die Erkenntnis durch, dass Dauerlockdown und Grenzschließungen nicht ewig funktionieren.

Wochenrückblick Lüneburger Heide, Heidschnuckenweg, Heidepark Soltau

Tja, wär hätte gedacht, dass meine USA Tour 2019 vorerst meine letzte Tour war und ich danach 2 Jahre überhaupt nicht mehr Reise – ich zumindest nicht, bis das Corona Chaos ausgebrochen ist.

Auch dieses Jahr hatte ich eigentlich etwas größer geplant, aber nachdem sich das alles zerschlagen hat, ist es nun eine zweigeteilte Deutschlandtour geworden.

02.08.2021 – Anfahrt Hamburg Neuengraben (3 km)

Die Bahn sorgt immer wieder für spannende Reisen! Mitte Juli – also nach den Überschwemmungen – konnte ich mein Ticket für die Fahrt nach Hamburg noch ohne Probleme und Warnungen buchen. Kurzfristig gab es sehr wohl Verspätungen und Warnungen.
Ich hatte fälschlicherweise angenommen, dass System dahinter steckt und die Warnungen und Sperrungen nur kurzfristiger Natur sind. Gut, es steckt wohl ein System dahinter aber eben nicht wie ich dachte, eher eins um die Kunden zu Ticketbuchungen zu verleiten, die die Bahn so nicht bieten kann (ich will keine betrügerischen Absichten unterstellen, so was würde die Bahn natürlich nicht machen, oder?).
Eine Woche vor der Reise hat mir die Bahn mitgeteilt: ihr Fahrplan hat sich geändert. Fahren sie eine Stunde eher los um zur gleichen Zeit anzukommen und ob der ICE überhaupt dort hält wo sie einsteigen wollen wissen wir nicht. Wir können Ihnen das auch nicht vor dem Abreisetag sagen…
Gestern haben sie den Fahrplan dann nochmal aktualisiert (den Schienenersatzverkehr so optimiert, dass man 50 Minuten auf den ICE Warten kann, der eh zu Spät kommt) und heute haben sie mir bisher 10 Mails geschickt. “Sie bekommen ihren Anschluss”, “sie bekommen ihren Anschluss nicht” usw. – irgendwann sind wohl die Klebletter, Glaskugeln oder was auch immer sie für die Prognosen nutzen ausgegangen. In Hamburg war der Zug dann fast pünktlich, pardon – nach Bahnzeitrechnung war er pünktlich. Alle Verspätungen im 5 Minuten Bereich sind ja lt. Bahn keine Veerspätungen.
Die Anzeigen im Bahnhof waren auch optimal: Man braucht nicht denken, dass ein synchroner Zustand zwischen den Monitoren zu den Gleisen und an den Gleisen besteht. Zu den Gleisen gab es den ICE nicht, an den Gleisen schon. Das ist für einen ITler nicht so richtig einleuchtend wie man sowas hinbekommt. Das geht nur mit nicht synchronisierten Systemen aber ok, von der Telekom hört man auch immer wieder solche Geschichten.

03.08.2021 – Von Fischbeck nach Buchholz (ca. 30km von Hotel zu Hotel)

Der erste Tag auf dem Heidschnuckenweg hat recht gut begonnen. Von Hamburg Neugegraben ist man  schnell in der Heide, was besonders Hundebesitzer und Radfahrer aus der lokalem Anwohnerschaft nutzen. Allerdings ist der Heideabschnitt relativ kurz, wenn man dem Heidschnuckenweg folgt. Es geht recht flott in den Wald, der aufgrund des feuchten Sommers angenehm grün ist.

Der zweite Teil der Strecke zieht sich ordentlich, weil man teilweise an Bundesstraßen, Autobahnen und über befestigte und Schotterwege läuft. Dabei wird man schnell daran erinnert, dass es Fluch und Segen ist in eng besiedelten Gebieten zu wandern. Ja, man kann jeden Tag einkehren und die Strecke notfalls mit dem Bus oder anderen Fortbewegungsmitteln verkürzen aber dafür ist man eben auch nur stückchenweise in der Natur.

Das Wetter war Wanderwetter, die Sonne kam eher selten durch aber es war trocken. Ziemlich angenehm zum Wandern aber eben kein optimales Fotowetter. Die ersten Blütenansätze bei der Heide sind zu sehen aber eine Flächenblüte ist wohl noch ein paar Tage weg. Mal sehen wie viel ich davon aus der Tour erlebe. Ich bin gespannt wie viel Heide es morgen zu sehen gibt.

Im Prinzip hätte man die komplette Stecke auch per Rad fahren können. Gerade der erste Teil des Weges wurde auch stark von Mountainbikern genutzt.

Ansonsten stecken mit die ca. 26km (vermutlich war es etwas mehr, da ich auch noch locker 2km zum Weg laufen musste und dann auch noch ein Stück zurück gelaufen bin um wirklich vom Startpunkt zu beginnen) doch ziemlich in den Muskeln heute. Ich bin den Weg recht schnell angegangen und hatte auch vermutlich ca. 8kg auf dem Rücken (ca. 5l Wasser – 2 davon aus reinen Trainingszwecken, den Rucksack, Proviant und diverser Kleinkram  – da merkt man die 2 Jahre Corona Pause doch recht deutlich.

Weiterhin bin ich heute ohne Hikingstöcke gelaufen. Der häufige Wechsel zwischen Wiese, Straße, Schotter und Waldwege ist für die Stöcke nicht wirklich hilfreich. Ich war zwar vor 15:00 am Ziel und offenbar der erste (die Rezeption war verweist) aber viel weiter hätte es heute auch nicht sein dürfen. Ich hoffe auf die Regenerationsfähigkeiten des Körpers. Die haben mich auf dem PCT auch immer wieder erstaunt.

Meine Garmin Fenix 6 hat mal wieder versagt. Der Track wurde nicht aufgezeichnet und somit fehlen fast alle Daten (zu Hause ging es mit identischen Einstellungen in der Woche davor noch). Schon ein Witz, das Garmin die Software ständig verbessert aber die wirklich wichtigen Sachen noch genauso beschissen laufen wie 2019. Die GPS Trackaufzeichnung ist offenbar noch genauso Glückssache wie 2019 schon. Dafür werden ständig irgendwelche komplett sinnlosen Funktionen für gefühlt 323 Nischensportarten eingebaut. Das verkauft sich halt besser als nach x Jahren haben wir die Grundfunktion mal so eingebaut, dass sie läuft.

Bravo Garmin. Die Basics funktionieren offenbar nie. Die Softwareentwicklung reagiert auch noch genauso arrogant wie vor ein paar Jahren. Kundenwünsche oder Funktionalität sind egal, die haben ihr eigenes Programm und wenn etwas nicht funktioniert, dann benutzt der Kunde das Produkt einfach nicht wie vorgesehen.

Der Gepäcktransport hat gut geklappt, wobei ich aktuell weniger transportieren lasse, als ich trage. Aber da bestünde ja Luft zu Verbesserungen, wenn ich weniger Wasser mitnehmen würde. Der Vorteil ist, dass ich auch eher sinnlose Luxussachen wie z.B. ein Notebook dabei haben kann. Das ist schon angenehmer, gerade wenn man früh im Hotel ist.

Somit habe ich an Tag 1 eine der längsten oder die längste Etappe gelaufen. Das hängt etwas davon ab wie viele Zusatzwege bei den anderen Etappen hinzukommen.

04.08.2021 Von Buchholz nach Wesel (ca. 25km)

Nach dem Frühstück wollte ich im 8:00 starten aber da die Luftfeuchtigkeit recht hoch war, habe ich mir das noch mal anders überlegt. Zum Nass werden hätte der Fisselregen gereicht. Glücklicherweise ging es dann um 8:15 besser. Der Weg hat sich heute vergleichbar zu gestern gezeigt. Zuerst ging es über mehrere Kilometer an der Bahn lang und dann in den Wald. Es gab auch heute kurze Heidetappen aber weitgehend ging es durch den Wald.

Heute war ich schon um kurz vor 14:00 am Ziel. So um drei Wurde es dann immer dunkler und gab ein Gewitter mit ordentlich Regen. Das war aber recht schnell durchgezogen. Zum richtig nass werden hätte es aber Gereicht.
Die Unterkunft ist heute etwas rustikaler und mein Zimmer liegt offenbar direkt über der Küche. Zumindest riecht es hier ständig nach irgendwelchem Essen. Interessant finde, ich dass bisher jedes Kaff gut mit Internet versorgt ist. Da kann man bei uns nur von träumen.

Insgesamt bin ich etwas erstaunt wie wenig Heide ich auf dem Heidschnuckenweg bisher gesehen habe. Wenn man sich die Karte zum Einstieg in den Wanderweg anschaut ist es allerdings nicht so überraschend. Faktisch streift der Weg die Heide immer nur. Und man muss sich auch klar machen, dass die “Lüneburger Heide” eben keine zusammenhängende Fläche ist, durch die man tagelang laufen kann.

Der Weg selbst ist recht wechselhaft. Mal ist er landschaftlich schön, oft wirkt er aber auch bemüht und macht eher den Eindruck, dass den Weg keiner so richtig will und er irgendwo zwischen Bahnstrecke, Autobahn und Grundstücken eingequetscht ist. Mal sehen wie es die nächsten Tage weitergeht.

Ach so, noch zu dem Garmin Schrottprodukt das sich Fenix 6 nennt (wobei die Hardware gut ist, die Software ist das Problem). Trotz mehrfachem Neustart und dem Löschen aller Daten lies sie sich nicht wieder zur Zusammenarbeit überreden. Der Fehler steckt schon seit Jahren in der Software.

Scheinbar hat der Ortswechsel das Problem verursacht. Aber gut, vielleicht ist die Erwartungshaltung auch zu hoch, wenn man eine Uhr knapp 150km entfernt vom eigenen Wohnort nutzt, die explizit für Expeditionen vermarktet wird. Wenn sich jemand währen einer Expedition auf die Garmin verlässt ist das wohl eher ein Selbstmordkandidat. Denn ein Reset erfordert z.B. im Nachgang eine Internetanbindung. Nach meiner Erfahrung hat man die auf Expeditionen oft nicht und selbst wenn auch nicht unbedingt eine Stunde Zeit dafür.

Somit blieb dann Nachmittags nur der vollständige Reset. Das war zumindest früher zuverlässig. Danach darf man dann nur wieder alle Einstellungen setzten + Pairing mit dem Telefon – da ist man auch gern eine Stunde älter.

Das hat Garmin aber offenbar auch optimiert aber zugegeben das kann auch an Apple liegen. Ich nach diversen Versuchen und dem manuellen Entfernen der Uhr im iPhone ging es dann wieder. Ob morgen dann auch wieder irgend eine Aufzeichnung von Tracks, höhen usw. funktioniert? Lassen wir uns überraschen.

Nach klassischer Etappenkunde für den Heidschnuckenweg habe ich heute übrigens Etappe 2,5 abgeschlossen. Morgen geht es dann bis Etappe 4.

05.08.2021 Wesel nach Oberhaverbeck (ca. 28km mit Rundwanderung im Totengrund)

In der aktuellen Unterkunft gibt es Frühstück leider erst ab 8:00 (mit Italienischem Eigner, also eher um 8:10, wobei der auch andere Klischees erfüllt hat, ich hab den nur rumstehen sehen, während seine deutsche Frau gearbeitet hat).

Somit komme ich später los als an den beiden ersten Tagen. Ok, dafür soll die Strecke lt. Reiseunterlagen auch nicht so lang sein. Faktisch kam dann aber neben dem Rundweg im Totengrund noch mal 1km hin und zurück hinzu. Witzig war heute das Launchpaket: Es ist gängig, dass man sich selbst etwas zubereitet (in der Regel 1-2 Brötchen). Heute musste man das Brötchen extra bestellen und dann wurde es einem gebracht. Das waren aber die gleichen Brötchen wie am Buffet. Scheinbar hatten die Eigner Angst, dass man sie mit Brötchen ruiniert.

Die Strecke war heute das was ich schon an den ersten Tagen erwartet hatte: Ganz viel Heide. Top! Ich habe aber per Infotafel auch bestätigt bekommen, was sich am ersten Tag schon abgezeichnet hat über die Karte – 60% der Heide sind Wald. Und wenn der Mensch nicht weiter eingreift, wird der Wald auf Dauer die Oberhand behalten.

Es gab heute fast nur weiche Untergründe. Somit ging das gehen super von der Hand. Für mich macht das echt einen riesigen Unterschied, ob ich über Waldböden, leicht steinige Wege, bachbettartige Wege, Split oder harten / weichen Sand laufe. Somit konnte ich heute auch durchgängig über den ganzen Tag mit über 5km/h gehen. Positiv: Es hat mich niemand überholt, ich habe – keine Ahnung – mindestens 50 Leute überholt.

Sogar meine Garmin Fenix hat nach dem Reset – gestern – heute mal das gemacht was sie soll, die Strecke aufgezeichnet und die Distanz / Höhenmeter und den Puls zusammen erfasst. Allerdings ist Garmin unzufrieden mit der Distanz und meiner durchgehend hohen Geschwindigkeit – Aerobisch 5.0, zu viel! Aber meine Leitungsalter entspricht angeblich wieder dem eines 20-25 jährigen. Die Info hatte ich auf dem PCT auch. Ich frage mich nur, ob das stimmt oder Garmin das quasi jedem attestiert, damit sich alle toll fühlen.

Die Hohe Frequenz der überholten zeigt auch: Auf dem Weg war extrem viel mehr los, als an den Vortagen. Für meinen Geschmack war es heute schon zu viel. Dabei laufen den Weg schon einige Leute. Man kann es aber nicht so genau einschätzen. Es gibt neben dem Hauptweg zig Varianten und natürlich diverse Unterkünfte. Aber pro Unterkunft sind es schon mal gerne 15-20 Leute (je nach Lokation), die auf dem Heidschnuckenweg wandern.

Heute habe ich zum ersten mal die Regenjacke benötigt, bisher habe ich den Regen immer irgendwie umgangen. Irgendwann hatte ich bei den kleineren Schauern einfach keinen brauchbaren Baum mehr und 3km vor dem Ziel wollte ich dann auch ankommen. Die Wetterfrösche sind in der Region übrigens ziemlich unzuverlässig. Oft steht in den diversen Wetterapps kein Regen, während man aus dem Fenster ganz viel Wasser sieht.

Es ist unglaublich wie gut ich mich über Essen motivieren kann. Heute war es die Apfelwaffel mit Zimt und Eis, die ich schon am Vortag bei der Unterkunft entdeckt hatte aber was es gibt ist fast egal. Auf dem PCT habe ich mich z.B. über einen kalten Softdrink + Hot Dog zur längsten Tagesetappe motivieren können. Gut, zugegeben der Universal Besuch in LA am nächsten Tag hat auch geholfen, und das Mädchen was mich überholt hat an dem Tag auch (man sieht auf dem PCT halt nicht so viele Leute oft und die war nicht so viel schneller, also war sie meine Zugmotivation). Dafür war ich dann schneller beim Softdrink und dem Hotdog. Mann muss auch Prioritäten setzen. ^^

Die Unterkunft heute ist interessant. Die drei “Geschäftsführer” sind vermutlich um die 25. Entweder hatten die schon Vermögen (dann verstehe ich nicht, warum man sich so einen Klotz ans Bein bindet) oder die Bank gut überzeugt. Das Konzept ist zumindest speziell. Es handelt sich um einen alten Hof, der komplett  modernisiert wurde. Die Zimmer schwanken zwischen altem bewahren und modern und sind auch erst ab 16:00 bezugsfertig. Die Zeit wartet man natürlich rein zufällig im Cafe und das Essen wird hervorragend auf Instagram platziert. Auf jeden Fall sorgt das für Umsatz, wenn die Gäste auf ihre Zimmer warten, den ganzen Tag gewandert sind und dann ganz freundschaftlich diverse Sachen angeboten bekommen.

Eine Karte bekommt man nicht und man weiß auch nicht was die Leckereien kosten, die man bestellt. Die jungen Eigentümer duzen einen direkt und das “möchtest du einen Kaffee” hört sich eher an, als wenn man bei Freunden ist. Bezahlen muss man erst mal auch nichts, es wird alles auf das Zimmer geschrieben (schlaues System, macht Disney auch so).
Abends gibt’s eine Brotzeit mit Salaten und Fleisch vom Grill. Das ganze Konzept kommt fast ohne Personal auf. Ansonsten noch ein bisschen blabla von wegen Nachhaltigkeit und lokale Sachen. Interessantes Konzept auf jeden Fall. Es wäre spannend wie lange sie daran abbezahlen, falls sie nicht selbst Geld hatten. Witzig auch, dass eine der Eigentümerinnen vorher offenbar für längere Zeit durch Australien gezogen ist. Die Konzeptpräsentation beim Geldgeber muss echt gut gewesen sein. 😉

Aktuell haben sie über 30 belegte Zimmer + Essensumsatz. Da kommt jeden Tag ordentlich was rein.

Von Oberhaverbeck nach Schneverdingen + Pietzmoor + Heidegarten (ca. 26km bis zur Unterkunft)

Heute Morgen gab es sogar mal Sonnenschein, in der Intensität habe ich das in den letzten Tagen noch nicht erlebt.

Die heutige Etappe sollte eigentlich die kürzeste sein, mit meinem kleinen Exkurs zum Heiddegarten war sie dann aber doch nicht ganz so kurz. Die Etappe ist eine Variante des Heidschnuckenweges. Der Hauptweg führt nicht über Schneverdingen. Durch den Schlenker über Schneverdingen bekommt man aber das Pietzmoor zu sehen. Mit der vorgesehenen Etappe war ich um 12:15 durch, da ich schon um ca. 8:00 starten konnte.

Es sieht aber so aus, als wenn diese Variante von kaum jemanden gewandert wird (das Hotel hier ist recht überschaubar von der Größe, könnte also nicht ansatzweise so viele Wanderer aufnehmen, wie ich z.B. allein gestern gesehen habe). Die Tagesetappen sind durch die Variante etwas anspruchsvoller, weil länger geworden. Ich hatte aber Anfangs auch Leute getroffen, die zumindest im ersten Abschnitt auch die längeren Etappen gelaufen sind. aber ggf. werden mehr unterschiedliche Varianten gewandert. als ich bisher dachte. Ein paar Mädels habe ich entlang des Weges auch immer wieder getroffen und war nie im gleichen Hotel mit denen.

Heute habe ich auch eine Wildcamperin gesehen, direkt am Heidschnuckenweg, relativ mutig. allerdings weiß ich ehrlich gesagt nicht, wie hoch die Strafen sind, wenn man erwischt wird (lt. Google bis zu 500€). Es heißt halt nur immer, dass wildes campen in Deutschland verboten ist.

Das Pietzmoor war wieder so ein touristischer Klassiker. Man kann etwas sehen, ohne sich mehr als 5km bewegen zu müssen und schon ist es total überlaufen. Ich verstehe so was nie. Das ist so ähnlich wie bei Yosemite. Der erste Wasserfall und das Touristenzentrum ist überlaufen. Danach wird es dünn. Sobald man sich 10, 15 oder gar 20km an einem Tag laufen muss, sind größer 95% der Menschen raus, egal was es zu sehen gibt. Will sagen das Pietzmoor war ganz nett, rechtfertigt aber keineswegs den Menschenauflauf, den es dort gab.

Die Heide blüht unterdessen etwas flächiger. Heute gab es dementsprechend etwas größere Flächen zu sehen, die geblüht haben. So richtig intensiv, wie man das von Fotos kennt, habe ich es aber bisher nirgends gesehen.

Da der Regen und Gewitter erst für 14:00 angesagt war, habe ich noch schnell 6 Zusatzkilometer zum Heidegarten und zurück dran gehängt. Kurz nach 2 ging es dann auch los mit dem Regen, ich habe es so gerade noch zurück zum Hotel geschafft.

Mal kurz zum Thema Launchpakete – es ist witzig was die einzelnen Unterkünfte teilweise darunter verstehen: Bei der ersten Unterkunft gab es 1,5 Liter Wasser (sehr sinnvoll), bei der zweiten 750ml mit Kohlensäure. Letzteres ist – zumindest für mich – nicht optimal, aber gut, gibt ja vermutlich Leute, die das sogar beim Wandern brauchen. Aber 750ml wie weit soll man damit kommen? Heute gab es 150ml Multivitaminsaft und ein Ei. Eier sind jetzt auch nicht so optimal beim Wandern (bin ich der einzige, bei dem die für aufstoßen sorgen?). Lustig war auch die Cola Light auf dem PCT, die Leute meinen es gut aber echt, wie kommt man auf die Idee, dass Hochleistungausdauersporter “light” benötigen? Niemand  braucht light Produkten, wenn er / sie 4000-5000 Kalorien am Tag raus haut.

Das heutige Hotel ist auch speziell: Man muss heute schon sagen wann man Frühstück essen will, wie viele Brötchen man möchte, ob man ein Ei möchte und wie viel Wasser man mitnehmen will. Das hatte ich bisher so auch noch nicht. Da  morgen Samstag ist, gibt es zumindest in dem aktuellen Hotel erst ab 8:00 Frühstück. Bei langen Etappen ist es mir lieber früh los zu kommen. Zumal das Wetter hier die Tendenz hat, jeden Nachmittag in Regen umzuschlagen.

Schneverdingen nach Bispingen (ca. 23km)

Für heute hatte der Wetterbericht nichts gutes verkündet – quasi Dauerregen über den ganzen Tag ab 11:00. Als ich dann morgens nachgeschaut habe, hat sich das auf 14:00-15:00 verschoben. Also schnell um 8:30 los gewandert und wieder das tägliche Wetterrennen, ich habe es knapp gewonnen. Allerdings waren um 13:15 im Hotel alle Türen zu, also bin ich ein paar hundert Meter zurück zur Schule gewandert und habe dort mein Launchpaket vertilgt. Kurz danach find es richtig an zu schütten. Ich konnte mich unter einen überdachten Fahrradständer retten.

Die Route war heute eher mittelmäßig, relativ viel Wald, ein wenig Heide. Man merkt halt, dass man aus dem Kern der Heidelandschaft wieder raus ist. Ich gehe davon aus, dass es morgen in etwa vergleichbar ist.

Von Bispingen nach Soltau Nord + Heidepark (> 35 km)

Heute geht es auf die letzte Etappe meiner aktuellen Wanderung auf dem Heidschnuckenweg. Der Weg geht noch weiter bis Celle. Auf dem Hauptweg habe ich nun die erste Hälfte gewandert. Die Variante war quasi ein Bonus. Rein in Hauptwegkilomertern habe ich ca. 120km, geschafft. Wie man unschwer erkennt, addieren sich die Zahlen meiner Etappen aber zu > 160km auf.

Heute war der Wetterbericht leider sehr unpräzise und suggerierte ziemlich unbestimmbaren Regen über den ganzen Tag. Somit musste ich morgen um 8:45 im Regen starten. Angenehm ist anders aber Taktieren war mir bei dem Wetterbericht einfach zu ungewiss. Nach zwei bis drei stunden wurde das Wetter dann langsam besser. Landschaftlich war die heutige Etappe kein Highlight.

Es war das übliche Heidschnuckenwegprogramm: Durch Wald, über Felder, entlang an Schienen und Autobahnen und ein klein wenig Heide. Nach der Hälfte der Strecke (ca. 12km) hört man dann schon die Fahrgeschäfte und Schreie vom Heidepark. Witzig ist, dass der Heidschnuckenweg mitten über den Parkplatz vom Heidepark geht und sich dort irgendwo verliert.
Einer von den Parkplatzanweisern hat mich dann gefragt, wo der Weg überhaupt weitergeht, er würde ständig gefragt. Gut, wenn man eine App hat. ^^ Falls es jemanden interessiert. Bei der letzten Parkplatzeinfahrt über die Straße und nach rechts weiter. Nach ein paar Metern kommt das H Zeichen links. Wenn ihr aber zum Parkhotel wollt, geht besser nach links. Ich bin – wie offenbar mehrere einem etwas unbequemen Trampelpfad um die eingezäunte Anlage gefolgt. Wanderer sind offenbar als Gäste nicht vorgesehen.

Als ich im Hotel war war mein Zimmer nicht fertig – ok das ist normal in großen Hotelanlagen. Das Hotel ist so ein Typisches Event und Veranstaltungshotel und dient als Bettenburg unter anderem für den Heidepark. Somit wurde ich an das Restaurant verwiesen. Ergebnis: Außer Tomatensuppe gibt es mittags nichts?! Ich konnte sie dann zu einer Currywurst mit Pommes überreden und oh Wunder es kamen  direkt noch 4 andere, die auch keine Suppe wollte. Allerdings war ich mir des Risikos bewusst. Currywurst kann man leider echt nur in wenigen Regionen Deutschlands bestellen (z.B. in NRW oder Berlin). Die Wurst war aber erträglich, wenn auch nicht gut.
Da ich früh am Ziel war habe ich mir ein ermäßigtes Nachmittagsticket für den Heidepark gebucht. Der stand zwar erst für morgen auf dem Programm aber so ist es weniger stressig. Einlass um 15:10, also wieder gut 3,5km zum Heidepark latschen und abends wieder zurück. Im Heidepark bin ich anschließend auch noch diverse Kilometer gelaufen.
Die letzten zwei Tage war ich scheinbar der einzige Wanderer, weil der Gepäckservice immer nur meinen Rucksack zu den Hotels gebracht hat. Offenbar wandern die meisten keine 6 Tage in der Heide.

Heidepark:

In ca. 4 Stunden im Heidepark bin ich in den meisten Top Attraktionen gewesen. Ich werde zu alt für den Scheiß, ich brauche einen Testfahrer!
  • Kraken – fast senkrechter Fall – Achterbahn – sehr smooth und mal was anderes aber sehr kurze fahrt
  • Colossus (2x) – Beste Holzachterbahn, die ich kenne. Wirklich klasse.
  • Desert Race (3x) – Ich Liebe Bahnen mit Linearantrieb, weil die enge Toleranzen haben und dementsprechend smooth fahren. Klasse beschleunigigung
  • Ghostbusters 5D – War ok, aber hab ich schon besser gesehen (3D Ballerei im Sinne von Man in Black usw.) – man konnte nicht so richtig erkennen was Punkte bringt. Auf viel schießen? Was kaputt schießen? Aber ich war zumindest besser als die beiden Teenager, die mit mir im Wagen waren. Ich hatte eigentlich gedacht, dass die mich abhängen. Für irgendwas muss die Computerspielhistorie ja gut sein.
  • Fluch der Dämonen – Achterbahn wo man neben der Schiene fährt – fand ich nicht sonderlich außergewöhnlich. Was schlimm war, dass die Bewegungen und Drehungen zu langsam waren und die Schwerkraft einen immer in die falsche Richtung gedrückt oder gezogen hat
  • Big Loop – Zu unpräzise und klapprig – nicht so schlimm wie Limit aber auch kein Highlight
  • Scream – 08/15 Free Fall Tower, eher langweilig. Eher unangenehme Bremse
  • Limit – Gott, wer baut so einen Schrott? Hohe G Kräfte und so klapprig, dass man direkt Kopfschmerzen bekommt. Das Ding war vergleichbar Schlimm wie die Holzachterbahn in Bush Gardens
  • Bobbahn – Das ist so ziemlich die schlimmste Bahn, in der ich je gefahren bin. Die reinste Klapperkiste. Wenn man danach eine Gehirnerschütterung hat, würde mich das nicht wundern. Mein Rücken wär mehrfach fast gestorben. Ich hätte es besser wissen können. Das sah schon baum zuschauen ruckelig aus.

Am Ende wollte ich um 19:10 noch gerne eine Runde Kraken fahren, der war aber 50 Minuten vor Schließung des Parks schon dicht.

Die Corona Maßnahmen sind übrigens die reinste Ironie in einem Freizeitpark. Ich hatte mich vorher schon gefragt wie gut das funktioniert. Nur mal zum Vergleich: Heute morgen beim Buffet mussten sich alle Plastikhandschuhe und eine Maske anziehen um ans Frühstücksbuffet zu dürfen (die Handschuhe fand ich etwas übertriegben).

Im Feizeitpark sind 20% zu dumm, zu cool oder zu ignorant um in den Wartebereichen die Maske zu tragen. Abständen halten 0% der Leute ein. Sobald man aus der Attraktion raus ist, tragen keine 20% mehr die Maske. Dazu kommt, dass jeder ständig an dem Ding rumfummelt und das die Wartezonen größtenteils nicht an die Menschenmenge angepasst war, haben sich alle unter den Metallstreben, Ketten usw. drunter weg getaucht und das ganze Zeug fasst jeder an. Dazu fasst natürlich auch jeder die Haltegriffe an. Will sagen: Wenn man Freizeitparks so laufen lässt, kann man sich an zig anderen Stellen das ganze Theater schenken. So ein Freizeitpark verteilt 100x eher Corona als ein Frühstücksbuffet.

Insofern ist nun witzig, dass überall die Striche auf dem Boden sind, die waren vollständig überflüssig.

Ansonsten:

  • Das Theming des Parks ist ok (da können deutsche Parks nicht mit Giganten wie Disney und Universal mithalten)
  • Die Garten und Landschaftsgestaltung ist toll
  • Sicherheit – gut
  • Aussehen der Bahnen – sehr Wechselhaft, einige könnten eine Reinigung oder Farbe brauchen
  • Wartezonen bescheiden, oft kein Wetterschutz und auch kein Sonnenschutz – geht in der Form so überhaupt nicht
  • Der Merchandise ist offenbar auf Weltklasse Niveau, ich hatte zwar keine Zeit mir die Sachen im Detail anzuschauen aber hinter jeder Topattraktion ist ein Laden
  • Ich habe noch nie einen Freizeitpark erlebt, der so schlechte Bewertungen beim Essen hatte. Der aktuelle Stand liegt im Bereich von 2,5 – 3 von 5 Punkten, wenn man auf Google sucht. Ich habe mich wagemutig bei dem Piratenburger an einen Cheeseburger + Pommes und Softdrink in der Maxi Version für 10€ gewagt. Die Bewertung 2,5 würde ich nicht bestätigen, bei mir war es eher eine 3/5 aber gut ist anders. Die Pommes waren bei mir i.O., die Cola hatte absolut 0 Kohlensäure. Das war keinen Versehen im sinne von etwas zu spät die Patrone gewechselt. Das habe ich so noch nie erlebt. Das Fleisch vom Burger ist sehr fein durchgedreht und schmeckt seltsam. Kann man also essen, muss aber nicht sein.

Wenn ihr die Wahl habt, fahrt lieber ins Phantasialand oder noch besser nach Disney World und zu Universal Orlando.

Auf dem Rückweg zum Hotel habe ich übrigens zum ersten Mal erlebt, dass ein Zug auf der Bahnstrecke war, an der ich die ganze Zeit entlang gewandert bin.

Mein Fazit:

Die Lüneburger Heide kann man durchaus erwandern, als Pflichtprogramm würde ich das aber nicht ansehen. Die Region meiner Meinung nach ein sehr gutes Marketing. Die Landschaft ist ganz schön, aber man läuft eben oft auch durch Wälder (die sehen kein Stück anders aus als in NRW) und gerade am Anfang auch gerne mal entlang von Schienen oder Straßen. Der Heidschnuckenweg wurde als schönster Wanderweg Deutschlands ausgezeichnet. Ok, so bin ich in Deutschland noch nicht gewandert aber wenn das stimmt, dann kann ich schon verstehen, warum die Langstreckenwanderwege im Ausland teilweise so einen legendären Ruf haben. Ich bin gespannt auf den König Ludwig weg, wenn der Heidschnuckenweg schon die Krone der Wanderwege war…
Mir mich war die Wanderung als Corona Alternativprogramm völlig in Ordnung. Das Wetter war ziemlich durchwachsen. Mit dem Regen hatte ich halbwegs Glück aber die Sonne hat sich eben auch eher selten gezeigt. Gutes Wanderwetter, kein Fotowetter. Das sieht bei Wanderwegen im Ausland oft auch anders aus. Aber in Zeiten des Klimawandels ist halt nichts mehr garantiert.
Ein Beispiel für die Effekte des Klimawandels: Während bei meiner PCT Wanderung in 2019 ein high snow Year war, also der Schnee in den Bergen bis weit in den Sommer erhalten geblieben ist, waren dieses Jahr mehr als 250 Meilen des Weges wegen Waldbränden gesperrt. Deutlich über 1000 Meilen haben “ungesunde” bis “gefährliche” Luftbedingungen gehabt.
Wie bei jedem mir bekannten Wanderweg, ist die Auszeichnung manchmal sehr gut und manchmal nicht vorhanden. Viel schief gehen kann in der Heide nicht, es gibt einfach genügend Orte, wo man im schlimmsten Fall strandet. Es schadet aber nicht eine App zu benutzen. Ich habe mir die Etappen bei Alltrails runtergeladen (das muss man dafür leider ein Jahr abonieren). Man findet auch GPX Files im Netz oder bekommt sie mit Reiseführern.
Ein klein wenig Langstreckenwanderwegsgefühl kommt auch auf dem Heidschnuckenweg aus, der Unterschied zu einer PCT Wanderung ist aber doch recht deutlich. Man kann jeden Tag einkehren und teilweise sogar entlang des Weges aussteigen. Man braucht eigentlich nur 2-3kg auf dem Rücken tragen und hat jederzeit ein Netz und doppelten Boden. Blasenpflaster vergessen? Dann werden die einem mit dem Gepäck ins Hotel geliefert. Man muss auch keine Extrawege zu teilweise recht fragwürdigen Wasserquellen laufen. Das braucht man aber auch nicht.
Wer also mal schauen will, ob länger Wandern etwas für einen ist, der kann es auch in Deutschland testen. Denn grundsätzliche Themen wie: Macht mein Körper das mit, kann ich überhaupt 30km und mehr am Tag wandern?
Mir haben jetzt auch die PCT Erfahrungen geholfen. Bestimmte Probleme kannte ich schon und die meisten konnte ich direkt vermeiden. Wenn ich dann mal wieder auf dem PCT bin, wird das auch helfen.
Letztlich kommt es wohl darauf an. welcher Typ Wanderer man ist. Ich wandere nicht, weil mit Wandern so viel Spaß macht, sondern weil ich etwas erleben und sehen will. Da hatte der PCT halt viel, viel mehr zu bieten. Obwohl ich bei einem Weg wie dem Heidschnuckenweg jeden Tag ein Hotel habe und gutes Essen, würde ich den PCT vorziehen, wenn ich frei reisen könnte. Wenn ich dann  wieder 6 Wochen unterwegs bin, sage ich wahrscheinlich was anderes.
Witzigerweise gibt es entlang des PCT übrigens auch eine Region, die aussieht wie die Lüneburger Heide. Ich wüsste aber nicht, dass das erwähnt wird. Zumindest habe ich noch keinen entsprechenden Hikebericht gelesen.
Die gute Nachricht für Radfahrer – man kann den ganzen Weg auch mit dem Rad fahren, aber ein Mountainbike oder vergleichbar sollte es schon sein.

Norwegen Hurtigruten Frühling / Frühjahrserwachen 2014 [Reisebericht]

Die erste große Schiffstour

Bei dieser Tour hatte ich anfangs etwas Bedenken, nicht etwa weil ich nicht Seefest wäre. Ich bin sogar ziemlich Seefest.

Bzgl. der Seefestigkeit sollte man auch nicht zu sehr einen Kopf machen, es sei denn es ist einem schon übel, wenn man ein Schiff sieht. Die Schiffe auf der Hurtigrute fahren weitgehend ziemlich geschützt an der Küste lang. Es gibt nur relativ kurze Abschnitte auf denen man über offenes Meer fährt und ein wenig Geschaukel und Schränkeklappern hört halt auf einem Schiff auch mal dazu.

Ich war vorher nie mehrere Tage auf einem Schiff unterwegs und somit stellten sich mir einige Fragen:

Fällt mir die decke auf den Kopf? Ist mir zu langweilig? Ist mir der Bordalltag zu spleenig?

Dementsprechend habe ich mich vorher informiert und bei Hurtigruten hörte sich alles recht entspannt an (abseits des Preises, der ist eher Apotheke). Langeweile kommt nicht auf, wenn man gerne die Landschaft betrachtet, denn das kann man im Frühling bereits fast rund um die Uhr.

Man kann an jeder Anlegestelle runter vom Schiff, Bürokratie und Förmlichkeiten wie auf Kreuzfahrtschiffen gibt es nicht. Allerdings st der Komfort gemessen am Preis auch sehr überschaubar. Wer Kabinen auf Kreuzfahrtschiffen kennt, wird ein anderes Preisleistungsverhältnis gewohnt sein. Dafür ist die Menschenmenge der an Land strömenden Besucher allerdings auch überschaubarer.

Ein Kreuzfahrtschiff ist aber auf der Hurtigrute auch keine Alternative. Das hängt damit zusammen, dass die Hurtigrute sehr nah der Küste entlang fährt und viele Stellen von Kreuzfahrtschiffen auch nicht angefahren werden können oder dürfen.

Wir haben uns für die vollständige Tour entschieden Bergen – Kirkenes – Bergen. Da einige Anlegestellen jeweils nur in einer Richtung mit Anlegezeiten am Tag angefahren werden, muss man auch in beide Richtungen mitfahren, um wirklich alles zu sehen. Wenn ich mich für eine Richtung entscheiden müsste wäre das allerdings eindeutig die Nordvariante. Die Tour ist aber schon kurz genug, wenn man in beide Richtungen fährt und finanziell hält sich der Unterschied auch eher in Grenzen.

Ausflüge

Da die Ausflüge in der Regel auf die Durchschnittsmenge an Besuchern ausgelegt sind, die Hurtigruten anliefert, kann es auch schon mal zu Engpässen kommen.

Mittlerweile hat Hurtigruten aber das Konzept der Ausflüge komplett verändert. Insofern sind die evtl. nicht mehr direkt vergleichbar.

Wir haben bei den Touren einige Leute dabei gehabt, die keine organisierten Ausflüge gemacht haben. Stattdessen haben sie dann jeden Tag eine Flasche Wein getrunken (zur Erklärung Alkohol ist in Norwegen so teuer, dass man dafür auch diverse Ausflüge machen könnte). Viele Dinge lassen sich in den beschränkten Zeitfenstern aber anders nicht erledigen als mit den organisierten Ausflügen. Zumal man die Sicherheit hat, dass das Schiff nicht ohne einen abfährt, selbst wenn es 10 oder 15 Minuten länger dauert.

Da ich noch nicht wusste, das ich später noch mal auf der Hurtigrute bin, haben wir an Ausflügen alles mitgenommen was sich irgendwie interessant angehört hat. Das war allerdings 2014 schon teuer, später hat Hurtigruten dann dramatisch die Preise erhöht (fast verdoppelt – ich vermute um die eigenen Ausflüge / Expeditionspackete zu pushen).

2014 und auch bei meiner zweiten Tour mit Nordlicht 2018 wurden die Ausflüge nicht von Hurtigruten durchgeführt, sondern extern. Es gab auch keine Expeditionen / Expeditionsleiter oder inkludierte Ausflüge. Das Konzept wurde erst danach eingeführt.

Ausflüge, an denen wir teilgenommen haben:

  • Jugendstil Rundgang – Sehenswert, kann man auch allein machen, dann verpasst man aber einige Hintergrundinfos. Kann man machen, muss man aber nicht machen.
  • Bootsafari zum Saltraumen – das ist eine Fahrt mit einem RIB Boot zu einer sehr starken Unterwasserströmung, die bei uns Achtung: An der Oberfläche nicht mal zu sehen war 😉 Aber die Fahrt lohnt sich trotzdem. Die alternative Bustour würde ich nicht machen, die Bootstour kann ich nur empfehlen. Die Fahrt kann aber schon recht rumpelig sein. Das ist keine seichte Bootsfahrt.
  • Winterabenteuer Husky – Für mich war das Erlebnis auf derart viele Huskies zu treffen spannender als die Schlittenhundefahrt. Ich hatte anfangs befürchtet, dass die Tiere unter eher schlechten Bedingungen gehalten werden, der Eindruck hat sich aber nicht bestätigt. Von den Hunden durch die Gegend gezogen zu werden war mal ganz interessant aber würde ich nicht nochmal machen. Wenn dann würde ich lieber hinten stehen und den Schlitten lenken und mitarbeiten (ja, die Hunde benötigen schon ein wenig Unterstützung).
  • Das Nordkap – Der Ausflug ist Pflichtprogramm und gehört zu jeder Hurtigrutentour dazu (bei der zweiten Tour im Winter sind wir allerdings wegen zu viel Schnee nur auf der Seeseite vorbeigefahren)
  • Schneehotel in Kirkenes – Ausgefallen mangels Hotel (war gerade am wegschmelzen)
  • Hammerfest Die nördlichste Stadt der Welt – Kann man machen, muss man aber nicht
  • Inselwelt der Vesterålen – Sollte man aus meiner Sicht mal mitgemacht haben. Gerade die etwas längeren Ausflüge zeigen einem auch ein wenig abseits der Küste und sind alleine schon deswegen interessant
  • Inselwelt der Lofoten – Siehe vorherige Ausflug – auch empfehlenswert
    Stadtrundgang durch Trondheim – Auch hier gilt, dass man sich die Stadt auch selber anschauen kann aber das dauert etwas länger, wenn man sich nicht auskennt
  • Malerische Atlantikstraße – Das ist DER must have Ausflug, der allerdings sehr am Wetter hängt. Im Winter gibt es den Ausflug nicht
  • Seadler Safari – Die Adler werden mit Fisch angelockt. Es lassen sich nebenher auch sehr viele Tauben anlocken. Je nach Standort (man wechselt auf ein kleines Schiff) sehr tolle Bilder aber das ist natürlich sehr künstlich. Gut für die Natur ist das sicher nicht.
  • Wir hatten vorab die Schneemobil tour gebucht in einem Bereich, wo mit Ziemlicher Sicherheit Schnee gelegen hätte. Da diese Tour einschließlich mutmaßlicher Nordlichtsichtung aber wegen Bauarbeiten ausgefallen ist, haben wir dann versucht vor Ort noch eine andere Tour in etwas südlicheren Gefilden zu buchen. Das hat aber mangels Schnee nicht geklappt.
  • Das  Ringve Museum in Trondheim ist eine absolute Empfehlung. Das ist nach meinem Wissen Weltweit relativ einzigartig und wir haben es besucht. Es sind dort eine ganze Reihe seltener und teilweise sehr spezieller Instrumente ausgestellt. Das ist an sich schon interessant aber noch viel spannender ist, dass während der Führung davon auch diverse zum Einsatz kommen und gespielt werden.

Ansonsten gibt es noch Magic Ice und das Museum als Ausflüge. Im Gegensatz zur Tour 2018 war das Museum 2014 noch inkludiert. Dafür war es allerdings extrem voll. Magic Ice haben wir bei dieser Tour verpasst, da wir beim Anlegen auf der Gegenüberliegenden Seite des Speisesaals gesessen haben. Unser Reiseleiter auf der Tour hat gefühlte 75% in die falsche Richtung geschickt. Das ist direkt neben der Anlegestelle und wenn man auf der Anlegeseite ist, kann man es auch nicht übersehen. Allerdings muss man dann durch das Gebäude durch und dann sieht man es nicht mehr, wenn man nicht weiß wo es ist oder dort ein Schild steht (bei uns stand kein Schild da).

RIB Boot Safari

Wintertour oder Frühjahrserwachen?

Wer an den Ausflügen Interesse hat, die wir bei diese Tour verpasst haben, sollte sich meinen zweiten Reisebericht zur Wintertour anschauen.

RIB Boot Safari

Im Gegensatz zur Tour 2018 (08.03-17.03), war die Tour 2014 nur etwa 1,5 Monate später (24.04-04.05) aber diese anderthalb Monate haben dramatische Auswirkungen auf Temperatur, Tageslicht und darauf, ob man das Nordlicht sieht oder eben nicht.

RIB Boot Safari

Wenn man (gute) Chancen auf das Nordlicht haben will, dann schließt das diverse Ausflüge und Erlebnisse aus, die es im Winter nicht gibt. Als Beispiel sei der Ausfug Malerische Atlantikstraße oder ein Besuch im Trollfjord genannt.

Unser Ziel bei der ersten Tour war das beste aus Winter und Frühling mitzunehmen und wir haben uns die Zeit so ausgesucht, dass wir einige Ausflüge aus dem Frühling und einige aus dem Winter dabei hatten (Schneehotel, Schneemobil, Schlittenhundefahrt).

Die Trollfjord im Trollfjord

Die Idee ist nur begrenzt aufgegangen, weil das Schneehotel kurz bevor wir dort waren für die Saison geschlossen wurde. Ab einem bestimmten Grad der Schneeschmelze macht es  keinen Sinn mehr, das Hotel offen zu halten bzw. ist dann auch zu gefährlich. Bei den Schlittenhunden hatten wir so gerade noch Glück und die Schneemobilfahrt hat auch nicht stattgefunden (bzw. die gebuchte ist ausgefallen und die alternative war zu weit im Süden und somit ohne genügend Schnee). Das Nordlicht war auch mangels Dunkelheit auf der ganzen Tour nicht zu sehen

Zu Besuch bei den Hukys

Dafür haben wir alle Frühlingsaktivitäten mitgenommen.

Und sonst?

Im Gegensatz zur zweiten Tour habe ich sehr viel mehr Zeit draußen verbracht (ich war fast immer vorne auf dem Schiff). Das hat mit Sicherheit zum Teil an den bereits deutlich angenehmeren Temperaturen gelegen. Zum Teil vielleicht auch daran, dass ich bei der zweiten Tour nicht mehr das Gefühl hatte, dass ich jede Minute aufsaugen muss, weil ich die Landschaft  schon gesehen hatte.

Unterwegs mit den Huskys

Selbst wenn man die Landschaft schon kennt, ändert sich das Wetter auf der Tour aber teilweise auch sehr schnell. Somit kann eine bereits bekannte Passage trotzdem einen ganz neuen Reiz entwickeln.

Es wird zwar immer seltener, dass Fracht mit der Hurtigrute verschickt wird aber die Hurtigrute ist eben kein Kreuzfahrtschiff

Zum Essen und zu den Essensabläufen habe ich mich in meinem zweiten Bericht schon ausgelassen, somit werde ich dazu hier nichts schreiben. Auch auf die organisatorischen Abläufe wie Einschiffung, an und Ablegen usw. war ich im ersten Bericht zur zweiten Tour bereits eingegangen.

Das Nordkapp

Unsere Kabine auf der Trollfjord lag auf der Ebene des Rundgangs. Das ist zwar insofern etwas lästig, da regelmäßig Leute vor der Kabine vorbei laufen (unsere Kabine war im Vorderen bereich des Schiffes aber zur Steuerbordseite. Somit Stand niemand vor unserem Fenster. Tagsüber kann man auch fast nicht von draußen rein schauen. Sobald man innen Licht anmacht, heißt es aber Vorhang zu oder Laufsteg. 😉

Der Vorteil ist aber, dass man sehr schnell draußen ist, wenn etwas zu sehen ist oder eine Durchsage kommt. Das ist bei Hurtigruten immer wichtig. Egal, ob man das Nordlicht sucht, im Frühjahr unterwegs ist, wie bei dieser Tour oder einen Ausflug in die Antarktis wagt.

Fliegen organisiert von Hurtigruten? Nein, danke.

Ein besonderes Negativevent auf dieser Tour hat die Abreise dargestellt. 2014 gab es German Wings (leider) noch. Die Gäste wurden alle relativ früh vom Schiff abgeholt (primär wohl, damit man das Schiff schnell für die nächsten Gäste fertigmachen kann). Am Flughafen standen dann mehrere hudert Gäste vor einem – mit einer Person – besetzen Check in Schalter.

An der russischen Grenze

Dann wurde gedrängelt was das Zeug hielt, egal wie alt, egal wie Gesund oder Klapprig. Sobald die Leute das Schiff verlassen hatten, wo sie sich ohne Probleme ohne Gehhilfen und Rollstuhl bewegen konnten, waren plötzlich alle behindert und konnten ihre eigenen Koffer nicht tragen. Das hat an Flughäfen den Vorteil, dass man sich gemütlich an den Schlangen vorbeischummeln kann.

Zu Beginn standen wir jedenfalls irgendwo in der Mitte der Schlange. Gegen Ende waren wir dann so ziemlich die letzten die am Schalter angekommen sind. Ist schon erstaunlich wie schnell plötzliche Behinderungen um sich gegriffen haben.

Irgendwann hat Geman Wings dann noch realisiert, dass es wohl helfen könnte kurz vor Abflug noch jemand zweiten an den Schalter zu stellen.

Ein Higlight war dann noch eine Rentnergruppe, die erst meinte sich arg dreist vordrängeln zu müssen (dafür waren sie wohl fit genug) und dann nicht in der Lage war die Koffer aus Band zu stellen, weil der ja zu schwer ist. Am besten war dann nach der Vordrängelaktion der Kommentar: Stellen Sie mir den Koffer auf das Band, sonst dauert es noch länger, bis sie in den Flieger kommen.

Ganz schlechte Idee!

Seeadler Safari

Die konnte auf jeden Fall froh sein, dass mein Cousin ihr den Koffer auf das Band gestellt hat. Von mir hätte sie den eher woanders hin bekommen aber nicht aufs Band. 😉

Mit etwa 20 Minuten Verspätung hat der Flieger dann abgehoben. Ich bin niemals vorher und bisher auch niemals nachher so gestresst aus einem Urlaub abgereist.

Stockfisch

Auf den zwei Folgetouren mit Hurtigruten waren die Flüge übrigens nicht wesentlich besser. Ich kann also nur abraten von den inkludierten Flügen, wenn es sich irgendwie vermeiden lässt. Gemessen am Preis ist das teilweise eine Zumutung was Hurtigruten sich leistet.

Fazit:

Abseits von einigen Ausflugsausfällen, die teilweise dem Wetter und teilweise anderen Umständen geschuldet waren war es eine tolle Tour. Die Tour hatte mehr vom Frühling als vom Winter und jede Jahreszeit hat auf der Hurtigrute ihre eigene Faszination.

Malerische Atlantikstraße

Die Preise sind bei Hurtigruten recht gesalzen aber das ist an anderen Orten auch nicht besser.

Ich bin ein Paar Jahre später erneut mit der Hurtigrute unterwegs gewesen auf einer Wintertour mit Polarlicht. Zusätzlich war ich mit Hurtigruten in der Antarktis.

Zu weiteren Reisebeiträgen geht es hier.

USA Tour & Pacific Crest Trail ein Fazit

Mein PCT Hike ist nicht so erwartet wie verlaufen aber in Summe bin ich zufrieden. Mir war von Anfang an klar das ich den Hike wegen der Landschaft mache. Was mir am Anfang nicht klar war ist, dass das zu wenig Motivation für mich ist, um den ganzen PCT zu Hiken. 

 

Einige meinen, dass dieser Aspekt des PCT (die Strecke durchhalten) mentale Stärke erfordert. Ich finde es einfach stupide, wenn man z.B. einen Tag im Nebel oder entlang am Los Angeles Aquädukt läuft. Das soll keineswegs die Leistung von den Leuten schmälern, die das machen. Ganz im Gegenteil. Ich weiß das jetzt erst einzuordnen.

Was man in den vielen Blogs nicht so eindeutig liest ist, dass der PCT zwar tolle Fotomotive und atemberaubende Landschaft bietet aber eben auch viel vom Gleichen. Nach drei Wochen Wüste hatte ich in der Wüste alles gesehen. Die drei Wochen danach hätte ich persönlich nicht gebraucht. So ist es öfter. Ich habe mich  nach einer Weile satt gesehen an der Landschaft. Umso mehr kann ich verstehen, warum Weltreisende oder Leute, die sich längere Auszeiten nehmen zwischendurch Urlaub vom Reisen brauchen (das hört sich bizarr an, macht aber durchaus Sinn).

Aber das ist evtl. anders, wenn man mehr auf das Ziel PCT komplett  gewandert hinarbeitet. Ob man das nun als mentale Stärke bezeichnen will, sei dahingestellt.

Weiterhin gibt es auch oft Landschaften, die von Waldbränden zerstört wurden. Da kommt man sich dann recht schnell vor wie Frodo bei der Durchquerung von Mordor.

 

Die Sierras sind einfach unglaublich schön aber eben auch unglaublich anstrengend. Da ich aus Vernunftgründen Ende Mai wegen der immensen Schneemengen (nicht nur deshalb, meine Mutter hatte auch einen Krankenhausaufenthalt, ich eine Megablase unter dem linken Fuß und rund 8kg Gewichtsverlust) nicht in die Region aufgebrochen bin, war das Thema Thru Hike bereits abgehakt. Wenn ich noch mal vor der Wahl stünde, würde ich vermutlich von Anfang an nur Sektionen hiken und Teile überspringen.

 

Gut gefallen hat mir Washington, dass ich aber leider nur sehr wenig erkundet habe. Da man das aber in ca. 4 Wochen durchwandert wäre das auch eine Option für einen zukünftigen Urlaub.

Den angeblich leichtesten Teil des PCT (Oregon) und dort ganz besonders die Crater Lake Region habe ich leider überhaupt nicht gesehen. 

 

Die beiden letztgenannten Regionen sind auch die, die am schlechtesten zugänglich sind. Der Crater Lake ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln nur zu bestimmten Zeiten erreichbar. Selbst das ist sehr schwierig, weil man dann per Zug fahren und anschließend mit zwei Privatbussen fahren muss (letztere limitiert und nur per Telefon buchbar). In Washington sieht es noch schlimmer aus.

 

In beiden Regionen ist die Dichte der Versorgungsstellen gering und somit muss man viel Essen mitnehmen und da sind wir auch an dem Punkt, der mir auf dem PCT am meisten Probleme gemacht hat. Das Essen. Wenn es alle 2-3 Tage einen guten Versorgungspunkt gegeben hätte, dann wäre mir der Hike viel leichter gefallen.

 

Weiterhin hatte ich mehrfach Magenprobleme wegen dem zu kleinen Rucksack. Da die Höhe des Rucksacks an der Untergrenze war (lt. Hersteller hätte da viel mehr Reserve sein sollen bzw. der Rucksack passt angeblich zu meiner Körpergröße), musste ich den Beckengurt enger machen, was dann zu besagten Problemen geführt hat. Wenn die Magensäure zu hoch ist, ist einem öfter mal übel und dann kann man nicht Essen. Bei dem Kalorienoutput auf dem PCT ist das vernichtend.

 

Da der Hersteller ZPacks maximal kundenunfreundlich agiert, habe ich auch keine andere Größe bekommen, als ich erst mal unterwegs war.

Das Naturerlebnis ist auf dem PCT ist einzigartig. Ich habe viele Tiere gesehen und mich auf dem PCT immer sicher gefühlt (lediglich wegen Schwarzbären hatte ich in wenigen Nächten bedenken).

 

Ich habe heftige Regenschauer, Hagelstürme und traumhaft ruhige und auch stürmische Nächte erlebt. 

 

Als Tipp würde ich jedem angehenden Thru-Hiker mitgeben: Geht die ersten Tage langsam an, wenn ihr den Hike macht. Das liest man immer wieder und ich habe es – wie viele – ignoriert. Klar frustet es, wenn man nach drei Tagen schon Pause macht aber es ist viel Sinnvoller, wenn ihr nach drei Tagen einen oder zwei Tage Pause macht, als später zwei Wochen. Man kann nicht alles weghiken oder aussitzen, auch wenn man sich dann besonders hart vorkommt. 😉

Es reicht nicht vorher jeden Tag 20km zu trainieren, wenn ihr dann nachher 40km pro Tag lauft. Gerade am Anfang kann jeder Kilometer mehr im Bereich über 30km den Unterschied zwischen überanstrengten Muskeln / Sehnen machen. Das liegt oft auch an den Flussbettartigen Wegeverhältnissen.

 

Fangt mit 15 Meilen an und arbeitet euch dann jeden Tag etwas weiter hoch. Wenn Verletzungen / Blessuren auftauchen, reagiert früh. Ja, wenn ihr in Kanada ankommen wollt muss die Meilenleistung pro Tag stimmen aber ob ihr die ersten paar Tage ein paar Meilen mehr oder weniger macht gibt nicht den Ausschlag, wenn ihr nicht eh schon sehr spät im Jahr unterwegs seid.

 

Schmerzen kann man zwar ignorieren aber vieles wird einfach nur schlimmer, wenn man es ignoriert. Dann benötigt man ggf. lange Pausen und die Zeit hat man nicht. D.h. mann muss sehr schnell ein Gespür dafür entwickeln was man weghiken kann und was nicht. Oft ist auch einfach der richtige Tipp zur richtigen Zeit die Lösung.

Ein weiterer Tipp: Nur weil jemand in seinem Hikejahr mit Mikrospikes und ohne Eisaxt ausgekommen ist, bedeutet das für den eigenen Hike überhaupt nichts. Viele Hiker neigen zu Pauschalaussagen (der hitch ist total einfach, dauert 5 Minuten, die ersten 700 Meilen brauchst du keine Regenjacke, Mikrospikes in Jacinto sind total überflüssig, ja in den Sierras reichen Mikrospikes). Wenn ich den Hinweisen in den Blogs gefolgt wäre, dann hätte ich ohne Regenjacke, -hose in der Wüste im Hagelsturm ggf. in einer lebensbedrohenden Situation gesteckt. Ich würde auch nie wieder ohne richtige Wasserdichte Winterhandschuhe hiken (ja, auch in der “Wüste”, die Berge bis zu 3500m Höhe hat). Das Gewicht und der Preis sind verschmerzbar.

 

Ein Dank an die Helfer. Ich habe nicht oft Hilfe in Anspruch genommen aber oft sind es Kleinigkeiten die einem als Hiker den Tag versüßen. Ein kaltes Getränk an einem heißen Tag an einer Stelle wo es zwar Wege für Jeeps oder sogar Straßen gibt aber sonst nichts kann Gold wert sein genauso wie ein Ride in einer Region ohne Handyempfang bzw. ohne Taxi, Lyft, Uber.

 

Gefühlt nimmt diese Hilfe ab, wenn ich mir Blogs und Berichte aus früheren Jahren ansehe aber vieles davon wäre auch in der Form nicht nötig. Beispielsweise sind die Übernachtungsmöglichkeiten mit Essen oft nicht erforderlich, sondern nur günstiger (allerdings Hiken natürlich auch viele mit sehr geringem Budget). Anders sieht es schon mit einigen Wassercaches aus, die können einem auch mal den Hals retten.

 

Ich kann euch nur ermutigen: Wenn ihr den Hike machen wollt, dann macht es. Ob es wirklich etwas für euch ist, findet ihr eh erst raus, wenn ihr ein paar Wochen unterwegs seid. Der PCT lässt sich nicht simulieren. Macht aus eurem Hike das Beste und ein Plan B bei Verletzungen / Problemen / Motivationslöchern kann auch nicht schaden. Wobei das sicher auch davon Abhängig ist was ihr für ein Typ seid. Der Plan B kann sehr schnell ziemlich verlockend werden, wenn ihr einen habt. Im besten Fall habt ihr ein halbes Jahr Zeit: Macht was draus, selbst wenn der PCT nicht euer Ding ist.

 

Man sollte seine Ausrüstung vorher ausgiebig getestet haben. Jedes Teil – von der Unterhose (ja, ernsthaft) angefangen bis zur Luftmatratze. Man wird trotzdem noch Fehler machen bzw. Probleme bekommen aber man kann das ja zumindest minimieren. Ich habe am Anfang auch gedacht: Was soll ich denn am T-Shirt oder der Hose testen?

Zum Beispiel bekommt man so raus wie schnell man sich die Hüften offen scheuert mit nur einer oder zwei Schichten zwischen Beckengurt und Haut. Für mich war draus die Erkenntnis, dass jede Schicht gut ist. Bei mir war es dann Unterhose, Hose, T-Shirt, Sweatshirt. Das sind Dinge, die man einfach ausprobieren muss. Die sind auch nicht bei jedem gleich.

Die Versorgung via Amazon klappt am Trail i.d.R. ziemlich gut. Weniger gut sind viele Shops auf die Anforderungen der Hiker eingestellt.

 

Ich bin nun ein PCT Section Hiker, der entlang des Weges öfter mal abgebogen ist. Vielleicht gehe ich in Zukunft wieder auf den PCT, dann aber für ein Teilstück. Ein Thru-Hiker werde ich in diesem Leben wohl nicht werden. Damit kann ich aber gut leben. Ich weiß wie es sich anfühlt, habe auf dem Trail fast alles erlebt, was einem passieren kann.

 

Die USA Tour in Zahlen:
Ca. 20 paar Socken und 4 paar Schuhe auf dem PCT verbraucht
10 Wochen auf dem PCT und 10 abseits des PCT unterwegs

Gesamtkosten ca. 33.700$

Davon 16.035$ in direkter Verbindung zum PCT.

Verteilung:

  • Unterkunft 3.300$ (das geht viel günstiger, wenn man öfter im Zelt bleibt oder sich das Zimmer teilt)
  • Essen 2.150$ (das war viel teurer als erwartet)
  • Ausrüstung 7.615$ (das geht für die Hälfte oder noch weniger, wenn man einige Kompromisse eingeht, keine separate Digicam, kein Fenix mit Backup Navigation und kein inReach bringt schon eine Menge und dann ggf. ein paar etwas günstigere Ausrüstungsteile)
  • Transport 2.175$ (das geht etwas günstiger, wenn man mehr per Anhalter fährt – der Flug ist enthalten, der fällt von Deutschland natürlich immer an)
  • Gesundheit 300$
  • Kommunikation (inReach, Telefon) laufende Kosten 395$

Für den PCT hätte man schätzungsweise auch mit 5500$ weniger auskommen können. In Summe kommt man aus meiner Sicht aber locker auf 15-20K $, wenn man den gesamten Trail läuft und so viele Townstays hat wie ich + solo Zimmer mietet. Bei mir wäre es definitiv mehr geworden. Das geht aber auch mit einem Bruchteil des Geldes, wenn man Zimmer immer nur mit anderen Hikern mietet oder im Hostel pennt. Heute ist auch oft das Problem, dass man kein Zimmer bekommt. Es gibt auch Leute, die den ganzen Trail lang keine 500$ für Zimmer ausgeben.

Die restlichen 17.665$ abseits des PCT.

Verteilung:

  • Rundreisen (1: Salt Lake City > Vegas,2: New York -> Orlando) – 7.700$
  • Eintrittspreise, Tagesausflüge 3.150$
  • Unterkunft 2.000$
  • Essen 2.230$
  • Transport 2.130$
  • Kommunikation 175$
  • Post 100$

Nach dem Kassensturz war ich erstaunt, dass ich abseits des PCT und auf dem PCT quasi gleich viel ausgegeben habe. Das liegt aber primär daran, dass in den PCT Ausgaben grob 7500$ Ausrüstung enthalten sind. Davon sind gut 1500$ auf dem Weg angefallen. Das sollte man nicht unterschätzen. Auch das geht natürlich günstiger aber dann halt etwas schwerer / weniger optimal. Manches von dem Teuren Zeug (Regenkleidung) war in meinem Fall das Geld auch nicht wert.

Die Zahlen sollten übrigens keinen potenziellen PCT Hiker abschrecken. Einige Hiker kaufen kaum Ausrüstung vor dem Trail (auf dem Weg kauft jeder!) und wenn man sehr häufig im Zelt schläft bzw. alle günstigen Gelegenheiten (Trail Angels, Campingplätze) usw. ausnutzt, lassen sich die Übernachtungskosten deutlich runter drücken. Es gibt Leute die geben für Übernachtungen auf dem ganzen Trail nur ein paar hundert Dollar aus (<500$). Ich hatte mein Zimmer immer allein, nicht weil ich es so gewollt hätte, sondern es hat sich nie anders ergeben, ich habe aber auch nie darauf hingearbeitet.

Wenn man dann noch den Verdienstausfall rechnet, sind die Kosten schon astronomisch hoch. Trotzdem bereue ich die Zeit nicht, kein bisschen. Ich würde wieder auf die Tour gehen. Ich würde einiges anders machen (und mir hoffentlich einiges an Schmerzen auf dem PCT ersparen und somit vielleicht auch mehr Kilometer machen). Die Grundsätzlich Entscheidung zum Hike würde ich aber auch mit dem Wissen von heute wieder treffen.

Alle Infos zum Hike findet ihr im Bereich Reisen.

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